
Zu meiner Schande muss ich gestehen, auf Grimes (aka Claire Boucher) erst vor einigen Wochen aufmerksam geworden zu sein – zum Glück aber rechtzeitig genug, um noch ein Ticket für eines der vier Deutschlandkonzerte ihrer aktuellen „AC!D REIGN“-Tour zu ergattern…
Am 18.02. war es dann soweit – und zwar im „Docks“ auf der Reeperbahn in Hamburg. Los ging´s aber erst einmal mit dem „Opening Act“ – nämlich Hana (Pestle), einer hübschen 26-jährigen amerikanischen Newcomerin mit einem perfekten Körper und einer umwerfenden Stimme, die zwar mit einigen technischen Störungen zu kämpfen hatte, diese aber überaus charmant (mit aufmunternder Unterstützung des Publikums) zu meistern wusste und in den folgenden rund 30 Minuten eine stattliche Kostprobe ihres Könnens zum besten gab. In den nächsten Wochen erscheint eine neue EP von ihr: Die ersten beiden Tracks „Clay“ und „Avalanche“ zeigen schonmal erhebliches Potential auf – die übrigen live gespielten Stücke schließen da nahtlos an…

Gegen Viertel nach 9 betrat dann Grimes die Bühne – also eben jene im März 1988 geborene, nur schwer zu charakterisierende kanadische Künstlerin: Bei Tumblr lässt sich die Umschreibung „surrealist yuppie, urban faery, warrior poet, herbivore, art angel“ finden – während bei Wikipedia folgendes geschrieben steht: „Her work has been likened to various artists, including Björk, Siouxsie Sioux and Enya. She was described by Tastemakers Magazine as an "alien love-child of Aphex Twin and ABBA". The Guardian summarised her musical style: "By sounding a little like everything you've ever heard, the whole sounds like nothing you've ever heard." Her music has experimented with elements of art pop, synth pop, witch house, baroque pop, dream pop, ambient, electro-R&B and dark wave“…

Gemeinsam mit zwei Tänzer/-innen sowie Hana als musikalische Unterstützung lieferte sie – über welche am Abend zuvor sogar die ARD Tagesthemen berichteten – eine etwas über einstündige (hyperaktive) Performance ab: Ständig in Bewegung, mit einer von „quietschig“ bis klar und sanft reichenden Stimme, mal am Keyboard hantierend sowie gelegentlich eine Gitarre zur Hand nehmend, reich an kreativen (Bass-starken) elektronischen Klangkompositionen ganz unterschiedlicher Einflüsse, Stile und Inspirationen…

Mein Platz in der zweiten Reihe (direkt in der Mitte) war perfekt und zudem konnte ich mich im Kontext der Show mal wieder ausgelassen auf Englisch mit einem netten Mädel aus Montana unterhalten, das aktuell gerade in Berlin studiert und extra fürs Konzert angereist war, da für das in der Bundeshauptstadt keine Karten mehr zu bekommen waren. Das tendenziell jüngere Publikum setzte sich aus allerlei Nationalitäten, sexuellen Gesinnungen und „persönlichen Präsentationsweisen“ (wie z.B. so einige Hipster oder ein Typ zu meiner Linken, der eine auffällige flauschige Einhorn-Mütze trug) zusammen, bei vielen Songs wurde kräftig mitgesungen und mitgesprungen, generell war die Atmosphäre im Saal ausgelassen und „reich an Energie“…

Mein persönliches Lieblingsstück „Flesh without Blood“ platzierte Grimes bereits relativ früh im Verlauf, in der Mitte gab´s eine ruhige, stimmungsvoll-feine A-cappella-Version von Schubert´s „Ave Maria“ und am Ende schloss sie das Konzert (wie von ihr gewohnt und angekündigt: ohne Zugabe) zu guter Letzt dann mit dem aktuellen Dancefloor-Kracher „Kill V. Maim“ ab. Kurzum: Dynamisch, originell, unterhaltsam und angenehm abseits des Mainstreams – eine feine Sache, jederzeit gern wieder…
