Irgendwie wurde ich von der Form des Filmes schon ein wenig überrascht. Hätte nicht gedacht, dass Gens so viel Interesse an einer eher melancholischen Grundstimmung hat und ihm seine Figuren nicht am Arsch vorbeigehen. Es dauert gefühlt beinahe 30 Minuten, bis klar ist, worum es wirklich gehen soll. Danach folgen wir einem verzweifelten Helden, der irgendwelche Lumpen, zwielichtige Gestalten und Prostituierte / Lady Boys um Hinweise anfleht, ja sogar anbettelt. Zudem haben wir hier einen Helden, der gnadenlos austeilen kann, aber bei harten Treffern nicht einfach nur das Blut von der Lippe wischt, sondern tatsächlich umfällt und liegenbleibt. Es gibt da Momente, da denkt man nur: Wat? Steh auf! Ich will Action! Jetzt! Aber der Held bleibt liegen. Irgfendwie fühlt sich das alles sehr frisch und unverbraucht an. Und hilft auch über ein paar Längen hinweg. Wobei aber auch das schöne Thailandsetting, das Gens sehr düster in Szene setzt, und der sympathische Hauptdarsteller helfen. Der ist in den emotionalen Momenten nicht vollends sattelfest, hat aber genug Ausstrahlung, um den Zuschauer im Film zu halten.
Zudem gefiel mir, wie Gens das Thema Female Empowerment umsetzt. Seine Frauen sind nicht einfach perfekte Disney-Superheldinnen, die eh alles besser können als Männer, SONDERN sie werden ganz organisch Teil des Geschehens. Reihen sich vor allem bei den Fieswichten ein und treten genauso hart um sich, wie sie auch kassieren. Ohne dass relevant wäre, dass es Frauen sind, die da gerade gnadenlos umgetreten werden. Sie sind eine Gefahr für den Helden, wie die Kerle um sie herum auch. Das ist alles soviel glaubwürdiger als die Hollywood-Rotze, die uns da aktuell aufgebunden wird. Und wenn ich schreibe "kassieren", dann meine ich das, denn im Showdown gehts dann knüppelhart zur Sache. Der Fight im Fahrstuhl erreicht mühelos The-Raid-Niveau mit köstlichen Splatterhighlights. Hier geht unser Held dann auch nicht mehr k.o., ABER er kriegt es trotzdem richtig derbe. Am Ende saß ich in meinem Kinosessel und dachte so bei mir: Den muss ich bald nochmal anschauen. Ergo: Viel richtig gemacht.
In diesem Sinne:
freeman