
Originaltitel: S.W.A.T.
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2003
Regie: Clark Johnson
Darsteller: Samuel L. Jackson, Colin Farrell, Jeremy Renner, Michelle Rodriguez, LL Cool J, Olivier Martinez, Réal Andrews, Sara Arrington, Willam Belli, Joe Bucaro III, Reg E. Cathey, Heather Charles, Josh Charles, Chris Daher, James DuMont u.a.
Jetzt kann ich’s mit Bestimmtheit sagen: “SWAT”, Kinoverfilmung der TV-Serie “The Rookies”, ist so dermaßen leer, dass ich beim zweiten Ansehen einen ganz neuen Film sah. Denn seit dem letzten Mal hat sich kein einziges Bild oder Storyfragment in mein Hirn eingebrannt.
Kann man auch positiv sehen, oder?
Tatsächlich ist es aber ein Armutszeugnis in Anbetracht des markanten Casts, und gleichzeitig ein Beweis für die grenzenlose Überflüssigkeit dieses Trendproduktes, das es nur zur Verfilmung geschafft hat, weil die Wiederaufbereitung alter TV-Serien gerade Hochkonjunktur hat (welche wohl, wie ich mal annehme, so langsam im Verlaufe des Kinostarts von “Ein Duke kommt selten allein” wieder auslaufen wird; es sei denn, Michael Mann setzt mit “Magnum” demnächst neue Maßstäbe). Denn dieser Zweistünder hat nichts zu sagen; er existiert nur, um seine Existenz zu rechtfertigen. Ganz ohne jeglichen inhaltlichen Mehrwert.
So ist es im Nachhinein kaum eine Überraschung, dass sich ein Großteil des Filmes an SWAT-Übungen festkrallt, um den Ernstfall - und damit so etwas wie eine Story - elegant zu umkurven. Könnte man den “Die Akte Jane”-Effekt nennen. Wer gerne alles positiv sieht, kann sich ja einreden, dass hier ein Team geformt wird, Charaktere eingeführt werden, Beziehungen aufgebaut werden. Aber das Argument zieht nicht, wenn die Figuren am Ende so dermaßen plakativ und eindimensional bleiben, dass man sie trotz der prominenten Gesichter innerhalb von fünf Minuten vergessen hat. Eine Michelle Rodriguez läuft hier mit einer ewig gleichen, angepissten Maske durch das Bild. Sie war noch nie ein schauspielerisches Chamäleon, aber durch ihr limitiertes Repertoire bleibt ihre Rolle in diesem Film auf Dauer vergessen, zumal sie sich ausgerechnet hier einen Mittelwert zwischen “tierisch angepisst” und “possierlich” ausgesucht hat. LL Cool J bleibt glatt wie ein Aal beziehungsweise wie seine Glatze. Daraufhin ist er sicherlich auch gecastet worden, denn emotionale Tiefe traut man niemandem zu, der sich selbst “Ladies Love Cool James” getauft hat. Trotzdem hätten es gerne etwas mehr Ecken sein dürfen, vielleicht auch ein wenig von der milden Selbstironie, die sich manchmal bei “Deep Blue Sea” gezeigt hat. Colin Farrell... nun ja, seit “Das Tribunal” greift er ausdauernd an und alterniert seine eigene Erscheinung in ansonsten immer recht ähnlichen Filmen. Und ausgerechnet hier ähnelt er wieder am meisten dem Grünling aus “Das Tribunal”, der erst noch seine Nische finden muss. Gerne gerügt wurde er für sein Overacting in “Daredevil"; hier hätte man es herzlich willkommen geheißen.
Alle Hoffnungen ruhten auf Samuel L. Jackson, der stets ein Garant war für schauspielerischen Wandel und vielseitige Einsetzbarkeit. Aber hier? Verschenkt. Selten so einen unaufregenden Samuel gesehen. Der Rest der Truppe glänzt noch weit mehr mit Austauschbarkeit. Einzig Olivier Martinez wäre noch gesondert zu erwähnen - als einer der gesichtslosesten Schurken der Filmgeschichte.
Dementsprechend ineffektiv bleibt die Grundidee, die sich im Trailer noch recht vielversprechend anhörte. Ein Staatsgefangener, der über die Medien prahlt, er würde seinen Befreier mit Millionen belohnen... welch verschenktes Potenzial darin liegt. In dem ständig gleichbleibenden Dauerflow des Films, der ohne Dramaturgie vor sich hinsiecht, wird der vom Grundkonzept ausgehende Steilpass völlig vergeben. Denn wenn dem Film etwas zur Struktur hätte verhelfen können, dann die Tatsache, dass ein reicher Gefangener durch die Straßen von Los Angeles transportiert wird unter der Gefahr, durch das millionenschwere Angebot der Massenanarchie ausgeliefert zu sein. Es wäre beispielsweise dicke Platz gewesen für Medienkritik. Ganz kurz wird sie angeschnitten, wenn die Nachrichtensendungen aller Welt aufgeregt über das Angebot des kriminellen Franzosen berichten, aber ich will sogar bezweifeln, ob selbst dieser ungenügende Moment medienkritisch gedacht war. Auch sonst hätte man auf Gesellschaftsordnungen anspielen können, auf soziale Missstände, auf die Relativität von Gesetz und Ordnung.
Statt dessen führt chronologisch eine Momentaufnahme zur nächsten, alles ohne irgendeine stilistische Heraushebung von Schlüsselmomenten, die damit filmtechnisch den unbedeutenden Sequenzen gleichgestellt werden. Auch dadurch bekommt man als Zuschauer den Eindruck, zwar durchweg ganz passabel unterhalten zu werden, aber irgendwie so ganz ohne Höhepunkte.
Natürlich sollte man an ein solches Machwerk nicht mit zu hohen Erwartungen herangehen, aber die genannten Aspekte wären die einzige sinnvolle Alternative gewesen in Anbetracht der Tatsache, dass man in Sachen Action-Kurzweil so profillos blieb. “Bad Boys II” wusste da besser auf die Kacke zu hauen, mit erinnerungswürdigen Momenten um sich zu schlagen und vor allem zwei Charakterköpfe vorzuschicken. Clark Johnson schickt seine Protagonisten dagegen in bedeutungslose Meetings, baut abgedroschene Vorgeschichten ein und legt ihnen sterile One-Liner in den Mund, denen aber jegliche Ironie abgeht. Die fehlende Qualität von “SWAT” wird gerade dann deutlich, wenn man Genrereferenzen wie die “Lethal Weapon”-Reihe neben ihm ausbreitet. Wie bitte, unfairer und unangemessener Vergleich? Welchen Sinn hat denn die “Lethal Weapon”-Reihe, außer zwei Cops bei ihrer action- und humorlastigen Arbeit über die Schulter zu blicken? Der Unterschied liegt nur in der Filmqualität, denn bei beiden Fällen sollten die Ansprüche gleich sein.
Anspielungen auf die Originalserie vermag ich jetzt gar nicht zu beurteilen. Lediglich aufgefallen ist das Spiel mit dem Titelthema des Originals. LL Cool J hüpft bei der Feier anlässlich der bestandenen Prüfung auf und groovt den Track, der ansonsten den kompletten Film über immer mal wieder auftaucht und dadurch mitunter etwas pseudo-nostalgisch wirkt, das kann aber auch mein persönlicher Eindruck gewesen sein.
Rein optisch kann dieser erdige, unplastische, anti-poppige und experimentelle Stil immer noch besser gefallen als bunte Plastik-Welten, die jeglicher Realität entbehren. So ist die Anfangssequenz schön rasant eingefangen, und ansonsten passt die Kamera- und Schnittechnik mit Vogelperspektiven, “Matrix-Helicopter-Cam” und ähnlichem durchaus zur Cop-in-Lethal-Action-Thematik. Wahrhaft langweilig wird es deswegen auch zu keinem Zeitpunkt.
Zurück bleibt aber eben nichts als ein Gefühl der Leere. Zu linear bleibt der Erzählstil, zur flach die Charaktere, zu nichtexistent die Story, zu unironisch der Grundton. “SWAT” ist enorm zeitabhängige Mode, ein reaktionärer Schnellschuss der Produktionsfirma, die so schnell wie möglich auch was vom Serien-Revival-Kuchen abhaben wollte und darüber hinaus alles geopfert hat, was einen charmanten Evergreen ausmacht. Schnell, zackig und den Moment anbiedernd - das reicht nicht, um gut zu sein. Lieber zum tausendsten mal Mel Gibson und Danny Glover bei ihrer Ermittlungsarbeit über die Schulter gucken.
