Chaylla
Kino / Regie: Paul Pirritano, Clara Teper
Die Kamera bleibt immer nahe am Gesicht von Chaylla, zeigt jede Regung in der Mimik und lässt uns ihre Probleme und Empfindungen direkt spüren. Das macht aus dem eher unschön gedrehten und montierten Dokumentarfilm eine ergreifende Erfahrung und zeigt viele Aspekte von Fällen häuslicher Gewalt.
Paul Pirritano und Clara Teper durften bei «Chaylla» die Hauptperson während mehreren Jahren begleiten und zeigen ihren Lebens- und Leidensweg auf, zugleich ihre Stärke und ihren Willen, im patriarchalen System als Frau und Mutter zu bestehen.
Fly So Far
Kino / Regie: Celina Escher
In El Salvador werden Frauen bei Verdacht auf Abtreibung oder Tötungsdelikt am Säugling Jahrzehnte lang ins Gefängnis gesteckt. Ohne Beweislage, als ultimatives Mittel zur Abschreckung und Fügung. Die Frau wird so nach Beginn der Schwangerschaft von der Gesellschaft und Regierung zum Brutkasten ohne Rechte umgewandelt.
Diese brutale Realität zeigt Celina Escher in ihrem Dokumentarfilm «Fly So Far», der unter die Haut geht und die Missstände im Land am Beispiel von Teodora Vásquez aufzeigt. Ein gut gemachter und gelungen gedrehter Film, der wütend macht und zu Handlungen inspiriert.
The Trial
DVD / Regie: Orson Welles
Die Schatten sind lang und hart, die Räumlichkeiten entweder einengend oder atemberaubend gross. Mit dem Setdesign und der Kameraarbeit brachte Orson Welles in seine Kafka-Verfilmung «The Trial» eine gehörige Portion Expressionismus mit ein, verbunden mit den Gesetzen eines Albtraumes.
Gemeinsam mit Anthony Perkins stolpert man durch Szenen und Begegnungen, ist überrascht, verwirrt und überfordert. Jeanne Moreau und Romy Schneider bieten scheinbare Sicherheiten, das brachiale Ende folgt alsbald.
Arrebato
BD / Regie: Ivan Zulueta
Welche Macht hat der Film, das Kino? Ist es so stark oder sogar intensiver als Heroin? Macht es abhängig und treibt Menschen in den Wahnsinn? Im fiebrigen Film «Arrebato» von Ivan Zulueta werden alle diese Fragen behandelt, konkrete Antworten gibt es hingegen keine.
Experimentell, direkt und schmutzig wirkt die Präsentation, die verschachtelte Erzählung lässt den Horror der Eventualitäten stärker wirken. Ende der Siebzigerjahre in Spanien gedreht, ist «Arrebato» Untergrund, Antihaltung und überraschende Konfrontation.
VFW
DVD / Regie: Joe Begos
Neonfarbene Beleuchtung, zähneknirschend ausgespuckte Dialogzeilen und alte Haudegen, die sich noch einmal zur Wehr setzen: Style Over Substance bei Joe Begos, «VFW» versagt als Film aber an diversen Orten. Was bei «Bliss» (2019) mit Blut und Rock’n’Roll Spass machte, ödet hier an.
Das liegt daran, dass alles erzwungen cool wirkt, der Regisseur die Geometrie des Raumes missachtet und die zeitlichen Gesetze über den Haufen wirft. Unruhige Kameraführung, merkwürdige Schnitte und selten überzeugendes Schauspiel generierten bei mir vor allem Langeweile und kein Adrenalin.
Dark Star
DVD / Regie: John Carpenter
Wenn ein Studentenfilm zu einem vollwertigen Science-Fiction-Werk heranwächst, das man Jahrzehnte später weiterhin schaut und auf Disc auswertet, dann wurde einiges richtig gemacht. John Carpenter bewies mit «Dark Star» viel Kreativität und Erfindergeist, und einige Schwächen.
Die Elemente der Geschichte sind ausgefallen und spassig, deren Ausführung durchschnittlich. Der Film wirkt zäh, gewisse Effekte (etwa das Alien) sind lachhaft, das Schauspiel sehr schlecht. So bleibt die Produktion als Zeitzeugnis für Carpenters Karriere wichtig und interessant, als wirklich guten Film aber nicht.
F
DVD / Regie: Johannes Roberts
In der High-School gehen Verbrecher um, die ihre Gesichter nie zeigen und alle Menschen im Gebäude bestialisch ermorden. Und dann endet «F», ohne Auflösung oder Versöhnung. Das macht aus dem Slasher von Johannes Roberts ein intensiv wirkender Film, der dem Bösen keine Erklärung bietet.
Die Kombination der Elemente wirkt neu, der Rest ist Horrorfilm-typisch aufgegleist. Knappe Laufzeit, stereotypische Charaktere und etwas nackte Haut nebst blutigen Momenten – aber es funktioniert. Ob der Film als Kritik am britischen Schulsystem gelesen werden soll, wage ich zu bezweifeln.
