Cinefreak hat geschrieben: ↑09.02.2023, 09:43
Totschlagargumente a la Orco: "SCheiße, keiner stimmt mir zu, also müssen alle anderen zu feige sein!" - In einem Männerforum...merkt er selbst, oder?

Ob man sich damit besonders beliebt hier macht, erstmal alle hier zu diskreditieren und ihnen ihre eigene Meinung abzusprechen?
Ach, mach dir nix draus, ich finde ihn eigentlich ganz drollig. Diese Provokationsversuche sind zu leicht zu durchschauen, um sich wirklich darüber aufregen zu können – zumindest meines Erachtens. Ich sitze ja mittlerweile wieder jeden Tag in Bus und Bahn, teils bis zum Anschlag gefüllt, und kein Mensch trägt mehr eine Maske oder achtet auf Abstand, seit die entsprechenden Regeln aufgehoben wurden. Echt heftig, diese Corona-Diktatur, die wir 2020 begonnen haben. Die Diktatur-Brüller da draußen hatten recht, wir kommen wirklich niiiiiiiiiemals zur Normalität zurück. Ganz unmöglich.

Genauso lagen auch die falsch, die sich beinahe gewünscht hätten, einige der Standards in den Hochphasen des Virus würden uns erhalten bleiben, und die Maske würde sich gesellschaftlich breit etablieren und Teil unserer Post-Covid-Realität werden. Das ist immer das schönste an extremen Positionen: Wer geduldig ist, kann ihr scheitern miterleben. All das ist natürlich keine Überraschung.
Ich muss auch anderen in diesem Thread widersprechen, ich weiß leider nicht mehr, wer es geschrieben hat: Eine richtige Radikalisierung und Spaltung der Gesellschaft hat es doch eigentlich nicht gegeben, sonst würden die Fronten ja jetzt noch in dieser Härte existieren. Wahr ist aber, dass die Hardcore-Spinner auf beiden Seiten schon vor der Pandemie Spinner waren und auch jetzt noch Spinner sind und einfach nur das Themenfeld gewechselt haben, in denen sie ihre spinnerten Kriege ausfechten. Während die breite Masse hingegen (die sich vielleicht zeitweise mehr in das eine oder andere Lager einteilen ließen) größtenteils wieder in ein Leben ohne Covid (oder zumindest ohne übertriebener Covid-Paranoia) zurückgekehrt ist. Und damit ist es letztlich ungefähr so eingetreten, wie man erwarten konnte – nix hat gegen das Virus besser geholfen als die Zeit, neue abgeschwächte Mutationen und eine aufbauende Immunantwort der breiten Bevölkerung. Wer hätte das gedacht? Spoiler: Die meisten.
Alles was passiert ist, sind veränderte Rahmenbedingung und ein abgekühlter Alarmismus – auch das keine Überraschung, sondern der normale Ablauf bei Krisen, nur das diese Krise eben sehr groß und sehr langwierig war und dementsprechend die Prozesse langsamer angedauert haben.
SFI hat geschrieben: ↑08.02.2023, 06:36
Orco hat zumindest mal dahingehend nicht unrecht, dass zwei Gegenseiten entstanden, die tatsächlich die Minderheit darstellten, aber den Diskurs bestimmten: Die, die die kritischen Stimmen pauschal als ungeimpft, asozial ... konnotierten, staatliche Exklusion/Diskriminierung befürworteten und als Blockwart 2.0 mitmischten und die, die Corona leugneten, mit Tröten durch die Straßen zogen und Diktatur schrien.
Das ist vom Orco jetzt aber keine spektakulär tiefschürfende Erkenntnis, sondern halt ganz normal in solchen Fällen. Du kannst dir jedes gesellschaftliche Reizthema herauspicken und wirst am Ende bei zwei extremen Positionen landen, die sich gegenseitig nichts schenken und von vernunftbasierter Artikulation weit entfernt sind. Ob du dir jetzt eine so banale Diskussion wie die über das "Gendern" herauspickst oder Positionieren zu Migration, zum Ukrainekrieg und und und. Wer am lautesten ist, wird zuerst gehört, und es finden sich bei jedem Thema immer zwei Seiten, die sich besonders laut anschreien müssen. Die Frage ist, ob man sich davon beeinflussen lässt und noch mit einem Grinsen Öl ins Feuer gießt oder einfach sein eigenes Leben in Ruhe weiterlebt, ohne jeden Alarm mitspielen zu müssen. So wie du es beschreibst, die "eigene Gesundheit und politischen Unfug trennen" und eben das zu machen, was man selbst für richtig hält, ohne sich von einer Partei unter Druck setzen zu lassen, ist es vernünftig und das einzig logische. Per PN irgendwelche Impfnachweise herumschicken wird keiner von dir verlangen, dann wäre der Gipfel der Lächerlichkeit ja wahrlich erreicht.
In meinem Umfeld gab es Menschen, die haben sich zweimal impfen lassen, dreimal impfen lassen, gar nicht impfen lassen oder hätten am liebsten noch 4x nachgespritzt und sie alle sitzen jetzt wieder in Cafés, essen ihren Kuchen, gehen zur Arbeit, mit den Kindern zum Spielplatz und meckern jetzt lieber über die Inflation statt über Karl Lauterbach. Life goes on. Hauptsache sie haben was zum Aufregen und Streiten.
MarS hat geschrieben: ↑09.02.2023, 14:34
The Punisher hat geschrieben: ↑07.02.2023, 10:40
Jedem geht die Corona scheiße inzwischen am Arsch vorbei ...
Wenn man miteinander diskutiert, muss man auch immer daran denken, dass Maßnahmen und natürlich auch die Infektion die Leute unterschiedlich getroffen haben. Dafür fehlt auf beiden Seiten bis heute zu großen Teilen das gegenseitige Verständnis.
Ganz genau. In meinem Umfeld gab es beides: Todesfälle aufgrund des Virus sowie Burnout und Depressionen dank der ergriffenen Maßnahmen. Beides war gesellschaftliche Realität, und dennoch haben sich viele Menschen bereitwillig vor einen Karren spannen lassen, sind als Antagonisten aufgetreten, obwohl es (den Vernünftigen) letztlich allen um dasselbe ging: Man wollte andere schützen. Da haben sich in meinen Augen aber alle Lager, die gemäßigten wie die schwurblerischen, nicht viel geschenkt. Nervig aufgefallen sind nur die, die alles stets besser wussten und denen es nicht um ihre Mitmenschen ging, sondern um die überzogene Demonstrierung der eigenen Überlegenheit allen anderen gegenüber. Aber – wie man ja selbst in diesem Thread sehr vereinzelt sehen kann – die hören damit auch hinterher nicht auf, die muss man einfach ertragen.
SFI hat geschrieben: ↑10.02.2023, 05:57
Generell würde mich interessieren, wo wir heute stünden, wenn man, vor allem in Anbetracht des löchrigen Impfschutzes und mit dem heutigen Wissen über die Schildbürgerstreiche wie Schulschließungen etc., einfach die, die sich nicht impfen lassen wollten, hätte gewähren lassen.
Nun, ohne jetzt unbegründet mutmaßen zu wollen: Vermutlich stünden wir nicht so groß anders da als zuvor. Das Virus ist letztlich so weit verbreitet gewesen und so mutiert, dass es sich jetzt wieder relativ normal wie in der Vor-2020-Zeit leben lässt. Das wäre auch ohne Impfungen und Maßnahmen der Regierung passiert. Wäre der Weg dahin rein auf das Virus selbst bezogen etwas steiniger geworden, hätte man lascher und weniger vorsichtig agiert? Vermutlich. Hätte man dafür viele andere Probleme (u.a. die erwähnte Bildungslücke, Burnout- und Depressionserkrankungen oder die Anfeindung vernünftiger Bürger durch die lauten Schreihälsen an beiden Enden der Vernunft) abschwächen oder gar ganz lösen können? Sicherlich. Nur wenige würden wohl bestreiten, dass in den zwei Hochjahren der Pandemie alles korrekt und vorbildlich abgelaufen ist und die wirklich dummen Maßnahmen waren damals schon als solche zu entlarven, dafür braucht man jetzt gar nicht darauf verweisen, all das habe sich erst "letztlich" und "im Nachhinein" als anders oder falsch dargestellt. Es gab Maßnahmen und Regelungen, die purer Bockmist waren, aber von bestimmten Lagern mit Vehemenz verteidigt wurden, weil man ab einem gewissen Punkt einem Automatismus erliegt, der das bedingungslose Zustimmen zur eigenen Position bedingt. Es gab aber genauso Maßnahmen, die schlicht Sinn ergaben und aus bestimmten Lagern dennoch angegangen wurden, weil man an einem gewissen Punkt einem Automatismus erliegt, der die bedingungslose Ablehnung der gegnerischen Position bedingt.
Auch da würde ich im Rückblick sagen: Geschenkt haben sich die Spinner an beiden Enden wenig, und der große, gewaltig überwiegende Teil der Mehrheitsbevölkerung, der einfach in Ruhe versucht hat sein Leben weiterzuleben, kann das jetzt tatsächlich ohne wesentliche Einschränkungen wieder tun. Der Rest sucht sich neue Spielwiesen und bewirft sich dort mit Kot.