Jede Szene wirkt wie eine Anekdote aus vergangenen Jahren, erzählt vom altklugen Großvater auf der Veranda, welcher seinen Blick auf die untergehende Sonne richtet und über Vergangenes sinniert - einer Zeit, in der doch alles schöner, besser war. Röhrende Automobile, Männerfreundschaften, bei denen auch im gesetzten Alter noch im Gras gerauft werden darf und verständnisvolle Ehefrauen, die ihre Männer bedingungslos unterstützen, wirken tatsächlich wie aus einer anderen Zeit - ob dies gleichzusetzen mit Authentizität ist, sei einmal dahingestellt (die Darstellung der Rennen mag da noch am ehesten heranreichen). Mit Bale und Damon wurden immerhin charismatische Gesichter gecastet, die dem generischen Treiben Charme und Verve zu geben vermögen (ebenso die von Mangold gewohnt flotte und jederzeit versierte Inszenierung). Und so vergehen die 2,5 Stunden durchaus unterhaltsam, wenn auch die Halbwertszeit des Filmes kaum über den Abspann hinausgehen dürfte.
Für Motorsportfans ein definitives Must-See, dürfte für den Rest der Zuschauerlandschaft nicht mehr allzu viel zu holen sein.

Countdown
Ins digitale Zeitalter transformierte Variation des Final Destination-Themas, garniert mit ein paar bekannten TV-Gesichter - so in etwa ließe sich der Film am ehesten umschreiben. Das Gerüst bildet der klassische Horrorfilm-Baukasten mit wenig überraschenden Momenten, einem müden Schluss und moderatem Splattergehalt - sodass für den geneigten Horrorfan lediglich ein solide inszenierter Snack für zwischendurch heraus springt.

Der Leuchtturm
Gedreht mit Kameralinsen aus den 30er Jahren auf Schwarz-Weiß-35mm-Material im 1.19:1-Format, setzt Regisseur Robert Eggis („The Witch“) bereits auf handwerklicher Ebene ein expressionistisches Ausrufezeichen; Bildeinstellungen, in denen die Schauspieler sekundenlang stumm in die Kamera schauen, scheinen aus dem Bilderbuch einer vergangenen Epoche entsprungen zu sein. Pattinson und Dafoes (vor allem Dafoes) Spiel erinnert bisweilen an Stummfilmklassiker, in denen die Gesichter zu Frasken verzerrt und lang gezogene Schatten Unheil vorherbestimmten, ganz im Stile eines Nosferatu.
Doch trotz all der Seefahrermythologie (bei der alle romantischen Aspekte per se ausgeklammert werden) begibt sich Eggis in „Der Leuchtturm“ vor allem auf die Suche nach der Grenze zwischen Wahn und Sinn, bei der die aufs Minimum reduzierte Ausgangssituation zweier Männer auf einer einsamen Insel, bis ins Absurde hochstilisiert wird und am ehesten an die dichterische Sturm und Drang-Zeit erinnert. Bedeutungsschwanger und einladend zu allerlei Interpretationen erhebt sich inmitten dieses Mikrokosmos der Leuchtturm. Sinnbild der Orientierung inmitten der tosenden See. Und genau so verloren die beiden Männer, welche das flüssige Gift (das Meer/den Alkohol) zum Schluss in sich hinein kippen und sich dem Wahnsinn hingeben. Je nach individueller Sichtweise gibt Eggis hier jedem etwas, an dem man nächtelang knabbern könnte. Ob dies aber ausschließlich als Opportunismus zu deuten ist, wäre wohl zu leicht gedacht. Vielmehr wird es wohl keine endgültige Antwort auf die aufgeworfenen Fragen geben.
Und so bleibt ein audiovisueller Hochgenuss mit zwei begnadeten Schauspielern, die zu Bestleistungen motiviert wurden.

Cursed - Die Auserwählte
Grundsätzlich haben es Fantasyfans (nennen wir es mal ernsthafte Fantasy) schwer. Zumindest im Seriensektor lassen sich wohl nur eine handvoll wirklich guter Fantasyserien ausmachen. Mit dem Ende von „Game of Thrones“ stieg nun natürlich das Verlangen hier ein Loch zu stopfen. Netflix reagierte schnell (wohl zu schnell) und stampfte „Cursed“ aus dem Boden, nach einer Vorlage von Frank Miller („300“) , in dem die Arthur-Legende einmal anders interpretiert und aus anderer Perspektive erzählt wird. So weit, so interessant. Doch leider kann Netflix weder das Versprechen, hier ein zweites „Game of Thrones“ auf die Serienlandschaft loszulassen, einlösen, noch die Erwartungen an die potentiell interessante Story erfüllen, welche schließlich wohl nur als Aufhänger für allerlei Teenieschmonzettentum dienen sollte (was für mich als Teenieserienfan aber nicht per se negativ ist, hier aber schon). Die Drehbücher wirken wie Flickenteppiche, bei denen Checklisten abgearbeitet wurden. Eine zugrundeliegende Vision der Macher, geschweige denn ein harmonisches Storytelling, ist Fehlanzeige.
Was bleibt sind vereinzelt gute Szenen, etwas Splatter, ein paar nette Effekte und wirklich schöne set pieces (hier hat man sich wahrlich nicht lumpen lassen). Für verzweifelte Fantasyfans mit vielen Einschränkungen zu empfehlen, sollte der Rest hier die Finger von lassen.

Weitere Sichtungen:
Community - Staffel 2
Geniale Sitcom, deren popkultureller Humor nicht selten an Matt Groening erinnert.

Killing Gunther
Die Actionszene in der Mitte rockt, dazwischen viel alberner Leerlauf. Erst mit Auftritt Arnie wird es wieder erträglicher.

The Witcher - Staffel 1
Gute Fantasy mit interessantem Erzählkonzept (episodenhaft, ähnlich wie die Kurzgeschichtenbände).

How to Get Away with Murder - Staffel 3
Unterhaltsame Teenie-Crime-Serie.

The Professor
Pathetisch, mit einem überzeugendem Johnny Depp.

The Old Guard
Hat Potential, verschenkt zu viel.

Das Kapital im 21. Jahrhundert
Manchmal zu einseitige, aber wichtige Perspektive auf das kapitalistische System.

The Spy
Gute Mini-Serie mit einem hervorragendem Cohen. Manchmal wird die politische Gemengelage zu sehr in den Hintergrund gerückt.

Maleficent 2: Mächte der Finsternis
Episch aufgezogene Fortsetzung ohne Überraschungen.

Midway - Für die Freiheit
Absoluter Rohrkrepierer, bei dem nicht einmal die artifiziellen Kampfsequenzen überzeugen.
