McClane hat geschrieben: ↑05.11.2021, 00:26
Naja, aber deine obige Formulierung klingt für mich schon so ein bisschen wie: "Oh, war ich der uniformierte Universalgelehrte da wieder schlauer als die ganzen Eierköppe an den Schalthebeln?" Und ich habe meine Sicht mit Beispielen aus der Praxis, Zahlen usw. untermauert. Und wenn da nur kommt, "Aber ABC hat gesagt, dass man die wieder aufmachen soll", inhaltlich aber gar nicht auf meine Argumente eingegangen wird, dann fühle ich mich ehrlich gesagt etwas verarscht. Vor allem wenn zwei deiner Kronzeugen diejenigen sind, an denen du sonst in einer Tour Kritik übst.
Natürlich fallen im Internet Dinge wie Mimik, Intonation usw. weg, deshalb war er von dir vielleicht nicht so gemeint, wie es dann bei mir ankam.
Ich möchte dir versichern, dass es mir wesentlich lieber wäre, wenn ich mit meinen Einschätzungen öfter daneben liegen würde. Vieles von dem was ich im Laufe der letzten 1,5 Jahre vermutet habe, ist in gewisser Weise aber leider so eingetreten. Wie gesagt, waren wir von vielen Sachen direkt betroffen. Ich habe daher auch einiges mitbekommen, wobei Fehlentscheidungen nicht nur auf politischer Ebene zu verfolgen waren. Das hinsichtlich Krankenhaus- und Pflegepersonal eine Problemsituation entstehen wird, war im März 2020 schon ganz klar absehbar, wenn man mitbekommen hat, wie da mit den Leuten umgegangen wurde. Von den Balkonen klatschen und das bisschen Corona-Bonus kommt dir dann wie eine Verhöhnung vor. Natürlich liege ich auch mal daneben, was für mich aber auch vollkommen unproblematisch ist. Ich habe nichts, aber auch gar nichts, davon, wenn ich wirklich mal etwas besser weiß. Wenn du meine Argumente mal durchliest, dann siehst du zudem auch, dass es mir meistens um weiche Faktoren geht. Die lassen sich häufig nicht mit Zahlen belegen, vor allem nicht unmittelbar und direkt. Die Pandemie und deren Bekämpfung lässt sich eben auch nicht nur in Zahlen abbilden. Praxisbeispiele und Verweise auf Methoden, Lehrwissen etc. habe ich doch ebenso schon mehrfach gebracht. Hier wäre es vielleicht mal sinnvoll unserere Argumente in Einklang zubringen anstatt sie gegeneinander auszuspielen.
Ich möchte zudem auch mal anmerken, dass es mir ausschließlich um die Sache geht, also den Pandemieverlauf, die Bekämpfung und deren Auswirkungen abzumildern.
Ich habe mehrfach eingeräumt, dass ich mich auch täuschen kann und. Hinsichtlich der Impfzentren habe ich nicht nur eingestanden, nur wenig Wissen dahingehend zu haben, sondern auch geantwortet
Sicher ist das Schließen der Impfzentren weniger schlimm als es auf den ersten Blick wirkt.
, was signalisieren sollte, dass ich deinen Argumenten folge. Sorry, wenn das nicht deutlich genug bei dir angekommen ist. Dass ich auf deine Argumente nicht eingegangen bin, stimmt aber somit nicht. Ich habe da nur inhaltlich nichts hinzugefügt, weil es nicht sinnvoll gewesen wäre.
Lauterbach und Spahn sind nun mal diejenigen, die die meisten Schlagzeilen liefern. Darin ist logischer Weise begründet, dass ich Kritik auch an denen manifestiere, wobei die dann eben stellvertretend für andere mit herhalten müssen, auch wenn das sicher nicht immer ganz richtig ist. Das ist doch aber nicht unüblich. Derjenige der sich vorne hinstellt bekommt auch das meiste ab. Davon abgesehen, sollte Spahn als Gesundheitsminister einer der Hauptverantwortlichen in Sachen Pandemiebekämpfung sein und Lauterbach hat sich die Rolle selber ausgesucht (und ja politisch daran profilieren können).
McClane hat geschrieben: ↑05.11.2021, 00:26
Meine Frau schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als sie von Spahns Äußerung hörte. Aber wie gesagt: Vielleicht hat Spahn das auch nur in die Kamera gesagt, während sein Beraterstab da anders denkt.
Um es vorweg zu sagen: Ich sehe auch große Versäumnisse, darunter das fehlende Testen von Reiserückkehrern im Sommer oder die Nichtanschaffung von Luftfiltern in Schulen. Aber hier im Thread bin ich vielleicht so etwas wie die Gegenreaktion zur Gegenreaktion. Du, Timo und Pierre, die hier meiner subjektiven Wahrnehmung nach mehr posten als alle, lassen es manchmal so klingen, als sei Pandemiebekämpfung ein Kinderspiel und nur die kleinen Doofis da oben wissen nicht, wie man es angehen muss. Ich bin auch kein Fan davon, Politiker mit Samthandschuhen anzufassen oder nicht zu hinterfragen, aber andrerseits haben die auch ihre Berater, die durchaus Ahnung vom Fach haben (kriege ich bei meiner Frau in der Kreisverwaltung ja auch so mit). Und wie schon mal schrieb: Bisher gab es noch nirgendwo den Königsweg zur Pandemiebekämpfung, mal ganz abgesehen davon, dass der Ländervergleich aus Gründen wie Besiedlungsdichte, Gesundheitssystem und Bevölkerungsmentalität immer schwierig ist.
Wie gesagt, ich will eure Kritik nicht für invalide erklären oder sie euch verbieten, aber in der Wortwahl ("Schildbürger", "Nulpen", "alle inkompetent") legt ihr doch genau jene Überheblichkeit an den Tag, die ihr bei Politikern oder Cinefreak kritisiert.
Das ist ein Punkt, wo wir uns deutlich unterscheiden und da wird auch das Konfliktpotential herkommen. Vielleicht wirkt es nur falsch auf mich, aber es scheint so, als ob ihr immer und immer wieder nach Entschuldigungen für Fehler und Versäumnisse auf Seiten der Politik sucht. Während SFI, freeman und mir immer mit voller Härte unser Unwissen um die Ohren gehauen wird, wird eine Aussage unseres Gesundheitsministers damit entschärft, dass man sich vorstellt, dass die Berater ja eventuell ganz anders denken. Und das ist für mich total paradox. Nehmen wir noch mal das Thema der Impfzentren, wo du mir ja nun begründet hast, warum es falsch wäre, die offen zu lassen. Mein Informationsstand dürfte nicht mal ansatzweise dem von unserem Gesundheitsminister entsprechen, wenn der aber noch größeren Unsinn (Impfzentren wieder öffnen) als ich (Impfzentren offen lassen) erzählt, dann urteilst du in deinen Aussagen dennoch mir gegenüber um einiges härter als dem Gesundheitsminister. Andersherum darf meine Kritik an den Verantwortlichen aber nicht zu scharf sein.
Da kommen wir dann tatsächlich nur schwer zusammen. Auch wenn unsere Wortwahl manchmal sicherlich etwas unnötig derb ist, muss man aber auch mal festhalten, dass wir hauptsächlich kritisiert werden, weil wir kritisieren. So als ob es da überhaupt keinen Konsens geben kann. Das verschärft den Ton auch kontinuierlich. Ich meine, wenn alles weitestgehend zufriedenstellend laufen würde, dann wäre ich wesentlich leiser, aber der Winter wird wahrscheinlich nicht besser als der vorherige (wie LivingDead es vorher gesagt hat). Da bringe ich dann auch Kritik an, auch wenn die nicht immer vollumfänglich korrekt ist und mit ausgearbeiteten Argumenten belegt ist. Ich sehe es aber auch nicht so, dass meine Kritik erst ein Peer Review durchlaufen haben muss, bevor ich sie äußern darf. Und ich darf auch gerne mal daneben liegen. Das belegt aber noch lange nicht, dass keine Kritik angebracht wäre und bei allem was hier geäußert wurde (egal von welcher Seite) steckte aus meiner Sicht auch immer ein Stück Wahrheit. So habe ich in Sachen Impfzentren erläutert, warum ich die offen lassen würde, und die Aussage zur Wiedereröffnung von Spahn hat eben zumindest zu Teilen ähnliche Überlegungen auch beinhaltet. Ich weiß, dass das alles kompliziert ist, aber während du dich verarschst fühlst, fühle ich mich oftmals abgesägt. So als ob man nur Blödsinn erzählt, was aber eben nicht haltbar ist. Und das wird nicht nur mir so gehen. Cinefreak sagt zu SFI er soll sich erst mal die erste Spritze holen, bevor er mitreden kann. Gestern kam die Meldung, dass ein 12jähriges Kind nach der Impfung verstorben ist, ein Zusammenhang ist wahrscheinlich. Ich weiß, Vorerkrankungen etc., tritt nur sehr selten auf usw.. Das ist alles klar. Solche Geschehnisse zeigen doch aber auch, dass die Bedenken nicht ganz unbegründet sind. Da kann man doch auch anders miteinander reden. Ich wünsche ich mir, dass wir da anders miteinander umgehen. Dass die Emotionen mal hochkochen, ist völlig normal. Das lässt sich bei dem Thema auch nicht vermeiden. Wir können aber die Eskalationskurve flacher halten. Flatten the curve.