gelini71 hat geschrieben: ↑07.01.2021, 05:07
OK - dann erleuchte uns mal alle und erkläre mal das einzig wahre und echte Corona Schutzkonzept aus Sachsen.
Ist halt nur komisch das ausgerechnet Sachsen die höchsten Coronazahlen hat....
Wenn sich alle an die gesagten Regeln halten würden hätten wir nicht die jetzigen Probleme. Aber es interesiert keinen, sehe ich ja schon bei mir im Haus. Da wohnt eine alte Dame und die bekommt täglich Besuch von Enkeln, Urenkeln usw - schließlich sind sie alle "eine Familie".
Lass dich nicht da nicht so einfach anzünden. Ich kann vollkommen nachvollziehen, dass es dich ankotzt, wenn man gewisse Personen sieht, die sich nur bedingt an die Maßnahmen halten, vermutlich wird das aber nur einen kleinen Einfluss auf das Infektionsgeschehen haben. Freeman hat es schon vor Wochen geäußert: gehst du nicht an die Unternehmen heran, wird sich das Infektionsgeschehen nicht so stark senken lassen wie es gewünscht ist.
Ich halte mich seit Beginn der Pandemie fast vollständig an die Maßnahmeregeln. Das klappt nicht an jeder Stelle zu 100%, schließlich habe auch ich schon mal bei Betreten des Supermarktes vergessen die Maske aufzusetzen, dafür übertreffe ich in der Gesamtbetrachtung die Regeln, indem ich mich über die ganze Zeit betrachtet mehr eingeschränkt habe als gefordert. So treffen wir uns seit Frühling fast ausschließlich nur noch mit einer Familie, deren Sohn mit meinem Jungen in einer Klasse ist und so sowieso eine Durschmischung geschieht. Das dürfen wir ab Montag dann nicht mehr, schließlich lassen sich dadurch Mikroeffekte hinsichtlich des Infektionsgeschehens erreichen. Für Familien, insbesondere mit kleinen Kindern, ist das sozial je nach persönlicher Situation eine Katastrophe (da geht es bei mir mit meinem Jungen zum Glück schon etwas besser). Wir sind alle angehalten auf privater Ebene praktisch ein Nullrisiko zu schaffen, auf der anderen Seite wird bei vielen das Infektionsrisiko auf der beruflichen Ebene aber immer noch hoch gehalten. Bei unseren beiden Familien ist es nun so, dass alle Erwachsenen arbeiten gehen. Einer davon ins Werk, wo er wie Freeman so schön schrieb mehrere tausend Leute trifft. Das ist nun mal maximaler Unsinn und da spielt die Oma in deinem Haus statistisch dagegen überhaupt keine Rolle. Das mit Abstand höchste Infektionsrisiko habe ich aktuell auf Arbeit. Warum also nicht für wenigsten 14 Tage mal alle nicht notwendigen Unternehmen dicht machen? Im Handel hat man das doch bereits umgesetzt. Ich würde mich beileibe nicht darüber freuen, das wäre aber eine ehrliche und zielführende Maßnahme. Aktuell wurde eine übelste Schneise durch die Unternehmenslandschaft geschlagen. Einige Branchen bluten aus, andere machen feucht fröhlich weiter.
Hinsichtlich der Infektionszahlen in Sachsen lass dir sagen, dass das auch stark daran liegt, dass im Herbst einfach tierisch gepennt wurde. Als in Tschechien die Infektionszahlen hoch waren und dort alles dicht gemacht wurde, konnte man bei uns noch in die Hallenbäder und alle Läden. Dank offener Grenzen ist doch naheliegend was passiert ist. Das wird auch aktuell noch besprochen. Das Problem ist halt, dass sich die Grenzen nicht so einfach schließen lassen und die Schließung dann eh nur für die sächsischen Grenzen gelten würden, so dass die Einreise über andere Bundesländer möglich ist.
Um dich auch mal zu beruhigen, dass die Infektionen nicht nur über irgendwelche AfD-Aluhut-Wähler geschieht mal 2 Beispiele aus meiner näheren Umgebung. Meine ganze Schwiegerfamilie hat es diesen Herbst erwischt. Meine Schwägerin ist derzeit in Elternzeit und traf sich nur mit einer einzigen anderen Mutter. Draußen im Freien, kein direkter Kontakt. Trotzdem angesteckt. Besuch bei Ihren Eltern, da noch keine Symptome, regelkonform innerhalb des Maßnahmenkatalogs. Darüber hat sich die ganze Familie angesteckt. Oder andere Story: unser Student hat sich bei seiner Frau angesteckt (Chilenin, keine AfD-Wählerin), welche mit den Kindern seit Monaten zuhause ist. Er selber war völlig symptomfrei und seine Frau hatte keine Ahnung, wo sie sich angesteckt haben soll. So geht auch Infektionsgeschehen, mit der Kamera auf 5 Leute halten, welche mal unerlaubt etwas zu eng stehen, bringt aber in der Berichterstattung mehr Klicks.
Dazu noch politische Zusammenhänge zaubern und schon hat man einen tollen Artikel. Diese verkackte AfD und deren Konsorten kotzen mich echt an, nun aber zwischen dem Infektionsgeschehen und der politischen Gesinnung derart einen Zusammenhang zu basteln, wie es manche Presse macht, ist schon frech. Im Frühjahr waren die Infektionszahlen in den neuen Bundesländern weit niedriger als in den alten. Sachsen-Anhalt (AfD 21 Sitze) war das Bundesland welches am längsten ohne Corona-Infektion war. Da hat auch niemand geschrieben, dass es da einen Zusammenhang mit der politischen Gesinnung gäbe. Wie gesagt, scheiß AfD, aber das gehört sich nicht.
Nehmen wir das mal auf, was Freeman zu den Inzidenzzahlen geschrieben hat. Das die Inzidenz von 50 ein im Frühjahr willkürlich gesetzter Wert war und vom Infektionsgeschehen her betrachtet für die Wintersaison zu gering als Zielwert gesetzt, wurde im Herbst schon mal etwas lauter diskutiert. Das wurde schnell im Keim erstickt, indem man mal fix erklärt, dass die Gesundheitsämter bei Überschreitung nicht mehr hinterher kommen. Lauterbach wünscht sich da gleich mal eine Inzidenz von 25. Eine Inzidenz von 25 auf 100.000 Einwohner bedeutet eine Infektionsrate von 0,025%. Jeder Ausbruch in einer Klinik oder einem Altenheim sorgt dafür das dieser Wert gerissen wird, und genau das passiert aber immer wieder. Das wird auch mit einem Zielwert von 50 nicht besser. Grundsatz im Controlling: Ziele müssen realistisch sein, sonst leidet die Motivation diese zu erreichen. Ganz stark ist auch, dass man wartet bis die Inzidenzen in manchen Regionen 500% des gesetzten Zielwertes von 50 erreichen und dann erst Maßnahmen ergreift. Nimmt man den Wert 25 von Lauterbach (welcher sicher wünschenswert wäre), dann ist man bei manchen Regionen bei einem Stand von 1.000%. 1.000%, wie will man da denn jetzt noch solche Zielwerte erreichen? Das geht nur durch den Sommer. Wenn eine Inzidenz von 50 oder gar 25 so wichtig ist, hätte man im Herbst schon richtig bremsen müssen und nicht diesen Lockdown light fahren dürfen. Das war schlicht eine Fehlentscheidung der Politik, zumal damit auch eine trügerische Sicherheit für die Bevölkerung geschaffen wurde. Verhaltet euch alle mal ein bisschen entspannter, einkaufen etc. all das dürft ihr noch, große Partys sind aber zu unterlassen. Wenn ihr das macht, dann dürft ihr es zu Weihnachten und Sylvester ein wenig krachen lassen (= geplante Lockerungen). Spahn hat Anfang September noch gesagt, dass mit dem Wissen von heute keine Geschäfte, Friseure mehr schließen müssten. Für solche Fehleinschätzungen fehlt mir einfach das Verständnis, vor allem wenn man sich im Nachhinein hinstellt und dem Bürger versucht den schwarzen Peter zuzuschieben.
Thema Schule: Das was uns heute auf die Füße fällt ist, dass man die letzten 10 Jahre hinsichtlich der Digitalisierung einfach nur geschlafen hat. Wenn man sich schon mal vorher mit Thema beschäftigt und sich um den Fortschritt gekümmert hätte, dann behaupte ich, dass wir rein schulisch diese Pandemie völlig problemlos überstanden hätten. Lediglich das Betreuungsproblem wäre gekommen, die Lernprozesse selber wären nicht so ausgebremst wurden. Apps, Lernplattformen - das ist alles da, wird aber eben nur auf privater Ebene genutzt, vom demjenigen der will. Man müsste das halt mal vereinheitlichen, am besten bundesweit und zusehen, wie man das mit der Hardware löst. Lösbar wäre das aber und würde unserem Bildungssystem den schon lange notwendigen Boost geben.
Wisst ihr was bei uns seit dem Frühling geschehen ist? Im Frühjahr habe ich der Klassenlehrerin meine private Cloud zur Verfügung gestellt, damit sie die Unterlagen hochladen kann und nicht immer 3 e-mails aufgrund der Datenbeschränkung verschicken muss, um alles zu verteilen. Jetzt nutzt sie nicht mehr meine Cloud (wegen Datenschutz - schließlich muss man Aufgaben wie 1+1 = ? unbedingt schützen) sondern die vom Kultusministerium. Spaßeshalber sei erwähnt, dass die Server der Cloud innerhalb von 7 Tagen 2 mal abgekackt sind. Das ist jedenfalls alles was in der Zeit passiert ist. Mehr nicht.
Hinsichtlich des Infektionsgeschehens war das Konzept der festen Klassenverbände tatsächlich recht gut. Ausbrüche waren dadurch jedes Mal beschränkt und in der Anzahl überschaubar.
Mein Eindruck aus dem Frühjahr hat sich leider verfestigt. Ich hatte damals vor allem die Kommunikation und die fehlende Planung kritisiert. Damals konnte die Probleme noch auf das plötzliche Auftreten schieben...