Filmtagebuch: deBohli
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Re: Filmtagebuch: deBohli
A Story Written with Water
BD / Regie: Yoshishige Yoshida
Lust und Verlangen im Strudel der Zeit und Erinnerungen: Yoshishige Yoshida zeigt im Drama «A Story Written with Water» vier Menschen, die in der Gegenwart leiden und lieben, durch den gelungenen Schnitt wird es zu einem Tanz. Die karg-moderne Musik macht die Indie-Produktion noch spezieller, wenn auch einiges schleppend abläuft.
Tony Manero
DVD / Regie: Pablo Larraín
Er trägt einen weissen Anzug, in dem all seine US-amerikanisch beeinflussten Träume stecken. Um diese zu erreicht, wird der Stoff wortwörtlich mit Scheisse beschmiert. Doch unter der Oberfläche von Pablo Larraíns brutal-dreckigem Film «Tony Manero» lauert die aussichtslose, harsche Realität des Alltags in einer Diktatur. Ein vielschichtiger Film, der schockiert und überrascht.
Goodbye Julia
Stream, Filmingo / Regie: Mohamed Kordofani
Die Annäherung erfolgt vor der Teilung. Im Spielfilm «Goodbye Julia» von Mohamed Kordofani führt ein Unfall zu einem Mord, eine Tat zu einer Schuld. Angesiedelt in den Jahren vor der Spaltung des Sudans, spinnt der Regisseur einzelne Fäden zwischen den Menschen und den herrschenden Problemen.
Eine ausführliche Kritik folgt bei Phosphor Kultur.
The Towering Inferno
BD / Regie: John Guillermin
Das höchste Gebäude der Welt wird eingeweiht, und wie bereits bei der Titanic führen die Geldgier und der Grössenwahn einzelner Männer zum Desaster. «The Towering Inferno» von John Guillermin zelebriert den genialen Cast, den Heldenmut der Feuerwehrmänner und die lodernden Flammen. Fragt sich nur, wo der Architekt studiert hat. Der kann ja alles.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Radio On
BD / Regie: Chris Petit
Das industrielle Ödland, die Leere in der Seele: «Radio On» ist ein Roadmovie in desolater Umgebung, monochrom festgehalten. Chris Petit lässt seine Figuren von grossartiger Musik begleitet suchend umherfahren, mit nur schemenhaften Definitionen und einem intensiven Gefühl.
House at the End of the Street
DVD / Regie: Mark Tonderai
Eines muss ich Mark Tonderai lassen, er konnte mich mit der Geschichte von «House at the End of the Street» einige Male überraschen. Sonst aber bietet der Horror-Thriller wenig Gutes. Die Figurenzeichnungen sind katastrophal, die Handlungsweisen der Charaktere stupid und die Arbeit an Kamera und Schnitt unbefriedigend. Und dann steht das Haus nicht einmal am Ende der Strasse.
All About Eve
DVD / Regie: Joseph L. Mankiewicz
Das menschlich dreckige Geschäft der Unterhaltungsindustrie, seziert durch das famose Drehbuch, die genialen Darstellerinnen und die ultrascharfen Dialogzeilen: «All About Eve» von Joseph L. Mankiewicz ist ein legendärer Film, mit einer bestechenden Bette Davis und einer täuschenden Anne Baxter.
Re: Filmtagebuch: deBohli
"Radio On" muss ich auf jeden Fall auch noch nachholen. Gerade letzte Woche erst habe ich mir Petits Folgewerk "An unsuitable Job For A Woman" angesehen, da wurde im Booklet auch sehr viel Bezug auf sein Debüt genommen.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Oh stimmt, "An unsuitable Job For A Woman" liegt bei mir als Disc ungesehen rum.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Anyone But You
Stream, RakutenTV / Regie: Will Gluck
Rich White People Problems, es könnte mir nicht egaler sein. Bei «Anyone But You» von Will Gluck wird immerhin optisch viel geboten und Natasha Bedingfield konnte dank dem Film ihre Steuern bezahlen.
Die Sichtung zog an mir vorbei, meine Gedanken drifteten ab und ich habe mich nicht genervt. Hätte also schlimmer sein können. Und long time no see, Rachel Griffiths.
Música
Stream, Amazon Prime / Regie: Rudy Mancuso
Auch wenn die Leidenschaft von Rudy Mancuso für die Geschichte, die Musik und das Filmemachen durchdrückt, «Música» will nicht überzeugen. Optisch überfrachtet, wirken alle Elemente ausgelutscht und zu keiner Sekunde konnte der Film mein Interesse an den Figuren wecken.
Mancuso werde ich trotzdem im Auge behalten und wenn Camila Mendes wieder mitmacht, bin ich eh dabei (auch bei anderen Romcoms, siehe «Upgraded» von Carlson Young).
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Suzhou River
BD / Regie: Ye Lou
Zwischen Traumvorstellung und körnig gefilmter Wirklichkeit bewegt sich das Neo-Noir-Drama «Suzhou River». Eine real wirkende Erfahrung von Ye Lou, ein mysteriöses Spiel um Identitäten und Liebe, eine Beobachtung des Lebens am Fluss und eine Welt, in der Meerjungfrauen existieren. Grossartig gefilmt und in schöne Farben getaucht.
An Unsuitable Job for a Woman
BD / Regie: Chris Petit
Im Gegensatz zu Chris Petits Debütfilm «Radio On» ist «An Unsuitable Job for a Woman» eine konventionelle Detektivgeschichte, die auch optisch zurückhaltend aufgearbeitet wurde. Trotzdem, dank dem Spiel von Pippa Guard in der Hauptrolle, gewissen Sequenzen voller Spannung und den geschickt eingearbeiteten Details (Gürtel, Spielzeugauto) hat mir der Film sehr gefallen.
Hush… Hush, Sweet Charlotte
DVD / Regie: Robert Aldrich
Sehr gut gefilmte Spielereien mit Licht und Schatten, harte Kontraste und ein sanftes Gothic-Horror-Gefühl: «Hush… Hush, Sweet Charlotte» ist eine legendäre Geschichte zwischen Horror, Mystery und Krimi. Robert Aldrich hat aus seinen Mitteln das Mögliche herausgeholt und die Wahrheit bleibt lange verborgen. Ehrlicherweise muss ich aber sagen, dass mir Bette Davis schauspielerische Leistung in der Hauptrolle zu übertrieben war.
Herz aus Glas
BD / Regie: Werner Herzog
Kauzige Figuren, hölzern vorgetragene Sätze, Kameraeinstellungen zwischen Naturbeobachtung und gestelltem Theater, das Leben zwischen Wahn und Prophezeiung: «Herz aus Glas» ist ein sehr merkwürdiger Film über ein bayerisches Dorf, das vom Glasblasen lebt. Dank der einfühlsamen Art von Werner Herzogs Regie, der Musik von Popol Vuh und der intensiven Atmosphäre wurde ich verzaubert.
The Life of Oharu
BD / Regie: Kenji Mizoguchi
Ein Leben voller Rückschläge, die Poesie in der Distanz; Kenji Mizoguchi hat mit dem Film «The Life of Oharu» grosses Vollbracht. Wie ein Fluss fügen sich die Szenen zur Geschichte zusammen, die grossartige Kameraführung findet erhabene Empfindungen in den tragischen Momenten und die Musik lässt das Dasein noch intensiver wirken.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
The Island Closest to Heaven
BD / Regie: Nobuhiko Obayashi
Nobuhiko Obayashi weckte bei mir mit seinem Film «The Island Closest to Heaven» ähnliche Empfindungen, die Filme für mich als Kind ausgelöst haben. Eine emotionale Reise, Entdeckergeist und die Suche nach Zugehörigkeit – alles ist da, zusammengebracht mit der netten Geschichte und sonnigen Aufnahmen.
Woyzeck
BD / Regie: Werner Herzog
Das Bühnenfragment von Georg Büchner habe ich nie gelesen, Werner Herzogs Verfilmung von «Woyzeck» ist trotzdem interessant – nicht nur wegen Klaus Kinski in der Hauptrolle. Dieser bringt den Abstieg in den Wahn, als einziger Ausweg aus der erstickenden Enge der Gesellschaft, perfekt zum Ausdruck. Der Rest ist eine Mischung aus hölzerner Theater-Inszenierung und Herzog-Eigenheiten.
Cobra Verde
BD / Regie: Werner Herzog
Der Sklavenhandel geht zu Ende und Klaus Kinski verliert sich in der heissen Sonne als titelgebender «Cobra Verde» fast komplett im Wahnsinn. Viele Sequenzen des Filmes von Werner Herzog wirken wie ein Fiebertraum, die Kolonialfantasien zerschellen an der Ewigkeit, die Farben drängen sich in die Bilder.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Furiosa: A Mad Max Saga
Kino / Regie: George Miller
Vor neun Jahren bin ich atemlos über die «Fury Road» gebrettert und war restlos begeistert. Jetzt allerdings scheint George Miller stellenweise der Treibstoff ausgegangen zu sein. «Furiosa: A Mad Max Saga» ist eine halbgare Mischung aus richtig heftiger Action und miesem Filmemachen.
Schlimm aussehende Aufnahmen wechseln sich mit optischer Gewalt ab, dazu gibt es haufenweise idiotische Dialogzeilen (die Ergüsse von Chris Hemsworths Charakter, Hilfe), langweiliges Worldbuilding und sinnlose Momente, welche die Laufzeit unnötig aufblasen und Tiefe vorgaukeln sollen. Dieser Sandsturm hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack. Doch die grosse Freude, im Zeitalter von Schauspielerinnen wie Anya Taylor-Joy leben zu dürfen, bleibt.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Mich hat ja Pippa Guard in der Rolle unheimlich an Gillian Anderson in der ersten Akte-X-Staffel erinnert... den Film mochte ich auch irgendwie, obwohl er objektiv gesehen eigentlich gar nicht mal so gut ist... ein seltsamer Bastard irgendwo zwischen langatmigem Autorenfilm und Mainstream-Thriller.
Bei Woyzeck fand ich Kinski gar nicht mal so perfekt, eigentlich sogar ganz im Gegenteil, aber trotzdem irgendwie eine spannende Besetzung.
Bei "Furiosa" von "miesem Filmemachen" zu sprechen, finde ich aber schon ziemlich hart. Eigenwilliger Stil, ja, aber gerade bei dir hätte ich gedacht, dass du dem gegenüber konventioneller Blockbuster-Action auch durchaus was abgewinnen kannst.
Bei Woyzeck fand ich Kinski gar nicht mal so perfekt, eigentlich sogar ganz im Gegenteil, aber trotzdem irgendwie eine spannende Besetzung.
Bei "Furiosa" von "miesem Filmemachen" zu sprechen, finde ich aber schon ziemlich hart. Eigenwilliger Stil, ja, aber gerade bei dir hätte ich gedacht, dass du dem gegenüber konventioneller Blockbuster-Action auch durchaus was abgewinnen kannst.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Stimmt, das mit Pippa Guard und "The X-Files" hat echt etwas. Vielleicht war ich darum so von ihr und dem Film angetan.
Ich konnte "Furiosa" viel abgewinnen, siehe meinen Kommentar und die 6er-Wertung.
Für mich war es aber heftig, wie krass unterschiedlich gewisse Shots / Szenen waren. Von schlechter CGI-Green-Sreen-Arbeit direkt zu grossartigen realen Bildern, von sinnlos eingefügten Momenten zu mitreissenden Passagen, von interessanter Story zu stupiden Elementen (Liebesgeschichte / Helfer), welche sich alle am Ende im Sand verlieren. Und dann konstant diese pseudo-tiefgründigen Aussagen, nee danke.
Durch die direkte Gegenüberstellung hat sich die Wirkung der schlechten Aspekte verstärkt, darum das Wort "mies". Ich bin es mir von Miller und "Fury Road" besser gewohnt. Wären nicht einzelne Highlights wie die Angriffsszene auf den Tanker, der Filme hätte wohl nur 4 Punkte erhalten.
Ich konnte "Furiosa" viel abgewinnen, siehe meinen Kommentar und die 6er-Wertung.
Für mich war es aber heftig, wie krass unterschiedlich gewisse Shots / Szenen waren. Von schlechter CGI-Green-Sreen-Arbeit direkt zu grossartigen realen Bildern, von sinnlos eingefügten Momenten zu mitreissenden Passagen, von interessanter Story zu stupiden Elementen (Liebesgeschichte / Helfer), welche sich alle am Ende im Sand verlieren. Und dann konstant diese pseudo-tiefgründigen Aussagen, nee danke.
Durch die direkte Gegenüberstellung hat sich die Wirkung der schlechten Aspekte verstärkt, darum das Wort "mies". Ich bin es mir von Miller und "Fury Road" besser gewohnt. Wären nicht einzelne Highlights wie die Angriffsszene auf den Tanker, der Filme hätte wohl nur 4 Punkte erhalten.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Mit Furiosa beschreibst du das, was ich schon für mich bei Fury Road wahrnahm. Bei imdb rangiert er aktuell allerdings bei 8.0. Mal sehen, was er am Boxoffice reißt. Hat ja afair 160 Mio. $ gekostet.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Der wird nicht übermäßig viel reißen. Ist irgendwie nicht die Art von Film, hab ich das Gefühl - und außerdem gerade in der aktuellen Zeit nicht, wo die meisten größeren Filme zu kämpfen haben. "Fury Road" hat´s am Ende auf $380.4 Millionen gebracht - damit wäre "Furiosa" gerade mal leicht in der Gewinnzone, wenn überhaupt...
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Da die Sichtung für mich bereits neun Jahre zurückliegt, ist die Erinnerung natürlich ungenau. Ich weiss nur noch, dass ich sehr sehr begeistert aus dem Kino kam. Eine Auffrischung auf dem heimischen TV gab es bisher nicht, vielleicht gut so.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Quatsch, der ist prädestiniert für zahllose Rewatches. Bei dem Überangebot heutzutage schaffen nicht mehr viele Filme eine Zweitsichtung, Fury Road habe ich aber schon mehrere Male gesehen und schlechter wird der nicht.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Na gut, das *Mad Max"-Set will ich eh bald in Angriff nehmen.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Brothers and Sisters of the Toda Family
BD / Regie: Yasujirō Ozu
Nicht einmal Weinen darf sie, nach dem Tod des Familienvaters wird bei den Todas versucht, die Würde zu wahren. In seinem frühen Film «Brothers and Sisters of the Toda Family» beobachtet Yasujirō Ozu die Konflikte, welche in Familien bei unterschiedlichen Lebenswünschen und Einstellungen entstehen. Die Kamera bleibt auf Distanz, gewisse Figuren wachsen ans Herz.
Burden Of Dreams
BD / Regie: Les Blank
Was Werner Herzog für seinen Film «Fitzcarraldo» gemacht hat, grenzt an Wahnsinn. Les Blank hat die Dreharbeiten und alle Widrigkeiten begleitet, «Burden Of Dreams» erzählt von persönlichen Dämonen, Unfällen und fragwürdigen Entscheidungen.
Die Dokumentation nimmt eine beobachtende Position und ein gelangt schwer unter die Oberfläche, das Gezeigte bleibt auch so faszinierend.
His Motorbike, Her Island
BD / Regie: Nobuhiko Obayashi
Zwischen romantischen Farbbildern und monochromen Sorgen, auf der Suche nach Freiheit und Liebe, gefangen in einer Spirale zum Unheil: Nobuhiko Obayashi zeigt sich bei «His Motorbike, Her Island» als Romantiker. Die Spielereien mit dem Filmmaterial lassen besonders die Vorliebe zum Motorrad durchscheinen und das entzückt.
Suture
BD / Regie: Scott McGehee, David Siegel
Ich mag Filme, die meine scheinbar gefestigte Weltanschauung hinterfragen und mit Gewohnheiten brechen. Mit ihrem Debüt «Suture» haben das Scott McGehee und David Siegel problemlos geschafft und verwirren auf unterschiedlichen Ebenen.
Die Fragen zu Identität und Wahrnehmung, die scheinbare Zeitlosigkeit der gezeigten Welt, die wunderschönen Schwarzweissbildern und das passende Spiel des Casts machten den Thriller zu einem Unikum.
Shizukanaru Ketto - Das stumme Duell
DVD / Regie: Akira Kurosawa
Toshirō Mifune als Arzt, gefangen zwischen Sehnsüchten und Verantwortung, ein grosses Drama beginnt. «Shizukanaru Ketto», eine frühe Zusammenarbeit zwischen Mifune und Akira Kurosawa, ist ein moralisches Dilemma mit mehreren Komponenten, ein ruhiger und nachdenklicher Film.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Hardcore
BD / Regie: Paul Schrader
Die dreckigen Siebzigerjahre, ein wütender Mittelfinger gegen die eigene Erziehung und ein packender Thriller: Paul Schrader lieferte mit «Hardcore» einen wuchtigen Film, in dessen Zentrum George C. Scott brilliert. Interessant auch die musikalische Untermalung mit experimentellen Passagen.
Who Killed Captain Alex?
BD / Regie: Nabwana I.G.G.
Wahnsinn, dass Nabwana I.G.G. für den Soundtrack Songs von Abba und Seal nutzen konnte – oder auch nicht. Wie alles an «Who Killed Captain Alex?» ist auch die Musik billig zusammengeschustert und ein Ausdruck für kreative Freude.
Gut ist das nicht, aber so überdreht, dass ich nicht wegschauen konnte. Die nächste Sichtung erfolgt dann mit Kommentar des VJ.
Bad Black
BD / Regie: Nabwana I.G.G.
Dass «Bad Black» eine Story hat, merkte Regisseur Nabwana I.G.G. selbst erst kurz vor Schluss. Aber kein Problem, dank den Metakommentaren des VJ ist immer klar, wer sich in den Szenen aufhält und warum Swaz im Intro des Actionstreifen vorkam.
Leidenschaft und kein Geld führten zu diesem Ergebnis, eine durchgeknallte Leistung, aber niemals gut.
Sanjuro
DVD / Regie: Akira Kurosawa
Ein Jahr nach «Yojimbo» kehrte Toshirō Mifune als zotteliger Ronin unter der Regie von Akira Kurosawa zurück. Das bedeutet Kämpfe ohne Moral, Samurai in untypischer Darstellung und schön komponierte Szenen. «Sanjuro» ist ein wunderbares Beispiel für einen Genrefilm.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Inshallah a Boy
Screener, Filmingo / Regie: Amjad Al Rasheed
Als Frau in Jordanien zu leben ist automatisch eine Sünde. Amjad Al Rasheed beleuchtet im Film «Inshallah a Boy» den brutalen Alltag, den eine alleinerziehende Witwe zu bestehen hat. Von Mouna Hawa in der Hauptrolle grossartig gespielt, ist das Drama ein Aufruf für mehr Menschlichkeit und Gerechtigkeit und scheut nicht davor zurück, die Klassenunterschiede herauszuheben.
Von wegen 'Schicksal'
Stream, Mubi / Regie: Helga Reidemeister
Aufzuwachsen in den Neubausiedlungen im Berlin der Siebzigerjahre: Hinter der Fassade verschwinden die heile Welt, die utopischen Fantasien. Helga Reidemeister besucht die zersplitterte Familie Rakowitz und kehrt das Private nach aussen. Ein ungeschönter Blick auf Konflikte, Sorgen, verlorene Liebe und unvereinbare Weltsichten. «Von wegen 'Schicksal'» ist eine Dokumentation, die emotional mitnimmt.
Asako I & II
Stream, Filmingo / Regie: Ryūsuke Hamaguchi
Möglichkeiten, Lebensentscheidungen, unterschiedliche Verläufe: Mit «Asako I & II» untersucht Ryūsuke Hamaguchi die Optionen in einer Beziehung, angetrieben von frühem Verlust und grosser Sehnsucht. Ein Film der mit emotionaler Sogwirkung, mit grossartigem Cast (Rio Yamashita hat mein Herz gestohlen) und sehr stilsicherer Inszenierung begeistert. Let there be love.
The General
BD / Regie: Buster Keaton, Clyde Bruckman
Auch wenn Buster Keaton in «The General» für die falsche Seite im US-amerikanischen Bürgerkrieg einsteht, die Filmmagie ist knapp 100 Jahre nach der Entstehung immer noch riesig. Die Gags, die Stunts, die Verfolgungsjagden mit den Lokomotiven – fantastisch. Jetzt wissen wir auch, wo George Miller seine Drehbuchideen findet.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Days Of Being Wild
BD / Regie: Wong Kar-Wai
Stets ist Nacht, alles ist in grünliches Licht getaucht und neben dem intensiven Regen fliesst der Schweiss. In «Days Of Being Wild» sucht Wong Kar-Wai die Liebe inmitten von egozentrischen Personen, Habgier und Landesbesetzung. Leslie Cheung, Andy Lau und Maggie Cheung Man-Yuk führen den Cast gekonnt an und die Geschichte führt dahin, wo es wehtut.
The Shape Of Night
BD / Regie: Noboru Nakamura
Yakuza-Thriller und Liebesdrama: «The Shape Of Night» von Noboru Nakamura erzählt die Geschichte einer Prostituierten, die sich aus den Klauen der männlichen Unterdrückung und der misogynen Gewalt zu befreien versucht. Das ist niemals romantisch, betört aber durch die Aufnahmen der nächtlichen Stadt.
Bon Schuur Ticino
BD / Regie: Peter Luisi
Der atemlose Szenenschnitt treibt den Film an, Lorenzo von Matterhorn und Beat Schlatter versuchen den Bürgerkrieg in der Schweiz zu verhindern. Das ist unter der Regie von Peter Luisi leider kein Werk mit gelungener Botschaft zur Diversität des Landes, sondern eine altbacken wirkende Komödie.
«Bon Schuur Ticino» ist nie komplett schlecht, weiss aber auch keine Mittel, um den Durchschnitt zu durchbrechen. Wie es auch bei der Bildgestaltung der Fall ist.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
BILDRAUSCH FILMFEST BASEL - 3 Tage am Festival
Las Cosas Indefinidas
Kino / Regie: María Aparicio
(Bildrausch 24-01) Sperrig gibt sich der Spielfilm «Las Cosas Indefinidas» und arbeitet mit vielen unterschiedlichen Ebenen und Themen. Neben der Verarbeitung von Verlust und Trauer behandelt María Aparicio die Kunst des Filmeschneidens, das Unsichtbare im Leben und das Vergangene. Langsam entfaltet sich die Geschichte, bis es Klick macht und begeistert.
My Stolen Planet
Kino / Regie: Farahnaz Sharifi
(Bildrausch 24-02) Während vielen Jahren hat Farahnaz Sharifi die privaten Aufnahmen von Iraner:innen gesammelt, um so die verbotenen Freuden des Lebens zu bewahren. «My Stolen Planet» bringt ihre eigenen Erfahrungen mit den kollektiven zusammen, erzählt von Unterdrückung, Revolution, Tanz und Flucht. Eine mitreissende, tragische Filmerfahrung.
Malqueridas
Kino / Regie: Tana Gilbert
(Bildrausch 24-03) Schwangere Frauen in Gefängnissen von Chile erzählen anhand Aussagen und geschmuggelter Aufnahmen ihre Geschichten. Tana Gilbert brachte diese in ihrer Dokumentation «Malqueridas» auf künstlerische und berührende Weise zusammen, ohne die ausgelassenen Momente zu vergessen.
The Trouble With Being Born
Kino / Regie: Sandra Wollner
(Bildrausch 24-04) «The Trouble With Being Born» ist harte Kost, sprengt Sandra Wollner mit ihrer Indie-Science-Fiction-Geschichte den gewohnten Rahmen zum Thema Verlust und Personenersatz. Roboter sollen Leerstellen füllen und die Schuldgefühle mindern, was an «Black Mirror» erinnert und mit verschachteltem Schnitt und erzählerischer Zurückhaltung aufwühlt.
City Of Wind
Kino / Regie: Lkhagvadulam Purev-Ochir
(Bildrausch 24-05) Mit ihrem Langfilmdebüt «City Of Wind» hat Lkhagvadulam Purev-Ochir eine wohltuende Betrachtung des jugendlichen Lebens in der heutigen Mongolei gedreht. Coming Of Age und Spiritualität, schöne Bilder und der sehr überzeugende Tergel Bold-Erdene in seiner ersten Rolle.
Matt And Mara
Kino / Regie: Kazik Radwanski
(Bildrausch 24-06) Grenzen und Überschreitungen in Beziehungen – Gespräche und Ungesagtes: «Matt And Mara» ist ein unterhaltsamer Indie-Film von Kazik Radwanski aus Kanada nahe am Mumblecore, dessen reale Grundlagen perfekt von den Hauptdarsteller:innen auf die Leinwand transportiert werden.
Hi, Ai
Kino / Regie: Isabella Willinger
(Bildrausch 24-07) Ohne Erklärungen zu bieten oder Standpunkte zu vertiefen, zeigt Isabella Willinger mit der Dokumentation «Hi, AI» das Verhalten von Menschen gegenüber Roboter und künstlicher Intelligenz. Schöne Momente, merkwürdige Situationen und schräge Vibes finden zusammen – der Film ist aber bloss Punkt des Einstiegs und Einleitung zum Thema.
Å øve (Practice)
Kino / Regie: Laurens Perol
(Bildrausch 24-08) Ein Film über Verzicht und Weitsicht. In Zukunft gebe ich folgende Antwortmöglichkeiten auf die Frage, wieso ich nicht mehr fliege:
A) Ich kann es mir nicht leisten.
B) Ich leide unter starker Flugangst.
C) Ich will die Umwelt nicht zerstören.
Die fragende Person darf dann selbst die passende Antwort auswählen und diese begründen.
Las Cosas Indefinidas
Kino / Regie: María Aparicio
(Bildrausch 24-01) Sperrig gibt sich der Spielfilm «Las Cosas Indefinidas» und arbeitet mit vielen unterschiedlichen Ebenen und Themen. Neben der Verarbeitung von Verlust und Trauer behandelt María Aparicio die Kunst des Filmeschneidens, das Unsichtbare im Leben und das Vergangene. Langsam entfaltet sich die Geschichte, bis es Klick macht und begeistert.
My Stolen Planet
Kino / Regie: Farahnaz Sharifi
(Bildrausch 24-02) Während vielen Jahren hat Farahnaz Sharifi die privaten Aufnahmen von Iraner:innen gesammelt, um so die verbotenen Freuden des Lebens zu bewahren. «My Stolen Planet» bringt ihre eigenen Erfahrungen mit den kollektiven zusammen, erzählt von Unterdrückung, Revolution, Tanz und Flucht. Eine mitreissende, tragische Filmerfahrung.
Malqueridas
Kino / Regie: Tana Gilbert
(Bildrausch 24-03) Schwangere Frauen in Gefängnissen von Chile erzählen anhand Aussagen und geschmuggelter Aufnahmen ihre Geschichten. Tana Gilbert brachte diese in ihrer Dokumentation «Malqueridas» auf künstlerische und berührende Weise zusammen, ohne die ausgelassenen Momente zu vergessen.
The Trouble With Being Born
Kino / Regie: Sandra Wollner
(Bildrausch 24-04) «The Trouble With Being Born» ist harte Kost, sprengt Sandra Wollner mit ihrer Indie-Science-Fiction-Geschichte den gewohnten Rahmen zum Thema Verlust und Personenersatz. Roboter sollen Leerstellen füllen und die Schuldgefühle mindern, was an «Black Mirror» erinnert und mit verschachteltem Schnitt und erzählerischer Zurückhaltung aufwühlt.
City Of Wind
Kino / Regie: Lkhagvadulam Purev-Ochir
(Bildrausch 24-05) Mit ihrem Langfilmdebüt «City Of Wind» hat Lkhagvadulam Purev-Ochir eine wohltuende Betrachtung des jugendlichen Lebens in der heutigen Mongolei gedreht. Coming Of Age und Spiritualität, schöne Bilder und der sehr überzeugende Tergel Bold-Erdene in seiner ersten Rolle.
Matt And Mara
Kino / Regie: Kazik Radwanski
(Bildrausch 24-06) Grenzen und Überschreitungen in Beziehungen – Gespräche und Ungesagtes: «Matt And Mara» ist ein unterhaltsamer Indie-Film von Kazik Radwanski aus Kanada nahe am Mumblecore, dessen reale Grundlagen perfekt von den Hauptdarsteller:innen auf die Leinwand transportiert werden.
Hi, Ai
Kino / Regie: Isabella Willinger
(Bildrausch 24-07) Ohne Erklärungen zu bieten oder Standpunkte zu vertiefen, zeigt Isabella Willinger mit der Dokumentation «Hi, AI» das Verhalten von Menschen gegenüber Roboter und künstlicher Intelligenz. Schöne Momente, merkwürdige Situationen und schräge Vibes finden zusammen – der Film ist aber bloss Punkt des Einstiegs und Einleitung zum Thema.
Å øve (Practice)
Kino / Regie: Laurens Perol
(Bildrausch 24-08) Ein Film über Verzicht und Weitsicht. In Zukunft gebe ich folgende Antwortmöglichkeiten auf die Frage, wieso ich nicht mehr fliege:
A) Ich kann es mir nicht leisten.
B) Ich leide unter starker Flugangst.
C) Ich will die Umwelt nicht zerstören.
Die fragende Person darf dann selbst die passende Antwort auswählen und diese begründen.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Reality
BD / Regie: Tina Slatter
Ein Kammerspiel, durch ein Verhörprotokoll vorgegeben: «Reality» konnte mich packen, auch weil ich über den Fall praktisch kein Vorwissen hatte. Sydney Sweeney und Josh Hamilton spielen super, die Art der Inszenierung gefiel mir gut. Ich bin gespannt, was Tina Slatter als nächstes macht.
Enter The Void
BD / Regie: Gaspar Noe
Von Drogenrausch und tibetanischen Gedanken zum Totenreich vernebelte Zuckungen der Neuronen, das Ableben als versuchtes Klammern an eine glückliche Existenz: «Enter The Void» ist eine depressive Spirale ins Nichts, von Gaspar Noe ohne Gnade aber technisch aufreibend inszeniert. Gibt es einen Ausweg in die Reinkarnation, oder bleibt nur die Leere?
Steamboat Bill, Jr.
BD / Regie: Buster Keaton, Charles Reisner
Von Romeo und Julia auf den Schiffen zu einer komplett zerlegten Kleinstadt: «Steamboat Bill, Jr.» von Charles Reisner bietet diverse Überraschungen und balanciert die Gags von Buster Keaton geschickt mit Romance und Drama aus.
Terrore nello spazio
BD / Regie: Mario Bava
Wenn man mit Mario Bava auf einem fremden Planeten landet, sollte der Gothic-Look nicht verwundern. Das Production Design ist der grosse Gewinn bei «Terrore nello spazio», angefangen von den Uniformen über die Beleuchtung und Gestaltung des Planeten. Die Geschichte selbst ist nicht mehr als eine nette Mischung aus Grusel und Science-Fiction.
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Re: Filmtagebuch: deBohli
Toată lumea din familia noastră
BD / Regie: Radu Jude
Radu Jude nimmt sich der modernen Familie an, die sich nahe am Abgrund bewegt. «Toată lumea din familia noastră» ist ein aufwühlender Film, der an Wucht stets zunimmt, die rumänischen Fähigkeiten zum Fluchen unterstreicht und zugleich das männliche Ego kollabieren lässt. Ein lauter Albtraum, mit einer Kamera, die nie Distanz einnehmen will.
La captive
DVD / Regie: Chantal Akerman
Der sperrige Film «La captive» will sich nicht offenbaren, die Enge der Beziehung lässt keinen Raum zu. Chantal Akermans Arbeit über obsessives männliches Verhalten ist eine durchkonstruierte Literaturverfilmung, in der die Gewalt im Stillen passiert. Faszinierend, doch eine Kinosichtung hätte das Erlebnis wahrscheinlich intensiviert.
Jakobs Ross
BD / Regie: Katalin Gödrös
Dass nichts von Nichts kommt, habe bei der Literaturverfilmung «Jakobs Ross» von Katalin Gödrös nicht nur dank mehrmaliger Wiederholung des Satzes gelernt. Im historischen Drama, welches mit Luna Wedler gut besetzt ist, weiss leider weder das Drehbuch noch die Struktur viel Packendes zu erzählen. Alles passiert, nichts hinterlässt eine emotionale Wirkung.
L’Amour fou
BD / Regie: Jacques Rivette
Erzählt Jacques Rivette in diesem Drama von seinem Leben, den Erfahrungen seiner Mitmenschen, oder wird die fiktive Realität durch die zahlreichen Ebenen von Dokumentation, Beobachtung und Spiegelung zu etwas Neuem?
«L’Amour fou» ist ein über vier Stunden langer Ritt voller Fragen, Möglichkeiten und Deutungen. Ein meisterhafter Film, der bestimmt jede weitere Sichtung mit weiteren Erkenntnissen belohnen wird.
Vivre Sa Vie
BD / Regie: Jean-Luc Godard
Ohne Vorwissen könnte «Vivre Sa Vie» verwirren, kombinierte Jean-Luc Godard in zwölf Tableaus dokumentarische Aspekte, philosophische Diskussionen und eine fiktive Geschichte über eine junge Frau, die in der Prostitution landet.
Unerwartete Kameraeinstellungen, Off-Kommentare und ins filmische übersetzte Wahrheiten aus Godards Leben machen das Drama berauschend anders. Und dann dieses Ende!
Blue Collar
BD / Regie: Paul Schrader
Kapitalismus- und Systemkritik treffen bei der ersten Regiearbeit von Paul Schrader auf Action- und Thrillerelemente. «Blue Collar» ist ein packender Film, der die harsche Realität der arbeitenden Unterschicht mit viel Aufregung überdreht und mehrmals überrascht. Bis am Ende die gesamte Gesellschaft in einem Freeze kollabiert.
- deBohli
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Chungking Express
BD / Regie: Wong Kar-Wai
Die Liebe, wie schwierig es ist, diese bei sich zu halten. Wong Kar-Wai gibt sich als Romantiker und lässt die Hitze der Urbanität in «Chungking Express» zu intensiven Gefühle werden. Zusammen mit den satten Farben, der geschickten Kameraführung und den Needle-Drops entsteht eine Geschichte, in der wir alle sehnsüchtig versinken.
La Religieuse
BD / Regie: Jacques Rivette
Das Leben im Kloster wird bei Jacques Rivette zu einer Tortur, das Leben als Frau in der Gesellschaft zur Qual. «La Religieuse» basiert auf wahren Überlieferungen und kombiniert die Einblicke in die brutalen Tagesabläufe der Kirche mit der wunderbaren Anna Karina, experimenteller Musik und zahlreichen Wendungen.
Un vivant qui passe
BD / Regie: Claude Lanzmann
Einsicht, Schuldgeständnisse und der Blick auf die unvorstellbare Brutalität: «Un vivant qui passe» entstand aus unverwendetem Material von Claude Lanzmanns «Shoah» und zeigt das Gespräch mit dem ehemaligen IKRK-Mitarbeiter Maurice Rossel und beleuchtet seine gemachten Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg und dem Gefangenenlager Theresienstadt.
Eindringlich, wichtig und entlarvend. Ein Mahnmal für Integrität und Menschlichkeit.
The Whistler
BD / Regie: William Castle
Er beobachtet, er schleicht durch die dunklen Gassen und er pfeift im richtigen Moment: «The Whistler». Unter der Regie des jungen William Castle wurde die Radioreihe auf das Medium Film übertragen und macht mit einer netten Noir-Story und guten Bildern Laune.
Wolf
BD / Regie: Mike Nichols
Wenn dich ein Wolf beisst und die toxische Männlichkeit auslöst: «Wolf» von Mike Nichols ist weder Horrorfilm noch Drama, sondern mehr eine Studie über territoriales und kompetitives Verhalten von Männern. Der Cast mit Namen wie Jack Nicholson, Michelle Pfeiffer, James Spader, Richard Jenkins und sogar David Schwimmer überzeugt sehr.
- deBohli
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Memory
Kino / Regie: Michel Franco
Wenn die Schnittmenge aus dem gewollten Verdrängen von Erinnerungen und dem unfreiwilligen Vergessen des Lebens eine Spur aus Hoffnung und Liebe ist, dann ist das Dasein nicht komplett falsch. «Memory» von Michel Franco ist ruhig, emotional, stellenweise hart und stark besetzt (Jessica Chastain, Peter Sarsgaard, Merritt Wever und Elsie Fisher).
The Banishment
BD / Regie: Andrey Zvyagintsev
Dass die Geschichte von «The Banishment» gar nicht so viel hergibt, ist dem Film zu verzeihen. Das opulent aufgezogene Drama von Andrey Zvyagintsev betört mit Langsamkeit, fantastischer Kameraarbeit von Mikhail Krichman und grossartigem Szenenschnitt (Versteckspiel).
Die einzelnen Musikeinsätze verstärken die Atmosphäre und die Erzählung um destruktive Männlichkeit wird zu einem starken Glühen.
El Club
BD / Regie: Pablo Larraín
«El Club» ist ein Schlag unter die Gürtellinie der Kirche; dahin, wo alle schrecklichen Taten im Namen von Gott und Glauben verübt werden. Das Drama von Pablo Larraín ist Abrechnung, Thriller, Milieustudie und technisch formvollendet. Eine der besten Leistungen in der Karriere des chilenischen Regisseurs.
Mandabi
BD / Regie: Ousmane Sembène
Die Sorgen ums Geld, die Gier und der Neid: Ousmane Sembène hat mit «Mandabi» eine bissige Kritik am Kolonialismus geschaffen, die zugleich oft komisch ist und mit den bunten Aufnahmen begeistert. Grosse Empfehlung!
Identification Marks: None
BD / Regie: Jerzy Skolimowski
Der erste Film von Jerzy Skolimowski ist ein lose gedrehtes Abbild des Studentenlebens in den Sechzigerjahren, eine kritische Betrachtung von Polen. «Identification Marks: None» spielt sich an einem Tag ab und wirkt wie ein verzetteltes Beispiel aus der französischen Nouvelle Vague.
Kin-dza-dza!
BD / Regie: Georgiy Daneliya
Koriander zu rauchen ist scheinbar keine gute Idee – aber was soll schon richtig sein, wenn das gesamte Leben und System auf absurden Axiomen aufbaut. Georgiy Daneliya entlarvt mit seinem durchgeknallten Science-Fiction-Film «Kin-dza-dza!» unsere Existenz und feuert in alle politischen Richtungen. Ein Abenteuer im Sand, das gesehen werden muss.
The Quiet Man
BD / Regie: John Ford
Optisch ein Traum in Technicolor, verführt uns John Ford mit einer dramatischen Geschichte über Schuld, Liebe und Heimat. John Wayne leitet geschickt durch «The Quiet Man», Irland wirkt neben vielerlei Stereotypen saftig grün und die Frauen werden schlecht behandelt.
Hands Up!
BD / Regie: Jerzy Skolimowski
Gedreht, verboten und dann erweitert: «Hands Up!» ist eine radikale Filmerfahrung von Jerzy Skolimowski, der mit seiner vierten Regiearbeit an der damaligen Gegenwart der Sechzigerjahre Kritik übte und in den Achtzigern den Reigen um Gesellschaft, Politik, Kunst und Wohlstand geschickt mit Farbaufnahmen aus seinem Leben ergänzte.
Sterben
Kino / Regie: Matthias Glasner
I’m not sure anymore
if living is the
right way to
live.
- deBohli
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An Elephant Sitting Still
DVD / Regie: Hu Bo
Wenn die Welt nur noch grau aussieht und das Leben keinen Ausweg mehr bietet, flüchten sich die Menschen in Gewalt. Aus Sorgen und Armut werden Konflikte, Hu Bo hat dies auf dramatische Weise in seinem fast 4 Stunden langen und einzigen Film «An Elephant Sitting Still» festgehalten. Eine Tour de Force voller Traurigkeit.
Bloody New Year
BD / Regie: Norman J. Warren
Mit dem Auto durch die Geisterbahn brettern und danach mit dem Segelboot auf einer verwunschenen Insel kentern: Eigentlich klingt «Bloody New Year» gar nicht nach einer schlechten Idee und Norman J. Warren lässt seine Vorliebe für Genre-Filme aus den Fünfzigerjahren durchscheinen. Das Resultat ist trotz vieler Einfälle aber meist bloss langweilig.
Ghost Hunting
BD / Regie: Raed Andoni
Dokumentation, Fiktion, Aufarbeitung, Prozess und Beweis: «Ghost Hunting» ist ein packender, aufwühlender Film von Raed Andoni, der die Grausamkeiten gegenüber Palästinenser:innen in israelischen Verhörgefängnissen aufzeigt. Erstaunlich ist, dass trotz der vorherrschenden Brutalität in der Realität Platz für Hoffnung und Menschlichkeit bleibt.
The Boondock Saints
DVD / Regie: Troy Duffy
Es trieft vor Stilmerkmalen der Neunzigerjahre, die toxische Männlichkeit wird in Zeitlupe und wilden Kamerabewegungen zelebriert, Frauen haben keinen Platz in der Welt. «The Boondock Saints» ist eine Orgie aus Gewalt, stupiden Motiven und fragwürdiger Überzeichnung. Wäre Willem Dafoe nicht dabei, der Film würde auf dem Sondermüll landen.
Sobibór, 14 octobre 1943, 16 heures
BD / Regie: Claude Lanzmann
Was machen wir aus dem Wort Heldentum? Wie wird Gewalt eingesetzt und bewertet? «Sobibór, 14 octobre 1943, 16 heures» sucht im Interview mit Lerner Antworten, oder zumindest erschütternde Grundlagen. Die Holocaust-Dokumentation von Claude Lanzmann ist in ihrer Reduktion eine wichtige Erweiterung von «Shoah» und beleuchtet den Gefangenenaufstand im titelgebenden Vernichtungslager.
Le rapport Karski
BD / Regie: Claude Lanzmann
Mit dem kurzen Film «Le rapport Karski» liefert Claude Lanzmann den in «Shoah» unverwendeten zweiten Teil seines Gesprächs mit Jan Karski. Dieser schildert seine Begegnungen mit Franklin D. Roosevelt und Richter Felix Frankfurter – und zeigt das Unvermögen der westlichen Welt, nicht selbst verübte Grausamkeiten als Realität zu akzeptieren.
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