Filmtagebuch: deBohli

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von StS » 07.07.2020, 10:04

"the Woman" mag ich auch deutlich lieber als "Offspring" (mies).
"Darlin" - also den dritten Film der Reihe - hab ich bislang leider noch immer nicht gesehen...

Vom "Babadook" war ich im Kino beim FFF zuerst etwas enttäuscht, da ich eher einen klassischeren Horrorfilm erwartet hatte... doch spätestens bei der Zweitsichtung hab ich dann schon erkannt, wie gut der Streifen (zweifelsohne) ist :wink:

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 07.07.2020, 10:13

Von Darlin' habe ich auf Letterboxd kurz ein paar Kritiken gelesen und die klingen alle sehr ernüchternd. Ich denke, den Abschluss dieser "Trilogie" spare ich mir. Auch wenn ich neugierig wäre, wie Pollyanna McIntosh sich als Regisseurin macht.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von freeman » 07.07.2020, 19:58

"The Nightingale" von der Babadook-Regisseurin ist btw. fast noch einen Tacken großartiger. Auch hier drängt ein anderer Aspekt als die scheinbare Rachethematik irgendwann in den Vordergrund und verschafft dem Film einige extrem eindrückliche Momente. Im Übrigen ein Teil der nächsten Videokritik.

In diesem Sinne:
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 08.07.2020, 07:05

Da bin ich mal auf deine Kritik gespannt. Über den Film habe ich bereits sehr viel gelesen und möchte den schon lange sehen. Leider kam der nie in die Schweizer Kinos, oder ich habe den verpasst. Die Lobrede in der Empire machte mich allerdings ganz hippelig. :cool:
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von freeman » 08.07.2020, 19:43

Sollte inzwischen auch bei euch zu haben sein, oder wertet Koch nicht in der Schweiz aus?

In diesem Sinne:
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 09.07.2020, 07:07

Doch, habe den letztens in einem Media Markt rumstehen sehen. Gibt ja sogar ein Mediabook. Ich muss mich nur noch entscheiden, welche Version ich kaufen möchte.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 12.07.2020, 12:36

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Le Vent Tourne
DVD / Regie: Bettina Oberli
Vieles dreht sich in diesem Film. Die Gedanken um Richtig und Falsch im alltäglichen Leben, das Windrad im Garten des Bauernpaars, die Gefühle und sexuellen Reize. Oberli erzählt die Geschichte um Emanzipation, Sehnsüchte und moralische Entscheidungen in schönen Bildern, aufgenommen in der Jura-Region. Das bietet den Schauspieler*innen viel Raum und Möglichkeiten, gestaltet die 80 Minuten kurzweilig. Der Film trifft vieles ziemlich gut und regt in allen etwas an, bleibt schlussendlich in gewissen Punkten aber zu nahe an der Oberfläche.
:liquid7:

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The Birds
DVD / Regie: Alfred Hitchcock
33 Jahre musste ich alt werden, um meinen ersten Hitchcock-Film zu sehen. Warum nur, denn The Birds beweisst, dass die damalige Produktion bis heute nichts von ihrem Biss verloren hat. Wenn man von den anfänglichen Sequenzen und merkwürdigen Gebaren gewisser Figuren absieht. Sobald aber die Natur ihren Zorn gegen die Menschheit wendet, fesseln die Tricksequenzen noch heute. Grossartig gefilmt, toll geschnitten - bis heute packend.
:liquid8:

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Metropolis
DVD / Regie: Fritz Lang
Unglaublich, wie viel Aufwand betrieben wurde, um diesen monumentalen Film in den Zwanzigerjahren zu realisieren. Die Kulissen, die Bauten, die Spezialeffekte - da stört es nicht, überstrahlen die technischen Aspekte gewisse Teile von Langs Epos. Denn obwohl die Geschichte viele Ebenen aufweist und bis heute als Mahnmal für die Unterdrückung in der Klassengesellschaft steht, wirkt einiges knapp hundert Jahre später leicht angestaubt und zäh. Was natürlich aus dem Konflikt unserer heutigen Sehgewohnheiten und der Natur der Stummfilme resultiert. Filmhistorisch bleibt Metropolis wichtig und prägend, das fällt in fast jeder Szene auf.
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Lifeforce
BD / Regie: Tobe Hooper
"Under The Skin - Over The Top." Wenn die ausgelutsche Sage um Vampire mit neuen Ideen präsentiert wird, hat dies immer einen frischen Reiz. Trotzdem bin ich froh, verfilmte Hooper das Buch nicht unter seinem originalen Titel "The Space Vampires". Doof und absurd bleibt die Geschichte weiterhin, immerhin gibt es von Beginn an tolle Effekte im Weltall und danach einen geschickten Stimmungswechsel in Richtung englische Gruselgeschichte, gepaart mit Horror und Action. Ein Film, den man in seiner Verrücktheit lieben muss. Und wer würde sich nicht gerne von Mathilda May für alle Ewigkeit ins All locken lassen.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 15.07.2020, 08:36

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Troll
BD / Regie: John Carl Buechler
Warum auch immer, aber ich habe Horror erwartet - und absurd komische Fantasy erhalten. Slapstick, Kalauer und Wortspiele, verbunden mit magischen Wesen, gemeinen Trollen und einer verrückten Geschichte, die nur in den Achtzigern so aufwändig verfilmt werden konnte. Der Film ist total durchgeknallt und macht darum sehr viel Freude. Trash auf hohem Niveau, ohne jemals anzuecken.
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Bone Tomahawk
DVD / Regie: S. Craig Zahler
"Why are you in my breakfast?" Western gibt es heutzutage zu selten, gute Western noch weniger. Dieser Film bietet trockene, ernste und brutale Abhilfe. Genial besetzt (Richard Jenkins!), toll gefilmt und mit einem starken Drehbuch ausgestattet, begleitet man vier knorrige Typen auf ihrem Ritt durch die leere Welt, immer weiter in ihr Verderben hinein. Bis Zahler als Regisseur aufdreht und aus dem Film einen blutigen Horrorstreifen werden lässt.
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Dave Made A Maze
BD / Regie: Bill Watterson
Ein Slacker bringt in seinem Leben nichts fertig, nicht einmal das selbstgebaute Kartonlabyrinth im Wohnzimmer. Dafür ist es magisch, innen grösser als außen und tödlich. Ein herrlicher Spass, der mit einem Sinn für Wunder von Watterson dargestellt wird und uns in einen modernen Abenteuerfilm entführt. Tolle Kulissen, noch besseres Design und genügend Verrücktheit - es fällt so gar nicht auf, dass die Charaktere so platt sind, wie ein A4-Papierbogen.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von MarS » 15.07.2020, 10:26

Nicht umsonst wird "Troll" als einer der besten schlechtesten Filme aller Zeiten gehandelt. :lol:

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 15.07.2020, 10:28

MarS hat geschrieben:
15.07.2020, 10:26
Nicht umsonst wird "Troll" als einer der besten schlechtesten Filme aller Zeiten gehandelt. :lol:
Ich glaube, du meinst Troll 2. Über den Film ist im BD-Set sogar noch die Dokumentation Best Worst Movie enthalten. Das Vergnügen steht mir aber noch bevor. :cool:
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von MarS » 15.07.2020, 10:30

Stimmt, "Troll 2" war noch mal um einiges besser. Ich muss die das Doppel-Feature auch mal wieder geben. :cool:

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 16.07.2020, 07:20

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Underwater
DVD / Regie: William Eubank
Der William ist keine sichere Bank, das zeigt er mit dem heutzutage eigentlich nicht mehr möglichen Film Underwater. Mit grossem Budget und bekannten Namen wird das klaustrophobische Mischgenre aus Horror, SF und Action nach tief unten in den Marianengraben verlegt - ohne Superhelden oder sonstige Modeströmungen darzustellen. Dafür gibt es Cthulhu-artige Monster, tolle Effekte und schön ausgeleuchtete Bilder.
Cassel und Stewart machen ihren Job wunderbar, wobei letztere auch ihren tollen Körper wunderbar präsentieren kann, rennt sie den halben Film lang in Unterwäsche durch die Szenen. Die Geschichte allerdings ist schlecht konstruiert. Ohne Vorlauf wird man in das Geschehen geworfen, die Charaktere dienen nur als platte und klischeehafte Stichwortgeber, das einengende Gefühl des ersten Akts wird sofort über den Haufen geworfen. Noch merkwürdiger sind die kruden Monologe aus dem Off und das aufgeblasene Ende.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 02.08.2020, 10:44

Die letzten zwei Wochen waren weniger filmintensiv, trotzdem fand ich für einige Streifen Zeit.

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Papicha
Kino / Regie: Mounia Meddour
Algerien vor dem Umsturz in den Neunzigerjahren, junge Frauen versuchen ihren Träumen und Hoffnungen nachzugehen. Doch dann kommt es, wie wir alle wissen, anders. Auch für Papicha, die im starken und gleichnamigen Film ihren Wunsch nach einer karriere als Modedesignerin scheinbar begraben muss. Doch warum aufgeben, wenn man kämpfen kann? Die Aussage, welche der Film allen mitgeben möchte, ohne moralisch danebenzugreifen und eine Utopie im Schrecken zu erschaffen. Meddour zeigt das Leben ohne Filter, sucht interessante Argumente auf allen Seiten und besticht mit einem scharfen Blick.
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Sekuritas
Kino / Regie: Carmen Stadler
Die Schweizer Filmschaffenden finden seit längerer Zeit neue Wege in Form und Art - das freut mich. Denn was hierzulande oft fehlt - Wagemut, Verrücktheit, neue Strukturen - wird auf der Leinwand nun unregelmässig angegangen. Nach Dene wos guet geit und Love Me Tender gehört Sekuritas ebenfalls zu den Produktionen, welche sich nicht vor der Eigenartigkeit fürchten. Stadler lässt uns so auf ein Gebäude treffen, das in der Nacht seine Besucher zu einer Liebesgeschichte bewegen möchte, kurz vor seinem Abriss. Garniert durch tolle Charaktere, welche mit viel Ausdruck dargestellt werden, einem grossartigen Sounddesign und gelungenen Aufnahmen ist so ein Film entstanden, der sich von fast allen anderen abhebt und den Zauber neu gestaltet.
:liquid7:

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The Girl With All The Gifts
BD / Regie: Colm McCarthy
Zombies in England, Zombies überall - was soll man daraus nach all den Interpretationen noch neues entwickeln. McCarthy ist bei seiner Adaption von M. R. Careys Roman immerhin eine spannende Betrachtung des Mythos gelungen. Mit vielen Anleihen an 28 Days Later und tollen Schauspielerinnen, besonders Gemma Arterton gefällt wie immer sehr. Trotzdem, die eingebrachten Fragen zum Lebenswert und der Stellung des Menschen greifen zu wenig. Da hilft das angenehm anders geratene Ende auch nicht viel.
:liquid7:

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Troll 2
BD / Regie: Claudio Fragasso
"You can't piss on hospitality." Zu selten gibt es abgrundtief schlechte Filme, welche besser unterhalten, als gute Werke. Diese "Fortsetzung" zum Fantasyabenteuer gehört dazu. Eine Produktion, die in allen Aspekten misslang und dabei ungemein fasziniert. Die Geschichte um eine Familie, welche sich in einer abgelegenen Kleinstadt gegen Goblins behaupten muss, wirkt wie ein Film, der von Aliens gedreht wurde. Nichts passt, alles wirkt befremdlich. Zu Recht ein Kultstreifen im Untergrund, der bis heute nichts von seiner Autounfall-Faszination verloren hat.
"Nilbog! It's Goblin spelled backwards!"
:liquid2:

Best Worst Movie
BD / Regie: Michael Stephenson
Michael Stephenson, der "Star" von Troll 2, versucht in dieser kurzweiligen Dokumentation der herrschenden Faszination zum misslungenen Film auf den Grund zu kommen. Die Dokumentation beleuchtet dabei aber weder die Entstehungsgeschichte des Filmes, noch die Vermarktung, sondern wird zu einer kruden Mischung aus Fandom-Betrachtung und Begegnungen mit zerbrochenen Menschen. Psychische Krankheiten, Grössenwahn, Verwirrung und falsche Hoffnungen prallen in den Aufnahmen zusammen, unbeholfen und ohne klares Ziel. Man spürt, dass Stephenson nicht wusste, wie er damit umgehen sollte und lässt den Film immer weiter zerfliessen. Eine Doku, welche ein befremdliches Gefühl hinterlässt.
:liquid6:

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I See You
BD / Regie: Adam Randall
Hilfe, was ist denn mit Helen Hunt passiert? Ihr Gesicht hat mich in diesem Film fast am meisten verstört. Und das will etwas heissen, ist die Arbeit von Adam Randall ein toll geschriebener und mit grossartigen Bildern gefilmter Thriller, der sich weder an Genrevorgaben, noch eine lineare Erzählstruktur halten will. Und weil dies ein Film ist, den man ohne Vorwissen zur Geschichte geniessen sollte, war es das nun bereits.
Zwei Anmerkungen: Der Anfang erinnerte mich wegen Musik, Kamerafahrten und Stimmung sehr stark an die Werke von Fincher. I See You ist sein unheimlicher und packender Film. Lohnt sich!
:liquid8:

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Tenemos la carne
BD / Regie: Emiliano Rocha Minter
Dunklen und merkwürdig ist es im Innern von Tenemos la carne, dem mexikanischen Experimentalfilm über den Menschen. Nicht nur wird man ohne klare Narration mit verstörenden Bildern und extremen Fantasien konfrontiert, man muss sich gar selbst mit eventuell vorhandenen Gelüsten auseinandersetzen. Das geschieht in Aufnahmen, die nicht nur an Gaspar Noé erinnern, sondern bei mir ähnliche Gefühle hervorriefen, wie Holy Motors von Leos Carax. Fleisch, Instikt, animalische Herkunft - der Mensch wird neu betrachtet, von der Norm befreit und als Biest erschaffen.
Grossartig gespielt, toll gefilmt und mit vielen verstörenden Sequenzen ausgestattet. Am meisten überrascht war ich allerdings von mir selbst, als ich die letzten Bilder auf den Strassen einer grösseren Stadt als abartiger Empfand, als das zuvor gebotene.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 03.08.2020, 08:11

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Creepshow 2
BD / Regie: Michael Gornick
Ein wohliges Gefühl zwischen Kindheitserinnerung und Grusel tat sich auf, sogar ohne den ersten Teil dieser Reihe zu kennen. Drei kurze Geschichten, eingewoben in eine animierte Klammer und natürlich vom Creep erzählt - was George A. Romero und Stephen King damals erschufen, hat bis heute viel Charme. Zumindest, wenn man früher selbst gerne die "Gespenster Geschichten" oder EC Comics las. Natürlich ist einiges am Film arg überholt ("You people!") und teilweise gar schlecht (die animierte Geschichte, der erste Teil um den hölzernen Indianer), gerade aber die zweite Geschichte "The Raft" macht so viel Laune, dass man sich darüber keinesfalls aufregt. Passt wunderbar in einen verregneten Sonntagnachmittag.
:liquid6:

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Skinner
BD / Regie: Ivan Nagey
Sleaze, dieses Wort war für mich der stete Begleiter beim Anschauen dieser blutigen Ed-Gein-Variation. Alles wirkt schmutzig, anrüchig und aus den Untiefen von Amerika gehoben. Dazu tragen das Ghetto-Setting, die Szenenausleuchtung und das Spiel von Ted Raimi dazu. Traci Lords zeigt vor allem ihre nackte Haut, Ricki Lake versucht das beste aus ihrer Rolle herauszuholen. Nagey macht handwerklich vieles richtig, trotzdem bleibt wenig hängen. Und gewisse Szenen kann man heutzutage nicht mehr ohne schlechtes Gewissen anschauen. Ein kleiner Psychopathenfilm, der eher mittelmässig gealtert ist.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 05.08.2020, 07:37

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The Andromeda Strain
BD / Regie: Robert Wise
Als man sich noch Zeit für seine Geschichte und deren Entwicklung ließ, das war eine gute Phase für Filme. Sicherlich wirkt Gewisses bei The Andromeda Strain heutzutage altbacken, dafür verzaubert das großartige Setdesign, verstört der experimentelle Soundtrack und irritiert die Aktualität. Der Kampf gegen den neuen und scheinbar ausserirdischen Virus ist besonders in der zweiten Hälfte des Filmes packend inszeniert und regt zum Nachdenken an.
:liquid8:

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Violet & Daisy
BD / Regie: Geoffrey Fletcher
Ironisch, dass ein Film, der sich über seine Gewitztheit und freche Art profilieren möchte, schlussendlich am Drehbuch scheitert. Grundsätzlich wären bei dem Werk von Geoffrey Fletcher die Zutaten am richtigen Platz, das Menü schmeckt aber nur durchschnittlich. Spass macht es, Saoirse Ronan und Alexis Bledel zuzuschauen - beide sind für mich tolle Schauspielerinnen mit viel Charme. Und dann ist da noch James Gandolfini mit einer fesselnden Präsenz. Sonst? Nicht viel. Lahme Dialoge, die leider niemals zu intelligenten Wortgefechte werden, langweilig inszenierte Action, viele Lücken in der Geschichte und unzählige lose Enden.
:liquid4:
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 10.08.2020, 09:34

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Hamilton
Disney+ / Regie: Thomas Kail
Ein modernes Musical über den US-amerikanischen Gründervater Alexander Hamilton? Von der Bühne abgefilmt und zu Hip-Hop komponiert? Ich war skeptisch, doch diese Produktion überzeugt. Großartige Leistungen der Darstellerinnen und Darsteller, fesselnde Dramaturgie und mitreißende Lieder - nach wenigen Minuten war ich bereits mittendrin. Sicherlich wird einiges beschönigt und weichgezeichnet, trotzdem war es eine unterhaltsame Lektion in der Geschichte des Landes.
:liquid8:

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Berlin Alexanderplatz
Kino / Regie: Burhan Qurbani
Aktuell ist es mehr als angenehm, für drei Stunden in die Kühle eines Kinosaals zu entfliehen. Besonders, wenn man sich mit einem solch grossartigen Film beschäftigen kann. Frei nach Alfred Döblins Roman, erzählt Qurbani die Geschichte von Francis, der nach erfolgreicher Flucht aus Afrika ein neues Leben in Berlin beginnen möchte. In fantastisch inszenierten Bilder wird der Film von Beginn an mit hoher Spannung und vielen Bezüge zu aktuellen Problemen vorangetrieben. Welket Bungué, Jella Haase und Albrecht Schuch überzeugen mit einem vielseitigen Spiel, Musik, Schnitt und Ausstattung lassen die Szenen erstrahlen. Geschickt werden sozialpolitische Fragen mit dem alten Text verknüpft und regen zum Nachdenken an. Ein Film, der beeindruckt, emotional mitreisst und danach noch lange beschäftigt.
:liquid10:

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Phantasm
BD / Regie: Don Coscarelli
Eine fliegende, mörderische Silberkugel, ein Rudel aus untoten Sklavendämonen, der grosse Mann mit seinem furchteinflössenden Blick - dieser Horrorfilm aus dem Jahre 1979 vereint viele verrückte Ideen mit einem tollen Gefühl. Coscarelli brilliert zwar nicht als Cutter und mag es sehr, die Tonspuren in nachfolgende Szenen einfließen zu lassen, konnte seine Vision aber mit genügend Frische und Blut ausführen. Macht bis heute Laune. Witzig: Beim Score liess man sich wohl sehr stark von "Tubular Bells" und dessen Einsatz bei "The Exorcist" inspirieren. :lol:
:liquid7:
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 12.08.2020, 09:08

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Breakfast At Tiffany's
DVD / Regie: Blake Edwards
Für Klassiker der Filmgeschichte benötige ich immer viel Anlaufzeit, doch mit 33 habe ich es nun endlich geschafft, mir die Geschichte um Holly Golightly und ihrer Suche nach Reichtum und süßem Nichtstun anzuschauen. Gelohnt hat es sich sehr, ist der Film bis heute unterhaltsam, erstaunlich lustig und dank Audrey Hepburn ein Augenschmaus. Bitter stoßen die extrem rassistischen Kurzszenen mit Mickey Rooney auf, ohne diese Sequenzen hätte der Film eine viel höhere Wertung verdient. Denn Momente wie die Wohnungsparty, Hollys nachdenkliches Gitarrenspiel oder die Verabschiedung am Busbahnhof reißen mit und berühren.
:liquid8:

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Bruno Manser - Die Stimme des Regenwaldes
Kino / Regie: Niklaus Hilber
Bruno Manser ist mir seit meiner Kindheit ein Begriff, war der Kämpfer für die Penan und den Regenwald in Malaysia sehr oft in den heimischen Medien - bis zu seinem ungeklärten Verschwinden. Sein Leben ist faszinierend und hat einiges im Kampf gegen den Holzraubbau bewirkt, dass die Geschichte nun als Spielfilm neu aufbereitet wird, erstaunt nicht. Leider aber haben es die Macher nicht geschafft, einen differenzierten Blick auf die Taten und Jahren zu kreieren. Der Film leidet unter dem Retter-Syndrom (siehe "The Last Samurai") und verkommt zu oft zu einer klischierten Zitatenreihe, die etwas zu lange Laufzeit hilft ebenfalls nicht. Die emotionale Bindung konnte trotzdem hergestellt werden und die Handlungsweisen der Regierungen und globalen Konzerne machen natürlich mehr als wütend.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von gelini71 » 12.08.2020, 14:22

deBohli hat geschrieben:
12.08.2020, 09:08
Bitter stoßen die extrem rassistischen Kurzszenen mit Mickey Rooney auf, ohne diese Sequenzen hätte der Film eine viel höhere Wertung verdient
Das ist auch so ein Thema wo sich manche Menschen extrem dran hochziehen - für mich ist das einfach der damalige Zeitgeist, das kann und muß man jetzt nicht gut finden war aber zum Drehzeitpunkt eben normal. Deswegen einen Film abwerten würde ich aber nicht.
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 12.08.2020, 14:37

Das ist auf jeden Fall so, ich versuche dies auch immer zu differenzieren. Schlussendlich habe ich mir letzte Woche das Fu Manchu Boxset vorbestellt. Eigentlich ein No-Go aus heutiger Sicht, wer damals die Hauptrolle inne hatte. :wink:

Bei Breakfast At Tiffany's fand ich es aber wirklich störend, da es sich um absolut sinnlose Szenen handelte, ohne die der Film genau gleich, oder sogar noch besser funktioniert hätte. Darum stimmte mich dies missmutig.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 17.08.2020, 14:08

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Deadly Manor
BD / Regie: José Ramón Larraz
Die letzte Regiearbeit von Larraz sollte nun also die erste sein, welche ich sehe. Eventuell nicht der richtige Startpunkt, weiß der Film dem Slasher-Genre erstaunlich wenig hinzuzufügen. Nicht nur vergisst man zu schnell, wieso in den eröffnenden Minuten eine tote Bikergang gezeigt wird, die meisten Erzählstränge laufen gar ins Nichts. Lange passiert den Charaktere im verlassenen Haus nichts, in den letzten 15 Minuten wird alles überschnell aufgelöst. Viele von den Mysterien waren also sinnlos, zu ordinär das Resultat.
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28 Weeks Later
BD / Regie: Juan Carlos Fresnadillo
28 Days Later mit mehr Adrenalin und Testosteron, bei dem die amerikanische Armee zeigen kann, wie sie die Kontrolle über eine Situation innert kürzester Zeit verliert. Ob es sinnvoll war, England nach dem Zombie-Ausbruch wieder zu besiedeln? Nein, dafür macht es Spass, Robert Carlyle, Rose Byrne, Jeremy Renner, Idris Elba und Imogen Poots zuzuschauen. Die körnigen Aufnahmen und nervösen Schnitte passen, die Musik von John Murphy klingt zwar nach Sunshine, gefällt trotzdem. Immer noch ein sehr unterhaltsamer Film mit rasenden Untoten.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 18.08.2020, 15:55

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North By Northwest
DVD / Regie: Alfred Hitchcock
Der Prototyp des heutigen Actionfilms, der atemlose Film von Hitchcock. Natürlich kennt man gewisse Szenen schon lange (Flugzeugangriff im Kornfeld, Finale am Mount Rushmore), dies tut dem Vergnügen aber kein Abbruch. Von der ersten Szene an fesselt das Geschehen trotz dünner Geschichte, überzeugt mit vielen Actionmomenten und einem toll aufspielenden Cary Grant. Wundervoll, rasant und legendär.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 23.08.2020, 12:29

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Midnight Cowboy
BD / Regie: John Schlesinger
Schlesinger hat mit diesem Film nicht nur einer der Meilensteine der Sechzigerjahre geschaffen, sondern eine Erzählung verfilmt, die wunderbar die Freundschaft zweier Männer der Unterschicht zeigt. Ohne Überzeichnung, ohne Schönigung, mit sanfter Einbringung von Aspekten wie homosexueller Liebe, Prostitution und zerstörter Hoffnungen der Jugend. Genial gefilmt und geschnitten, perfekt gespielt von Jon Voight und Dustin Hoffman.
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It Happened In Hollywood
BD / Regie: Harry Lachman
Der erste Film im "Samuel Fuller At Columbia"-Set von Indicator ist unglaublich charmant. In tollen Schwarzweissbildern wird die Geschichte eines ehemaligen Stummfilmstars erzählt, der sich mit den neumodischen "Talkies" weder anfreunden, noch seine Karriere weiterverfolgen kann. Eine Sicht auf das vergangene Hollywood, das in neueren Produktionen wie The Artist, Hail Caesar! oder Once Upon A Time.. In Hollywood nicht mit halb so viel Eleganz dargestellt wurde. Und mit knapp 70 Minuten Laufzeit angenehm knackig.
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The Grifters
BD / Regie: Stephen Frears
Wer betrügt wen, und wieso? Letzteres ist bei Frears Film zwar zweitrangig, es macht aber Freude, in dieser altmodisch wirkenden Produktion mitzuraten. Stil, Regie und Musik wirken leicht aus der Zeit gefallen und helfen so, den Geist der Crime-Noir-Vorlage hochzuhalten. Sicherlich kein überragendes Beispiel für eine Geschichte über Kleinkriminelle, die sich gegenseitig hintergehen, wohl aber zwei Stunden, die nie wehtun.
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Phantasm II
BD / Regie: Don Coscarelli
Der Wahnsinn geht weiter, der Massstab wurde vergrössert. Mit mehr Gelder und noch weniger kohärentem Erzählstil machen Reggie und Mike Jadg auf den Tall Man und seine Java-Schergen. Herrlich doof, mit Häuser, die gleich doppelt explodieren, einfach exisiterenden Figuren und einem Finale, das sich jeglicher Logik entziehen möchte. Was für ein Spass!
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 24.08.2020, 14:47

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Memories Of Murder
Filmingo / Regie: Bong Joon-Ho
Wer als zweiten Film ein Meisterwerk wie Memories Of Murder erstellt, der gehört eindeutig in die heiligen Hallen der großen Künstler. Und Bong Joon-Ho überzeugt nicht nur als Regisseur eines Crime-Dramas, sondern als genauer Beobachter, der aus realen Geschehnissen einen absolut fesselnden Film gemacht und die Psychen der Charaktere in das Zentrum gestellt hat.
Interne Kämpfe werden ausgetragen, Zweifel und Enttäuschungen müssen hingenommen werden, eine Wiedergutmachung ist nicht zu erwarten. Durch diese Verlagerung des Fokus erhält die Erzählung eine extreme Tiefe und hebt sich von ähnlichen Filmen aus dem Westen wie Zodiac ab. Beklemmend, packend und schmutzig - und wohl noch besser als Parasite.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 26.08.2020, 11:01

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Invention For Destruction
BD / Regie: Karel Zeman
Inspiriert von gezeichneten / gravierten Bildern und dem kreativen Geist Jules Vernes, brachte Karel Zeman mit Vynález zkázy Ende der Fünfzigerjahre einen zauberhaften Film auf die Leinwände Tschechiens, der bis heute magisch wirkt. Die Geschichte ist zwar etwas verstaubt und zu langsam erzählt, die Bilder aber sind fantastisch. U-Boote, Flugzeuge, Monster und übergroße Erfindungen - Tricksequenzen und real gefilmte Szenen fügen sich kongenial zusammen, immer wieder sitzt man voller Staunen vor dem Fernseher.
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Phantasm III
BD / Regie: Don Coscarelli
Der Wahn geht weiter, der Spass bleibt hoch. Eigentlich ist der dritte Teil dieser Horror-Action-Reihe kein Stück anders als Film zwei. The Tall Man ist weiterhin unbesiegbar, Reggie und Mike (wieder der originale Darsteller) fahren weiterhin durch die amerikanischen Staaten und versuchen eben diesen aufzuhalten. Die Java-Zombies fallen von den Bäumen, die Leichenwagen explodieren. Eine Pracht, ein Vergnügen ohne Substanz. Aber wer benötigt dies schon, wenn die Silberkugeln in Angriffsformation fliegen?
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von deBohli » 27.08.2020, 07:16

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Tenet
Kino / Regie: Christopher Nolan
"Ich habe nur ein Wort für sie. Prätentiös." *braaaawwwmmmnn*
Er soll nach dem Pandemiesommer Hollywood retten, die Kinos wieder füllen, unseren Glauben an das Spektakel wiederherstellen. Doch darin liegt bereits der erste Fehler, schlussendlich steht Nolan mit seinen riesigen Produktionen für ein System, das sich immer stärker selbst zerfleischt. Wie sagte es Charlie Kaufmann? Nolan macht intelligente Filme für dumme Leute - und gerade letztere will sich Hollywood nahe halten, deren Geld milliardenfach einsacken. Von mir aus dürfen diese Mechanismen gerne sterben, ich will weder "Fast & Furios" noch "Bad (enter word of your choice)". Egal, wie gut die optischen Schauwerte sind, egal, welche Namen auf dem Plakat stehen.

Wo positioniert sich in dieser Farce denn "Tenet"? Zuoberst, mit stolz geschwellter Brust und stetem Selbstlob. Wie intelligent und durchdacht denn alles sei, wie komplex und facettenreich. Bloss: Das stimmt gar nicht. Wer aufmerksam dem Film folgt und trotz dem sehr lauten Soundtrack und den extrem schnellen Szenenwechsel am Ball bleibt, der errät meist sofort, was sich hinter dem Mysterium einer Szene verbirgt. Nolan geht seinen typischen Weg, in dem er die Figuren vor allem dazu miteinander sprechen lässt, um den Zuschauern zu erklären, was sie noch nicht begriffen haben können sollen. Doof nur, tut man dies auch ohne Exposition.

Oder die Szenen demontieren sich durch ihren Aufbau gleich selber und verlieren somit jegliche Spannung.
Spoiler
Show
Wenn ich bei einer Verfolgungsjagd etwa sehe, dass der Rückspiegel eines BMW kaputt ist, bevor ein Unfall passiert war, dann weiß ich sofort: Das stammt aus der Zukunft. Und siehe da, ein invertiertes Fahrzeug reißt diesen ein paar Minuten später ab. Da der BMW allerdings keine weiteren Schäden aufweist, ist die Actionszene somit sofort unspannend, da ich weiß, dem Auto passiert nichts mehr. Gleiches gilt für die Figuren, welche keine Verletzungen aufweisen. Und wenn doch, dann sollte jeder Kinobesucher wissen, dass sich der Protagonist dies mehrere Szenen zuvor zugezogen hat. Invertierter Verlauf halt.
Erstaunlich ist an "Tenet" sowieso, dass der eigentliche Clou des Filmes bereits in den Trailern vorneweg genommen wurde und man beim Kinobesuch dies als gegeben anschaut - und selten überrascht wird. Natürlich bleiben die Setpieces, die Aufnahmen, die Effekte und die Darsteller super. Man lässt sich vom Spektakel einlullen und genießt die Perfektion, welche hinter den Bildern liegt (abgesehen von den wirklich heftigen Anschlussfehlern und falschen Schnitten). Schlussendlich könnte man argumentieren, dass die Unterhaltung zählt und davon der Film in seinen 150 Minuten massig bietet. Könnte man. Mich jedoch beleidigt dies, wenn es auf solch falsche und wichtigtuerische Art vorgelegt wird. Somit wirkt alles schal und übertrieben, ohne jemals ehrlich zu sein. Was bleibt ist ein Möchtegern-James-Bond-Actioner, der nichts rettet und schon gar niemanden überfordern wird.
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Re: Filmtagebuch: deBohli

Beitrag von SFI » 27.08.2020, 09:38

Das Problem bei Nolan scheint mir, dass seine Filme das einzige Überbleibsel glorreicherer Blockbuster Tage sind, was im Kontrast zum aktuellen Dünnpfiff eben eine Genialität suggeriert, die de facto nicht vorhanden ist.
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