Sorry - der Text mußte leider etwas länger werden
True Detective - Staffel 2
2014 war "True Detective" DAS Ding: ein kollektiver Orgasmus bei allen Kritikern, ein Preisregen, große Jubelarien bei den Zusehern und eine legendäre 5/10 Wertung von mir

. Und bei der zweiten Staffel 2015 ? Da wurde es merklich ruhiger, die Jubelarien blieben aus. Lob ja, aber keine überschwängliche Begeisterung. Was ist passiert ?
Ganz einfach: Autor, Showrunner und Produzent Nic Pizzolatto hat den Bogen mächtig überspannt und hier ein seltsames etwas in die Welt gesetzt das man nicht einfach nur mit "gut" oder "schlecht" kritisieren kann. Das fängt schon mit der Pilotfolge an: Innerhalb der ersten halben Stunde führt er alle (!!!) wichtigen Personen ein, beleuchtet ihre Beziehungen untereinander mit Hilfe von Rückblenden und wirft mit Namen nur so um sich. Ich habe nix dagegen wenn es etwas anspruchsvoller ist aber wenn man die Pilotfolge nach der Hälfte abbricht und dann nochmal startet um dieses riesige Knäul aus Handlung und Beziehungen zu verstehen (genauer: halbwegs irgendwie den Durchblick zu behalten) dann ist imo was ganz gewaltig schief gelaufen.
Das ist insofern schade weil Pizzolatto hier ziemlich tiefe Figuren geschaffen hat deren Charakter es verdient hätten wenn man sie ausführlicher mit Leben gefüllt hätte. So wirkt alles unglaublich dick bepackt und überladen - ich hatte mehrmals das Gefühl das der Autor sein Script kürzen mußte um auf die vorgegebene Laufzeit zu kommen, manches wirkt sprunghaft und komprimiert. Das keine einzige positive Figur dabei ist macht den Zugang auch nicht gerade einfach - jeder, wirklich jeder hat eine dicke Last an Schuld und Leid auf dem Buckel. Manchmal ist das alles dann too-much.
Zum Glück wird die Staffel so ab Folge 3 dann sogar richtig spannend und hat zur Hälfte sogar eine gut gemachte Schießerei zu bieten die ein John Woo nicht besser hätte inszinieren können. Zum Ende hin kommt dann das riesige Figurenknäul wieder auf einen zu, bei dem ganzen Gewusel aus Russenmafia, Mexikanermafia, korrupten Polizisten, Sexparties, unterdrückter bzw geheimer Homosexualität sowie von Namen Namen Namen den Überblick zu behalten ist ein schwieriges Unterfangen - wer vorher nicht aufgepaßt hat dem wird das ganze einfach nur vorbeirauschen.
Bei der Besetzung keine Überraschung, Colin Farrell spielt den kaputten Cop schon fast auf Autopilot. Unfreiwillig komisch ist eher Vince Vaughn der hier krampfhaft versucht aus der Ecke der Komödiendarsteller raus zu kommen und mit so einem Stock im Arsch spielt das man einfach nur grinsen muß.
Ist diese Staffel nun gut oder schlecht ? Sie wird die Geister scheiden, das ist sicher. Sie hat ihre Momente und größtenteils gefiel sie mir sogar besser als der vielgelobte erste Aufguß. Weniger wäre aber hier devinitiv mehr gewesen, das es zeitweise arg konstruiert wirkt hilft auch nicht weiter. Zumindestens schauts edel aus...

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