Taken 3
Könnten Filmfiguren sich darüber äußern, was für ein Leben ihnen auf den Leib geschrieben wurde, was würde wohl Bryan Mills sagen?
Vielleicht würde er sich beschweren, dass sein Sehvermögen in den Actionszenen von Jahr zu Jahr schlechter wird. "Ich sehe nur noch Schrott, der auf anderen Schrott fällt". Oder "Man vergönnt mir keine zwei Sekunden Ruhe und schon muss ich mich wieder von einer anderen Perspektive ertragen." Um dann hinzuzufügen "Sag mal, bluten Russen eigentlich nicht, wenn man auf sie schießt oder tun die nur so, als wären sie getroffen worden, um mir Respekt zu erweisen?"
Vielleicht sollten wir ihm stecken, dass Olivier Megaton dafür verantwortlich ist, dass seine Amokläufe seit Istanbul so undynamisch, streckenweise regelrecht dilettantisch aussehen. "Sehe ich denn wirklich so unbeholfen aus?" Nein, Mr. Mills; Liam Neeson spielt Sie im Grunde so souverän wie immer. Es sind lediglich die äußeren Umstände, die Ihre Rachefeldzüge so entbehrlich gemacht haben.
"Und warum, WARUM mussten sie mir meine geliebte Lenore nehmen?" Nun... fragen Sie doch mal Jack Slater. Das war schlichtweg die einfachste Lösung, noch ein letztes Mal die rote Wut herauszukitzeln. Die Opferung einer Figur aus dem Support Cast ist letztlich oft ein Indiz dafür, dass diese Episode des Lebens einer Filmfigur gar nicht hätte stattfinden dürfen. Aber wenn das Publikum dafür eben bezahlt... "Wie, die bezahlen dafür auch noch?!?"
Tja... wahre Worte.
"Es gab da diesen Moment", fährt Mills fort. "Ich finde gerade meine tote Ex-Frau in meiner Wohnung und hinter mir tauchen zwei Cops auf und zielen mit Waffen auf mich. In diesem Moment wollte ich doch einfach nur die Arme hinter dem Rücken verschränken und mich abführen lassen. Ich hatte die Schnauze voll. So zumindest hätte das wahre Leben gespielt. Aber irgendeine unsichtbare Kraft zwang mich dazu, meine Special-Forces-Kräfte anzuwenden, um der Situation zu entkommen..." nennt sich Drehbuch, diese Kraft. "Ist ja ein ganz tolles Drehbuch. Hat mich jedenfalls mal wieder wie einen kurzsichtigen Blödmann aussehen lassen. Dieser Schlüsselmoment führte mich schließlich auch durch eine regelrechte Tour de Force an Klischees und Pseudowendungen, die ich mir echt gerne erspart hätte. Und mir immer dicht auf den Fersen dieser superschlaue Cop." Forest Whitaker. "Jep. Kam mir verdammt bekannt vor aus irgendwelchen Filmen mit seiner Ich-rieche-dich-Attitüde und seinen seltsamen Macken. Hat er schon öfter gespielt, oder?"
Jo.
"na und wie sieht es in Zukunft aus? Hab ich denn jetzt wenigstens meine Ruhe?" Das hoffen wir so langsam alle. "Danke Mann. Aber soll ich dir was sagen?" Was denn? "Ich liebe ja meine Tochter und so... aber dieser Kram, den sie mir dann aufgetischt hat... meine Herren, was ein Hollywoodklischee. Diese Szene, als ich mit ihr am Steg sitze und sie mir sagt, wie sie ihr Kind nennen will... da wär ich am liebsten ins Wasser gesprungen und hätte mir ein Inselparadies gesucht, um dort Taken 4 zu drehen."
Na dann... aloha.
