Filmtagebuch: Vince

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Beitrag von gelini71 » 10.03.2013, 19:03

Bei Game of Thrones gibt es auch Moppen und Figge, bei the Wire nicht :lol:
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Beitrag von SFI » 10.03.2013, 19:10

Die ich eher hinderlich finde, von wegen wedeln usw.... :lol:
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Beitrag von Hannibal » 11.03.2013, 01:14

SFI hat geschrieben:Ich denke es wird Zeit die Stigmatisierungen vergangener Tage neu zu überdenken. Ich konnte mich ja auch an Game of Thrones ergötzen, bei welchem auch nicht passiert. :lol:
GoT ist nervenzerreißendes 24-Spannungskino verglichen mit The Wire... ;)

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Beitrag von SFI » 11.03.2013, 07:30

Ok, dann kann ich also auch die tägliche Zeitung lesen! :lol:
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Beitrag von gelini71 » 11.03.2013, 17:06

Gegenfrage: Welche HBO Serien hast Du schon gesehen und wie haben sie Dir gefallen ?
- Die Sopranos
- True Blood
- Rom
- Deadwood
- Big Love
- Six Feet under
- Game of Thrones
- Boardwalk Empire
um jetzt mal die bekanntesten zu nennen
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Beitrag von Vince » 11.03.2013, 17:58

Ist vom Feeling her von den Genannten btw. am ehesten mit Sopranos zu vergleichen. Totales Antispannungskino, kaum Dramaturgie, dafür sehr komplex strukturierte Drehbücher, die auf den ersten Blick monoton erscheinen. Die Serie ist gut geeignet für Leute, denen Filmklischees auf den Sack gehen und die einfach mal was richtig Authentisches sehen wollen.

Und natürlich sollte man sich auch grundsätzlich für die Thematik interessieren.

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Beitrag von StS » 11.03.2013, 18:09

Wenn es um tolle "HBO"-Serien geht, bitte gefälligst nicht "Carnivàle" vergessen! 8-)

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Beitrag von gelini71 » 11.03.2013, 18:38

StS hat geschrieben:Wenn es um tolle "HBO"-Serien geht, bitte gefälligst nicht "Carnivàle" vergessen! 8-)
Der SFI schaut nur Syncrofassung - von "Carnival" gibt es zwar eine Deutsche Syncro aber keine Deutsche DVD (von "Big Love" btw auch nicht - leider :cry: ).
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Beitrag von Vince » 17.03.2013, 16:14

11-11-11
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Darren Lynn Bousman wendet sich vom Splatter ab und versucht sich im okkulten Suspense-Horror. Um seine fehlende Übung in diesem Fach zu verschleiern, zieht er einen seltsamen Filter über seinen Film, der alles in dunkelblauen bis schwarzen Skalen darstellt und extrem starke Kontraste erzeugt, so dass eine kühle und unwirkliche, aber auch unschöne Optik entsteht, die letztlich nicht von den Mängeln ablenken kann. Gerade zu Beginn generiert Bousman kaum Spannung, sondern langweilt eher mit faseligen Dialogen über abstrakte Zahlenspiele, die verzweifelt mit Bedeutung aufgeblasen werden sollen. Zum Glück wird es zum Finale hin besser, denn da kann der Regisseur endlich mit Dämonenerscheinungen, Windmaschinen, Soundeffekten und einigen wenigen computergenerierten Einstellungen spielen.
:liquid4:

Freundschaft Plus
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Die Frau ist gerade auf dem Channing-Trip, da dachte ich, ich kontere mal mit Nat! Dieser einzige Grund, sich überhaupt eine Schmonzette dieser Art anzusehen (nicht, dass ich nicht hin und wieder sowieso mal eine mitgucken muss), schaut natürlich mal wieder hinreißend aus. Was geht sonst so? Die übliche Soße halt. Postmoderne Beziehungsprobleme der heutigen Zeit in einem den Realismus übersteigernden, aber ihn nie ganz verlassenden Drehbuch, garniert mit schrägen Sidekicks, die in all ihrer Güte die beiden Problembärchen wieder auf die rechte Spur bringen, und wenn mal eine Figur nicht so recht in die Anpassungsgesellschaft passen will, wird einfach das passende Deckelchen dazugeschrieben und schon ist das Universum wieder im Lot. Die "Casual"-Thematik, hier basierend auf einem Bindungsproblem der Frau, ist auch schon wieder ein eher alter Hut. Originalitätspreise sammelt "Feundschaft Plus" hier also nicht, und noch dazu stimmt die Chemie zwischen Kutcher und Portman kaum. Männer werden jedenfalls denken: Was will die von der Pfeife?, und nicht etwa: Komm Jung, schnapp sie dir!
:liquid4:

Hausu
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Ein eigentlich uramerikanisches Thema mal interpretiert im Manga-Style: Eine Gruppe schräger Mädels mit so memorablen Namen wie "Melody", "Fanta" oder "Mac" bezieht das Haus einer Tante, das sich schließlich als Spukhaus entpuppt.
Knallbunte Matte Paintings, extrem trashige Special Effects und ein ausgeflippter J-Pop-Soundtrack prägen "Hausu". Regisseur Obayashi etabliert eine ganz eigene Ästhetik, die vieles vorwegnimmt, was an den Frühwerken von Regisseuren wie Tim Burton, Peter Jackson und vor allem Sam Raimi so sehr faszinierte. Die Bildmanipulationen wirken ausgesprochen provisorisch und verstecken sich nicht vor dem Zuschauer, sondern verstehen sich als ganz eigene Kunstform. Da man die abgesteckten Grenzen der Drehplätze selbst im fertigen Film noch erahnt, erinnert "Hausu" zum Teil sogar an ein Theaterstück, aber die Liebe zum Detail in der Gestaltung der Umgebung, die ähnlich wie bei "From Dusk Till Dawn" in allen Tagesphasen von der Abenddämmerung bis zum Morgengrauen gefilmt wird, führt zu einem ganz speziellen Filmerlebnis.
:liquid8:

Hotel Transsilvanien
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Weil die Charaktere bei weitem nicht so weit entwickelt sind wie bei der Pixar-Konkurrenz und man um diese Tatsache wohl auch wusste, konzentriert sich "Hotel Transsilvanien" relativ schnell voll auf Slapstick und bleibt dieser Linie bis zum Ende treu. Dem Studio gelingt damit eine erstaunlich unterhaltsame Monster-Show. Alleine ein Schwenk durch die prall gefüllte Empfangshalle des Dracula-Schlosses enthüllt mehrere Dutzend Anspielungen auf alte Horrorfilmklassiker gleichzeitig; es würde sich lohnen, hier mal die Pause-Funktion zu betätigen und ein Zitateraten zu veranstalten. Die meisten Anspielungen sind auch für Nicht-Experten recht offensichtlich; mit Ikonen wie Dracula, Frankenstein oder dem Wolfsmenschen kann eben jeder was anfangen. So bahnt sich der Film Gag und Gag seinen Weg und trifft zu meiner großen Überraschung meist ins Schwarze. Tatsächlich ist "Hotel Transsilvanien" zwar lange nicht der beste, aber witzigste Animationsfilm, den ich seit langer Zeit gesehen habe. Einen beträchtlichen Teil trägt dazu auch die erstaunlich gelungene Synchronisation bei; insbesondere der Dracula-Sprecher macht mit seinem ungarischen Akzent einen guten Job.
Inhaltlich sind die Schablonen natürlich schnell ausgemacht, wobei das Drehbuch damit auch ein wenig spielt; aus dem von diversen Romantikkomödien bekannten Spiel gegen die Zeit mit Treffen auf dem Flughafen wird beispielsweise eine rasante Verfolgungsjagd Flugzeug vs. Fledermaus. Die Themen sind naheliegend: Übertriebene Vatersorge um das eigene Kind, die Furcht vor dem Unbekannten usw., mit allzu viel Schmalz werden diese unumgänglichen Botschaften aber glücklicherweise nicht angereichert.
:liquid7:

Pusher (Remake)
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Von der schmutzigen Heimvideooptik Refns, der mit seinem Independent-Klassiker "Pusher" die Straße direkt vor die eigene Haustür brachte (sozusagen), ist nur noch ein Häufchen Asche übrig. Das Remake konzentriert sich bei der Neuinterpretation weniger auf die Handlung als vielmehr auf den Filmlook: Grelle Lichter blinken an jeder Ecke, schnelle Schnitte treiben Tempo und Puls gleichermaßen in die Höhe und alle Sinne sind betäubt von der Unruhe des Milieus. So gesehen macht das Remake durchaus etwas aus seiner mit vielen Fragezeichen versehenen Ausgangslage, denn eine Neuauflage von "Pusher" hatte nicht wirklich Sinn gemacht. Macht sie vielleicht immer noch nicht, aber zumindest möchte man nicht behaupten, zweimal den gleichen Film gesehen zu haben. Richard Coyle macht seine Sache gut (und vor allem grundverschieden von Kim Bodnia), Bronson Webb kommt herrlich schräg rüber (ist in seiner Sidekick-Rolle aber angesichts seines Original-Gegenstücks Mads Mikkelsen wohl der größte Verlierer) und Zlatko Buric variiert seine eigene Rolle aus dem Original mit allergrößtem Genuss. Durchaus sehenswert, wenngleich die Ausweglosigkeit von Refns Film nicht reproduziert werden kann.
:liquid6: ,5

House Of The Devil
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Ich war ja einer von den Wenigen, die "Cabin Fever 2" durchaus mochten... dennoch hätte ich Ti West einen derart krassen Stilwechsel im Leben nicht zugetraut. Alle faseln immer von Retro-Kino, serviert wird dann meist etwas, das erbärmlich versucht, die 70er und 80er Jahre zu imitieren, ohne dass es gelingen würde, aber die scheinbar so ereignislose erste Hälfte von "House Of The Devil" - wüsste man es nicht besser, würde man glauben, dieser Film sei wahrhaftig in den 70ern im Untergrund gedreht worden.
Höchst geschickt streut West, während er vermeintlich Belangloses zeigt, haufenweise Informationen in die Bilder, die Unmengen von Suspense erzeugen. Seien es Kameraperspektiven, sei es die Stimmintonation oder ein Satz, der gesprochen wird, sei es auch einfach die pure Neutralität des Filmkorns... wer hier schreit "langweilig", ist wohl von jahrelangem Konsum greller Farbfilter und 50 Schnitten pro Minute so abgestumpft, dass er Feinheiten nicht mehr erkennen kann.
Im zweiten Teil kommt der West dann ein bisschen heraus, aber auch hier zerstört er seinen Film nicht, sondern übt sich lediglich in Konsequenz. Die Krönung ist dann das relativ abrupte Ende, das mehr Grindhouse in sich trägt als jeder postmoderne Reflex der letzten Jahre.
Es hat sich mal wieder die Faustformel bestätigt: Wenn 50 Prozent des Publikums begeistert sind und 50 Prozent vom größten Scheiß aller Zeiten reden, handelt es sich meistens um einen verdammt interessanten Film.
:liquid8: ,5

Fear X
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Sogar ein schlechter Refn ist immer noch ein guter Film. Das beweist die bisher vielleicht schwächste Arbeit des Regisseurs, die aber immer noch in einem Atemzug mit Filmen wie "Fargo", "Barton Fink" und "Lost Highway" genannt werden muss. John Turturro ist für den "Snow Noir" ohnehin gemacht und enttäuscht auch diesmal nicht. Die Kamera leistet erstklassige Arbeit und bietet ein paar Einstellungen zum mit der Zunge schnalzen; Lynch-artige Überblendungen und präparierte Setdesigns bebildern die Kopfwelten der Hauptfigur, der sich durch karg eingerichtete Häuser, verschneite Landschaften und schwach beleuchtete Hotels mit blutroten Wänden kämpfen muss, um herauszufinden, was mit seiner Frau geschehen ist. Dass man dem Drehbuch manchmal aber nicht ganz anmerkt, worauf es hinaus will, lässt "Fear X" schlechter dastehen, als nötig gewesen wäre.
:liquid6:

Die 3 Tage des Condor
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Extrem spannender Politthriller, der die gesellschaftliche Paranoia der 70er Jahre vor mächtigen Institutionen tief in seiner DNA trägt. Der Zuschauer verfügt zu keinem Zeitpunkt über mehr Informationen als der Hauptdarsteller; im Gegenteil überrascht dieser (gespielt von einem soliden Robert Redford) immer mal wieder mit irrationalen Schlenkern, die sich im Nachhinein aber als sinnvoll erweisen. Je mehr Schichten der Gejagte aufdeckt, umso ohnmächtiger wird die Erkenntnis über die Größe des Gegners. Max von Sydow überzeugt auf der Gegnerseite mit enormer Präsenz. Großes New-Hollywood-Kino, dem aktuelle Thriller ja wieder ein wenig nacheifern.
:liquid8:

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Beitrag von Sir Jay » 18.03.2013, 07:40

Freundschaft Plus fand ich auch extrem vorhersehbar, einfallslos, lahm und Ashton Kutcher hat glaube ich noch nie so langweilig und vergessenswürdig gespielt wie hier...und Natalie Portman hier so zu sehen ist für mich auch eher irritierend, denn für mich wird sie auf ewig Matilda bleiben *noch keinen der neuen Star Wars Filme gesehen hat*

und der Rest der Film sagt mir gar nix, aber die beiden Spuckhaus Filme klingen interessant :)

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Beitrag von freeman » 19.03.2013, 09:20

und der Rest der Film sagt mir gar nix, aber die beiden Spuckhaus Filme klingen interessant
Ich hab immer Angst vor Spuckhäusern, da kommt man so nass wieder raus ...

In diesem Sinne:
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Beitrag von Vince » 26.03.2013, 18:18

Maniac Cop
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Es ist das gleiche New York wie dasjenige von Abel Ferrara oder dem jungen Martin Scorsese: Ein schmutziges Moloch mit Hochglanzfassade und enorm vielen Schattenseiten. Letztere nutzt William Lustig, um die Titelfigur über lange Zeit im Dunkeln zu verbergen... Zu sehen ist bloß die furchteinflößende Statur des außer Kontrolle geratenen Cops, sein Gesicht bleibt ein Rätsel, das den Zuschauer über zwei Drittel des Films beschäftigt. Die Anonymität hinter der Uniform - "Maniac Cop" spielt mit dem blinden Vertrauen, das der Bürger bestimmten Berufsgruppen entgegenbringt und bebildert die Konsequenzen: Zuerst rennen die Opfer potenziellen Verbrechern davon und dem vermeintlichen Retter der Not in die Arme, später dann, als die Medien ihre Schlagzeilen in die Öffentlichkeit transportiert haben, schießen die vermeintlichen Opfer auf ihre Retter im Irrglauben, sie hätten es mit einem Psychopathen zu tun. In diesen Momenten ist Lustigs Film auch Mediensatire. Die Demaskierung des Hünen betont dann aber doch eher das Sleazige des Films, das natürlich von Anfang an vorhanden war; nun wütet ein Monster, das es mit den Regeln des B-Films zu beseitigen gilt. Bruce Campbell ist der ideale Gegenpart in der Gegenüberstellung des bösen und nicht ganz so bösen Cops - schmal, bleich, hilflos angesichts der plötzlich aufkeimenden echten Gefahr und doch wächst er am Ende über sich hinaus - ein American Hero.
:liquid6:

Ziemlich beste Freunde
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Vom Sujet her widerliches Berechnungskino, wirkt "Ziemlich beste Freunde" einfach schon kraft der Bilder völlig entwaffnend. Die außer Kontrolle geratene Mundpropaganda, die den Film monatelang das Kino verstopfen ließ, kehrt das Spektakuläre völlig ungleicher Freunde unangenehm heraus, der Film selbst tut dies glücklicherweise jedoch nicht: So wie man das im Idealfall auch selbst tut, hält er die Zusammenkunft zweier Menschen aus so unterschiedlichen Schichten für vollkommen selbstverständlich. Darüber hinaus zeigt er auf, wie verbohrt und engstirnig das Umfeld reagiert, wenn man es mal wagt, den Erwartungen an die eigene gesellschaftliche Rolle zu widersprechen; umgekehrt wird deutlich, wie einzelne Menschen durchaus für positive Überraschungen gut sein können, wobei die Betonung durchaus auf der Überraschung liegt, denn es sind die unerwarteten Züge, die in diesem Film für Frische und Humor sorgen.
Natürlich bleibt "Ziemlich beste Freunde" trotz seines Hypes und seiner Kompatibilität mit dem Massenpublikum "nur" ein netter kleiner Film zum Wohlfühlen; neue Erkenntnisse lassen sich daraus wohl nur dann ziehen, wenn man bislang mit einem Brett vor dem Kopf durch die Welt gelaufen ist.
:liquid7:

Spider Forest
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Übernatürlicher südkoreanischer Thriller, der sich an Lynch und Ableger anlehnt und dabei in etwa an das Niveau von Lynch-Tochter Jennifer reicht. Mit der Spinnen-Symbolik meint "Spider Forest" es etwas zu gut, überhaupt sind die in fahlen Bildern eingefangenen Motive (insbesondere der von grellem Licht ausgefüllte Tunnel) einen Hauch zu offensichtlich; metaphysisch geht der Film nicht genug in die Tiefe, um ähnlich die Grundfesten zu erschüttern wie der Meister.
:liquid6:

Quo Vadis
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"Quo Vadis" wird immer in einem Atemzug mit Kalibern wie "Ben Hur" genannt; dabei ist es eigentlich nur Peter Ustinov, der diesen Monumentalschinken rückblickend denkwürdig erscheinen lässt. Wenn eine Texttafel zu Beginn des Films großspurig tönt, dass der nun folgende Film sinnbildlich von einem Monster handle, so wird das zumindest in Sachen Intensität der Sache gerecht: Ustinov verkörpert Nero als egomanisches, tuckiges, tückisches Spielkind mit zu viel Macht. Als er bei einer Festivität vor dem Volk mit seiner Gesangsstimme prahlt und diese gönnerhaft trotz einer leichten Erkältung einsetzt, so bleibt diese Szene stärker in Erinnerung als die spektakulären Aufnahmen tausender Statisten auf den Rängen der Arena, den blutigen Kämpfen mit Löwen und Stieren auf dem Sandboden oder des brennenden Roms, wenngleich all diese Sequenzen Erweiterungen des Handelns des Kaisers sind und fast schon wie Manifestationen seiner Gedankengänge anmuten. Was Nero auch nur andeutet, wird Wirklichkeit; dieses erschreckende Ausmaß an Macht verleiht dem Film seine ganze Faszination. Die vermeintlichen Hauptakteure Robert Taylor und Deborah Kerr gehen angesichts der einnehmenden Präsenz Ustinovs in der Bedeutungslosigkeit unter.
:liquid7:

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Ice Age 4 - Continental Drift

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Beitrag von StS » 26.03.2013, 18:22

Vince hat geschrieben:Maniac Cop
Der zweite Teil rockt mehr. :wink:

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Beitrag von Vince » 02.04.2013, 10:29

Sons Of Anarchy - Season 3
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Dass immer wieder die gleichen Sets aufgesucht wurden, auch wenn es wenig Sinn machte (äußerst unwahrscheinlich, dass sich sämtliche Charaktere in die Krankenhauskappelle verziehen, wenn sie alleine sein oder nachdenken wollen; tatsächlich ist das nur eine Methode der Drehbuchautoren, ein intimes Gespräch zwischen zwei Figuren herauszufordern), begann gerade zu nerven, da verlagert sich die Handlung ins grüne Irland - inklusive Irish-Folk-Variation des Titelsongs! Der neue Schauplatz bringt neuen Pepp in die zwar hochwertig umgesetzte, aber langsam ins Soapige abdriftende Serie. Ab hier zieht endlich mal das Tempo an, die Verschwörungen werden packender und das Ende setzt einen gut platzierten Knall. Mission Cliffhanger erfüllt, kann man da nur sagen die Vorfreude auf Season 4 wurde jedenfalls gekitzelt.
:liquid7:

Machine Gun Preacher
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Ein zweischneidiges Schwert. Einerseits weiß "Machine Gun Preacher" wirklich zum Nachdenken anzuregen, lässt die Motivation des Geläuterten nachvollziehbar werden und interessiert für das Land und die Menschen, die darin leben. Auch wird der Mann, der immerhin Menschen tötete, keineswegs glorifiziert, da das Drehbuch sich bemüht, auch darauf einzugehen, dass es nicht das Anliegen des Einzelnen sein kann, die ganze Welt zu einer persönlichen Angelegenheit zu machen. Andererseits wird der Weg Gottes im Film durchaus propagiert und letztlich nicht konsequent genug in Frage gestellt, und wenn sich die Hauptfigur dann mal wie ein Arschloch aufführt, wirkt das meist wie aus dem Nichts gegriffen (Stichwort Limousine für die Tochter bzw. 100-Dollar-Scheck), um eben auch mal die guten Seiten pflichtbewusst etwas zu relativieren. Ein empfehlenswerter Film nur für solche Leute, die dazu imstande sind, selbst mitzudenken und nicht alles genau so zu schlucken, wie der Film es füttert.
:liquid6:

The Ides Of March
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Clooney verlässt ein Stück weit seinen Anspruch an die Authentizität und ändert seine Herangehensweise an die Politik zugunsten der Spannung. "The Ides Of March" ist ein moralisches Lehrstück und anders zu begreifen als etwa "Good Night, and Good Luck". Seine Figuren sind symbolische Gefäße wie aus einer Bühnenaufführung; entsprechend nah ist er mit den Kameras an ihnen dran; das Umfeld interessiert weniger als die Reaktionen der Figuren aufeinander in ihrem eigenen Mikrokosmos. Keine jubelnden Massen, kaum Medien, nur die Akteure im politischen Spiel. In dieser Fauna atmen vor allem die Nebendarsteller auf; gerade Paul Giamatti und Philip Seymour Hoffman stehlen Hauptdarsteller Gosling die Butter vom Brot, während Clooney sich selbst bewusst eher holzschnittartig inszeniert; es hätte fast ausgereicht, ihn nur anhand von Wahlpostern zu zeigen.
:liquid7:

Mann beisst Hund
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Experimentalfilm, inzwischen designierter Kultfilm und zugleich doppelbödige Mediensatire. Der Selbstdarstellungsdrang des Killers fusioniert mit der Mittäterschaft der Medien in einem im höchsten Maße selbstreflektierten Stadium, eine Zusammenkunft, wie man sie im normalen Fernsehen unterbewusst immer wahrnehmen sollte, nur dass der Zusammenhang von den Medien selbst so weit wie möglich unsichtbar gemacht wird. Moralische Grenzen werden vollständig ausgehöhlt, was in den raffinierten Monologen des Soziopathen fließend zum Ausdruck gebracht wird. Im letzten Drittel verliert der Film bisweilen ein wenig seine Form, an seiner aufrüttelnden Wirkung ändert das aber nichts.
:liquid8:

Tempest
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Schwülstige Dialoge unter hibbeligem Soundtrack und expressionistischen Special Effects, denen man immerhin zugestehen muss, dass man Effekte dieser Art normalerweise nicht in Filmen sieht. Alleine schon die Dopplereffekte bei der Fortbewegung Ariels sind so cheesy, dass jeder gescheite Filmemacher normalerweise einen großen Bogen darum machen würde. Aber irgendwie hat es was. Dass "Tempest" die Gemüter spaltete, war natürlich vorauszusehen. Immerhin, die Kostüme taugen was und der Mix aus Drama, Hofkomödie und ein wenig Horror hält bei der Stange.
:liquid6:

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Moonrise Kingdom

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Beitrag von Vince » 16.04.2013, 13:54

Der Rabe - Duell der Zauberer
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Eine mutige, weil streckenweise ziemlich alberne Verfilmung einer Poe-Kurzgeschichte, die - wie beim Horror-Großmeister üblich - eigentlich von ihrer Mulmigkeit lebt, von Corman aber zur launigen Farce uminterpretiert wird. Vincent Price und Boris Karloff liefern sich ein hitziges Magiergefecht voller Trickeffekte mit der Verve eines Zeichentrickfilms, Peter Lorre legt als Sidekick die Vorlagen aus und Jack Nicholson ist eine tumb dreinblickende Kuriosität mit dem Ausdruck eines verwirrten Bauern. Das Schloss erweist sich als atmosphärischer Schauplatz, der im kostengünstig nachgeschobenen Film "The Terror" (entstand mit Nicholson und Karloff in den tragenden Rollen, weil vom "Raven"-Dreh noch ein paar Drehtage übrig waren) bei weitem nicht von einer solchen Ausdruckskraft war.
:liquid7:

Die Totenliste
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Verzwackter, sehr britischer Krimi, der schon deswegen in Erinnerung bleibt, weil allerhand Prominente unter Masken verhüllt im Filmverlauf vorkommen, meist als einfaches Volk, und im Abspann ihr wahres Ich enthüllen. Dabei wären diese Gimmicks gar nicht notwendig gewesen, auch ohne das Versteckspiel wäre "Die Totenliste" rätselhaft genug gewesen, um bei der Stange zu halten. Bis es auf dem Höhepunkt der abschließenden Fuchsjagd zur Enthüllung kommt, streut John Huston durch das Listenprinzip reichlich Pfeffer in die Handlung.
:liquid7:

Flash Of Genius
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Kleiner Mann gegen großen Konzern vor dem Gericht - Die Autobiografie um Robert Kearns, den Erfinder des Intervallscheibenwischers, bewegt sich schematisch auf Hollywood-Hoheitsgebiet. Den Prämissen Hollywoods wird "Flash Of Genius" jedenfalls bis hin zum versöhnlichen Ende durch und durch gerecht. Der Bezug zur Realität immerhin spricht für den Film - dass die Ford Motor Company derart deutlich attackiert wird (allerdings mit dem deutlichen Einwand, dass nicht dieses spezielle Unternehmen angeprangert wird, sondern die Struktur von Unternehmen dieser Größenordnung im Allgemeinen), und nicht irgendein symbolisches Fantasieunternehmen, macht die ganze Geschichte überhaupt erst interessant. Greg Kinnear sowie sämtliche Nebendarsteller machen den Film im Detail hochwertig, die Regie ist souverän und die Dialoge vor Gericht trotz ihrer Vorhersehbarkeit packend.
:liquid6:

Die Morde des Herrn ABC
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Ein weiterer britischer Krimi, diesmal nach Agatha Christie, um eine Mordserie, bei der der Mörder nach dem Alphabet vorzugehen scheint (und schlüssigerweise bei einem Herrn namens "Albert Aachen" beginnt ;) ). Tony Randall überzeugt als kauziger Ermittler Hercule Poirot; das Französisch zelebriert er geradezu. Dem Whodunit-Verlauf folgt ein spektakuläres Finale mit Verwirrungsstiftung, mittendrin erfreut ein nettes Crossover mit Miss Marple.
:liquid6:

Roboter im Sternbild Kassiopeia
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Russischer Sci-Fi-Klassiker und direkte Fortsetzung zu "Start zur Kassiopeia". Sozialistische Tendenzen lassen ebenso wie die märchenhafte und dennoch mit vielen wissenschaftlichen Theorien und Paradigmen angereicherte Herangehensweise an das Genre direkt auf das Herkunftsland schließen; die Familie der ins All gesandten jungen Astronauten feiert gemeinschaftlich den Jahrestag des Abschieds, während nur die Kerzen des Kuchens die karg eingerichtete Wohnung erhellen, und die Astronauten wiederum erleben ihre Abenteuer als ein Kollektiv. Die Darstellung der Roboter wirkt extrem naiv, tatsächlich verbergen sich hinter den "Robot Dance"-artigen Bewegungen und den silbernen Kostümchen ausgereifte Kommunikationsmodelle, und die das Drehbuch beherrschende Zeitparadoxie stellt nicht etwa ein Fantasy-Element dar, sondern beruht auf physikalischen Überlegungen. Hat man sich also einmal durch die naive Darstellungsform gekämpft, entpuppt sich "Roboter im Sternbild Kassiopeia als philosophisch sehr anregender Film.
:liquid7:

Grace Is Gone
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Ungemütliches, bisher kaum beackertes Randthema, schon gar nicht aus männlicher Perspektive: Als Witwer, dessen Frau als Soldatin im Dienst ums Leben gekommen ist, spielt John Cusack einen vom Lebensalltag überforderten Mann, der es nicht übers Herz bringt, seinen beiden Töchtern den Tod ihrer Mutter zu berichten. Aus "Grace Is Gone" wird folglich ein eskapistischer Road Trip, das Ziel ein Vergnügungspark; der Film dahinter eine bittersüße Erfahrung, ein Wechsel aus väterlicher Nähe und Distanz und eine Unkonstante, immer mit dem Wissen im Hintergrund, dass die Wahrheit um so schmerzlicher wird, je länger sie hinausgezögert wird. Dabei geht es nicht nur um den Umgang mit den Töchtern, sondern auch mit der eigenen Rolle als jemand, der selbst zur Armee hätte gehören wollen, sich dafür aber nicht geeignet hatte. Der Film schöpft all diese Selbstzweifel der Hauptfigur zu einem dichten Drama aus und leistet sich lediglich manchmal auf der Durchreise ein paar Oberflächlichkeiten, wenn das Drehbuch etwa eine interessante Figur wie die von Alessandro Nivola anschneidet, ohne ihr ganzes Potenzial wirklich auszuschöpfen.
:liquid7:

Hide - Love Is Hell
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Dialog- und bildästhetisch ein armseliger Trittbrettfahrer Tarantinos, hängt sich "Hide" insbesondere an das Drehbuch von "True Romance" und verbohrt sich in den Versuch, das Thema "wahre Liebe" noch tiefer zu ergründen als beim Vorbild geschehen - mit dem Ergebnis selbstanalytischen Geschwurbels um Läuterung und Loyalität, das nur schwer zu ertragen ist. Ein, zwei nette Regieeinfälle mögen sich ihren Weg ans Tageslicht gebohrt haben, aber auch die sind dann kaum mal auf dem eigenen Mist gewachsen, sondern kupfern relativ unverblümt und direkt ab. Darüber hinaus zieht Rachel Miner so sehr vom Leder, dass ihre Sätze sehr gestelzt wirken - ihr Juliette-Lewis-Modus macht das Ganze nur noch platter.
:liquid3:

Dotterbart
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Durch und durch ein Produkt der Pythons, ganz ohne Frage. "Dotterbart" mag von einem Großteil der Komikertruppe geringgeschätzt werden (laut Cleese unterliege ihm das schlechteste Drehbuch, das er je gelesen hat, und der Film gehöre zu den sechs schlechtesten der Welt), aber er hat eben gerade diesen unwiderstehlichen Charme des Ungeliebten, diese tölpelhafte Doofheit und vor allem diese besonderen Momente, in denen man lauthals lachen muss, obwohl das Gezeigte grenzenlos bescheuert ist. Streckenweise ist die Piraten-Farce eine schrecklich dumme Angelegenheit, doch wenn man zurückblickt, kann sie sich gerade wegen ihres hilflosen Außenseiterdaseins durchaus gegen "Brian" & Co. halten.
:liquid7:

Der Gestiefelte Kater
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Auch wenn die Überflüssigkeit dieses "Shrek"-Ablegers auf der Hand liegt, muss man schon eingestehen, dass es schlechtere Animationsfilme gibt. Mit der Bohnenranke ist der Märchenansatz besiegelt und los geht eine flotte Bohnenhatz, die mitunter mehr Spaß macht als so manche Fortsetzung der Oger-Reihe. Animationstechnisch wirkt "Der Gestiefelte Kater" etwas hakelig, auch weil hier ausgerechnet Katzen mit dem aufrechten Gang des Menschen animiert werden und man schon dem Körperbau der Katze ansieht, dass hier irgendwas nicht stimmt, aber immerhin werden ein paar Eigenarten der Katze aufs Köstlichste übertrieben. Lohenswert auch der Kurzfilm auf der DVD, der ausnahmsweise mal nicht weit unter dem Niveau des Hauptfilms liegt, wie man es aus manch anderer Dreamworks-Produktion gewohnt ist.
:liquid5:

Grimm - Season 1
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Der Pilot lässt auf Großes hoffen: Insbesondere in der signalartigen Farbgebung weiß sich "Grimm" angenehm von Konkurrenzprodukten abzuheben. Vom geheimnisvollen Türkisblau bis zum gefährlichen Rot ist die Welt von Grimm in ein betörendes Farbenmeer eingetaucht.
Je mehr Fälle jedoch abgeschlossen werden, um so langweiliger die Chose: Die überdeutlich von den "Buffy"- und "Angel"-Machern stammenden CGI-Monsterfratzen wirken enorm trashy (insbesondere auch, weil sich die menschlichen Gesichter in jeder möglichen Situation einfach mal eben verwandeln, ob der Grund nun Anstrengung, Angst, Wut oder einfach nur die Enthüllung des Fabelwesens für den Zuschauer ist). Zudem folgen die nach dem Monster-of-the-Week-Muster gestrickten Episoden immer dem gleichen Ablauf, eine Charakterentwicklung, die sich im Piloten noch abgezeichnet hatte, stellt sich kaum ein. Da Hauptdarsteller David Giuntoli zwar solide, aber blass bleibt, ist Silas Weir Mitchell (bekannt u.a. als Psychopath aus "Prison Break") eigentlich der einzige Grund, am Ball zu bleiben; sein trockener Humor wertet die Serie maßgeblich auf.
Auch nicht ganz ohne Unterhaltungswert ist der von Germanismen überflutete Originalton: Von Kreaturen wie "Blutbad" und "Hexenbiest" ist da die Rede, meist mit einem unsicheren Gespür für die Pluralform (so heißt es nicht etwa "Blutbäder", sondern "Blutbaden"). Für die sehr amüsant zu lesende Gesamtübersicht empfehle ich den Wiki-Eintrag:
http://en.wikipedia.org/wiki/Creatures_of_Grimm
:liquid4:

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Beitrag von freeman » 17.04.2013, 09:05

Grimm ist für mich auch eine echte Enttäuschung. Vor allem weil auch aus den Grimms selber überhaupt gar nichts gemacht wird. Im Grunde weiß man ja nur: Grimms, die haben viele Waffen, die sie nie einsetzen, viele Tränke, die sie nie trinken und das alles in einem Wohnwagen, den nicht mal die New Kids geil finden würden. Das Monster of the Week Schema ist sehr langweilig und warum so manche Quelle schreibt, die Effekte wären so toll, kann ich auch nicht so recht nachvollziehen. Die CGI Masken sind durchweg einfach nur hochnotpeinlich. Schade drum ... die Märchenbezüge selbst sind nämlich ganz witzig ...

In diesem Sinne:
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Beitrag von Vince » 21.04.2013, 11:43

Dream House
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Der Plot von "Dream House" beginnt eigentlich erst da so richtig, wo viele andere Mysterythriller enden. Das verschafft ihm einen gewissen Vorteil, den er immerhin bedingt zu nutzen weiß; auch wenn das Drehbuch nach einer vermeintlichen ersten Auflösung (die aber bei weitem zu früh kommt, um wirklich das Ende darzustellen) zunächst ein wenig dahindümpelt, entblättert sich nach und nach ein gar nicht mal uninteressantes Dimensionenspiel, das trotz einer sehr zurückhaltenden Inszenierung langsam Spannung aufbaut. Dennoch wirkt das Hauptdarsteller-Trio um Daniel Craig, Naomi Watts und Rachel Weisz seltsam unscheinbar, so als sei "Dream House" gar kein aktueller Film, sondern in einer Zeit entstanden, bevor die Karrieren der drei Darsteller in die Gänge kamen.
:liquid6:

Oblivion
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Der Mann von "Tron" spielt auch bei "Oblivion" seine Stärken wieder vor allem auf der optischen Ebene aus. Obwohl letztlich nur ein Patchwork aus Motiven anderer Science-Fiction-Filme (mit einer Bandbreite von "Prometheus" über "Moon" bis "Wall-E"), gelingt Kosinski ein packender, sehr rund wirkender Spielfilm, der die Besonderheit hat, auf der großen Leinwand wohl besonders gut auszusehen, obwohl er sich gar nicht mal an allzu großen Effektschlachten aufhält; viele Szenen sind eher von intimem, monologischen Charakter, alleine aber schon das Produktionsdesign legitimiert den Gang ins Kino (Stichwort: Swimmingpool). Der Plot reicht zwar nicht allzu sehr in die Tiefe (ein "Moon" ist da natürlich ein ganz anderes Kaliber), kommt aber auch nicht zu platt daher und gibt vor allem nicht vor, mehr zu sein, als er ist.
:liquid7:

Délicatessen
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Jean-Pierre Jeunets Debüt ist ein morbid-surrealistisches Kaleidoskop von Individuen, die wie verirrte Ameisen in einer aus dem Ruder gelaufenen Zivilisation umherrudern und mehr oder weniger eigenverantwortlich um ihr Überleben kämpfen, wobei sie mitunter sehr ähnliche Verhaltensweisen annehmen. Jeunet und Caro kleiden ihre eigenwillige, mit karikaturistischen Gesichter-Close-Ups angereicherte Dystopie in rostbraune Farben und tänzeln mit irrwitzigen Schwenks durch das Miethaus, um möglichst viele der eigenwilligen Charaktere - nicht selten auch im Parallelschnitt - charakterisieren zu können. Der eigenwillige Stil hat sich bis "Micmacs" gehalten (bleibt abzuwarten, was Jeunet dieses Jahr mit "The Yound And Prodigious Spivet" abliefert), die besondere Erzählweise führt aber bei "Délicatessen" zu einer absolut einmaligen Erfahrung.
:liquid9:

Die Große Illusion
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Ein visionärer Film über den Großen (damals noch einzigen) Weltkrieg, der aber eine Weitsicht bezüglich der nahen Zukunft offenlegt: Gedreht 1937, lässt Jean Renoir bereits mit dem vieldeutigen Titel offen, ob die Zukunft wirklich den baldigen Frieden bringt, von dem viele Charaktere in seinem Film ausgehen. Auch der Krieg selbst wird im Rahmen der Handlung zur Illusion, denn weder bekommt man Schlachtfelder zu Gesicht noch werden die Franzosen oder Deutsche als Monster dargestellt, wenngleich die äußere Darstellung von Rauffensteins ein solches vermuten lässt; sein Handeln spricht aber ebenso wie dasjenige seines Gegners Boeldieu andere Bände, wird es doch vor allem von gegenseitigem Respekt geleitet.
Die offensichtlichste Lesart des Titels ist dann der Bau eines Tunnels, der aus dem Gefangenenlager in die Freiheit führen soll; hier fügt Renoir dem kriegs- und gesellschaftsphilosophischen Kern seines Films noch einen spannenden Unterbau zu.
:liquid8:

Sein Oder Nichtsein
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Wenn man so will, ein direkter Erbe von "Die Große Illusion" mit unzähligen Ähnlichkeiten, und doch ist "Sein oder Nichtsein" fast schon eine Art Gegenstück. Beide Filme inszenieren etwas, dessen Anwesenheit zwar spür- aber noch nicht greifbar ist in der jeweiligen Gesellschaft, aber bei "Sein oder Nichtsein" fehlt die unheilvolle Vorahnung. Lubitsch inszeniert die Gegenwart des Jahres 1942, also den Zweiten Weltkrieg, mit einer eigentlich unvorstellbaren Leichtigkeit als doppelbödige Theaterkomödie, die es gar erlaubt, einen Theaterdarsteller als Adolf Hitler durch Warschau spazieren zu lassen - eine Szene, die ungemein an Chaplins "Großen Diktator" erinnert. Ein streckenweise brüllend komischer Film, der gerade in seiner vermeintlichen Naivität Unmengen an Esprit versteckt.
:liquid8:

7 Psychos
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Schräge Psychokillerfarce mit doppeltem Boden, die mich weniger an Tarantino oder Guy Ritchie denn vielmehr an "Kiss Kiss Bang Bang" erinnert hat - und diesen dann sogar übertrifft. Der Film-über-Drehbuch-über-Drehbuchverfilmung verwendet als Erzähltechnik nicht einfach ein Plagiat, sondern findet einen eigenen, sehr ansprechenden Ansatz; die Offenbarung der Psychos via Screenfreeze und Einblendung "Psycho No. 1" bis "Psycho No. 7" ist nicht so banal, wie es scheint. Erfreuen darf man sich vor allem an dem Shitload von tollen Schauspielern - ob Colin Farrell, Sam Rockwell, Christopher Walken oder Woody Harrelson, alle hauen sie hervorragende Leistungen raus (freut mich diesmal besonders für Walken, den ich zuletzt immer eher im Sparflammenmodus habe spielen sehen). Dann noch Schmankerl wie Tom Waits am Rande... herrlich, das Ensemble sowie ihre Rollenanlagen sind neben dem geschickt verflochtenen Drehbuch das Highlight.
:liquid8:

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Twilight - Gnädigerweise der allerletzte Teil
Chillerama

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Beitrag von Vince » 05.05.2013, 11:33

Dobermann
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Nicht gerade subtile Stylebombe, die sowieso auf lange Distanz schon ermüdet, dazu aber auch noch relativ schlecht gealtert ist. Die späten 90er stecken dem Film in jeder Pore, von dem gelackten CGI-Dobermann in den Pre-Titles (hätte auch prima bei "Mortal Kombat" reingepasst) bis zur Graffiti- und Stroboskoplichtoptik, von Cassels Overacting (das wie als Gag von einer stummen Bellucci ausgeglichen wird) bis zu den effekthascherischen Gewalteruptionen. Der Kult muss in den letzten 16 Jahren nach und nach verdunstet sein; übrig bleibt ein greller Farbfleck.
:liquid4:

Amer
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Kunstvoller Liebhaberfilm zwischen Giallo und Experimentalkino mit einem besonderen Interesse an extremen Close Ups. "Amer" beschwört die Intimität geradezu mit extremen Nahaufnahmen und bewegt sich dabei zwischen Bedrängnis und sexueller Psychotherapie, wobei er psychologisch mit einem jugendlichen Schlüsselerlebnis und einer daraus abgeleiteten Entwicklung der Hauptfigur recht banal bleibt, dies aber mit seiner visuellen Wucht und auch dem eindringlichen Soundtrack recht gut zu kaschieren weiß. Nicht nur hier wird der Film dem offensichtlichen Vorbild Dario Argentos gerecht - die Farben schillern oft in nur einem Raum im Trio wie zu besten "Suspiria"-Zeiten, wie uninspiriertes Kopieren wirkt das aber nicht, vielmehr weist "Amer" schmerzlich darauf hin, dass solche Besonderheiten in der heutigen Kinolandschaft oft vollständig fehlen.
:liquid8:

The Innkeepers
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Wie so oft ist auch mit "The Innkeepers" wieder bewiesen, dass die Filme, die das Publikum stark spalten, oft im besonderen Maße sehenswert sind. Ti West ist so ein Regisseur, dem das im regelmäßigen Abstand zu gelingen scheint; weder ist "Cabin Fever 2" so schlecht,w ie er überall gemacht wird, noch wurden die Qualitäten von "The House Of The Devil" allzu oft erkannt, dem Quantensprung in seinem Schaffen. In "The Innkeepers" wendet er sich von den 70ern ab, ohne sich direkt auf eine andere Epoche zu stürzen (man kann jedoch Elemente des blutlosen Gruselfilms der 50er und 90er Jahre darin finden, wenn man möchte). Dabei orientiert er sich an dem extrem langsamen und viele Zuschauer schon damals überfordernden Pacing von "The House Of The Devil" und provoziert eine noch deutlichere Ereignislosigkeit, garniert auch noch mit berechenbaren Jump Scares aus der Konserve. Und doch gelingt West wieder ein Film mit Momenten, die sich tief einbrennen. Die Qualitäten liegen also weniger in den Gruselszenen selbst (die darüber hinaus teilweise auch noch mit schwerer Unlogik zu kämpfen haben), sondern vielmehr in dem ausgedehnten Zusammenspiel der beiden Hauptfiguren, die viel Zeit gewährt bekommen, sowie in der eigenwiligen Atmosphäre des Hotels, das eigentlich sehr offen mitten in einem Stadtgebiet liegt und doch enorm viel Einsamkeit ausstrahlt.
:liquid7:

I'm still here
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Amüsantes Fake-Doku-Experiment, das die Realität so stark imitiert, dass viele Zuschauer die Verwandlung Joaquin Phoenix' in einen fetten, bärtigen Möchtegern-Rapper für voll genommen haben. Phoenix legt eine vorzügliche Verwandlung in ein Häufchen Elend hin - der Witz seiner Figur rührt daher, dass die Anwandlungen, die er verspürt, durchaus realistisch anmuten in seiner Situation und nicht ins Karikaturistische aufgeblasen werden. Die Rap-Songs, die er P. Diddy vorspielt, sind zwar extrem scheiße, klingen aber so, als seien sie von jemandem eingespielt worden, der durchaus mit Elan (nur eben ohne Talent) bei der Sache war, und das Penner-im-Anzug-Outfit könnte theoretisch im Sinne eines Fuck-Off-Rockstars durchaus cool sein und ist es nur wegen Phoenix' aufgedunsener Gestalt nicht. So gesehen mal Realsatire, die ihren Namen verdient hat.
:liquid7:

Ralph reicht's
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Was hab ich mich auf den gefreut, und was wurde ich enttäuscht. Sicher gibt es ein paar nette Verweise auf diverse Videospielklassiker, allerdings scheinen diese wirklich nur dann zu funktionieren, wenn man die betreffenden Klassiker auch wirklich kennt. Ich habe beispielsweise ziemlich abgefeiert, als Ralph in der Mülltonne grub und das "Metal Gear Solid"-Ausrufezeichen inklusive charakteristischem Warnsignal aufploppte - stelle ich mir aber vor, ich würde die Spiele nicht kennen, hätte ich mit diesem Moment nichts anfangen können.
Das Argument ist mit dem Hinweis "von Nerds für Nerds" schnell abgeschmettert, immerhin kann man ja gut lachen, wenn man etwas findet, allerdings gibt "Ralph reicht's" diese Suche nach Videospielzitaten doch erschreckend schnell auf und versinkt in einer süß-klebrigen Welt, um dort mit Schmonz und Rührsal zu kleistern. Der Humor verliert dabei schnell seinen Pep, und das Drehbuch, das bis dahin noch darum bemüht war, die Level-Strukturen zu einer funktionierenden Lebenswelt umzubauen, versinkt im 08/15. Dazu kommt eine ziemlich miese deutsche Synchronisation. Wegen der frischen Thematik gerade noch
:liquid6: , dennoch wäre das Interesse an einem Sequel da, gerade eben weil man so viel mehr da rausholen könnte. Gerne auch mit einer neuen Hauptfigur.

Lawless
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Was "Gangster Squad" für den Noire-Gangsterfilm ist, ist "Lawless" für die Zeit der Prohibition. Von den Ansprüchen, die etwa "Boardwalk Empire" an sich stellt, ist er weit entfernt. Gespickt mit Comic Reliefs, allen voran der augenbrauenlose Guy Pearce, bemüht er sich in erster Linie darum, den Unterhaltungswert aufrecht zu halten und ist diesbezüglich auch durchaus erfolgreich - gelungene Set Pieces, Kostüme und Beleuchtung reichen dazu aus und lassen ein etwas zerfranst wirkendes Drehbuch nicht allzu negativ ins Gewicht fallen.
:liquid6:

Das Labyrinth der Wörter
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Eine herzliche Liebeserklärung an die Macht des geschriebenen Wortes und doch mit einem kritischen Blick auf die Abgründe, die sich auftun können, wenn man sich durch das Lesen Wissen aneignet und damit seine gesamten Denkmuster neu anordnet. Dem tumben Alltagsleben und dem sorgenlosen Dahintreiben in der Gedankenlosigkeit werden durchaus positive Züge abgewonnen, so ist etwa das Café, in dem sich die Hauptfigur oft herumtreibt, ein lebendiger Platz voller Nichtigkeiten, der durch seine spezielle Atmosphäre gewissermaßen selbst eine Vorlage gibt, die man mit Worten wiederum blumig beschreiben und ihr etwas Intellektuelles abgewinnen könnte. Die Gegenseitige Bezugnahme wird vom Film sehr schön herausgearbeitet, auch wenn er sich damit der Gefahr hergibt, unter dem Strich dem seichten Dahintreiben zu verfallen und die Diskurse über das Leben am Ende wie antrainierte Muskeln einfach wieder schrumpfen zu lassen.
:liquid7:

Der Dritte Mann
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Ein Klassiker, der seinen Status unbedingt verdient hat. Ein zerbombtes Wien, das in sagenhaften Kameraeinstellungen überragend in Szene gesetzt wird; eine Nachkriegsgeschichte, der im Gewand des Film Noir völlig neue Züge abgewonnen werden; ein Zither-Soundtrack, der so wunderbar die gängige Orchesterlandschaft gegen den Strich bürstet; das Gute und Böse in Low-Key-Einstellungen direkt aufeinanderprallend; eine Liebe ohne Erfüllung; ein bahnbrechendes Finale in der Kanalisation, an dem man sich nicht sattsehen möchte; am Ende einer der wenigen Filme, die man am liebsten unmittelbar anschließend nochmal sehen möchte.
:liquid10:

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Beitrag von Vince » 11.05.2013, 16:57

Im Augenblick der Angst
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Der fette, eklige, von der eigenen Mutter unterdrückte und von Obsessionen geplagte Massenmörder - eines der großen Klischees des Horrorfilms, als solches auch zelebriert von "Im Augenblick der Angst", der für einen Film aus den 80ern überraschend doppelbödig ausfällt - denn die Klischees, die er in der Eröffnungsszene so sorgfältig ausbreitet, erweisen sich im Nachhinein als Film-im-Film, wobei man auch selbst immer wieder darauf aufmerksam gemacht wird, gerade einen Film zu sehen (und dabei hypnotisiert zu werden): So blicken wir in verschiedenen Szenen in eine Mise-en-abyme aus mindestens drei Leinwänden-in-Leinwänden und müssen vorsichtig hinter uns blicken, um zu überprüfen, ob hinter uns nicht auch eine Kamera aufgestellt ist, hinter der sich womöglich noch ein Irrer mit Messer befindet. Nur konsequent ist es, dass ein großer Anteil des Films wie auch des Films darin im Kino stattfindet. Der schlichte Aufbau der Sequenzen alleine ist es nicht, der überzeugen kann; vielmehr sind es die Paradoxien, die sich durch die Metaböden ergeben, so dass man schnell auf seine eigene Position als Filmrezipient reflektiert. Denn die Handlung aller Ebenen erreicht kaum mehr als das durchschnittliche Slasherniveau der damaligen Zeit. Aufgrund seiner Struktur sehr interessant, aber zum Teil auch etwas zäh.
Es würde übrigens schwer verwundern, wenn Drew Barrymores Outfit in "Scream" nicht auf dasjenige der (späteren) Hauptfigur dieses Films Bezug nehmen würde.
:liquid6:

Sound City
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Dave Grohl ist kein allzu guter Regisseur, möchte man bei diesem Debüt anmerken, denn handwerklich zeigt seine Dokumentation über die legendären Sound City Studios von LA, die jüngst vom ehemaligen Nirvana-Drummer gekauft wurden und in denen viele legendäre Alben entstanden, zu wenig Raffinesse. Eine chronologische Abfolge der Geschichte des Studios in der ersten Hälfte, kommentiert von Kennern und Zeitzeugen, dann der Kauf durch Grohl und die Erneuerung in der zweiten Hälfte, wiederum mit allerhand Interviews untermauert.
Nur erwartet man in einem solchen Fall ja auch gar keine ausgefeilte Dokumentationskunst, man möchte einfach das Feeling spüren, und Grohl hat es wirklich drauf, zu vermitteln, was er beim Anblick der verstaubten Konsolen und der vermüllten kleinen Räume spürt: Nostalgie. "Sound City" vermittelt einen motivierenden Blick auf die Produktionsseite des Musikmachens: Man möchte am liebsten seine Siebensachen packen, sich im Studio verkriechen und erst wieder mit einem frischen Album rauskommen! Grohls Enthusiasmus steckt einfach an, und es ist herzerwärmend, was für eine Gefolgschaft er für den zugehörigen Soundtrack auftreiben konnte und wie die alten Haudegen noch rocken können - insbesondere, Kalibern wie Paul McCartney beim Abgehen zuzusehen, hat etwas zutiefst Beruhigendes an sich. Warum also ein bestimmtes Studio einen unverwechselbaren Sound erzeugen kann, und warum es sich lohnt, so ein abgetakeltes kleines Studio zu erhalten, darüber gibt "Sound City" Aufschluss.
:liquid7:
Unbedingte Empfehlung auch gerade für Jay, rein um schon mal Fragen wie "Hört man das überhaupt, in welchem Studio ein Album aufgenommen wird" vorzubeugen. ;)

Die Stunde, wenn Dracula kommt
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Einer von diesen Filmen, die als Wegbereiter für eine neue Generation fungiert haben könnten: Optisch erinnert noch vieles sowohl an Universal- als auch vor allem an Hammer-Klassiker (Gruselkutschen, Gummifledermäuse, tiefe Schatten mit schmalen Lichtbalken, in denen Augenpaare zur Geltung kommen), allerdings geht Bava zielstrebiger ins Explizite und erzeugt dadurch eine vollkommen neue Ästhetik, die zwar noch nichts mit Splatter gemein hat, aber zu einem neuen Bewusstsein vom Darstellbaren führt. Fast zufällig, hier liegt dann wohl auch der Reiz seiner Filme, gelingen ihm auch immer wieder schauderhaft-schöne Szenenkompositionen, die "Die Stunde, wenn Dracula kommt" eine hohe Überlebensdauer garantiert.
:liquid7:

Projekt Brainstorm
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Leider ungünstig als letzter Titel eines recht alkoholreichen Abends auserkoren und für eine faire Wertung schien mir dieser Film einfach zu vielschichtig; in Erinnerung bleiben nur ein wie immer überzeugender Christopher Walken und eine stark an Cronenberg und hier vor allem an "Videodrome" erinnernde Grundprämisse sowie Optik.
:TILT!:

Bedways
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Dem viel beachteten "9 Songs" in jeder Hinsicht vorzuziehen. Prätention mag man "Bedways" anlasten können, persönlich konnte ich diese aber nicht erkennen; Kahl spielt ein durchaus raffiniertes Spiel mit dem Zuschauer, benutzt den Filmkontext für die teilweise direkte Kommunikation mit dem Zuschauer (vor allem bei der Masturbationsszene am Ende), wozu der dokumentarische, sleazige Look des Films und die kargen Drehstätten hervorragend passen. Hat seine Schwächen, bietet aber wenigstens so manch interessanten Ansatz, der die (wenigen) pornografischen Szenen nicht ganz so stumpf und selbstzweckhaft wirken lässt.
:liquid6:

Family Guy - Season 8
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Die übliche Chose eben; ein anarchisches Mosaik aus situativen Einzelszenen, die sich selten bis nie zu einer homogenen Episode verbinden und dem Zuschauer einen gewaltigen Bestand an Kulturallgemeinwissen abverlangen, der in der Zukunft vermutlich jeglichen Belang verlieren wird; solange aber sind die Peter-Griffin-Filmrisse wenigstens ganz witzig.
:liquid6:

Sons Of Anarchy - Season 4
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Beste Staffel so far - endlich geht es mal richtig ab, eigentlich schon so extrem, dass man fast befürchten müsste, dass es keine fünfte Staffel mehr geben kann, weil sich die Ereignisse so stark aufschaukeln. Vom zwischenzeitlichen Soap-Flair der ersten Staffeln keine Spur mehr, gerade in der zweiten Hälfte blühen folgenweise Cliffhanger auf, wie man sie auch für ein Staffelfinale als würdig erwiesen hätte. Auch vom anfänglichen Einwand der Kritiker, die Serie würde die Machenschaften der Biker verherrlichen, bleibt nicht viel übrig, denn hier wird gezeigt, wie sich ein Club von innen heraus selbst zerfleischt.
:liquid8:

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Beitrag von Vince » 26.05.2013, 13:33

Californication - Season 1
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Hoch lebe das Kind im Manne! David Duchovny ist genauso sehr Hank Moody wie er Fox Mulder war, die Serie über den heruntergekommenen Buchautoren ein sexgeschwängertes Geflecht einer Suche nach menschlicher Nähe in einem emotionalen schwarzen Loch von Stadt, das ganz auf Lifestyle und Ansehen ausgelegt ist. Mit dem Realismus ist es dabei einerseits nicht so weit her (schwer vorstellbar, in welchen Situationen und in welchen Zuständen sich Mr. Moody teilweise mühelos Frauen angelt wie Würmer aus einem Ködertrog), andererseits fällt es positiv auf, dass sich die Serie auch nicht scheut, groteske Szenarien aufzugreifen (Lolita-Syndrom, ein Dreier zur Rettung der Ehe, ein Squirt, der klimatisch als komische Pointe einer Verkettung kurioser Umstände eingebaut wird, ein kotzender Hank in ähnlicher Funktion). Natürlich bleibt die Sehnsucht nach familiärer Stabilität immer greifbar und dass am Ende doch alles in einer Hochzeit mündet, ist romantischer Zynismus in Reinform und mit ein Grund, weshalb "Californication" als "Sex And The City" für Männer bezeichnet wurde.
:liquid7:

Stitches - Böser Clown
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Zwar kommt "Stitches" unnötig schwer in die Gänge, wo der Plot doch nur ein Musterabriss ist und nicht so viel Vorgeplänkels benötigte, dann aber wird die coulrophobe Horror-Unterkategorie mit einem guten Schuss Humor und Genre-Satireelementen gut genutzt. Ein Schuss White-Trash, eine Verwandlung in einen Untoten und hopps, sind wir bei Rob Zombie, dessen burlesque Stilgerichtetheit allerdings wiederum nicht imitiert wird; "Stitches" ist aufs Wesentliche heruntergekürzt nur ein normaler Slasher, der seine beschränkten Mittel eben schön bunt und grafisch umsetzt. Die Splatter-Effekte leuchten bunt im Nachthimmel der Jugendparty und schon ist der Adressat zufrieden. Das sättigt auf lange Sicht nicht so wie ein Film der Marke "Mad Circus", sorgt aber kurzfristig für Vergnügen.
:liquid6:

The Incident
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Kunstfilmangehaucht, Shaky-Cam, Beleuchtung fast im Infrarotbereich... "The Incident" ist schon Geschmackssache, trippelt sich seinen Weg durchs Minenfeld aber ziemlich geschickt zurecht; wie schnell hätte man in die Mindfuck- oder Arthaus-Falle tappen können, aber über weite Strecken wird mit geringsten Mitteln eine düstere Stimmung der Vorahnung aufgebaut, die sich zur Filmmitte hin bestätigt und in Terror mündet. Die Insassen werden so weit dämonisiert, dass ihr Auftreten an Zombies erinnert - insbesondere dahingehend, dass man sich mit etwas Geschick durch ihre Massen bewegen kann, ohne entdeckt zu werden - aber das bewegt sich alles noch im Rahmen künstlerischer Freiheit.
:liquid7:

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Beitrag von Vince » 02.06.2013, 11:01

Killing Them Softly
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Stillleben-Gangstergroteske mit immerhin genug Guy-Ritchie-Zutaten, dass man daraus einen irreführenden Trailer schneiden konnte, letztendlich geht "Killing Them Softly" aber eher die ruhige / dramatische Schiene und lässt sich noch eher mit den Gangsterszenen aus Jim Jarmuschs "Ghost Dog" vergleichen. Dumme Zufälle lenken den Plot, aber am Ende sind es die Methoden der abgeklärten Charaktere, die im Mittelpunkt des Interesses stehen. Ein Film wie eine knallharte, trockene Pointe, und entsprechend endet "Killing Them Softly" dann auch.
:liquid8:

Maniac
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Eine bewusst inkonsequent geführte First-Person-Kamera, die sich immer wieder aus dem Blickfeld des Psychopathen zu befreien versucht, bestimmt die am Kunstkino ausgerichtete Ästhetik von "Maniac", der aber weder inhaltlich noch visuell unbedingt den Anspruch rechtfertigt, der hinter der konsequenten Darstellung verborgen liegt. Ein Film wie "Amer" war audiovisuell nochmals ungleich beeindruckender, wenngleich ähnlich blenderisch, was das Inhaltliche anging. Dennoch überzeugt vor allem die neonfarbene, fahle Beleuchtung der nächtlichen Straßen, und Elijah Wood löst sich einmal mehr erfolgreich von seinem Image als Little Mr. Sunshine mit Cape, Lockenpracht und Pelzfüßen. Leicht überbewertet, dennoch sehenswert.
:liquid6:

Girl From The Naked Eye
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Mag die zwar uneigenständig an "Sin City" angelehnte, aber gekonnt umgesetzte Noir-Optik noch ihre Schauwerte besitzen, versagt "Girl From The Naked Eye" leider bei der unheimlich langweilig umgesetzten Story - dafür, dass sie einen so großen Raum im Gesamtbild einnimmt, kommt sie erschreckend nichtssagend daher. Stereotypen klassischer Noir-Erzählung werden ohne jeden Pep wiedergekäut, zwischendurch ein paar Titten oder Martial-Arts-Einlagen (die immerhin nicht so fehlplatziert wirken wie sie klingen), das macht die Sache nur minimal besser. Ist einmal sicherlich ohne Reue goutierbar, der Wiedersehwert liegt aber schätzungsweise bei 0.
:liquid4:

Cars 2
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Dass ausgerechnet "Cars 2" eine Fortsetzung erleben würde, war eigentlich nicht unbedingt abzusehen, verfügten die anthropomorphen Fortbewegungsmittel doch über weniger Identifikationscharakter als jede andere Schöpfung, die man bei Pixar jemals erdacht hat. Und doch ist sie entstanden. Ob nun wegen hoher Spielzeugverkäufe oder weshalb auch immer, das soll hier nicht interessieren; die Umsetzung lässt aber schon mit den Ohren schlackern, denn die noch relativ konservativ aufgezogene Geschichte des ersten Teils um Ruhm, Freundschaft und Herkunft weicht einer abgedrehten Agentenfilmsatire mit zahlreichen Parallelen zur Energiemarktpolitik, die das kleine Publikum heillos überfordern und das große Publikum zum Stirnrunzeln auffordern dürfte. Das hektische, ruhelose Drehbuch fördert erst recht das Problem, dass man mit den Autos nicht mitfiebern kann und ist offenbar nur darauf ausgelegt, die natürlich wieder 1 a funkelnden Felgen über abgedrehte Pisten zu jagen. Zeitgleich werden weitere Transportmittel wie Schiffe, Züge oder Flugzeuge vermenschlicht und so schon mal ein dritter Teil vorbereitet (Teaser bereits verfügbar), der mit neuen Protagonisten immerhin mal etwas Abwechslung verspricht, denn aus den Autos ist der letzte Tropfen Öl ausgequetscht.
:liquid4:

Falling Skies - Season 1
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Hätte ich mal sporadisch im TV eingeschaltet, wäre ich wohl schnell zum nächsten Sender gewechselt, denn gerade auf den ersten Blick ist "Falling Skies" eine aus dem eigenen Fundus und bei anderen zusammengeklaute Aliennummer von der Stange. Der Eindruck hält sich auch nach den ersten 10 Folgen, aber trotz der typischen Spielbergmängel (Kinderkitsch und Co.) gibt es eben auch die typischen Spielbergstärken und die liegen im recht hohen Unterhaltungsfaktor der Story, die in diesem Fall relativ oberflächlich unterhält und der es gelingt, permanent bei der Stange zu halten. Eine Entwicklung, und das ist vermutlich ausschlaggebend, ist auch zu spüren, man merkt, dass auf ein Ziel zugesteuert wird. Darüber hinaus überzeugen die meisten Darsteller.
:liquid6:

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Beitrag von freeman » 03.06.2013, 09:20

zwischendurch ein paar Titten oder Martial-Arts-Einlagen (die immerhin nicht so fehlplatziert wirken wie sie klingen)
Die Martial Arts Szene aus der coolen Seitenperspektive mit dem Bolero darunter ist imo ganz großes Kino, die so eigentlich in einen Big Budget Klopper gehört und die, entgegen deinem Fazit, zumindest von mir bereits mehrere Male goutiert wurde ;-)

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Beitrag von Vince » 03.06.2013, 16:54

Jo, erinnerte etwas an "Oldboy" und "Dragon Tiger Gate"... und ich bezog mich natürlich auf den Wiederansehwert des gesamten Films, einzelne Szenen gehen natürlich. Obwohl ich mir die Scheibe jetzt nicht wieder rauskramen würde wegen der Szene...

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Beitrag von Vince » 28.06.2013, 17:38

V/H/S
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Der Unterschied zum gewöhnlichen Found-Footage-Episodenfilm fällt gering aus und dementsprechend fein sind auch die Innovationen, die "V/H/S" als Hommage an das Medium Videokassette mit sich trägt. Gerade inhaltlich gibt es nur wenige Verknüpfungen mit der V/H/S an sich; die Waldepisode nutzt Überspielungen und Griesel- bzw. Zerreffekte als Special Effects und definiert über sie auch das Monster, ansonsten bleiben die besonderen Eigenarten der guten alten Plastikbox reine Formalitäten und vermischen sich mit dem üblichen Gewackel, wie man es eben auch von Digicam-Aufnahmen kennt. Die Besonderheiten der damaligen Zeit und das typische VHS-Feeling von damals kann jedoch nicht beschworen werden.
Die Beiträge sind dabei von wechselhafter Qualität (wobei der Rahmen eigentlich am schlechtesten abschneidet), was der Natur der Sache geschuldet ist, da verschiedene Regisseure am Werk waren. Die meisten Episoden "leiden" darunter, ausschnitthaft zu wirken, allerdings ist das eben auch dem Konzept geschuldet. Teils sehr flache Pointen (wie insbesondere bei der Ti-West-Episode) bleiben dabei dennoch nicht aus. Unter dem Strich ein interessantes Experiment, das man unter Umständen mit Kopfschmerzen beenden wird.
:liquid6:

Frankenweenie
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Nach den Alice- und Dark-Shadows-Enttäuschungen konnte ein Oldschool-Burton ja nur gewinnen. "Frankenweenie" versucht nicht im Geringsten, irgendwas Neues einzubringen; die Verfilmung des Kurzfilms von 1984 führt eine durch und durch klassisch zu bezeichnende Umsetzung mit sich, die leider dermaßen unoriginell ist, dass das fast schon wieder ein wenig enttäuscht. Dem wunderbaren Stop Motion in Schwarzweiß kann man sich dennoch nicht entziehen. Auch wenn die leichenfahlen Charaktermodelle aus der Burton-Feder längst modern, es ist immerhin der beste Burton seit 6 Jahren.
:liquid6:

All Beauty Must Die
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Aufgedunsen und träge erzählter, aus dem wahren Leben gegriffener Krimi um den Sohn eines Immobilien-Tycoons, der mit zwei Morden in Verbindung gebracht wird. Andrew Jarecki holt weit aus, betreibt an der Figur des apathisch spielenden Ryan Gosling intensive Psychoanalyse und beschwört für seinen Film eine unangenehme, sterile Kälte, die letztlich in unaufgeklärte Tatsachen führt.
:liquid5:

Excision
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Wenn auf dem Papier nur eine schwarze (Horror-)Komödie steht, wozu die überkontrastierten Bilder und der überdrehte Ton passen, wieso hat man dann die ganze Zeit über so ein mulmiges Gefühl im Bauch? Die Antwort gibt die Indie-Produktion am Ende selbst. „Excision“ ist eine meisterhafte Verzahnung der öffentlichen Wahrnehmung eines verqueren Sonderlings und der brodelnden Düsternis unter der Oberfläche. Was anfangs als übertriebene Plastikwelt inszeniert ist und eher Kritik an gesellschaftlicher Gleichschaltung, liegt irgendwann brach und macht Platz für einen Stimmungs- und auch Spiegelungswandel, wobei der Bruch keineswegs fehlplatziert wirkt, denn immerhin hat das Brodeln im eigenen Magen lange Zeit vorher darauf aufmerksam gemacht.
:liquid8:

The Tall Man
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Ein trauriges demographisches Phänomen, letztlich eine Statistik: X verschwundene Kinder pro Jahr gibt es in den USA, das vermeldet die einleitende Texttafel. Gekleidet wird die Information anschließend in das Symbol der gesichtslosen Kapuzenfigur, die sich irgendwo zwischen Einsiedler und höherer Macht ein Kind nach dem anderen holt, verpackt nicht etwa in Bilder des Horrors, sondern des Melodrams, mit der eindringlichen Bitterkeit eines Films wie „Kaltes Land“. Was dem Horrorfreund zu zäh und dem Melodramatiker zu platt, endet in einem Fall von weder Fisch noch Fleisch; zwar schön fotografiert, letztlich aber zu moralinsauer und aussagelos.
:liquid4:

Vier Fliegen auf grauem Samt
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Argento noch nicht auf der Höhe seines Könnens, aber - verfärbt durch den Zeitgeist der psychedelischen bis artpoppigen 70er - mit unübersehbaren Beweisen seines Talents für kunstvoll geschnittene Mordszenen und mehr. Die Höhepunkte können mit den größten Momenten des Giallo mithalten, auf den Bindegliedern fällt „Vier Fliegen auf grauem Samt“ noch etwas zäh aus, allerdings hat Argento gegenüber dem auf banale Art krimilastigen „Die neunschwänzige Katze“ im Gesamten einiges dazugelernt. Bud Spencers Gastauftritt ist kurios („Halleluja!“), passt als humoriger Exkurs aber erstaunlich gut ins Gesamtbild, wohl auch, weil der Hauptdarsteller sehr ernst rüberkommt.
:liquid6:

John Dies At The End
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Erfrischend zotiges Schnittwerk, gespickt mit philosophischen Andeutungen, geschmacksunsicherem Megatrash und assoziativen Szenenfetzen, die auf eine absurde Art und Weise ineinander greifen. Man spürt, dass ein Buchautor mit einer außergewöhnlich vermackten Schreibe dahintersteckt. Der adaptive Hintergrund ist also deutlich spürbar, aber nicht zwangsläufig störend, wenn man mit den richtigen Erwartungen herangeht. David Cronenbergs „eXistenZ“ kann ein guter Indikator sein: Hat man den gemocht, wird man mit „John Dies At The End“ normalerweise leichtes Spiel haben.
:liquid8:

Weitere Sichtungen:
Resident Evil - Retribution

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McClane
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Beitrag von McClane » 29.06.2013, 11:18

Ich mag und mochte "eXistenZ", halte "John Dies at the End" aber für peinlich mit der Brechstange auf Kult getrimmten Käse, ein verzweifelter Versuch die Schrägheit und gleichzeitige Lässigkeit von "Bubba Ho-tep" zu erreichen oder gar zu toppen. Mit dem dieser Film IMO auch mehr Gemeinsamkeiten hat als mit "eXistenZ".
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Beitrag von Vince » 02.07.2013, 08:01

Ausnahmen gibt's immer. ;)

Kann aber den Rückbezug zu Bubba Ho Tep nur bedingt verstehen, weil das Erzähltempo und die ganze Struktur komplett anders sind. Ganz offensichtlich orientiert sich JDATE deutlich an der Buchvorlage.

Und von der ganzen Kult-Geschichte sollte man sich auch einfach mal irgendwann lösen, das versperrt meistens einfach nur die Sicht.

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