Der Tod und das Mädchen (1994)
von: Roman Polanski
mit: Sigourney Weaver / Ben Kingsley / Stuart Wilson
Ich mag Roman Polanski, aber er hat so eine Faible für "schlechte" und oder "sehr düstere" Enden, die mir meistens nicht direkt gefallen wollen. Aber er hat meiner Meinung nach auch eine sehr akribische, perfektionistische Ader. Jeder seiner Filme scheint auf den Punkt inszeniert worden zu sein. Da ist nicht viel Platz für Fehler in seiner Arbeit.
Und somit kommen wir zu seinem Werk "Der Tod und das Mädchen".
Basierend auf einem Theaterstück, wusste ich gleich ganz genau was mich erwarten würden, und wenn dann auch noch der Film nach einem Musikstück von Franz Schubert benannt ist, weil es auch ein wichtiger Bestandteil des Films ist, dann wären meine Erwartungen an den Film schon zu Beginn im unermesslichen gewesen, hätte ich es denn im vornherein gewusst

. Aber zum Glück war ich auf nichts vorbereitet, und das war sehr gut so.
Ein Theaterstück lebt meist von seinen Dialogen und nur ganz wenig von seinen Szenerien. Es bleibt oft dem Zuschauer überlassen sich die Strassen ausserhalb des Hauses vorzustellen. Die endlose Leere und Einsamkeit ist auf der Bühne nur schwer zu transportieren. Das ganze in einem Saal voller Menschen zu erreichen muss ein Husarenstück sein. Zusätzlich kommt das Stück gänzlich ohne Humor aus, was auch ein gern gesehenes Element im Theater ist. Ein Film bietet hier mehr Möglichkeiten. Aber auch mit all den Filmischen Möglichkeiten ist es nicht viel, was uns Polanski zugesteht. Ein Blick aus dem Haus in die dunkle Einsamkeit, nur ein Leuchtturm ist ersichtlich und zurück ins Haus wo das Radio läuft und man einsam auf das eintreffen von jemandem wartet...
Nach dem Intro mit dem Stück des Streichquartetts sind diese Szenen der perfekten Auftakt zum Film. Und so nehmen die Geschehnisse ihren lauf. Aus der Einsamkeit wird ein Trio, es reiht sich Dialog and Dialog. Man spürt den Ursprung im Theater in jeder Faser des Films. Dennoch wohnt man hier etwas komplett anderem bei. Denn es bestehet nie ein Zweifel das der Stoff auf die Leinwand gehört! Ein Theaterstück könnte nicht annähernd eine so beklemmende Atmosphäre schaffen. Einsam / alleine / abgeschottet in einem Haus in einer unendlich scheinenden Nacht...
Bald kreieren sich In der Perfidität des Roman Polanskis innerhalb der Dialoge unglaubliche, ungehörige Szenerien. Es wird nichts "weichgeschrieben" es prasselt jeder Dialog oder Monolog mit seiner Präzision und Härte auf den Zuschauer ein, ohne dass man vor ihnen Flüchten könnte. Man ist gefangen in der Szene wie jeder der Charakteren.
Und wenn ich bis jetzt nicht von den Schauspielern gesprochen haben dann nur weil sie einfach Perfekt sind. Das Trio ist gleichzeitig elektrisierend / irritierend / sympathisch / bösartig... und somit auf den Punkt gespielt. Ohne sie würde der Film zu keiner Sekunde funktionieren. Dazu kommt die perfekte Regie und das perfekte Drehbuch. Während jeder andere Regisseur zu den Dialogen eine Rückblendevision gezaubert hätte, überlässt Roman Polanski es dem Zuschauer die Geschichte auszumalen, zu glauben was sie glauben wollen. Den jeglicher andere Einfluss als das gezeigte, hätte den Film zerstört. Wir werden hier eigeladen mitzudenken, Geschichte zu schreiben und zu Erleben. Ganz ganz grosses Kopfkino!
Und als ich dann im "Finale" angekommen bin, alle Charakteren an ihren Scheidungswegen, die Vergangenheit hinter sich, die unausweichliche Zukunft vor sich, fühlte ich mich wie zurückgesetzt in eine perfekte Folge von "Game of Thrones"
