eben in einer Kinowelt-Testvorführung gewesen für den neuen Film von Hans Weingartner mit Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle.
Free Rainer
Rainer ist ein erfolgreiches Tier im Medienzirkus (hinter den Kulissen), verantwortlich für die erfolgreichsten Formate des fiktiven Privatsenders TTS und führt ein Leben auf der Überholspur mit Geld, Drogen und einer ansehnlichen Frau. Doch gleichzeitig ist er zunehmend innerlich ausgebrannt und gleichgültig gegenüber dem Treiben um hin herum und die Begegnung mit einem alten Bekannten und Schreiberling erinnert ihn an seine früheren Tage, als er seine Seele noch nicht dem Kommerz verkauft hat und Kritik übte gegen das System, dessen er mitlerweile ein Teil ist. Ihm wird gewahr, dass Deutschlands TV-Landschaft den Zuschauer zunehmend für dumm verkauft und eine Kloake aus billigstem trashtalk, sex-sales-Masche und Formatkopiererei darstellt. Und das alles für die Quote! Seine ersten Änderungsversuche schlagen natürlich bitterlich fehl, weil eben genau jene fehlt. Sein Erklärungsansatz ist der: Setzt man seinem Publkum lange genug scheiße vor die Nase, gewöhnt und akzeptiert es diese irgendwann und mehr noch, fährt irgendwann auf die scheiße richtig ab. Wie es bei einem Hans Weingartner Film dann folgerichtig sein muss ist klar: Rainer ist ob des seines Berufs inhärenten fehlgeschlagenen Versuches, die Formatgestaltung seines Senders zu ändern frustriert und macht sich Gedanken wie man das Problem an der Wurzel allen Übels, nämlich der Quote, packen kann. Er scharrt eine Gruppe gleichgesinnter bzw. in irgendeiner Form desillusionierter Menschen um sich und versucht die in Deutschlands Wohnzimmern bei repräsentativen Zuschauern installierten Boxen, aufgrund derer die Quoten hochgerechnet werden, unter Kontrolle zu bringen um mit einer Quotenmanipulierung für eine TV-Revolution zu sorgen, die nicht nur die Medienlandschaft sondern somit die gestaltung des Lebens und der Freizeit gleich mit verändern soll...
Hört sich äußerst hochtrabend an und das ganze war auch teilweise natürlich noch etwas sehr holprig, aber das ist ja normal bei einer testvorführung und darauf hat der nette Herr von Kinowelt ja wiederholt drauf hingewiesen. So sehr man Weingartner kritisieren mag und einem "Die fetten Jahre sind vorbei" evtl. zu gewollt wannabe-polarisierend vorkam, so muss man doch auch wieder seinem neuesten Werk eine pfiffige Idee attestieren, gleichwohl er zumindest bei mir immer auf einem schmalen Grat wandert, wenn Symphatie mit den Figuren des öfteren in zu sehr gewollte revoluzzermäßiges fast kitischiges Gutmenschentum und schwarz/weiß-Malerei umzukippen droht. Realismus kann man natürlich nicht unterstellen aber - und das ist ja das weitaus spannendere - die Realität wird eben wieder nur um einen kleinen Grat weitergesponnen und diese Überspitzung ist als solche zwar klar erkenntlich aber eben auch nötig.
Bekommt der Film diese Balance bis zum Kinostart am 11.10. (laut zelluloid.de) auf die Reihe und feilt noch etwas an den sich teilweise wiederholenden Dialogen und der ein oder anderen Holprigkeit hat der Film sicherlich dasselbe Potential wie "Die fetten Jahre sind vorbei" - was neben den Jubelstürmen der dem deutschen Film eher zugewandten Zuschauer sicherlich auch die Reaktionen von abwinken und "er schon wieder" hervorruft, aber gerade wenn ein Film das schafft, hat er doch schon eine Menge erreicht. Von meiner Warte aus jedenfalls schon jetzt eine Empfehlung für diese Gesellschaftskritik und Mediensatire. Zumindest sollte sich jeder selbst ein Bild machen - und das kann getrost nicht nur auf den Film sondern auf sein gesamtes Sehverhalten gemünzt werden.

(Ausführliches gestaffelteres Review folgt alsbald, wobei ich nicht weiß, ob ich mir ein solches aufgrund der Rohfassung erlauben soll :) )
scheisse, weiß jemand wie ich in der ofdb in den Filmeintrag noch das Ösiland als zweites Produktionsland hinzufügen kann? geht jetzt so auf anhieb gar nicht mehr wenns einmal eingetragen ist, ne? hmm, egal, wird schon irgendwann irgendwer mal machen...