Kurzkommentar vom 05.06.2017:
Mit „Vaiana“ erzählen die Disney Studios eine höchst lebendige und extrem dynamische Fabel, deren Massen-Appeal durchaus abzusehen war. Reizvoll erscheint insbesondere die vitale Mischung aus traditionellen und modernen Elementen – während ein wieder deutlich angehobener Musical-Anteil, niedliche Tierbegleiter und ein fein ausgearbeiteter Handlungsbogen den Wohlfühl-Komfort des klassischen Disney-Kinos anpeilen, sorgt das exotische Ambiente, eine ordentliche Portion fremdländischer Mythologie und vor allem die unangepasste, nicht auf Prinzessinnen-Schablonen genormte Titelheldin für die notwendige Frische.
So erinnert das Ambiente unter Wasser zwar an „Arielle die Meerjungfrau“ und jenes über Wasser an „Lilo & Stitch“, gerade Letzterer gilt aber ja als einer der unkonventionellen Publikumslieblinge und es ist sicher nicht falsch, dass versucht wird, ihn wieder in Erinnerung zu berufen. Gesang indes ist immer eine Geschmacksfrage, wenigstens die Einlage des Krebses Tamatoa überzeugt mit einem fröhlich klingenden Song, der verbunden mit der akuten Bedrohung in der Filmsequenz einen klar ironischen Schlag bekommt, der mit einer Post-Credit-Sequenz noch einmal schön aufgegriffen wird.
Obwohl die beiden Hauptfiguren ein harmonisches Paar bilden und mit ihren entgegengesetzten Ansichten viel Dynamik in die Wasserreise bringen, die von den Animatoren verspielt und kraftvoll illustriert wird, peilt „Vaiana“ natürlich in erster Linie ein Massenpublikum an und muss den reichhaltigen Fundus polynesischer Kultur zwangsläufig stark vereinfachen, um diesem Ziel gerecht zu werden. Wer auf der Suche nach einer erwachsenen, tiefgründigeren Alternative ist, die sich mit der Mythologie eines fernen Landes beschäftigt, sollte den Blick eher auf „Kubo And The Two Strings“ richten.
