Ich weiß nicht, ob bei Netflix eine andere Version des Films zu sehen ist, aber von wertigen Bildern oder satten Farben hab ich da nix erkennen können. Die hässlich-monochromen Bilder des Films wirken schon nach unaufregender DTV-Ware - da tröstet es dann auch kaum, dass der hier wenigstens nicht im Ostblock entstanden ist. Das hier dürfte mein erster Direct-to-Video-Willis gewesen sein und der gilt ja als einer der besseren, was sicher auch an der Belegschaft liegt. Josh Duhamel hängt sich rein als Held wider Willen, bei dem gerade die Everyman-Attitüde, die freeman auch im Review erwähnt zu gefallen weiß. Besonders ragt Vincent D'Onofrio als eiskalter Schurke heraus. Ansonsten sorgt 50 Cent für eine Überraschung, der in seiner einen Szene echt Charisma verströmt. Überraschend klein fällt die Rolle von Rosario Dawson aus, Vinnie Jones darf als herrlich psychopathischer Henchman auch nur in zwei Szenen ran. Und Willis? Im Vergleich zu späteren, bisher von mir noch nicht gesichteten Werken schien er hier immerhin nicht nur für zwei Drehtage, sondern für vier oder fünf gebucht gewesen zu sein. Letzten Endes könnte man seine Rolle als cooler Sprücheklopfer beinahe weglassen. In Aktion sieht man ihn nur einmal, als er einen Schergen verprügelt, und auch diese Szene hat ihren Schattenseiten durch ihren Aufbau: Es wirkt komplett forciert, dass Detective Cella zum Dicken-Larry-Markieren im Hauptquartier des Schurken auftaucht, wird vom Script gar nicht aufgebaut. Anscheinend schrieb man einfach nur eine gewollt coole Harter-Cop-und-Oberschurke-sehen-sich-Face-to-Face-Szene im Film haben wollen, scheiß auf innere Logik.
Das Script ist sowieso eher solala. Abgesehen von der reizvollen Anlage des Helden ist das bloß Standard, der manchmal auch dick aufträgt. Bei seinem achso dollen Rachefeldzug löscht der Held ein komplettes Aryan-Brotherhood-Chapter mit zwei Aktionen aus. Das erste Mal tötet er drei Knilche mehr oder weniger in Notwehr, worauf sowohl Schurken als auch Polizei ein Gewese veranstalten als sei der Grim Reaper persönlich in die Stadt gekommen. Ermordete Ladenbesitzer rufen da weniger Reaktionen in diesem Film hervor. Und dann ist da noch der Showdown, in dem der Held seine Feuerwehrmann-Skills einsetzt, was mal was anderes ist. Allerdings ist auch diese Szene etwas doof, denn der Hero kann problemlos das Hauptquartier der Bösewichte zur feurigen Todesfalle umbauen, weil diese anscheinend noch nie etwas von Bewachung gehört haben. Und viele der Aryan-Brotherhood-Knilche scheinen besonders leicht entflammbare oder direkt benzingetränkte Klamotten zu tragen. Dafür hat das feurige Inferno am Ende Schmackes, auch wenn manche Feuersbrunst sichtlich aus dem Rechenknecht stammt. Auch der Mann-gegen-Mann-Showdown zwischen Held und Oberschurke ist ein würdiges Finale.
Hinzu kommen ein paar nennenswerte Einzelszenen. Etwa wenn bei einem Feuergefecht die Kamera dem Flug der Projektile folgt und damit für Dynamik sorgt. Oder wenn ein Hitman in einer fast schon emotionalen Szene seinen verletzten Kumpan erlösen muss, weil dessen Wunden nicht heilbar sind. Weniger schön: Der Bourne-gewollt-und-nicht-gekonnt-Schnitt in mancher Nahkampfszene.
So bleibt dann Direct-to-Video-Ware aus dem unteren Durchschnittsbereich, die von ihren prominenten Besetzung und da vor allem von Vincent D'Onofrio profitiert. Wenige, aber durchaus brauchbare Actionszenen und die interessante Heldenfigur wissen zu gefallen, müssen aber gegen ein plumpes, teilweise schlecht aufgebautes Script und eine biedere Inszenierung kämpfen. Ist schon ganz okay guckbar, aber B-Movie-Dutzendware ohne herausragende Qualitäten.
,5 bis knappe
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Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]