Originaltitel: Kindergarten Cop
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1990
Regie: Ivan Reitman
Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Penelope Ann Miller, Pamela Reed, Linda Hunt, Richard Tyson, Carroll Baker, Cathy Moriarty, Joseph Cousins, Christian Cousins, Park Overall, Jayne Brook, Richard Portnow, Tom Kurlander, Alix Koromzay, Betty Lou Henson u.a.
Kürzlich hat Vin Diesel als „Der Babynator“ die Kinosäle erobert. Unabhängig davon, wie der Film bei Kritikern und Publikum abgeschnitten hat (und das war nicht allzu gut), ist die größte Erkenntnis auch die erfreulichste: Es gibt wieder Schauspieler, die sich freiwillig in Schubladen pressen lassen. Die guten, alten Actionstars, die in den Achtzigern und frühen Neunzigern ihre Blütezeit erlebten – sie kommen wieder zurück. Und ganz egal, was man von Diesel, „The Rock“ & Co. halten mag, dafür kann man ihnen dankbar sein.
Und wenn einer die Stars der gnadenlosen Actionreißer aus den glorreichen Zeiten repräsentiert, dann ist es Arnold Schwarzenegger. Der gebürtige Österreicher legte eine Bilderbuchkarriere hin, die noch heute ihresgleichen sucht. Zunächst als Bodybuilder zum Mister Universe aufgestiegen, zog es den exotischen Hünen bald zum Film. Der erste Versuch war ebenso logisch wie erbärmlich: als „Arnold Strong“ feierte er sein Debüt als Halbgott Herkules, der New York besucht, um sich von seiner göttlichen Herkunft zu emanzipieren. Die Schauspielkunst war zu diesem Zeitpunkt noch so unsagbar schlecht, dass das Wort „dilettantisch“ eine schmeichelnde Lobpreisung wäre. Ganz schlimm aber der Akzent; man sah sich gezwungen, ihn neu zu synchronisieren, so sehr stach der Österreicher in seinem brüchigen Englisch hervor, welches man wohl kaum als solches bezeichnen konnte. Aus heutiger Sicht höchst amüsant, damals aber ein Problem.
Dennoch, das Potential zumindest für eine einnehmende Ausstrahlung war da. Angetrieben durch unnachgiebigen Willen schaffte es Schwarzenegger schließlich zu „Conan, der Barbar“, ein martialischer Bastard von einem Film, bei dem die augenscheinlichen Mängel des angehenden Schauspielers plötzlich zum Vorteil wurden.
Es geschah das, was derzeit der Diesel- und Rock-Nachwuchs durchmacht: Arnie wurde in eine Schublade gesteckt und war fortan auf karge Rollen mit wenig Text abonniert. So folgte sein absoluter Klassiker, nämlich „Der Terminator“. Filme wie „Predator“, „Phantom Kommando“, „Running Man“ oder „Red Heat“ untermauerten die Entwicklung.
Eine Legende war geboren und flog bereits „high in se Äktschn Sky“. Und mit der Etablierung als Action-Star, und nur durch diese, war das möglich, was zuerst „Twins“ und dann „Der Kindergarten Cop“ verkörperten: Selbstironie. Ein Ding der Unmöglichkeit, wenn man ständig seine Rollen wechselt wie ein Chamäleon, um sich bloß nicht auf ein Genre festnageln zu lassen.
Wie dem auch sei, genau hier setzt „Der Kindergarten Cop“ an. Es handelt sich um eine Plattform zur Selbstironisierung des etablierten Action-Heros, der sich ins Komödienfach wagt, um sich dort selbst auf den Arm zu nehmen. Und das geschieht hier viel offensichtlicher etwa als Robert de Niros Selbstverarschung in „Reine Nervensache“.
Was liegt da näher, als einem gestandenen Muskelmann, der sonst durch dreckige Gassen rennt und Kriminelle mit der Pumpgun an die Wand nagelt, einen Haufen pupsiger Kindergartenkinder aufzuhalsen? Kinder, das sind für die einen drolliger Blickfang und für die anderen nervige Anhängsel. In jedem Fall aber sind sie das unschuldige Gegengewicht zum Verbrechen in der Welt... und damit der perfekte Untergrund für Reitmans Komödie.
Um den Kontrast herauszustellen, ist der Prolog inszeniert wie ein waschechter Actioner – wenn auch um ein paar Dezibel übertrieben. Schwarzenegger gibt sich als versiffter Cop mit fleckigem Trenchcoat, fettigen Haaren, Drei-Tage-Bart und Sonnenbrille. Wie gesagt, seine äußere Erscheinung ist etwas überzogen, womit Reitman aber zugleich bereits Hinweise gibt auf den Parodien-Charakter. Wäre da nicht sowieso bereits die kunterbunte Schrift des Vorspanns, von der ich mir ehrlich gesagt gewünscht hätte, dass sie entweder im Design dem Prolog angepasst oder erst im Anschluss eingeblendet worden wäre.
Atmosphärisch sind die ersten Szenen ganz offensichtlich am „Terminator“ orientiert; die berühmte Disco-Szene wird sogar angedeutet.
Und das bleibt nicht die einzige Anspielung an die Killermaschine aus der Zukunft. Als der Kindergarten Cop erstmals seinen Schäfchen gegenübersteht, werden die Kinder mit Untersicht gefilmt, er mit Aufsicht – wie einst der Terminator bei seinem Streifzug durch das Polizeirevier. Es entsteht der Eindruck eines Mannes, der so fehl am Platz ist, wie er nur sein kann. Ein Gigant, der die Würmchen, die vor ihm sitzen, ohne Mühe zerquetschen könnte. Dass er sich nun als liebevoller Pflegevater beweisen muss, programmiert die komödiantischen Elemente schon vor.
Bevor es aber soweit kommt, werden wir erst einmal Zeuge davon, wie unser Kindergärtner auf Zeit bislang mit den kleinen Nervenbündeln umgegangen ist. Es stellt sich heraus, dass der Undercover-Cop aus Österreich stammt – Selbstironie, wie sie deutlicher nicht sein könnte – und familienbedingt Polizist geworden ist, weil seine Väter und Vorväter alle Polizisten waren. Letzteres darf wiederum als Anspielung an seine Filmkarriere verstanden werden: auch in „Kindergarten Cop“ spielt er wieder einen harten Kerl, weil er das seit jeher schon immer getan hat.
Gleichzeitig lernen wir seine Polizisten-Partnerin kennen, die eigentlich für den Kindergarten-Job verantwortlich wäre. Ein dickes Lob erst einmal an diese Figur, die wirklich erfrischend alternativ daherkommt. Normalerweise würde man aus der Partnerin gleich ein Love Interest machen, aber diese Idee kommt hier zu keiner Zeit auf. Stattdessen spielt die Partnerin eine Art Quotenwitz, der erstaunlich gut funktioniert. Der ständige Heißhunger, die Übelkeit und die Tollpatschigkeit werden auf beste Manier zum Running Gag gemacht.
Eine Love Interest darf für den alleinstehenden Kindergärtner respektive Polizisten natürlich trotzdem nicht fehlen. Hier ist es eine Kindergärtnerin, gleichzeitig Mutter eines der Kinder aus des Schwarzeneggers Herde, außerdem die Ex-Frau des Bad Guys. So wird das Storygerüst natürlich schön zusammengehalten.
Während Mr. Kindergarten-Cop also gleichzeitig seinen Schützlingen, seiner Kollegin und der Lösung seines Falles näherkommt, bewirkt er nebenbei noch erzieherische Wunder und erweist sich als Genie in seinem Zweitjob, womit er sogar der strengen Leiterin imponiert. Der Subplot um den misshandelten Jungen hat dabei nicht wirklich Sinn für die Entwicklung des Plots, ist aber mit einer moralisch korrekten Aussage versehen und unterstützt die beiläufigen Missionarsaktivitäten in der Erziehung.
Mitunter wird es dann leider doch zu kuschelig. Die ersten Begegnungen gestalten sich noch mehr als amüsant: die Kinder werden wie eine Art „Spezies“ vorgestellt, die auf eine ganz besondere Weise behandelt werden müssen, damit sie gezähmt werden können. Untereinander glänzen sie noch mit viel amüsanter Individualität: ein Junge vermutet hinter jedem Wehwehchen den Tod, einer kennt sich schon bestens über die männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane aus; ein Mädchen hat eine „Computerstimme“... meist sind die drolligen Macken der Kleinen auf die jeweiligen Berufe ihrer Eltern zurückzuführen; ein Ansatz, der später in „Der Dummschwätzer“ wieder aufgegriffen wurde.
Solange der chaotische Haufen also noch ein solcher ist, bleibt das Geschehen durchweg amüsant, selbst für Kinderhasser. Je mehr Arnie seine Pappenheimer jedoch in den Griff kriegt, um so mehr verliert die Kindergartentruppe ihre Individualität und wird zur gesichtslosen Masse. Sobald der Schmalz zum Vorschein tritt, wird der selbstironische Ansatz in den Hintergrund geworfen, womit der Film im Ganzen doch sehr an Reiz verliert.
Dennoch bleiben viele gute Elemente übrig, die den „Kindergarten Cop“ zu einem Archetyp gemacht haben, dem bis heute Schauspieler verschiedenster Genres nacheifern – von Steve Martin über Eddie Murphy bis zu Vin Diesel. Schwarzenegger wirkt wie ein mächtiger Riese, der sich verlaufen hat und im Land der Zwerge gelandet ist, wo er die Bewohner gegen böse Mächte von außen schützen muss. Gerade mit Berücksichtigung der Filmographie des österreichischen Muskelbergs ist Ivan Reitmans 1990er-Komödie ein echter Spaß, der durch vielfältige Situationskomik (die Feueralarm-Probe) und wundervolle Nebencharaktere (die Kindergarten-Leiterin, Schwarzeneggers Partnerin) gut gewürzt wird. Gelegentliche Schnulzenelemente unmittelbar vor dem wieder actionreich ausgelegten Finale trüben den Spaß stellenweise. Insgesamt aber zu Recht ein Mini-Klassiker.

Die dürftige DVD präsentiert den Film sowohl in der Erst- als auch in der Neuauflage in Vollbild mit insgesamt sieben Tonspuren im DD 2.0-Format. Auf Vox wurde der Film dagegen im Format 1,66:1 ausgestrahlt. Das Bonusmaterial beschränkt sich auf den Trailer und ein paar Texttafeln zu Produktion, Cast & Crew.