Ich vermute auch mal, dass der vernichtende Box-Office-Flop alle Ambitionen auf ein Sequel zerstört, aber sicherheitshalber: Es geht um...
Saint Seiya: Die Krieger des Zodiac – Der Film (a.k.a. Wie lang und umständlich kann ein deutscher Titel sein)
Ich bin da relativ unvorbereitet rangegangen, als er zwischenzeitlich mal bei Netflix verfügbar war. Dass das Ganze auf einer Manga/Anime-Serie basiert, war mir noch bewusst, aber angesichts des Stage-6-Logos zu Beginn und des extrem übersichtlichen Casts hatte ich auf ein kleines B-Picture getippt, weshalb ich erstaunt war, dass die CGI-Effekte so gut aussehen. Jetzt, wo ich weiß, dass das eine 60-Millionen-Dollar-Produktion war, wundert mich das nicht mehr - eher die Frage, wie man 60 Millionen Dollar in diese Totgeburt versenken konnte, die sich abseits ihrer Tricks durchweg wie eine Direct-to-Video-Produktion anfühlt, vor allem was Casting, Locations und Drehbuch angeht.
Das Script versucht einem die Mythologie (die in der Vorlage wahrscheinlich über zig Bände entwickelt wurde) mit lauter holprigen Info-Dumps anzubieten, wahlweise in unmotivierten Rückblenden oder gestelzten Dialogen nach dem Motto "Guten Morgen, schön, dass wir uns sehen, ich will dir mal kurz erzählen, was es mit der Phönix-Rüstung auf sich hat". Das fühlt sich teilweise wie ein altes JRPG auf dem NES an, als das Storytelling in Videospielen noch nicht allzu ausgereift war (Gehe zum magischen Berg und trainiere beim magischen Eagle Knight, um deine magischen Kräfte zu entdecken und deine magische Rüstung zu bekommen). So ist die Geschichte gleichzeitig banal (Mainplot) und ein Buch mit sieben Siegeln (die ganze Hintergrundgeschichte), dazu noch dermaßen lustlos von Regieseite inszeniert - aber auch nicht so verwunderlich, wenn man darauf schaut, dass Tomasz Bagiński zuvor eigentlich nur Kurzfilme und Videospielintros gemacht hat, ehe man ihm dann direkt einen solchen Franchise-Starter als Langfilmdebüt an die Hand gab.
Bei der Action ist dann auch wenig zu holen. Für die wenigen handgemachten Einlagen ist Mark Dacascos zuständig, der aber kaum genutzt wird, die Fights zwischen Mackenyu und Nick Stahl arbeiten schon viel mit Drahtseilen und Computerunterstützung, vieles andere (Verfolgungsjagd, Training, Showdown) kommt mehr oder weniger komplett aus dem Rechenknecht. Letzteres will ich gar nicht verteufeln, aber dann sollte die Regie gute Ideen für die Inszenierung haben, etwa die Ästhetik eines Anime in einen Realfilm übertragen. Bei Bagiński ist das hässlicher Klumpatsch, zwar teilweise schön bunt, aber visuell dermaßen wenig ansprechend und trotz allen Blitzen und aller Rumfliegerei dermaßen egal, dass es fast auch schon wieder eine Leistung ist.
Die Darsteller sind meist ziemliche Ausfälle, immerhin hat Mark Dacascos Spaß an seiner Rolle als guter Handlanger, die aber so wenig zu tun hat, dass man ihn beinahe aus dem Film lassen könnte. Und Nick Stahl als verwarzter Schurken-Asi gibt dem Affen ordentlich Zucker, sodass er hier klar als bester Mann vom Platz geht. Ob der Film vorlagengetreu ist (die meisten Fans fanden den wohl kacke) ist dann am Ende wohl auch latte, denn als Nicht-Eingeweihter versucht man verzweifelt durchzusteigen, was jetzt welche Partei eigentlich will und was das alles bedeutet, ehe man am Ende erfährt, dass das alles nur ein Etappensieg war und die große Geschichte noch kommen soll. Ich persönlich hab da null Bock drauf, der Rest der Welt sah es angesichts des desaströsen Einspiels wohl ähnlich.

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