Terminator - Tag der Abrechnung (Kinoversion)
Unter einer Fortsetzung versteht man laut Definition die Fortführung eines Vorgängerfilmes, die dessen Thematiken und Handlungen aufgreift und weitererzählt. Vermutlich ist man sich gerade deshalb im Falle von "Terminator - Tag der Abrechnung" nicht ganz sicher, ob man hier wirklich von einem Sequel sprechen sollte. Als der damals noch recht unbekannte Regisseur James Cameron 1984 seinen B-Actioner "Terminator" drehte, musste er mit bescheidenen 6 Millionen US-Dollar als Budget auskommen. Sieben Jahre später, Cameron war mittlerweile in die A-Liga Hollywoods aufgestiegen, stellte man ihm für eine Fortsetzung mehr als 100 Millionen Dollar zur Verfügung. Und so ist es wohl auch wenig verwunderlich, wenn sich der zweite Terminator streckenweise als der Film erweist, der der erste Teil vielleicht in Camerons Vorstellungen ursprünglich mal werden sollte.
Inhalt: Ein Terminator (Arnold Schwarzenegger) des Typs T-800, ein Cyborg, das gleiche Modell, das im ersten Teil der Terminator-Reihe noch den Auftrag hatte, John Connors Mutter Sarah (Linda Harrison) zu töten, wurde von der Widerstandsbewegung der Zukunft umprogrammiert und durch die Zeit zurückgeschickt, mit dem Ziel, den zehnjährigen John Connor (Edward Furlong), den zukünftigen Anführer der Menschheit, im Kampf gegen die Maschinen zu beschützen. Denn das bösartige Computerprogramm Skynet hat ebenfalls einen Zeitreisenden des Typs T-1000 (Robert Patrick) entsand, um den kleinen Jungen zu töten und somit den Krieg gegen die Menschheit von Vornherein zu unterbinden. Gegeneinander liefern sich die beiden tödlichen Kampfmaschinen einen grausamen Kampf, während Sarah und John ihre eigenen Ziele verfolgen. Sie haben es auf Miles Dyson (Joe Morton) abgesehen, der durch seine Forschungen schon bald für die Schöpfung Skynets verantwortlich sein wird...
Eines muss man vorweg festhalten: "Terminator - Tag der Abrechnung" war 1991 im Bereich von Spezial-Effekten, besonders im Hinblick auf die Morphing-Effekte eine filmhistorische Revolution und sieht auch in der heutigen Zeit noch absolut großartig aus. Besonders die Animationen des T-1000, der brutalen Killermaschine, die dieses Mal hinter Familie Connor her ist, sind ein wahrer Augenschmaus. Ob er durch Metallgitter wandelt, sich in andere Personen oder sonstige Gegenstände transformiert, optisch ist das alles makellos dargestellt und absolut beeindruckend. Genauso überzeugt Cameron als Regisseur im handwerklichen Bereich auf allen Bereichen, jede Szene ist famos fotografiert. Wunderschöne Landschaftseinstellungen, ein elegantes Spiel aus Nah- und Fernaufnahmen kombiniert mit dem stimmungsvollen Soundtrack von Brad Fiedel, der seine Themen des Erstlings wieder aufgreift. Ebenfalls eindrucksvoll gestalten sich die Actionszenen. Die Choreographien sind sowieso stets angemessen, doch der extrem gefährliche Einsatz echter Stuntmänner in brenzligen Situationen verdient höchste Anerkennungen. Die 100 Millionen Dollar wusste Cameron effektiv zu nutzen.
Leider jedoch hinkt Terminator 2 bei aller Schönheit seinem Vorgänger in einem wesentlichen Punkt hinterher: der Spannung. Weshalb funktionierte "Terminator" so gut? Wegen seiner Reduzierung aufs Wesentliche. Ein Killer, ein Retter und eine Jungfrau in Nöten. David kämpfte gegen Goliath. Eine einfache, aber effektive und in Ansätzen philosophische Handlung (ist die Zukunft wirklich vorherbestimmt?), die während der Laufzeit im atemlosen Tempo eine Klimax nach der anderen erreicht. Und der "Tag der Abrechnung" folgt dieser Handlung beinahe sklavisch. Erneut gerät in der Action ein LKW außer Kontrolle, wieder kommt es zum finalen Kampf im Industriegebiet, sogar einige Dialoge scheinen direkt übernommen. Doch dieses Pacing, das Verhältnis zwischen Handlung und Action, stimmt in der Fortsetzung bedauerlicherweise überhaupt nicht mehr. Den ersten 60 Minuten, die die Grundsituation und die Charaktere etablieren müssen, geht diese Reduzierung völlig ab, denn in diesem Fall müssen nicht nur John Connor sowie Pro- und Antagonist eingeführt werden, sondern es gibt mit dem Plot rund um die grandiose Linda Harrison als Sarah Connor noch eine Nebenhandlung, die zeitweise etwas zu sehr den Fokus verlagert. Insgesamt dauert es daher zu lange, bis wirklich aktiv etwas passiert und erst wenn es zur Befreiung Sarahs aus einer Nervenheilanstalt kommt, ist zum ersten Mal so etwas wie Nervenkitzel zu spüren, zumal an dieser Stelle die Inszenierung unglaublich gelungen ist.
Doch die zweite Hälfte des Filmes weiß nicht so richtig etwas daraus zu machen. Zwar unterhält der Film von dort an durchgehend, doch der totale Actionoverkill am Ende, der immer und immer wieder aufs Absurde gesteigert werden muss, ermüdet mit der Zeit mehr, als das er mitreißen könnte. Dies ist aber auch der etwas veränderten Charakterdynamik zu verdanken. Arnold Schwarzenegger spielt hier nun den guten Terminator, während sein Gegenpart von Robert Patrick übernommen wird. Und dieser ist leider weder so überzeugend, wie Arnie es gewesen ist, noch wird ihm genauso viel Raum wie sein Vorgänger zuteil, hin und wieder vergisst ihn die Handlung sogar etwas zu lange. Denn der Fokus liegt in "Terminator - Tag der Abrechnung" eindeutig auf dem jungen Edward Furlong als John Connor und seinem technischen Beschützer, der im Laufe der Zeit immer menschlicher wird. Auch wenn dieser Aspekt insgesamt interessant ist und wirklich gut durchdacht in Szene gesetzt wird, ist dieses veränderte Hauptaugenmerk für Liebhaber des kompromisslosen Vorgängers eine wahre Enttäuschung. Das fängt bei dem Entschluss, den Terminator zu einem nicht tötenden Roboter zu machen an und hört bei der deutlich weniger harten Gewaltdarstellung auf, die im Zusammenspiel mit dem schwächeren Antagonisten zu oft den Druck aus der Action und der (An-)Spannung nimmt. Wahnsinnig gelungen ist dafür der wundervoll subtile Humor, den Cameron an allen Ecken einfließen lässt. "Hasta La Vista, Baby" als Zitat dürfte bereits legendär sein, doch noch viel komischer ist beispielsweise die Szene, in der Sarahs Psychologe, gespielt von Earl Boen, erkennen muss, das seine Patientin doch gar nicht so verrückt gewesen ist, wie er immer gedacht hat. So liegt ironischerweise in einer der größten Schwächen des Filmes auch eine seiner größten Stärken, denn der Humor lockert ganz hervorragend das Geschehen immer wieder auf und hilft dem Publikum, der eigentlich absurden Handlung zu folgen, ohne sie lächerlich zu machen. So geht das!
Fazit: Furiose Actionszenen und irrsinnig gute Tricks halten "Tag der Abrechnung" am Leben. Größer heißt aber nicht immer besser. Bei dem Versuch, nach "Terminator" den selben Film ein paar Jahre später noch mal mit besseren Effekten zu verfilmen, scheitert Cameron ausgerechnet an seinen Ambitionen, alles gleichzeitig um eine Nummer zu steigern, aber dabei auch massentauglicher zu machen, was sich nach dem viel kleineren Vorgänger wie ein Verrat anfühlt, aber dennoch 140 Minuten gut unterhält, ohne dabei mehr aus seinen Möglichkeiten zu machen. Dafür hätte es einen mutigeren Ansatz gebraucht.
