
Laufzeit: ca. 90 min.
Regie: Philippe Martinez
Darsteller: Jean-Claude van Damme, Simon Yam, Valerie Tian, Tony Schiena, Quinton Chong
Aktuell nur als US DVD erhältlich
Die Ankündigung eines neuen van Damme Streifens ließ die Fan Gemeine Anfang 2004 aufhorschen. Was erwartete uns da wieder für einen C-Trash, wird sich mancher gedacht haben, wurde der 80er Fan von seinen Helden in den letzten Jahren doch eher enttäuscht. Mein Aikido Freund "Steven Seagal" wird immer dicker, lässt sich bei seinen wenigen Handkantenschlägen gleich mit doublen und dreht neuerdings seine Filme im ehemaligen Ostblock, die seit dem guten "Exit Wounds" aus dem Jahre 2001 wegen akuter Trashgefahr eigentlich boykottiert werden müssten. Der Held meines Vaters "Chuck Norris" könnte mein Opa sein und Mister Michael "Night Hunter" Dudikoff dreht Filme mit einer als U-Boot Kulisse dienenden Tauchglocke und Plastikcomputeranzeigen. Naja van Damme war neuerdings auch nicht besser und kennt sich ja mit Plastikkulissen seit "Derailed" wunderbar aus. Sein letztes Werk "In Hell" war für mich auch nicht der Renner. Keine Moves, keine Machosprüche und dazu ein nicht funktionierendes Drehbuch, denn den ernsten Schauspieler nimmt ihm bis dato niemand ab. Da fragt man sich, was ist so schwer einen guten Film zu drehen, den die Fangemeinde lieben wird. Ein paar Bambushütten und 50 böse Typen die van Damme nach der Reihe alle umkicken darf können ja nicht die Welt kosten. Auch die Gema Gebühr für paar coole 80er Tracks dürften mit einem Hunderter realisierbar sein, aber nein man steckt lieber zig Millionen in komische TV Explosionen á A-Team und Pappzüge. Bei all den Enttäuschungen versteht es sich von selbst, dass der "van Damme" Fan skeptisch bleibt. Selbiger hat nun in seinem neuen Streifen die Rolle des "Ben Archer" inne, ein von der Kriminalität müde gewordener Clubbesitzer und Gangster, der sich zukünftig nur noch um seine Familie kümmern will. ( Wahrscheinlich ist der Regisseur Star Trek Fan, anders kann ich mir die Namens-Symbiose aus Benjamin Sisko und Jonathan Archer nicht erklären. ) Archers Frau eine Sozialarbeiterin bringt ein junges chinesisches Mädchen mit nach Hause, welches die Polizei in einem Flüchtlingscontainer aufgegriffen hat. Deren Vater, ein Triadenboss namens "Sun Quan", ist schon auf der Suche und wird bald bei Archers fündig. Brutal tötet seine Bande dessen Frau und deren Eltern. Archer selbst kommt zu spät und wird zum Punisher, nein kleiner Scherz, er schwört bittere Rache.
Nach 90 Minuten bin ich hin und hergerissen von diesem neuen Machwerk. Zu sehen bekommt man einen mehr als gelungenen B-Actioner, der sich von den in letzter Zeit gebotenen Streifen deutlich abhebt. Leider und das nehme ich vorweg kickt sich "van Damme" nicht durch den Film, sondern benutzt lieber seine Doppelwummen. Das empfand ich zu Beginn doch etwas störend sind doch meistens die Moves der eigentliche Grund sich solch einen Streifen anzugucken. Schauspielern konnte er sowieso noch nie, was soll also sonst einen "van Damme" Film tragen? Aber alles der Reihe nach. Der Film startet mit einem eigentlich untypischen Song, der auch aus einem James Bond Film hätte stammen können. Danach der 1. Auftritt unseres Helden. Alt ist er geworden, ja leider sieht man ihm an, dass er über 40 ist. Zum Glück versuchte man aber nicht ihn künstlich mit hippen Klamotten oder sonstigen lächerlichen Kostümen zu verjüngen und so empfand ich Anzug und Krawatte durchaus passend. Diese ernste und reife Austrahlung verhalf im auch zu dem, was er bisher nie schaffte. Gut eine Oscarnominierung als bester Schauspieler wird er nie bekommen, aber er verkörpert hier glaubhaft die Rolle des liebenden Ehemanns und auch der Verlust seiner Frau nimmt man ihm 100% ab. Ich ertappte mich sogar dabei eine ernstgemeinte Träne zu vergiessen. Das ständige Wechselbad der Gefühle zwischen Verzweiflung am Tod seiner Frau und Hass auf die Mörder wird ebenfalls respektabel dargestellt. Ging mir das Geheule in "From Hell" tierisch auf die Nerven, hätte man sich hier auch damit anfreunden können nur ein gutes Drama vorgesetzt zu bekommen. Nun zum Glück werden jetzt einige denken kommt es aber anders. Mit Hilfe seiner Connections aus früheren Tagen ballert er sich anschließend bis zum Oberboss durch und was die Brutalität angeht, da freue ich mich schon auf die Freigabeschnitte der FSK. Geboten werden diverse Shoot Outs, Messerattacken und nicht zuletzt eine Bohrerszene, die auch locker in einen Splatter Film passen würde. Negativ fallen die sehr wenigen Kampfsportszenen auf, vor allem van Damme selbst kommt da sehr selten zum Zug. Dabei glaube ich nicht einmal, dass er es nicht mehr beherrscht, denn nach wie vor erscheint er ganz im Gegensatz zu Schwabbelbacke Seagal durchtrainiert und seine 2 kurzen Moves können sich sehen lassen. Hat man sich erst einmal daran gewöhnt, dann macht es sogar richtig Spass, wenn er seine 2 Wummen zieht und mit von einem fetzigen Score untermaltem bösen Blick ( hier fehlt nur der sonst übliche Schrei ) losballert. Der Plot an sich ist natürlich auch nicht das Gelbe vom Ei und so zieht sich der Film von einer Action Szene zur nächsten doch ein wenig. Etliche Zeitraffer Einstellungen sollen das Ganz wohl kaschieren um die 90 Minuten voll zu bekommen, mich hat das schon bei den neuen Seagal Streifen eher genervt. Blass bleiben leider auch die Nebencharaktere einmal auf Archers Seite und einmal auch der Bösewicht "Sun Quan" selbst. Man erfährt nie richtig, was sie eigentlich tun, warum sie etwas tun vor allem fehlt oft deren Bezug zum Storyverlauf selbst.

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Ed Hunter waked und deathed:
Mit „The Order“, „Replicant“ und „Derailed“ hatten die „Muscles from Brussles“ Jean-Claude Van Damme Anfang des neuen Millenniums einen eher schwachen Einstand in die allen alten B-Actionrecken gemeine DTV-Ära hingelegt, nur um sich mit Ringo Lams düsterem Knastreißer „In Hell“ 2003 auf interessante Weise zurückzumelden und im Jahr darauf mit „Wake of Death“ ein Brett vorzulegen, das selbst die wohlgesonnensten Erwartungen sprengte: Steven Seagal sollte seinen „Submerged“ haben, Dolph Lundgren seinen „Mechanik“, doch was der Belgier hier in „Wake of Death“ abfackelt, lässt allen anderen aktuellen Output der altgedienten Helden um Welten hinter sich und reiht sich nicht nur formidabel in die Tradition des guten alten Haudrauf-Krawalls der 80er und 90er ein, sondern punktet daneben mit enorm stylisher, moderner Optik und Inszenierung sowie einem Jean-Claude Van Damme, der eine schauspielerische Glanzleistung hinlegt, die man ihm zu kultigen „Bloodsport“-Zeiten wohl im Leben nicht zu prophezeien gewagt hätte. War der Belgier bereits bei „In Hell“ diesbezügliche Wege gegangen und sollte sich für das 2007 folgende Highlight „Until Death“ noch zentraler darauf konzentrieren, so bleibt Van Dammes Leistung als Darsteller in „Wake of Death“ doch die beeindruckendste und überzeugendste man möchte beinahe sagen seiner gesamten Karriere und kontribuiert wesentlich am rundum positiven Gesamteindruck des Streifens, der wie kein anderer jüngerer JCVD-Streifen der Option eines Kinoreleases würdig gewesen wäre.
Clubbesitzer Ben Archer (Jean-Claude Van Damme) kehrt von Marseille nach Los Angeles zurück, schwört dem kriminellen Leben ab und möchte sich ganz Frau Cynthia und Sohnemann Nicholas widmen. Als Cynthia die illegale chinesische Immigrantin Kim von der Arbeit für eine Übernachtung mit nach Hause bringt, wird eine Kette tödlicher Schicksalsschläge für Ben in Gang gesetztt: Kims Mutter wurde von Triadenboss Sun Quan (Simon Yam) ermordet, der nun hinter dem Mädchen her ist, Cynthia tötet und Nicholas entführt. Ben nimmt Rettung wie Rache selbst in die Hand und startet einen erbarmungslosen Feldzug…
Die Mixtur aus traditionellen Genreelementen von Gangster- und Revengestory birgt auf Handlungsebene keinerlei Innovationen und liefert nur routinierten B-Film-Standard, was Van Damme unter der Regie von Philippe Martinez jedoch auf fast allen anderen wichtigen Sektoren abbrennt, ist gemessen an den Umständen gigantisch und schwebt dem B in seinen besten Momenten gar in qualitativ weitaus höhere Ligen davon. Die Klasse von „Wake of Death“ beginnt beim stylishen Soundtrack, setzt sich fort über die von Martinez perfekt platzierte Edeloptik und von schnellen Schnitten über Farbverfremdungen bis zu Slow- und Fastmotioneinsatz sich aller Mittel bedienende hippe Inszenierung, die nie überladen oder störend wirkt, sondern „Wake of Death“ einen sehr stilvollen und in den Actionszenen ungemein coolen und rasanten Touch verleiht und hat ihren größten, weil unerwartetsten Trumpf in der überragenden schauspielerischen Leistung des Belgiers: Schon in „In Hell“ versuchte sich Jean-Claude Van Damme nicht unüberzeugend an der Schauspielerei, seine Performance hier toppt aber in der Tat alles, was man vom ehemaligen Palmekicker erwarten konnte. Emotionale Momente wie die Konfrontation mit der Ermodung seiner Frau bringt Van Damme so glaubhaft und intensiv herüber wie es die Kollegen Seagal, Snipes und co. wohl im Leben nicht auf die Reihe kriegen würden und die ominpräsente Trauer, innere Zerrissenheit, Melancholie und unterdrückte Wut stets nah an der unerbittlichen Eruption transportiert JCVD den ganzen Film über in seiner Mimik auf eine derart formidable und erhabene Weise, dass man aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt. Überhaupt funktioniert „Wake of Death“ als Drama sehr souverän, indem der Film die emotionalen Momente in für Genreverhältnisse außerordentlicher Wucht und Glaubwürdigkeit zu präsentieren vermag.
Gleichzeitig wird jedoch auch auf dem Actionsektor ein Fest abgebrannt, das in seinen besten Momenten sowohl an Van Dammes Glanzzeiten der frühen 90er-Jahre erinnert als auch als Revival alter Genretugenden daherkommt und optisch gar an A-Standards kratzt. Nicht optimal wirken die Explosionen sowie eine Autoverfolgungsjagd, abgesehen davon ist „Wake of Death“ jedoch ein Highlight, das aktuell seinesgleichen sucht: Van Damme kickt nicht mehr so häufig wie früher, aber er kickt noch immer und das überaus ansprechend, die dominierenden Shootouts sind fein, punkten mit coolen Posen und einigen hübschen Einfällen, darüber hinaus stimmt der Härtegrad, der neben der überhypten Bohrer-Folterszene vor allem mit einem ultraderben Messerkampf während des Showdowns auftrumpfen kann. Das Finale ist ohnehin eine Krönung sondergleichen, lässt Van Damme die Badguys beidhändig feuernd vor Flammenwänden in Slowmotion über den Jordan schicken und wird nur noch von einer sensationellen Motorradjagd im Mittelteil übertroffen. Frequenz, Härte und dazu Philippe Martinez’ stylish-hippe, optisch edle Inszenierung: In Sachen Action lässt „Wake of Death“ keinen Grund zur Klage.
Fazit: Mit „Wake of Death“ setzte Martial-Arts-Legende Jean-Claude Van Damme einer gewissen qualitativen Karrieredurststrecke 2004 ein beeindruckendes Ende: Der visuell immens chice Revenge-Kracher paart alte Genretugenden mit modernem Look, tollem Soundtrack und hervorragenden Actionszenen und überrascht mit einem Van Damme in der schauspielerischen Leistung seines Lebens. Angesichts überzeugender Nachfolgeproduktionen wie „Until Death“ und „The Shepherd“ gibt es derzeit wohl keinen B-Actionhelden, dem das Vertrauen der Fans mehr gebührt als den Muscles from Brussles. Ein echtes Genrehighlight!

Sowohl die von der FSK mit "KJ" als auch die längere von der Spio/JK geprüfte deutsche DVD des Films sind cut, ergo unbrauchbar. Der französische Silberling von Studio Canal trumpft mit weltweit exklusivem Bonusmaterial über 70 Minuten Laufzeit auf, nervt jedoch mit französischen Zwangsuntertiteln bei der englischen Tonspur. Ansonsten kann wie gewohnt auf die UK-VÖ (Sony) zurückgegriffen werden.