Filmtagebuch: LivingDead

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LivingDead
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Beitrag von LivingDead » 14.03.2016, 22:45

El Clan
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Durch die Vorwegnahme des Ausganges über die Familie, indem schon in den ersten Filmminuten gezeigt wird, was geschehen wird, entzieht sich Regisseur Pablo Trapero einem übergeordneten Spannungsbogen und konzentriert sich infolgedessen eher auf die innere Zerrissenheit der Familie. An dieser Stelle bedient er sich eines künstlerischen Kniffes, indem er konträr zu den grausigen Bildern leichte Popmusik der 1980er laufen lässt, wodurch sich jene absurde Stimmung ergibt, die den Film trägt. So steht die Szene, die auch schon im Trailer gezeigt wurde, als das Familienoberhaupt mit einem Tablett durch das Haus läuft und die Familienmitglieder bei Alltäglichem gezeigt werden, für den ganzen Film. Letztlich gelangt er nämlich zu dem Entführungsopfer, welches - als wäre es ganz normal - zur Familie zu gehören scheint. Getragen wird der Film zusätzlich von der sehr guten Inszenierung, die durch lange Sequenzen und einer so unglaublichen, wie auch gerade dadurch sehr glaubwürdigen Darstellung der Familie glänzt. Dabei wird der Fokus vor allem auf den Sohn, dargestellt von einem tollen Peter Lanzani, gelenkt, der die Zerrissenheit glaubhaft darstellt, einerseits seine Familie nicht zu enttäuschen, sich andererseits aber sehr wohl dessen bewusst ist, dass er schwere Verbrechen verübt und seine gesamte Zukunft und die seiner Familie aufs Spiel setzt. Als Triebkraft hinter dem grausigen Spiel steht ein grandioser Guillermo Francella.
Insgesamt sicherlich kein Meisterwerk, da es hierfür einfach an einem Alleinstellungsmerkmal fehlt, der den Film über das Gros des Genres hieven würde. Doch schafft es Trapero allemal, einige Akzente zu setzen und bietet mit "El Clan" ein bisweilen beinhartes Gangsterdrama mit herausragendem Inszenierungsgeschick.
:liquid7:

Deadpool
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Durch den bitterbösen Humor, der überkandidelten Inszenierung, die auch vor derben Splattereinlagen nicht Halt macht und sich in keiner Situation für einen frechen Spruch zu schade ist, kommt dieser Marvel-Film einem Comic so nahe wie kaum zuvor. Immer wieder widmet sich Deadpool dem Publikum - sich dessen sehr wohl bewusst, Comicheld in einem Comicfilm zu sein - und bietet dem Film eine zusätzliche Metaebene, auf der sich der "Held" austoben darf und Witze über Marvel, den X-Men, Hugh Jackman und dem Publikum reißen kann. Ryan Reynolds scheint auch endlich seine perfekte Rolle in Sachen Comic gefunden zu haben und lässt es sich auch nicht nehmen, im entscheidenden Moment einen kleinen Seitenhieb auf seinen Ausrutscher ins DC-Comic-Universum zu bringen. Zwar lassen sich offensichtliche Kritikpunkte auch hier nicht wegdiskutieren, so ist die Geschichte sehr mager und dient infolgedessen nur als Aufhänger, um Deadpool so zu inszenieren, wie es sich viele Studios im Vorfeld wohl nicht getraut hätten. Doch im Ergebnis bietet "Deadpool" unglaublich unterhaltsame Filmminuten, die durch das selbstreflexive Element und dem bitterbösen, ungehobelten Humor ein Unikum im Marvel-Universum bieten.
:liquid8:

Jane Eyre
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Literaturverfilmungen haben es heutzutage insofern schwer, als dass ihre Geschichten - so allgemeingültig sie auch sein mögen - schnell dem vermeintlichen Kitsch verfallen. Und gerade "Jane Eyre" dürfte da mit der Geschichte über eine von einer schweren Kindheit gezeichneten Gouvernante, die sich in ihren Hausherren verliebt, keine Ausnahme bilden.
Cary Fukunaga ("True Detective") kleidet den Film in kühle, atmosphärische Bilder, die zusammen mit dem differenzierten Spiel der beiden herausragenden Darsteller Wasikowska und Fassbender, eine großartige Atmosphäre schaffen. Durch die mystifizierten Bilder, und dem Erzählstil, der durch Rückblenden immer mehr von seiner Figur preisgibt, ergibt sich jedoch eine innere Spannung, die durch Mia Wasikowskas wunderbare Darstellung noch weiter getragen wird. Kitschig darf es infolgedessen natürlich werden, doch passt sich dieser den grauen Tönen an und umschifft somit die Grenzen zur plakativen Darstellung der inneren Zerrissenheit der Figur. Fukunaga erstrebt vielmehr das Herausarbeiten einer Frau, die durch die eigene Entscheidungskraft ein Unikum zu jener Zeit darstellte, und gerade dadurch eine so große Faszination auf die Männer - und natürlich die Leser - ausübte.
Eine großartige Verfilmung des Literaturklassikers, der den Kern der Vorlage zu treffen scheint und dazu noch durch eine atmosphärische und beeindruckende Inszenierung betört.
:liquid8:
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Beitrag von Cinefreak » 15.03.2016, 10:08

Was TAKEN 3 angeht, war ich wohl als einer der wenigen im Forum hier positiv überrascht. Die Action ging echt gut ab, ich fand den streckenweise besser als den Vorgänger.

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Beitrag von StS » 15.03.2016, 10:36

"Open Windows" fand ich richtig haarsträubend und schwach, "You´re Next", "Hannibal", "Spectre" und "Deadpool" mochte ich ebenfalls gern und "Jane Eyre" sehe ich sogar noch minimal stärker. :wink:

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Beitrag von LivingDead » 15.03.2016, 13:05

Cinefreak hat geschrieben:Was TAKEN 3 angeht, war ich wohl als einer der wenigen im Forum hier positiv überrascht. Die Action ging echt gut ab, ich fand den streckenweise besser als den Vorgänger.
Also besser als den direkten Vorgänger fand ich den ja auch. Da bin ich bei dir. :wink:
StS hat geschrieben:"Open Windows" fand ich richtig haarsträubend und schwach, "You´re Next", "Hannibal", "Spectre" und "Deadpool" mochte ich ebenfalls gern und "Jane Eyre" sehe ich sogar noch minimal stärker. :wink:
Ja, "Open Windows" ist schon sehr konfus geraten, aber trotzdem hat der mich ziemlich unterhalten. Und die Jane war wirklich toll. Ist auch zu ner sehr guten 8 angewachsen. Manche Filme brauchen bei mir immer ein paar Tage... Und wenn diese dann immer noch im Kopf herum schwirren, dann war es wohl ein guter Film. Und die Jane gehört da definitiv zu. Und die Mia ist in dem Film einfach klasse. ;)
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Beitrag von LivingDead » 20.03.2016, 12:30

Housebound
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"Housebound" gehört zu jener Sorte Film, der einen langen Schatten voraus wirft. So ergab sich um den Film ein gewisser Hype, der vielleicht nicht in der überschwänglichsten Form seine Begründung findet, doch dem Umstand verdankt, dass Regisseur Johnstone seinem Film eine ganz eigenwillige Note verpasst, die sich am ehesten mit seinem Landsmann Peter Jackson vergleichen lässt. Ähnlich wie Jackson treffen auch hier immer wieder Momente des Suspense oder einer feinen Note Splatter auf gnadenlos schwarzen Humor. Unterstützung findet dieses Konglomerat in der Inszenierung, die immer wieder für einzigartige Momente sorgt. So beginnt der Film nach klamaukigem Beginn wie einer dieser typischen Haunted-House-Filme mit dramatischem Unterton, nur um anschließend durch diverse Storytwists auch den Grundton des Filmes immer wieder zu variieren. Der Film erlaubt sich zwar immer wieder ein paar kleinere Hänger, doch bleibt unter'm Strich ein sehr amüsanter Low-Budget-Film, der im Horrorgenre durchaus seine Berechtigung einfordern darf.
Gute :liquid6:

The Visit
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Nach der Bruchlandung "After Earth" (zumindest an den Kinokassen, der Film an sich war dann doch weniger katastrophal wie oftmals behauptet wird) konnte sich Shyamalan mit eigenen finanziellen Mitteln diesen Film ermöglichen und bietet für seine (noch übrigen) Fans mal wieder ein kleines aber feines Stück Genrekino, wie man es von ihm erwarten würde. Sicherlich auch aus Kostengründen nimmt er sich dem Found-Footage-Kino an und präsentiert den Besuch bei Omi und Opi als von den Enkelkindern inszenierte Dokumentation. Dabei greift er auf seine bewährten Stärken zurück und bietet sorgfältig inszenierten Suspense, der immer wieder durch humoristische Spitzen gebrochen wird. Mehr noch als in seinen vergleichbaren Vorgängerwerken nimmt der (bisweilen sehr schwarze) Humor hier eine vordergründige Stellung ein und lässt den Film immer wieder zu einer herrlichen Groteske heranwachsen. Vor allem Deanna Dunagan trägt ihren Teil dazu bei, die es hervorragend und genüsslich versteht, in einem Moment die liebevolle Oma zu spielen, nur um sich ab halb 10 abends zur absoluten Psycho-Omi zu verwandeln, die kotzt, krabbelt und ihre Kinder in den Ofen klettern lässt (eine so plakative Hänsel & Gretel - Allusion, dass es einfach nur köstlich ist). Man merkt an dieser Stelle, dass es der Film nicht ernst meint, und sein bitterböses Spiel mit den Enkelkindern und dem Zuschauer bis zum Shyamalanschen Twist zum Ende treibt. Somit ist "The Visit" eine freudige Wiederkehr zu den Stärken eines Regisseurs, der spätestens vor drei Filmen seine Wurzeln aus den Augen verlor.
:liquid6:

Deliver us from Evil
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Gerade in der jetzigen, von Fremdenfeindlichkeit gezeichneten, Zeit, nimmt Ole Bornedals bitteres Werk eine gesonderte Stellung ein. Durchaus treffend zeigt er auf, wie Vorurteile, Missverständnisse, grundlegende Ängste vor dem Unbekanntem und fehlende Bildung zu unmenschlichen Taten führen können. Ohne jedoch Position zu beziehen, macht er deutlich, dass Gewalt immer von beiden Seiten ausgeht. So kommt hier unter dem Strich kein Charakter wirklich gut weg. In blassen Bildern zeigt er, wie sich ein Dorffest allmählich zum Schlachtengemälde ausweitet, und sich unter die tristen Farben immer mehr blutroter Saft ergießt. Wenn die Erzählerin dann zum Schluss ein süffisantes "So, mehr gibt es nicht zu sagen!" in die Kamera raunzt, dann mag sie durchaus recht haben. Ein böser, kleiner Film aus dänischen Landen, der trotz seines satirischen Untertons kaum näher an der Realität sein könnte.
Gute :liquid7:

Hannibal - Staffel 2
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In der zweiten Staffel wird das Augenmerk deutlicher auf die Beziehung zwischen Hannibal Lecter und Will Graham gelenkt. Vor allem in der ersten Hälfte der Staffel bezieht die Serie daraus ihre Spannung. Leider kann diese infolgedessen nicht immer ganz oben gehalten werden, sodass sich die Neuorientierung in der Mitte der Staffel in etwas kleineren Längen bemerkbar macht. Nichtsdestoweniger bleiben die Qualitäten, die schon die erste Staffel auszeichneten bestehen: Optisch ist die Serie ein absoluter Leckerbissen, die hier sogar noch eine Steigerung erfährt und alptraumhafte Bildkompositionen mit surrealen Momenten kombiniert. Zwar läuft die Serie damit immer wieder Gefahr, dass der Stil über die Substanz geht, da die Morde schon lange kaum noch etwas mit Realismus zu tun haben, sondern einzig und alleine für den Effekt stehen, doch wird dies inhaltlich stets vertretbar untermalt. Die letzten Episoden lassen die Spannungskurve dann noch einmal nach oben schnellen und entladen sich in einem furiosen Finale, das so auch gerne als endgültiges Ende der Serie bestehen bleiben könnte.
Knappe :liquid8:

Bone Tomahawk
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S. Craig Zahlers Film merkt man seine Leidenschaft zum Genre des Western jeder Minute an. Zwar beginnt der Film mit einem kurzen Prolog, indem schon einmal der Richtungswechsel im Schlussakt angedeutet wird, doch konzentriert sich Zahler infolgedessen vor allem auf das Quartett, welches sich auf die Suche nach den verschleppten Opfern der sogenannten Troglodyten begibt. Dabei orientiert er sich deutlich an jenen sphärischen Westernfilmen, die sich Zeit für Naturaufnahmen und detaillierte Charakterzeichnungen nehmen. So bezieht der Film seine Spannung vor allem aus der Interaktion der Suchenden untereinander und bietet sogar Raum für immer wieder aufblitzenden Humor. Der beschriebene Richtungswechsel in Richtung Horror kommt dann erst spät, doch ziemlich heftig, sodass die vom expliziten Splatter gezeichneten Szenen den ein oder anderen Western-Fan vor den Kopf stoßen könnten. Doch gerade aus diesem Konglomerat bezieht der Film seine Stärken, der zwar weder als waschechter Horror denn als reiner Western bezeichnet werden möchte, doch die tollen Darsteller, die grimmige, melancholisch angehauchte Stimmung und der harte Showdown machen aus "Bone Tomahawk" eine freudige Abwechslung im staubigen Western-Genre.
Gute :liquid7:

Crimson Peak
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Wenn Guillermo del Toro drauf steht, dann ist meist auch eine optisch opulente Inszenierung mit inbegriffen. Und so ist "Crimson Peak" vor allem eins: Ein optischer Leckerbissen, an dem man sich kaum satt sehen kann. Dabei macht er auch gar keinen Hehl daraus und zelebriert schon im Prolog ganz ungeniert den ersten Geist in seiner Gänze. Auf Suspense oder echten Grusel wollte del Toro offenbar gar nicht hinaus, sodass sich "Crimson Peak" eher als Kostüm- und Setdesign-Spektakel entpuppt. Die Geschichte spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle, die so vorhersehbar wie auch schon zigfach in anderen Filmen ausgebreitet, daherkommt. Denn letztlich ist der Film viel zu vorhersehbar, als dass die vermeintlichen Wendungen noch jemanden überraschen könnten. An dieser Stelle verstehen es vor allem die Darsteller, dem etwas seelenlosen Drehbuch Leben einzuhauchen. Mia Wasikowska ("Jane Eyre") und Tom Hiddleston ("Thor") bieten tolle Leistungen, wohingegen Jessica Chastain ("Interstellar") ebenfalls eine gute, aber doch eher einseitige Darbietung abliefert.
Insgesamt also bietet "Crimson Peak" del Toro-typische Opulenz mit inhaltlicher Leere, und ähnelt somit eher einem "Pacific Rim" denn einem "Pan's Labyrinth".
:liquid6:

San Andreas
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Wenn es um Katastrophenfilme mit möglichst überdimensionierten Zerstörungsorgien ging, dann war damit meist ein Name verbunden: Roland Emmerich. So zerstörte er mit seinem Film "2012" mal eben die ganze Erde. Das aber auf filmisch tiefstem Niveau. In einem etwas kleineren Rahmen hält es da "San Andreas" und beschränkt sich infolgedessen auf den Bundesstaat Kalifornien. Mit Dwayne Johnson in der Hauptrolle hält der Film das, was er verspricht. So nehmen die wuchtigen Bilder von einstürzenden Wolkenkratzern und viele Momente des "In-letzter-Sekunde-davongekommen" zentrale Motive dieses Filmes ein. Drumherum wurde eine zweckhafte Familiengeschichte gesponnen, die einzig und allein dazu dient, dass eine Rettungsmission mitten ins Geschehen gestartet werden kann. Charaktere wie z.B. der von Ioan Gruffudd dargestellt, zeugen von dem Setzbaukasten-Prinzip, dessen sich die Drehbuchautoren angenommen haben. Zum Glück agieren Johnson, Gugino und Daddario äußerst spielfreudig und haben definitiv die Sympathien des Publikums auf ihrer Seite, wodurch auch gerne mal mitgezittert werden darf. Im Gegensatz zu den Emmerich-Vehikeln, in denen meist namhafte Charakterschauspieler in die schablonenhaften Rollen schlüpften, wirkt das Ganze bei "San Andreas" wesentlich harmonischer (auch Paul Giamatti hat zumindest keine unnötige Rolle abbekommen).
Doch im Mittelpunkt stehen die großartig getricksten Zerstörungsorgien, die herrlich entfesselt über die Figuren einbrechen. Ständig bleibt der Film dabei in Bewegung und gönnt weder den Figuren noch dem Publikum große Ruhepausen. Das ist alles unterhaltsam, spannend und schlichtweg spaßig. Und so sollte man diesen Film auch nehmen. Um es kurz zu machen: Emmerich in gut.
Gute :liquid6:

The Guest
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Adam Wingard, eigentlich im Genre des Horrors verankert, zelebriert mit "The Guest" den Geiste eines reinrassigen B-Actioners mit all seinen Vorzügen, nur um zeitgleich noch mit den Befindlichkeiten des klassischen 80er-Jahre-Horrorkinos zu kokettieren. Herausgekommen ist ein so eigensinniges, wie dadurch hervorragend gelungenes Konglomerat aus so vielen Bausteinen, dass es eine wahre Freude ist, dem gewitzten Treiben zuzusehen. Mittendrin ein hervorragender Dan Stevens ("Downtown Abbey"), der bestens verstanden hat, wie er seine Rolle auszulegen hat. Gerade seine Rolle als undurchsichtiger Gast, die als zentrales Motiv für etwaige Coming-of-Age-Geschichten, das Gute, das Böse und Undurchsichtige in diesem Film steht, und sich letztlich alles in B-Action-Gefilden auflöst, bei denen Erklärungen so unnötig wie irrelevant sind, steht für den ganzen Film: Adam Wingard nutzt ähnlich wie ein Tarantino verschiedene Genre-Paradigmen und lässt sie so unvorhersehbar aufeinander treffen, sodass sich im besten Falle etwas ganz eigensinniges ergibt. Unterstützt wird er dabei von dem tollen Synthie-Soundtrack, den er so ansatzweise schon für "You're Next" verwendete.
Unter dem Strich bleibt eine kleine Wundertüte für jeden B-Actionfan und Fan der Filme und Musik der 1980er Jahre (und wer schon "Donnie Darko" mochte, wird diesen Film in der Hinsicht ebenfalls lieben lernen).
:liquid8:

The Green Inferno
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Eli Roth's vierte Regiearbeit ist in mehrfacher Weise bemerkenswert. Zum einen natürlich ist das Genre des Kannibalenfilms gegenwärtig eher als Rarität zu bezeichnen. So sieht sich "The Green Inferno" als Hommage an den klassischen, italienischen Kannibalenfilm der späten 70er, und frühen 80er Jahre. Doch gerade diese Filme sind heutzutage sehr umstritten. Zum einen natürlich wegen der billigen Machart, zum anderen wegen der Brutalität, die mit Vergewaltigungsszenen und realem Tiersnuff eher Empörung hervor ruft. Eli Roth verzichtet auf diese Aspekte komplett (auch wenn das Dargebotene genug Ekel hervorzurufen versteht) und präsentiert uns seinen Kannibalenfilm in edlen Bildern, die mit schicken Naturaufnahmen und wenigen CGI-Effekten (konträr zum Tiersnuff der Originalfilme wird hier ein Jaguar schön mystifiziert), daherkommen. Umso heftiger treffen einen dann die Szenen rund um die Kannibalen in die Magengrube, wenn in einem zentralen Moment des Filmes einer der Naturaktivisten bei lebendigem Leibe verspeist wird.
An dieser Stelle mag man dem Film vorwerfen, dass die handwerkliche Perfektion kaum in Einklang mit dem Dargebotenen zu bringen ist (der Humor ist ebenfalls gewöhnungsbedürftig, vgl. Durchfallszene oder Masturbationsszene). Doch ist auch gerade diesem Umstand ein gewisser Reiz geschuldet, welcher Eli Roths Machwerk hervorhebt. So bettet er die Grausamkeiten in einen tendenziell eher sozialkritischeren Subtext ein und versteht seinen Film somit eher als Post-Kannibalenfilm, der einerseits die Vorzüge des Genres hervorhebt, doch auch klar macht, wo heutzutage gewisse Grenzen gezogen werden sollten. Insgesamt also wieder ein echter Roth, der auf unterhaltsame Weise handwerkliche Perfektion mit dem Unvollkommenen des Genres in Einklang zu bringen versucht.
:liquid7:
Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von StS » 20.03.2016, 13:20

LivingDead hat geschrieben: Hannibal - Staffel 2Vor allem in der ersten Hälfte der Staffel bezieht die Serie daraus ihre Spannung. Leider kann diese infolgedessen nicht immer ganz oben gehalten werden, sodass sich die Neuorientierung in der Mitte der Staffel in etwas kleineren Längen bemerkbar macht.
Das sehe ich interessanterweise genau anders herum. Ich fand die erste Hälfte aufgrund der Umstände bzw. Konstellation mit der Zeit zu eingeschränkt und zudem auch minimal zu ausgewälzt. Erst danach konnte sich die Staffel imo besser entwickeln - bis hin zum furiosen Finale. Ausführiche Besprechung folgt in Kürze. ;)

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Beitrag von Vince » 25.03.2016, 17:23

StS hat geschrieben:
LivingDead hat geschrieben: Hannibal - Staffel 2Vor allem in der ersten Hälfte der Staffel bezieht die Serie daraus ihre Spannung. Leider kann diese infolgedessen nicht immer ganz oben gehalten werden, sodass sich die Neuorientierung in der Mitte der Staffel in etwas kleineren Längen bemerkbar macht.
Das sehe ich interessanterweise genau anders herum. Ich fand die erste Hälfte aufgrund der Umstände bzw. Konstellation mit der Zeit zu eingeschränkt und zudem auch minimal zu ausgewälzt. Erst danach konnte sich die Staffel imo besser entwickeln - bis hin zum furiosen Finale. Ausführiche Besprechung folgt in Kürze. ;)
Diese Argumentation trifft für mich auf die dritte Staffel zu (wobei da nix ausgewalzt war, sondern sogar zu viel von allem). Nicht ganz so ausführliche Kurzbesprechung folgt in Kürze. ;)

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Beitrag von LivingDead » 30.03.2016, 13:28

The Walk
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"The Walk" ist ein zutiefst amerikanischer Film und Bob Zemeckis damit einem "Forrest Gump" näher denn je. Inszenatorisch verkauft er "The Walk" als locker-leichte, mit Heist-Elementen angereicherte, Geschichte über Träume und den eisernen Willen, diese zu verwirklichen. Dass der Film auf wahre Begebenheiten beruht, kommt ihm da nur zugute. Joseph Gordon-Levitt mimt dabei auf möglichst sympathische Art und Weise den arroganten (im wahren Leben wohl weniger erträglichen) Philippe Petit, dessen großes Ziel es ist, zwischen den Twin Towers in New York ein Seil zu spannen, und hinüber zu balancieren. Zemeckis lässt seinen Hauptdarsteller die Geschichte aus dem Off erzählen (immer wieder wird er eingeblendet, wie er auf der Freiheitsstatue sitzt und zu den Zwillingstürmen hinüber schaut). Damit schafft es Zemeckis, in den besten Momenten dieses Filmes, eine gewisse Lagerfeuer-Atmosphäre zu erschaffen, indem das Gefühl vermittelt wird, als würde Großvater eine seiner alten Geschichten lebhaft darstellen. Auch optisch darf man von einem Zemeckis nicht weniger als Großartiges erwarten, sodass die letzte halbe Stunde ausschließlich auf dem Seil spielt und opulente Kamerafahrten ein sehr gutes Gefühl von der Höhe vermitteln.
Als Dank bekommt Petit anschließend ein auf ewig währendes Ticket für die Aussichtsplattform auf dem Tower. Mit ernster Miene schaut er hinüber auf die beiden Türme. Der 11. September war der Tag, an dem viele Träume und Hoffnungen zerstört wurden. Jene Leichtigkeit des Filmes erlischt in den letzten Sekunden kurzzeitig.
Was bleibt, ist ein Hochgesang auf die amerikanische Kultur vor 9/11, als noch alles möglich schien. Filmhistorisch vermag Zemeckis damit jedoch nicht in die Annalen eingehen, doch für einen unterhaltsamen Abend sollte gesorgt sein.
:liquid6:

Regression
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Mit "Regression" kehrt Alejandro Amenábar zu zeinen Wurzeln zurück. Herausgekommen ist dabei ein solider Mystery-Thriller, der weitestgehend auf konventionellen Pfaden unterwegs ist. Ethan Hawke mimt gewohnt souverän und auch Emma Watson versucht sich weiterhin vom Hermine-Image zu befreien. Dass die Geschichte dann - trotz wahrer Begebenheit - oftmals etwas unlogisch und konfus erscheint, bremst den Film immer wieder aus. Auch das Ende sollte vom Gros des Publikums schnell erkannt werden, sodass mit einem großen Knall besser nicht gerechnet werden sollte. So sind die Qualitäten vor allem auf inszenatorischer Ebene zu suchen, die sich durch angenehm unterkühlte Bilder mit einigen schaurigen Momenten bemerkbar machen. Auch die Musikuntermalung unterstützt diese adäquat und wirkt bisweilen (im positiven Sinne) angenehm anachronistisch.
Insgesamt also eine in allen Belangen solide Angelegenheit, die jedoch durch ihre antiquierte Satanisten-Thematik niemanden mehr hinter dem Ofen hervorlockt.
:liquid5:

Zoomania
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So simpel sich die im Prolog dargebotene Botschaft des Filmes gibt, so detailreich wird der Film spätestens mit Eintreffen in der Stadt Zoomania, die ähnlich inszeniert wie in "A World Beyond", ein wahres Fest für die Sinne bietet. Alleine dieser Umstand sollte für eine erneute Sichtung des Filmes ausreichen. Die verschiedenen Stadtteile bieten eine unglaubliche Vielfalt und stehen somit synonym für die ultimativ inklusive Stadt. Natürlich wird der Disney-typische Anthropomorphismus hiermit auf ein neues Level gehievt, denn sämtliche Aktionen und Witze beziehen ihren Reiz ausschließlich aus dem Umstand, dass die Tiere hier den Menschen ersetzen. Das Faultier als Angestellter in einer Behörde bildet da den humoristischen Höhepunkt (der leider schon durch den Trailer ziemlich breit getreten wurde).
Zeitgleich wird auch immer wieder vordergründige Sozialkritik geübt. Seien es Frauenquoten, Fremdenfeindlichkeit, sowie ethnische Vorurteile, immer wieder werden recht pikante Themen behandelt , sodass Zoomania in dieser Hinsicht in Anbetracht der momentan umstrittenen Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten und der Flüchtlingsproblematik im europäischen Raum ein besonderer Stellenwert zugemessen werden muss. Diverse Anspielungen auf Filmklassiker ("Der Pate") und aktuelle Hypes ("Breaking Bad") fügen sich dann nahtlos ein. Im Kern entwickelt sich der Film im letzten Akt zu einer Art Film-Noir, indem auch der Humoranteil zurück geschraubt wird. Die klassische Detektivgeschichte entspricht somit dem Willen, auch filmhistorisch ordentlich die Mottenkiste zu durchwühlen.
Insgesamt also ein sehr ambitionierter Streifen, der seine Stärken im Humor, dem roten Faden, der die vielen Erzählstränge zusammenhält, und dem Faultier besitzt.
:liquid8:

Daredevil - Staffel 2
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Insgesamt sehe ich die zweite Staffel der Superheldenserie aus dem Hause Netflix/Marvel noch ein Stück weit stärker als die eh schon grandiose erste Staffel. Somit untermauert "Daredevil" seinen Status als zur Zeit beste Superheldenserie im TV-Sektor. Trotz des Austausches des Showrunners ist kein Qualitätsabfall oder eine Richtungsänderung zu erkennen. Vielmehr wird die Geschichte der ersten Staffel nahtlos fortgeführt. Dabei wird kaum Zeit verschwendet mit der Einführung der Neuzugänge, in Form des Punishers (der ultimative Punsiher: Jon Bernthal) und Elektra (ebenfalls sehr treffend gewählt: Elodie Yung). Ersterer stiehlt in der ersten Hälfte der Staffel jedoch allen die Show. Nie zuvor wurde der Punisher dermaßen kompromisslos und ambivalent dargestellt wie hier. Bernthal untermauert einmal mehr seinen Sinn für harte Rollen. Gerade im Original trägt seine tiefe, grummelige Stimme ungemein dazu bei.
Die Einführung Elektras geriet hingegen wesentlich konventioneller. Und auch der weitere Verlauf der Geschichte um Elektra bleibt recht vorhersehbar. Doch überzeugt das Spiel von Charlie Cox (den ich hier noch mehr mochte als in der ersten Staffel) in Verbindung mit Elodie Yung und hat einige sehr reizvolle Momente zu bieten. Elektra wurde ausreichend ambivalent gezeichnet und überzeugt dadurch, dass sie Daredevil immer wieder auf die düstere Seite zieht. Infolgedessen versteht es Charlie Cox seinen Held einerseits stark, dann aber auch wieder zutiefst verletzlich darzustellen.

Nicht zuletzt sollte die Inszenierung hervorgehoben werden, die immer wieder Kinoniveau erreicht und vor allem in den zahlreichen (Martial-Arts-)Actionszenen zu überzeugen versteht. So bildet gleich zu Beginn der Serie eine überaus raffiniert choreografierte Plansequenz in einem Treppenhaus ein erstes Ausrufezeichen. Doch auch im weiteren Verlauf gibt es immer wieder hervorragende Actionszenen, bei denen vor allem die blutigen Feldzüge des Punishers in Erinnerung bleiben. Der Showdown bleibt dann jedoch etwas hinter den Erwartungen zurück.

Eine tolle Staffel einer tollen Serie, bei der gerne noch viele weitere folgen dürfen. Gerne auch ein weiteres Spin-Off mit dem Punisher.
:liquid8:

Slow West
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Trotz der Gewissheit, dass sie wohl eher kaum das große Publikum erreichen werden, sprießen zur Zeit immer wieder Western hervor, die mit den Paradigmen des Genres so lustvoll hantieren, dass sie sich definitiv eines Blickes würdig erweisen. Wo "Bone Tomahawk" mal eben den Kannibalen-Horror in Western-Gefilde auswilderte, so verkehrt Debütant John Maclean mal eben sämtliche romantisierte Darstellungen des Wilden Westens und unterwandert infolgedessen genüsslich sämtliche Erwartungen des Publikums. Mit Fassbender und Smit-Mc Phee hat er auch zwei dankbare Darsteller gefunden, die kongenial jenes Missverhältnis zwischen Erwartungshaltung und Tatsächlichem darstellen. Zwischendurch blitzt immer wieder ein bitterböser Humor (als Highlight sollte sicherlich die "Salz in die Wunde"-Szene genannt werden) auf, der mit dem Ernst der jeweiligen Szenen konfligiert, aber immer den Kern trifft. So ist "Slow West" trotz des Titels eine schnell erzählte Western-Anekdote, die endgültig mit jenem romantischen Wilden Westen aufräumt, wie er in den Wurzeln des Genres verankert zu sein scheint.
:liquid8:
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Beitrag von Vince » 30.03.2016, 16:56

Den Slow West hatte ich mir auch kurz überlegt fürn Euro in Prime (nehme mal an, da haste ihn her ;) ). Wird sicher irgendwann ins normale Prime-Programm rutschen, dann schau ich mal rein.

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Beitrag von LivingDead » 30.03.2016, 21:33

Jo, hast direkt ins Schwarze getroffen. ;) Für nen Euro war das wirklich lohnenswert. :D
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Beitrag von McClane » 31.03.2016, 14:58

Full Ack zu "The Walk", "Regression" und "Zootopia". Wobei ich von ersterem positiv überrascht war. Hatte den eigentlich nur wegen Zemeckis geschaut und war dann doch recht angetan, was er aus der bekannten Story rausgeholt und dass das Ganze auch ohne 3D und Kinoleinwand überraschend gut funktioniert.
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Beitrag von LivingDead » 05.04.2016, 20:11

Bin trotz vieler recht durchschnittlicher Filme auch immer noch großer Fan vom Zemeckis, und "The Walk" war auf jeden Fall gut goutierbar. :)

Lethal Warrior
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Sicherlich sind die Kampfsequenzen allerhöchster Güte und Tony Jaa mal wieder in der Hauptrolle in einem vergleichsweise gelungenen Film zu sehen, ebenfalls eine Wohltat. Zudem zeigt er hier erstmalig so etwas wie eine schauspielerische Leistung, sodass "SPL 2" alleine schon diesen Umständen verdankt, dass er wohl zur Pflichtlektüre eines jeden Eastern-Fans gezählt werden darf. Doch auf der anderen Seite steht die überaus konstruierte Geschichte, die mit vordergründigen Sentimentalitäten auf die Trändendrüse zu drücken versucht. Ab und zu geht das gut, doch meist verliert der Film einen Großteil seiner Glaubwürdigkeit durch kaum nachvollziehbare Zufälle, die eher dazu verleiten, dann doch auf die nächste große Kampfsequenz zu warten. Zum Glück sind diese dann über jeden Zweifel erhaben und gerade die groß angelegte Gefängnis-Keilerei dürfte für einige offene Münder sorgen.
Die "Fortsetzung" des Donnie Yen-Knallers hat zwar außer dem Titel nichts mit dem Original gemein, doch bleibt eine in den Kampfszenen beeindruckende, abseits davon eher zweifelhafte Mischung aus Actionfilm, Melodram und Polizeithriller.
:liquid6:

Empire State
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In dem Bestreben einen bibliografischen Gangsterfilm der Marke Scorsese zu inszenieren, dürfte Dito Montiel an die Materie herangegangen sein. Herausgekommen ist jedoch ein in allen Belangen äußerst bescheidener Mix aus 80s-Retro-Style, Gangsterfilm und Polizeifilm. Doch weder werden die 1980er Jahre glaubhaft dargestellt (hier ausschließlich durch bunte, zur Hälfte aufgeknüpfte, Hemden und ein fröhlicher zeitgenössischer Soundtrack), noch punktet der Film in seiner Darstellung des Gangster-Milieus oder des Polizeiapparates. Letzterer wird verkörpert durch einen völlig unpassenden Dwayne "The Rock" Johnson. Liam Hemsworth konnte hingegen - trotz seiner Mittelmäßigkeit - noch die größten Duftmarken setzen. Immerhin ist sein Bestreben, den Raub zu begehen, noch durchaus nachvollziehbar. Doch die Dummheit, mit der dieser Raub dann durchgezogen wird, dürfte einige Geduldsfäden durchaus strapazieren (sicherlich ist dies auch dem Umstand geschuldet, dass die Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Humor nie gehalten wird). Zudem leidet die Glaubwürdigkeit des Filmes durch die viel zu grobe Darstellung der Ereignisse immer wieder immens.
Die Dialoge wirken gestelzt und belanglos, die Inszenierung ist solide, schafft es aber nicht, in irgendeiner Weise aus jener Belanglosigkeit herauszubrechen. So bleibt ein kruder Genre-Mix, der außer ein paar namhafte Schauspieler wirklich nichts zu bieten hat.
:liquid3:

The Night Manager - Staffel 1
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Sicher sind die Vergleiche zu James Bond nicht allzu weit hergeholt. Doch vor allem ist "The Night Manager" von Susanne Biers Regie geprägt. Durch den aktuellen Bezug und die recht detaillierte Zeichnung der Familie rund um den Waffenhändler Richard Roper (etwas zu berechenbar gecastet: Hugh Laurie, der aber vor allem gegen Ende der Serie seine Momente hat), besitzt die Serie jene Attribute, die schon ihre stärksten Filme kennzeichneten. Mit Tom Hiddleston wurde dann ein zugleich zugkräftiger als auch ausdrucksstarker Schauspieler gefunden, der durch sein spitzfindiges Spiel brilliert, aber nicht immer glaubwürdig bleibt. Überhaupt leidet der Film durch allzu konventionelle Storyfragmente (da sei zum Beispiel die vorhersehbare Rolle von Tom Hollander genannt), die der Spannung, die sich ziemlich schnell aufbaut, immer wieder kleine Einbrüche beschert. So bleibt die Serie bis zum Ende zwar interessant und sicherlich auch fesselnd, doch Überraschungen bleiben aus, sodass "The Night Manager" vor allem durch seine kinoreife Inszenierung und den guten Leistungen des namhaften Casts seine Stärken definiert.
Eine gute, keineswegs aber herausragende Serie, da sie in den entscheidenden Momenten immer wieder scheut, aus gewissen Dogmen des Agenten-Genres herauszubrechen.
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Beitrag von LivingDead » 12.04.2016, 12:32

V/H/S
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Ganz im Stile der 1980er-Jahre-Stephen King-Kurzgeschichten, bietet "V/H/S" eine knackige Horror-Anthologie mit durchwachsenen Episoden, deren Gemeinsamkeit ausschließlich in ihrem Found-Footage-Stil zu finden ist. Die Rahmenhandlung ist recht nett, bietet aber wenig Überraschungen. Da ist die erste Episode über einen Männer verschlingende Dämon schon weitaus gelungener. Spätestens an dieser Stelle sollte man sich aber mit der Prämisse vertraut machen, dass die Filme sich - trotz vieler harter Gore-Szenen - kaum ernst nehmen. Die nächste Episode - von Ti West inszeniert - handelt von einem frisch vermählten Brautpaar auf der Hochzeitsreise. Diese ist als die wohl gelungenste Episode zu bezeichnen, da sich die darauf folgenden Kurzgeschichten als eher konstruiert präsentieren, ihre Wirkung aber dennoch nicht verlieren.
Insgesamt bietet "V/H/S" für den geneigten Horrorfan also genug Stoff für einen unterhaltsamen Abend.
:liquid7:

V/H/S 2
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Sehr ansehnliche Fortsetzung, die das Konzept des ersten Teiles konsequent fortführt. Das Produktionsniveau ist leicht gestiegen, wohingegen die Qualität der Episoden weiterhin schwankt. Die sicherlich kontroverseste Episode "Safe Heaven" ist zugleich auch die wohl beste. Die anderen oszillieren zwischen gut ("A Ride in the Park") und eher mäßig ("Slumber Party Alien Abduction").
Den Reiz bezieht der Film durch seine Vielfalt, da - noch mehr als im ersten Teil -innovative Ideen die Episoden anreichern und dem Found-Footage-Genre noch ein paar Akzente mehr abringen können. Die etwas verkürzte Laufzeit des Filmes sorgt dafür, dass sich "V/H/S 2" einmal mehr wie ein knackiger Snack für zwischendurch anfühlt. Zwar hat keine der Episoden eine wirklich langfristige Wirkung, doch dem Horrorfan dürfte das mehr als genügen.
Insgesamt nur ein wenig schwächer als der erste Teil.
:liquid7:

Cowspiracy - Das Geheimnis der Nachhaltigkeit
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Nun, sicherlich tappt Kip Andersen selbst in die Falle einen recht belehrenden Film auf die Beine gestellt zu haben, selbst aber mit dem MacBook ein eher bescheidenes Vorbild abzugeben. Doch vielmehr geht es in diesem Film um die Message, die bei einem Großteil der Bevölkerung offensichtlich längst noch nicht angekommen zu sein scheint. Dabei ist das Hier und Jetzt wohl der beste Zeitpunkt, sich um seinen Lebensstil Gedanken zu machen. Und so sind wir doch alle wie ein Kip Andersen und versuchen in unserer eigenen kleinen Welt das Beste aus Allem zu machen.
"Cowspiracy" ist jedenfalls eine entlarvende Doku über ein höchst brisantes Thema, das im besten Falle dazu führt, einmal mehr darüber nachzudenken, welche Folgen unser täglicher Konsum auf die Umwelt hat. Dass die Studien und Fakten, die er in seinem Film darlegt, Hand und Fuß haben, ist längst anerkannt und bewiesen. Sehr sehenswert!
:liquid7:

Mad Dogs - Staffel 1
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Das US-Remake der britischen Serie, die sich nun immerhin schon auf vier Staffeln dehnt, verdichtet die Story auf zehn Folgen. Den Reiz bezieht die Serie auch hier aus dem Zusammenspiel der fünf Freunde, deren Urlaub durch eine völlig abstruse Kette von unglaublichen Ereignissen zu einem reinen Albtraum wird. Vor allem den guten Darstellern ist es zu verdanken, dass die Serie ihre innere Glaubwürdigkeit nicht verliert, zumal viele Aktionen der Freunde an Dummheit nicht zu überbieten sind. So werden die Ereignisse stets von süffisanten Kommentaren der Beteiligten begleitet, wodurch immer wieder hoch komische Szenen zustande kommen. Die Bildsprache und Art der Inszenierung erinnert bisweilen an Serien wie "Breaking Bad", bei der viel Zeit in die Charaktere investiert wird. Auch die Natur um Belize herum wird immer wieder für mystisch aufgeladene Szenen verwendet, wodurch auch die Stadt als dynamisches Gebilde als weiterer Hauptdarsteller dient.
Insgesamt eine sehr unterhaltsame Serie, die alle Vorzüge des aktuellen Serien-Hochs (durch die VoD-Anbieter) zu bieten hat.
:liquid7:

Stephen King's A Good Marriage
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Als Kurzgeschichte besitzt "Eine gute Ehe" durchaus ihren Reiz, auch wenn meine Sichtung eben dieser schon einige Jahre her ist. Aufgebläht als Spielfilm jedoch kann die Geschichte kaum dafür sorgen, Suspense oder leichten Grusel zu erzeugen - auch wenn S. King höchstpersönlich das Drehbuch beisteuerte. Schon der Prolog, in dem die scheinbar glückliche Familie vorgeführt wird, ist so kitschig geraten, wie es nur geht. Da dies jedoch kaum mit jener ironischen Betrachtung dargestellt wird (wie es der Film notwendig gehabt hätte), um die Familie als Sinnbild der glücklichen "amerikanischen Vorstadtfamilie" zu charakterisieren, geht der Ernst der Darstellung konträr zu der oberflächlichen Zeichnung der Figuren.
Der Schwerpunkt des Filmes wird dann zunehmend auf Joan Allen (die hier arg künstlich aussieht) gelegt, deren Bild ihres Mannes, nach dem Fund eines verstörenden Kästchens in der Garage, von Grund auf zerstört wird. Doch im weiteren Verlauf schafft es Peter Askin mit seinem Film nicht, mehr aus der Geschichte herauszuholen. Es gibt keine Überraschungen, keine Momente der großen Spannung. Vielmehr plätschert der Film dahin, bis irgendwann - sehnlichst erwartet - der Abspann über den Bildschirm flimmert. Inszenatorisch bewegt sich das alles auf solidem TV-Ramsch-Niveau. Ein völlig egaler Streifen, der kaum empfohlen werden kann. Selbst für eingefleischte King-Fans ein dröges Unterfangen.
:liquid3:

10 Cloverfield Lane
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Acht Jahre nach dem (eher schlecht) gealterten Erstling "Cloverfield", welcher damals vor allem durch seinen (zu jener Zeit) innovativen Found-Footage-Stil dem Monster-Genre eine weitere Facette abgewinnen konnte, kommt nun ein Quasi-Sequel zu dem Film in die Kinos, der sich in jedweder Hinsicht vom Original unterscheidet und sowohl als eigenständiger Film als auch als weitere Nuance im Cloverfield-Universum zu überzeugen versteht. Ohne zu viel verraten zu wollen, spielt der Film größtenteils im Keller, respektive Bunker. Hier schafft es Trachtenberg, die besten Szenen zu inszenieren, die ihre Spannung vor allem aus der Dynamik der überschaubaren Gruppe innerhalb dieses Bunkers generieren. Dabei mimt John Goodman einen ambivalenten Charakter, welcher einerseits als Vaterfigur mit Schutzfunktion fungiert, in anderen Momenten jedoch wie ein besessener Psychopath wirkt. Goodman schafft es teils innerhalb von Sekundenbruchteilen zwischen diesen beiden konträren Welten zu oszillieren und dem Film somit seine besten Szenen zu spendieren. Im letzten Drittel werden dann noch einige - aus dem "ersten Teil" - offene Fragen geklärt, ohne jedoch alle zu beantworten und im gleichen Atemzug mindestens genau so viele neue Fragen aufzuwerfen. Ein weiterer Teil kann in ein paar Jahren also gerne noch folgen. Das Cloverfield-Universum hat noch einiges zu erzählen. Und wenn inszenatorisch weiterhin so experimentiert wird, dürfte es so schnell auch nicht langweilig werden.
:liquid7:
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Beitrag von Vince » 12.04.2016, 12:57

Die gute Ehe wollte ich mir demnächst eigentlich auch mal vornehmen... war schon ganz froh, dass der jetzt bei Prime zu sehen ist, denn anschauen wollte ich den schon mal, aufgrund der miesen Kritiken aber kein Geld dafür ausgeben.

Der Cloverfield-Ableger stand jetzt schon länger auf der Kinoliste, aber irgendwie schaff ich es momentan nicht ins Kino...

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Beitrag von LivingDead » 12.04.2016, 13:15

Vince hat geschrieben:Die gute Ehe wollte ich mir demnächst eigentlich auch mal vornehmen... war schon ganz froh, dass der jetzt bei Prime zu sehen ist, denn anschauen wollte ich den schon mal, aufgrund der miesen Kritiken aber kein Geld dafür ausgeben.
Dito! Und war letztlich auch echt froh, dafür kein Geld hingeblättert zu haben.
Der Cloverfield-Ableger stand jetzt schon länger auf der Kinoliste, aber irgendwie schaff ich es momentan nicht ins Kino...
Glaube ich dir. Ich hab dafür momentan in der Hinsicht viel zu viel Zeit. :lol:
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Beitrag von MarS » 12.04.2016, 13:30

LivingDead hat geschrieben: Stephen King's A Good Marriage

...
:liquid3:
Danke für deine warnende Kritik. Den hatte ich letztens auch gesehen und wollte mir den mal ansehen. Jetzt lasse ich es aber glaube besser sein.

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Beitrag von LivingDead » 23.04.2016, 11:32

Better Call Saul - Staffel 2
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Deutlich pointierter als die erste Staffel, welche noch ihre innere Mitte suchte und stets zwischen "Breaking Bad"-Reminiszenzen und Anwaltserie oszillierte. In der zweiten Staffel werden erzählerisch deutlich die Schwerpunkte gesetzt, sodass die Beziehung von Jim und seinen Bruder in den Mittelpunkt gerückt wird. So ist "Better Call Saul" über weite Strecken eine intensive Charakterstudie mit Blick fürs Detail. Der immer wieder aufblitzende Humor, die genialen Darsteller, die herausragenden Drehbücher und eine kongeniale Regie mit einer gelungenen Bildsprache (das war sie ja auch schon bei "Breaking Bad") ergeben eine tolle Serie, die sich kaum hinter ihrem großen Bruder verstecken muss und sich nun auch endlich völlig davon emanzipiert hat. Wer Aufregung oder Action sucht, der sollte weiterhin einen großen Bogen um diese Serie machen. Wer jedoch die Geduld für einen gemächlichen Spannungsaufbau hat, welcher in seinen letzten Zügen eine ungemeine Sucht erzeugt, der wird hier sicher belohnt werden.
:liquid8:

Warm Bodies
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Mit "Warm Bodies" liefert Regisseur Jonathan Levine ein über weite Strecken überzeugendes Cross-Over zwischen Zombie-Apokalypse und Liebeskomödie. Durch die leichte Herangehensweise an die Thematik sind die Sympathien der Zuschauer schnell auf der Seite der untoten Hauptfigur, die durch einen charmanten Nicholas Hoult verkörpert wird. So wird stets freudig mit den Genre-Mechanismen gespielt. Zwar fehlt dem Film immer wieder der nötige Biss (trotz ein paar etwas deftigerer Szenen), da es sich letztlich doch "nur" um eine im Kern gewöhnliche Liebesgeschichte handelt, aber für einen unterhaltsamen Abend dürfte allemal gesorgt sein.
:liquid6:

Severance - Ein blutiger Betriebsausflug
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Mit "Severance" legt Christopher Smith eine ebenso blutige wie lustige Horrorkomödie vor, die durch ihren bösen Humor zu überzeugen versteht. Schwerpunkt wird dabei vor allem auf die düsteren Terror-Elemente gelegt, wohingegen der Witz eher als i-Tüpfelchen fungiert und das Geschehen aufzulockern versteht. Der Humor ist dabei manchmal vordergründig, dann wieder etwas subtiler zu vernehmen, trifft aber meistens ins Schwarze. Somit ist "Severance" vielleicht keine direkte Parodie, als vielmehr Horrorfilm mit humoristischen Einlagen, aber der Unterhaltungsfaktor ist immens hoch. Und gerade im Finale dreht der Film ziemlich auf und hat ein paar sehr nette Einfälle zu bieten.
:liquid7:

Knock Knock
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Mit "Knock Knock" nimmt sich der für seine blutigen Terrorstreifen bekannte Eli Roth deutlich zurück und inszeniert einen klassischen Home Invasion-Thriller, der auf blutige Einlagen gänzlich verzichtet. Die Invasion geschieht diesmal nicht von unbekannten Namenlosen mit Masken, sondern in Form zweier auf den ersten Blick so unschuldig wie verführerisch wirkender Damen (dargestellt u.a. von Ana de Armas, die auch im Sequel von Blade Runner mitmischen wird). Gerade aus dieser prickelnden Konstellation, die vor allem männliche Zuschauer vor die Frage stellen wird, wie diese in einer ähnlichen Situation gehandelt hätten und ob man(n) hier wirklich hätte "Nein" sagen können, nimmt der Film viel seiner Energie. Keanu Reeves mimt den Ehemann sehr glaubwürdig, sodass seine Entscheidungen allesamt rational und glaubwürdig bleiben. Unter dem Strich ist "Knock Knock" zwar keine tiefer gehende Auseinandersetzung mit geschlechterspezifischen Vorurteilen und den natürlichen Trieben des Menschseins, doch durch viele Roth-typische Humorspitzen nimmt sich der Film grundsätzlich keinen Deut zu ernst, sodass man mit hier auf jeden Fall sehr viel Spaß haben kann.
:liquid6:

Horns
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Auch mit "Horns" entfremdet sich Daniel Radcliffe immer mehr vom Zauberlehrlings-Image und zeigt einmal mehr, dass seine diversen Theaterauftritte deutlich Früchte getragen haben. Sehr glaubwürdig mimt er den blassen Außenseiter, der durch diverse Schicksalsschläge auf die dunkle Seite getrieben wird.
Basierend auf dem Buch "Teufelszeug" (von Joe Hill, Sohn von Stephen King) wandelt Genre-Spezialist Alexandre Aja ("The Hills Have Eyes") auf dem schmalen Grad zwischen Horror, Parodie und Liebesdrama. Doch erzählerisch überrascht Aja hier mit einer Feinsinnigkeit, die sonst in diesem Genre so nicht zu finden ist. Zwar gibt es sicherlich ein paar Aussetzer (z.B. der "Witz" über das schwule Polizistenduo, ansonsten geht der Humor schwer in Ordnung), doch ansonsten wird freudig zwischen den Genreparadigmen oszilliert, sodass sogar die Liebesgeschichte sehr bewegend geraten ist.
In der Summe ist "Horns" sicherlich nicht für die Massen gemacht, doch wer interessiert an etwas experimentelleren Filmen ist, der dürfte hier fündig werden.
:liquid7:

American Ultra
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In der Erwartung eine Kifferkomödie ganz im Stile eines "Ananas Express" zu Gesicht zu bekommen, überrascht "American Ultra" mit einer verhältnismäßig ernsthaften Herangehensweise an die Thematik. Zwar gibt es immer wieder (sehr geniale) lakonische Humorspitzen (die mir persönlich sehr zugesagt haben), doch grundsätzlich vermeidet es der Film, wie eine Parodie zu wirken. Auch Kristen Stewart (die sehr gefällt in der Rolle) und Jesse Eisenberg passen sich dem an und spielen erstaunlich ernsthaft, aber mit großer Spiellaune.
Insgesamt handelt es sich bei "American Ultra" also um einen Agentenfilm mit tollen (sehr blutigen) Actioneinlagen und einem coolen Humor, der meistens direkt ins Schwarze trifft. Zudem sorgen die knackigen 90 Minuten Laufzeit dafür, dass es keine Längen gibt. Sehr unterhaltsam.
:liquid7:

Peacock
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Bin da sehr zwiegespalten. Die hervorragende Leistung Cilian Murphys (wohl die beste seiner Karriere), die tolle Ausstattung des Filmes, eine gediegene Regie mit Blick fürs Detail, beißen sich leider mit einem etwas unausgegorenem Drehbuch, das die Chance verpasst, aus dem Film einen mitreißenden Psychothriller zu machen. So bleibt "Peacock" die meiste Zeit eher eine (eher oberflächlich gezeichnete) Charakterstudie, nur um in den letzten Minuten zu einem Thriller zu mutieren. Das ist zwar recht ansehnlich umgesetzt (auch die Musikuntermalung ist gelungen), doch bleibt der sublime Spannungsaufbau auf sehr moderatem Niveau.
Insgesamt also ein unaufgeregter Film, der aber von einem hervorragenden Murphy aufgefangen wird.
:liquid6:

Boyhood
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Ein bemerkenswertes Stück Film: Die Idee Richard Linklaters, die Jugend eines Jungen abzubilden, verwarf er schnell zugunsten einer anderen Vision. Das Zeigen des Heranwachsens dieses Jungens - gestreckt auf ganze zwölf Jahre. Und damit sind zwölf tatsächliche Jahre gemeint. Die Darsteller blieben über den gesamten Zeitraum die gleichen. Etwaige Komplikationen mit dem Filmstudio oder den Darstellern wurden durch flexible Verträge aus dem Weg geräumt, sodass sich alle Darsteller jedes Jahr für drei bis vier Tage trafen, um so jeweils einen Kurzfilm von etwa 15 Minuten zu drehen, welcher anschließend sofort nahtlos an den letzten angefügt wurde. Das ging ganze zwölf Jahre so. Das Drehbuch wurde zwar von Linklater entworfen, doch die Dialoge wurden größtenteils von den Darstellern selbst (und indirekt vom Leben) geschrieben. Herausgekommen ist dabei ein filmisches Experiment, das so vielleicht nur in langlebigen Fernsehserien (wie z.B. "Lindenstraße") zu sehen ist: Als zehnjähriger Junge wird Ellar Coltrane eingeführt, drei Stunden später wird man den gleichen Jungen erleben, wie er seinen Highschool-Abschluss in den Händen hält. Doch im Gegensatz zu manch einer über Jahrzehnte gestreckten Serie wird die gesamte Zeit hier auf drei Stunden gestrafft, sodass sich Linklater mit "Boyhood" auch sämtlichen (geschriebenen wie ungeschriebenen) Filmgesetzen entzieht. Es gibt keinen übergeordneten dramaturgischen roten Faden (außer eben das Leben an sich), keine Klimax, keine Pointe zum Schluss. Viele kleine Weisheiten wurden jedoch in dem Film versteckt. Gesprochen und unausgesprochen. Und zu sehen, wie dieser Junge heranwächst und seine Ansichten, sein Äußeres, verändert, ist schon einzigartig und bildet das Leben so ab, wie es sonst vermutlich noch nie ein Film geschafft hat.
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Beitrag von LivingDead » 30.04.2016, 12:21

Broadchurch: Staffel 1
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Mitreißende Krimiserie aus britischen Landen, die viel Atmosphäre aus ihren Landschaftsbildern nimmt. Zudem ist die Inszenierung über alle Zweifel erhaben und kann locker mit dem aktuellen Output aus den Häusern von amazon, Netflix, HBO und Co. mithalten. Die Darsteller sind durch die Bank weg gut gecastet, wobei vor allem das Hauptdarstellerduo - bestehend aus Olivia Colman und David Tennant - Akzente zu setzen versteht. Der Fall um den Tod des Jungen bleibt jedoch über weite Strecken konservativ. Gerade die Zeichnung des Detective Inspectors (David Tennant) ist ziemlich stereotyp geraten. Seine dunkle Vergangenheit und dann auch noch eine mysteriöse Krankheit, die in entscheidenden Momenten durchbricht, ist eine dramaturgische Zweckmäßigkeit, die man ruhig hätte umschiffen können. Das Prinzip der Serie, welches konsequent nach dem "Whodunit"-Schema abläuft, kann trotz seiner Stereotypie immer dann begeistern, wenn die fiktive Stadt "Broadchurch" als eigene Person wahrzunehmen ist, die sich in der Dynamik der Ereignisse selbständig macht. So ist der Titel "Broadchurch" durchaus klug gewählt, immerhin nimmt die Stadt selbst die wichtigste Rolle in der Geschichte ein (sicherlich lassen sich immer wieder Parallelen zu "Twin Peaks" erkennen). Die zunehmende Verunsicherung und das Misstrauen der Leute untereinander wird glaubwürdig und spannend dargestellt, wodurch sich die Serie dann doch vom Krimi-Einerlei abzuheben versteht. Die Musikuntermalung von Ólafur Arnalds passt sich den melancholisch-schönen Landschaftsbildern an und sorgt für eine einnehmende Stimmung, der man sich über die gesamten acht Folgen nicht entziehen kann.
Insgesamt also solide Krimiunterhaltung mit vielen Schauwerten.
:liquid7:

Der Tatortreiniger - Staffel 1
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Prägnante Staffel, die inhaltlich auf ein Minimum beschränkt, ein (vor allem für deutsche Verhältnisse) innovatives Konzept darlegt. Kammerspielartig lässt man den Tatortreiniger auf verschiedene Personen treffen, bei denen es - dem Umstand geschuldet - immer wieder zu kuriosen Ereignissen kommt. Die Länge der Folgen ähneln denen einer Sitcom, wohingegen hier jedoch auf plumpe Witzchen verzichtet wird. Vieles spielt sich im Subtilen ab und manch ein Witz wird auch nur zu einem, wenn man ihn im Kontext betrachtet. Damit spielt die Serie deutlich über der Liga der durchschnittlichen deutschen Comedy. Bjarne Mädel überzeugt mit seiner norddeutschen Verschrobenheit und hebt sich auch deutlich von seiner Rolle in "Stromberg" ab. Sehr gelungen. Allerdings bleibt fraglich, inwiefern das Konzept über weitere Staffeln für solch gelungene Folgen sorgen kann.
:liquid8:

Like Crazy
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Und noch ein Liebesfilm. Doch diesmal ein durchaus ungewöhnlicher. Drake Doremus ließ seine Darsteller oft minutenlang improvisieren und verpasste dem Film somit eine affektive Note, die dafür sorgt, das manch eine Szene eine ungewöhnliche Intimität darstellt. Anton Yelchin und Felicity Jones bilden dabei sehr glaubwürdig das (genretypische) Pärchen ab, das füreinander wie geschaffen zu sein scheint, doch durch äußere Umstände dazu gezwungen wird, ein separates Leben zu führen. Dabei verzichtet Doremus jedoch auf einen dramaturgischen Unterbau und lässt manch eine Szene mit einem krassen Zeitsprung enden. Vieles spielt sich also zwischen den Zeilen ab. Dass er dabei auch immer wieder repetitive Momente gibt, ist nur ein Abbild des echten Lebens. Filmisch liegt der Film damit einer fiktiven Dokumentation näher als einem konventionellen Liebesdrama. Dies führt auch dazu, dass einem manch eine Szene näher gehen kann als gewöhnlich. Andererseits liegt die Wahrscheinlichkeit auch näher, dass man sich vom Geschehen abwendet. Immerhin hat auch Doremus kein Allheilmittel zum Happy End. Ein ungewöhnlicher, im besten Falle faszinierender Film.
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American Horror Story - Staffel 1
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Ein eher durchwachsenes Vergnügen. Die Spiellaune der Beteiligten ist hoch. Das Haus ist ein Sammelsurium kurioser Gestalten. Über die gesamte Laufzeit einer Staffel gestreckt, bekommt auch jeder "Geist" seine eigene Hintergrundgeschichte verpasst. Jedoch stellt sich kaum echter Grusel ein. Viele gute Ansätze verpuffen im Moment der Umsetzung. Zwar beweist die Serie immer wieder eine gelungene Konsequenz und der Mix aus Genrekost und parodistischen Elementen ist über weite Strecken gelungen, doch bleibt "American Horror Story" vorhersehbar und insgesamt zu bedeutungslos.
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Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit
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Inszenatorisch wird hier ein starkes Ausrufezeichen gesetzt! Ganz im Stile von Hitchcock ("Cocktail für eine Leiche") wurde "Birdman" ohne einen erkennbaren Schnitt gefilmt, wodurch sich eine unglaubliche Intensität ergibt. Die Kameraarbeit ist so ungewöhnlich wie genial. Dynamisch fliegt die Kamera durch Fenster hindurch, arbeitet sich durch die labyrinthartigen Gänge des Theaterstudios, hinaus auf die Straßenzüge und wieder zurück. Das ist unglaublich schön anzusehen, und untermalt von den jazzigen Klängen eines Schlagzeugs, auch nett anzuhören. Alejandro González Iñárritu wollte mit seinem Film jedoch nicht nur inszenatorisch Duftmarken setzen, sondern versucht sich in diesem Rahmen an einer ganz eigenen Interpretation eines Superheldenfilmes. In Zeiten, in denen sich große Regisseure dem Mainstream hingeben und Superheldenfilme und Blockbuster drehen, ist "Birdman" eine Art (Meta-)Meta-Film, der immer wieder zwischen Fiktion und Realität oszilliert. Ganz so, wie es die Szene gerade hergibt (wenn plötzlich die Filmmusik von einem Schlagzeuger innerhalb des Filmes gespielt wird, dann weiß man, was gemeint ist). So spielten alle drei Hauptdarsteller selbst in Superheldenfilmen mit. Michael Keaton hat seine besten Zeiten tatsächlich gehabt (wobei dies ja nun wirklich irgendwie sein Comeback darstellt). Und die vielen, gar unzähligen, Seitenhiebe auf die Filmindustrie im Allgemeinen sind stets bissig und allgegenwärtig. Nebenbei haben wir es mit "Birdman" auch mit einem differenzierten Charakterdrama zu tun.

"Birdman" ist ein unglaublich dynamisches filmisches Experiment, das begeistert und erzählerisch und visuell Maßstäbe setzt. Kritikpunkte lassen sich vielleicht in einigen wenigen etwas zu repetitiven Momenten finden, die den Film vorhersehbarer werden lassen als er es womöglich sein will.
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Beitrag von LivingDead » 19.09.2016, 21:35

Okay, so viele Filme wie ich seit April gesehen habe, werde ich erstmal nicht mehr aufarbeiten können. Daher mal ein kleiner Auszug aus den letzten Wochen (unter anderem auch vom genialen Filmfestival Oldenburg, an dem ich das letzte Wochenende teilnehmen konnte):

Eine dunkle Begierde
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Ein auf den ersten Blick recht ungewöhnlicher Cronenberg. Dennoch ist der Seelenstrip, der hier zelebriert wird, im Œuvre des Regisseurs die logische Konsequenz. So gibt es wenig bis gar keine plastischen Szenen (außer vielleicht ein, zwei Nacktszenen), von Body-Horror ganz zu schweigen, sondern lang gezogene Dialoge dominieren das Werk. Hierbei ist es vor allem den Darstellern zu verdanken, dass "Eine dunkle Begierde" sich in seinen besten Momenten als fesselnd und zugleich auch interessante Denkweisen eröffnend zeigt.
:liquid7:

Don Jon
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Ein durchaus gelungenes Regiedebüt des Schauspielers, der sich auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnete und zudem die Hauptrolle übernahm. Wie viel Elan er in seinen Film steckte, zeigt Gordon-Levitt auch physisch, indem er für diesen Film einige Kilogramm an Muskelmasse zulegte. Auf dem Papier mag sein Film wie ein typischer Vertreter der RomCom klingen, doch achtet Gordon-Levitt bei jeder Szene darauf, geschickt die Klischees zu umschiffen. Dabei lässt sich sein Film weder der romantischen Komödie noch einem Drama zuordnen, wie zum Beispiel "Shame" es bei ähnlicher Thematik ist. Hierbei verhaspelt sich der Regisseur allerdings zusehends etwas in seinem Genre-Konglomerat. Wenn "Don Jon" in den letzten Minuten plötzlich erste Töne anschlägt, dann beißt sich dies immer wieder mit dem grundsätzlich heiteren Grundton. Zwar ist der dramatische Unterbau des Filmes stets spürbar, doch wirkt dies im Gesamten nicht immer ausreichend ausbalanciert.
Dennoch ist "Don Jon" ein äußerst unterhaltsamer und ungewöhnlicher Liebesfilm.
:liquid6:

Kriegerin
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In seinen wirklich guten Momenten ist "Kriegerin" ein authentisches Abbild eines Milieus, welches gerade aktuell immer wieder in den Medien Beachtung findet. Die guten Darstellerleitungen tragen hierbei ungemein zur Authentizität bei. Doch verpasst Regisseur Wnendt hier die Chance, einen wirklich sehr guten Film abzuliefern. Gerade die Charaktere werden oft vernachlässigt. Hinsichtlich der Motivation, diesen Gruppierungen beizuwohnen, lässt er doch oftmals nur Phrasen oder Klischees walten, um diese zu erklären und kratzt damit im besten Falle an der Oberfläche dieses Reizthemas. Dies trägt kaum zur Glaubwürdigkeit bei, sodass der Film seinen Reiz vor allem durch brillante Vorstellungen der Darsteller bezieht, die den Film dann doch über das Mittelmaß hinaus retten.
:liquid6:

Hit & Run
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Dass Humor eine höchst subjektive Angelegenheit ist, demonstriert dieser Streifen. Die im Grunde übersichtliche Geschichte bekommt durch den interessanten Genre-Cocktail, welcher die Ambitionen eines Road-Movies, einer Lovestory und Elemente des Actionkinos zusammen wirft, einen ganz eigenen Reiz. Jedoch bleiben die großen Überraschungen aus, sodass einzig der ungewöhnliche Humor für Stirnrunzeln sorgen dürfte. Manch ein Gag sitzt da, wo er sitzen sollte, wohingegen viele davon schlichtweg versanden. Dank eines namhaften Darstellerensembles, vielen durchaus netten Szenen und einer ansprechenden Umsetzung, kann man sich diesen Film durchaus mal ansehen. Vor allem Dax Shepard harmoniert in diesem Film sichtlich mit seiner Frau Kristen Bell.
:liquid5:

Who am I - Kein System ist sicher
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Ein deutscher Cyber-Thriller? Gerade das Hacker-Thema bietet filmtechnisch immer diverse Komplikationen, indem sich besagte Hackerszenen meist damit begnügen, zu zeigen, wie die Protagonisten angestrengt auf diverse Algorithmen eines beliebigen PC-Bildschirms schauen und wild auf die Tastatur einhämmern. Durch einen inszenatorischen Kniff werden diese Genre-Dogmen in diesem Film klug umschifft, indem sich besagte Szenen innerhalb eines imaginären Zugabteils abspielen, welcher das Dark-Net darstellen soll, innerhalb dessen die Protagonisten agieren.
Auch ansonsten braucht sich diese deutsche Produktion nicht hinter internationalen Produktionen (aus Übersee) verstecken. Die Produktionsqualität ist hoch, die Schauspieler namhaft und launig und das Drehbuch ausreichend spannend und gen Ende sogar mit einigen (guten) Wendungen behaftet. Ein solider und unterhaltsamer Thriller, wie man ihn selten aus deutschen Landen zu sehen bekommt.
:liquid6:

Broadchurch - Staffel 2
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Mit der direkten Fortsetzung beschreiten die Macher einen etwas anderen Weg als mit der ersten Staffel, welche noch genüsslich dem Whodunit-Prinzip folgte. So entwickeln sich nach einem leicht holprigen Einstieg zwei parallel verlaufende Handlungssträge. Zwar wird direkt an die erste Staffel angeschlossen, doch es wird ebenso versucht, dem bereits geklärten Mord eine neue Facette an Drama abzugewinnen. Über weite Strecken funktioniert das überraschend gut, zumal man gewillt war, den weiteren Handlungsverlauf möglichst bodenständig zu belassen. Somit gibt es nicht die große Überraschung, wie sie einst die erste Staffel bot (und diese mit einem Paukenschlag enden ließ), doch stimmt die Atmosphäre und der Spannungsbogen. Vor allem der Hauptcharakter Alec Hardy profitiert von dieser Staffel, indem seine Hintergründe näher beleuchtet werden. Und so ist es einmal mehr das Ermittlerduo Miller/Hardy, welche manch kleinere Durstrecke schnell überbrücken lassen. Mit Colman und Tennant hat man zwei tolle Schauspieler gefunden, die locker zwischen Humor, Ernsthaftigkeit und Drama zu pendeln vermögen. Eine gute Krimiserie, ohne Zweifel.
:liquid7:

Cooties
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Ein bisweilen recht albernes Vergnügen, das seinen Reiz einzig aus dem Umstand bezieht, dass es die kleinen Racker sind, die hier zu blutrünstigen Zombies mutieren. Da darf durchaus der ein oder andere Liter Blut vergossen werden. Der Härtegrad zumindest passt. Darüber hinaus nervt der Humor leider und traf nicht immer den Punkt. Viele Gags versanden, trotz namhafter Darstellerriege und souveräner Inszenierung. Kann man sich angucken, muss man aber nicht.
:liquid5:

13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi
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Nach den Transformers-Kinder-Filmen gönnt sich Werbeclip-Regisseur Bay mal wieder ein ernsthaftes Thema, ohne dies jedoch mit angemessener Ernsthaftigkeit anzugehen. Vielmehr ist "13 Hours" ein sehr gut inszenierter, harter Kriegs-Actioner mit einer ordentlichen Portion Testosteron. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dessen sollte man sich bewusst sein. Für den geneigten Actionfan bieten sich somit einige sehr gut inszenierte Actionsequenzen, bei denen sich Bay mal wieder nach Herzenslaune selbst zitieren darf (neue Ideen hat er ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr), doch funktioniert dies bei diesem Vehikel ziemlich gut.
Wer keine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem schwierigen Thema erwartet (tut man beim Namen Bay ja auch wohl nicht), der darf einen Blick riskieren.
:liquid6:

Irrational Man
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Sicher kann man Allen die repetitiven Elemente seiner letzten Filme zum Vorwurf machen. Auch "Irrational Man" wird sich dem nicht entziehen können. Dennoch spielt Allen auch hier wieder herausragend mit den Erwartungen und seziert die Liebesgeschichte auf philosphischer Ebene. Was sich wie schwere Kost anhören mag, ist letztlich doch eine sich so leichtfüßig wie locker anfühlende Krimi-Komödie, die eindeutig die Handschrift des Altmeisters trägt. Dass die Handlungen der Charaktere nicht immer nachvollziehbar, gar eher der Fantasie entsprungen, sein müssen, steht ganz im Sinne Allens, womit Brücken zu Werken wie "Scoop" geschlagen werden können. Mit Phoenix und Stone wurden zueinander gut harmonierende Darsteller gefunden, die sich schnell in dieser Welt einzufinden vermögen. Eine bitter-süße Liebesgeschichte ist es letztlich, die uns Allen hier auftischt. Und munden tut es immer noch.
:liquid7:

Strawberry Bubblegums
Gelungenes Debüt, das jedoch einige gute Ansätze verpuffen lässt und dadurch immer wieder durchscheinen lässt, dass hier ein Neuling die Zügel in den Händen hielt. Der Film selbst versteht sich als leichtfüßige Komödie, die mit Merkmalen der Coming-of-Age-Komödie und denen der Road-Movies hantiert. Das Metier, das sich der Regisseur für die Suche nach dem unbekannten Vater (ein immer wieder gerne gewähltes Motiv) herausgesucht hat, ist im besten Falle ungewöhnlich. Immerhin handelt es sich ums Porno-Business, welches filmhistorsich bereits zu Genüge thematisiert wurde. Heutzutage lockt das jedoch kaum noch jemanden hinter dem Ofen hervor, sodass hier weniger das Was denn das Wie in Betracht gezogen werden sollte. So wird zwar ein durchaus freizügiger Einblick ins Business gewährt, doch muss dazu gesagt werden, dass dies eher die Schokoladenseite des recht harten Porno-Business darstellen muss. Regisseur Benkamin Teske zeigt alle männlichen Porno-Darsteller als irgendwie liebenswerte und trottelige Männer, wohingegen die Frauen allesamt freiwillig als Pornodarstellerinnen arbeiten und zudem noch ganz viel Spaß an der Sache haben. Ob dies in der Realität tatsächlich immer so der Fall ist, ist dann doch eher unwahrscheinlich. Natürlich darf von einer Komödie nicht verlangt werden, dass diese Themen wie Menschenhandel, Drogen, etc. thematisiert, doch wenn man sich solch ein schwieriges Thema als Grundlage für einen Film heraus sucht, dann sollte dies mit etwas mehr Feinfühligkeit verbunden sein.

Abseits dessen ist der Humor manchmal etwas schwerfällig, insgesamt jedoch liebenswert. Die Hauptdarstellerin macht ihre Sache ganz gut und die Regie ist insgesamt gelungen. Vor allem optisch besitzt der Streifen durch seinen 80s-Disco-Glamour-Look seinen Reiz und erinnert bisweilen gar an die Filme von Winding-Refn.
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We are the Flesh
Newcomer Emiliano Rocha Minter zelebriert mit seinem Debüt-Langfilm "We are the Flesh" die Obsession von ödipalen Wunschvorstellungen, dem Verlangen und der Gier nach fetischisierten Körpersäften. Das Innere wird dabei nach außen gekehrt und zieht sich als konstantes Motiv durch den ganzen Film. Inszenatorisch kann man den Film gerne mit Rob Zombie vergleichen, ist in dieser Hinsicht jedoch über alle Zweifel erhaben.
Optisch und inszenatorisch also sehr gelungen, entblößt sich im Kern die pervertierte Faszination über den Ekel und die Anziehung, welche vom Gezeigten ausgeht. Intimität und Scham sind in dieser Welt nicht existent. So entwickelt sich der Film mit seinen ausgiebigen Sex- und Gewaltexzessen (die von den Darstellern mit vollem Körpereinsatz bewerkstelligt wurden) zu einer Achterbahnfahrt, die an den Rand des Erträglichen führen kann.
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I am Not a Serial Killer
Mit seiner ruhigen bis melancholischen Grundstimmung wird der Indie-Herkunft Tribut gezollt. So ist "I am Not a Serial Killer" ein auf den ersten Blick feinfühliges Porträt eines jungen Mannes, der durch soziopathische Züge und Mordfantasien immer am Rande der Gesellschaft steht. Dass aktuell in seiner Stadt ein Serienkiller sein Unwesen treibt, lässt den Druck auf ihn steigen. Ohne zu viel verraten zu wollen, lässt Regisseur im weiteren Verlauf des Filmes diverse Genre-Zitate in den Film einfließen. Vor allem seinem offensichtlichen Vorbild Stephen King wird Tribut gezollt, indem sich viele Motive des Autors im Filmverlauf wiederfinden lassen. Eine besondere Bedeutung kommt auch Christopher Lloyd zu, der mit seiner Darstellung, die irgendwo zwischen ironisch und melancholisch oszilliert, immer wieder die Szenen an sich zu reißen vermag.
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Die Hände meiner Mutter
Die - typisch-deutsch - biedere Herangehensweise an die, aus filmtechnischer und wissenschaftlicher Hinsicht, ungewöhnliche Thematik, lässt die emotionale Wirkung immer wieder verpuffen. Zwar kann die Darstellung von Andreas Döhler durchaus mitreißen, doch bleibt aus inszenatorischer Sicht stets ein großer Schleier vor dem Gezeigten, welcher den Zugang zu dem Stoff zusätzlich erschwert und es dem Zuschauer schwierig macht, einen emotionalen Bezug herzustellen. Viele inszenatorische Kniffe bleiben dabei zweifelhaft. Man war durchaus darauf bedacht, die Wirkung und Folgen der Handlungen der Beteiligten glaubhaft abzubilden, verpasste jedoch die Chance, die filmische Aufbereitung entsprechend zu realisieren.
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Die Ökonomie der Liebe
Mit langen Single-Shot-Einstellungen aus der Distanz lässt Lafosse den Zuschauer eine lange Zeit als stillen Beobachter der Familie zurück, um ihn dann in wenigen, prägnanten Szenen an sich zu reißen. Somit entesteht immer wieder der Eindruck einer Dokumentation, die so nüchtern (wie es die Ökonomie per se ist) wie möglich die Auseinandersetzungen bebildert. Dass sich Konflikte in nur wenigen Szenen auftun und normale Abläufe gezeigt werden, die den Alltag der Familienmitglieder abbilden, unterstreicht den dokumentarischen Charakter des Films.
Inhaltlich bleibt Lafosse auf dem Boden und lässt den Zuschauer am Ende recht hilflos zwischen den Stühlen stehen. Sicherlich wird man sich in beiden Parteien irgendwo wiedererkennen. Und dass beim Thema Geld die Liebe ihre Grenzen findet, ist ja auch keine Seltenheit. Insofern ein realistisches Porträt einer endenden Ehe, wie es sie sicherlich nicht allzu selten gibt.
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In a Valley of Violence
Der Film bietet all das, was einen Western ausmacht. Doch weder ist der Film eine Parodie, noch ein waschechter Post-Western; auch kann West in keiner Weise für sich behaupten, mit diesem Film eine Großtat vollbracht zu haben. Dennoch ist „In a Valley of Violence“ ein so unterhaltsamer wie optisch und akustisch äußerst ansprechender Film geworden, der gerade durch seinen Regisseur ein paar sehr interessante Ansätze zu bieten hat, die gerne von Western- als auch von Ti West-Fans erkundet werden dürfen.
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Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von LivingDead » 26.09.2016, 11:14

Jane Got a Gun
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Der Versuch, einen feministischen Western auf die Beine zu stellen, kommt gar zur rechten Zeit, wo doch der Western in Hollywood zur Zeit eine kleinere Wiederauferstehung feiert. Doch die Querelen im Vorfeld machten der grundsätzlich bemerkenswerten Idee einen Strich durch die Rechnung. Indem die zuvor vorgesehene Regisseurin schnell das Boot verließ (Lynne Ramsay) und durch Gavin O'Connor ersetzt wurde, wurde offensichtlich auch der Grundton des Filmes angepasst. Vom im Vorfeld hochgelobten Drehbuch ist im finalen Film jedenfalls nicht mehr allzu viel zu spüren. Erzählerisch gibt man sich konventionell und spult die kitschig geratene Geschichte souverän runter. Dabei stören vor allem die Rückblenden immer wieder den Erzählfluss, die letztlich wohl nur eine gewisse Tiefe vorgaukeln sollen. Inhaltlich bringen diese den Film jedoch kaum voran.
Die Vorstellung einer weiblichen Westernheldin wird durch die Männerrollen konterkariert, indem diese allzu schnell das Ruder übernehmen und schließlich auf eine klassische Figurenkosntellation (okay, Jane hat ne Waffe ;) ) gesetzt wird. Die Männerrollen erweisen sich dabei als stereotyp. Natalie Portman ist zwar engagiert, aber mag sich nicht wirklich ins dreckige Ambiente einfinden.

Insgesamt bleibt es bei einem souverän runter gefilmten Western, der optisch und akustisch durchaus zufriedenstellen mag, inhaltlich aber auf ganzer Linie enttäuscht.
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Ewige Jugend
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In gar unwirklich bis surrealistisch anmutenden Bildern, welche - ähnlich wie es auch ein Stanley Kubrick in "Barry Lyndon" vollbrachte - allesamt wie aus einem Gemälde entsprungen wirken, erzählt Paolo Sorrentino ("La Grande Bellezza") mit seinem einzigartigen Gespür für die harmonische Komposition von Musik und Film, die Geschichte zweier alternder Menschen, die über ihr Leben - Vergangenheit und Zukunft - sinnieren. Ohne jedoch in rudimentäre Altersweisheiten abzudriften, bleiben die sparsam gesetzten Dialoge angenehm natürlich und herzhaft, sodass auch der sinnvoll gesetzte Humor die durchaus tragische Geschichte aufzulockern versteht. Zudem stehen die natürlich wirkenden Dialoge kontrastreich dem himmlisch wirkenden Ambiente des Hotels entgegen. Keitel und Caine sind über alle Zweifel erhaben, aber auch Paul Dano zeigt einmal mehr seine Wandlungsfähigkeit, wohingegen Rachel Weisz vor allem optisch punkten kann (aber in einer Szene auch deutlich herauszustechen versteht).
In jedem Fall ein berauschendes Erlebnis für alle Sinne.
:liquid8:

Pan
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Seelenloses Spektakel, das zwar ein paar Momente für sich verbuchen kann, welche mit dem Adjektiv "magisch" durchaus zu beschreiben wären. Darüber hinaus erweist sich "Pan" aber als misslungene Neuinterpretation des Stoffes, die mit ihrem überdrehten Humor und der formelhaften Umsetzung kaum zu begeistern versteht. Die Kinderdarsteller wirken bisweilen etwas überfordert und der namhafte Cast erweist sich als Verschwendung. Da helfen auch üppige CGI-Bilderfluten und ein guter Soundtrack nicht viel.
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Scouts vs. Zombies - Handbuch zur Zombie-Apokalypse
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Die inflationäre Schwemme an Zombiefilmen ergab eine ungewöhnliche Differenziertheit innerhalb des Genres, die immer ungewöhnlichere Abnormen hervorrief. Vor allem die "Zombies vs. X"-Filme versuchten mit einer Menge Selbstironie für frischen Wind zu sorgen. So konnten selbst erste Zombie-Liebesfilme das Licht der Welt erblicken. Mit "Scouts vs. Zombies" befolgt man somit eher ausgetretene Pfade, welcher ausschließlich durch das Einbinden von Highschool-Komödien-Paradigmen, wie es sie in den 80er, 90er- und auch 2000er-Jahren zuhauf gab, eine gewisse Eigenständigkeit gewinnt. Was diesen Film schlussendlich aber so sehenswert macht, ist der Humor, der relativ treffsicher für irrsinnig gute Unterhaltung sorgt und diverse inhaltliche Unzulänglichkeiten schnell vergessen macht. Die Geschichte rund um Freundschaft mag da eher befremdlich wirken, funktioniert aber ziemlich gut. Die Charaktere sind zwar allesamt der Klischeekiste entsprungen, funktionieren im Kontext aber ebenfalls sehr gut. Eine fast gute Zombiekomödie.
:liquid6:
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Beitrag von Vince » 26.09.2016, 17:35

Unser Primer wieder... :lol: gut, dass ich bei Pan und Jane Got A Gun den richtigen Riecher hatte und nicht die 1€ ausgegeben habe.

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Beitrag von SFI » 27.09.2016, 05:23

Bei PAN hatten ja schon die Kinogänger den richtigen Riecher. Ich passe!
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Beitrag von LivingDead » 27.09.2016, 14:11

Einer muss sich ja opfern... :lol: Die "Peanuts" fand ich hingegen echt gut. ;)
Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von LivingDead » 30.09.2016, 16:16

Die Peanuts - Der Film
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Sehr kindgerechter Film, der durch seinen unaufgeregten Humor, den immer noch höchst sympathischen Kindern und dem - trotz der Animations-Frischzellenkur - herrlich altmodischen Stil zu überzeugen versteht. Im Kern trifft man hier den Geist der Vorlage, sodass "Peanuts - Der Film" gerade in der heutigen Animationsflut eine wohltuende Abwechslung bieten kann. Technisch ist der Film über alle Zweifel erhaben. Gerade die Verbindung des klassischen 2D-Zeichentricks mit modernster Animationstechnik (vor allem während Snoopys Ausflüge in den Ersten Weltkrieg) ist ein Augenöffner. Die Synchronisation ist als sehr gelungen zu bezeichnen.
:liquid7:

Sex Tape
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Die Partizipation klassischer Eheproblematiken, wie sie gar zeitlos erscheinen, mit modernen, flüchtigen Themen, wie sie die virale Gesellschaft in Zeiten von Apple, Google und Co. darstellt, ist ein auf dem Papier höchst ansprechendes Unterfangen. Vor allem für eine Komödie. An Prüderie mangelt es ihr trotz der namensschweren Darsteller (Segel, Diaz) nicht, wodurch der Film bisweilen gar europäisch anmutet. Die eingangs dargestellte Ehe birgt im Umkehrschluss weniger komödiantisches Potenzial als es z.B. ein "Bad Teacher" tat, welcher allerdings auch gänzlich andere Voraussetzungen mitbrachte. Dennoch kann "Sex Tape" mit den genialen Auftritten von Rob Lowe durchaus Lacher für sich verbuchen und manch eine humoristische Durststrecke wird von der immer noch traumhaft ausschauenden Cameron Diaz überflügelt. Nichtsdestoweniger können diese Aspekte nicht darüber hinwegtäuschen, dass "Sex Tape" kaum nachvollziehbar bleibt. So bleibt die finanzielle Situation der dargestellten Familie schleierhaft. Der Umstand, dass der Familienvater imstande ist, all die iPads zu kaufen, sorgt für Stirnrunzeln. Auch wenn dies - wie alle anderen entsprechenden Szenen - als ironisches Product Placement aufgefasst werden muss (so auch der Auftritt von Jack Black als YouPorn-Besitzer mit Herz und dem Faible für Beziehungsratschläge), hat dies durchaus inhaltliche Brüche zur Folge, bei denen die Identifikation fast unmöglich erscheint. Klammert man dies aus, bleibt es dennoch bei einer klassischen, amerikanischen Komödie, deren inhaltliche Gebaren ansprechend erscheinen, die Umsetzung mit wenigen humoristischen Höhepunkten und vielen Unzulänglichkeiten aber kaum über das Mittelmaß hinaus zu ragen versteht.
:liquid5:

Tokarev
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Solide runter gefilmter B-Actioner, der über weite Strecken einzig und allein von seinem Hauptdarsteller lebt, der in vielen Szenen dem Overacting freien Lauf lässt und dadurch ungemeines Unterhaltungspotenzial präsentiert. Dass hier Namen wie Stormare oder Glover schlichtweg verheizt werden, sollte dabei übersehen werden. Inhaltlich kann daher freilich der finale Twist noch einmal wachrütteln, welcher für dieses Sujet geradezu ungewöhnlich daherkommt. Die Actionszenen sind größtenteils solide gefilmt, teils aber auch etwas unglücklich montiert (Autoverfolgungsjagd). Insgesamt also ein unterhaltsamer Actionfilm der B-Kategorie, welcher trotz seiner zahlreichen Schwächen von Nicolas Cage ungemein zu profitieren versteht.
:liquid5:

Warcraft: The Beginning
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Die erste Szene ist zugleich auch ein unwahrscheinlicher Augenöffner. Wie detailliert die Orks hier in Nahaufnahme aussehen, lässt die Kinnlade schnell gen Boden klappen und selbst die Affen aus "Planet der Affen - Revolution" blasser aussehen. Tricktechnisch scheint der Film also schon einmal erste Sahne zu sein. Danach folgen diverse inszenatorische Zitate aus dem "Herr der Ringe"-Bereich, welche durchaus Lust auf mehr machen. Doch im Verlauf des Filmes bleibt das Gefühl von Stagnation. Zwar prallen hier immer wieder Orks auf Menschen (und das durchaus wuchtig und inszenatorisch über alle Zweifel erhaben), doch stellt sich zu keiner Zeit ein episches Gefühl ein, wie es die Macher hier wohl im Sinn hatten. Zudem lässt sich die Künstlichkeit dieser Welt, trotz der State-of-the-Art-CGI, nicht verbergen. Die optische Nähe zu den Videospielen ist sicherlich gewünscht, doch bleibt man somit emotional distanziert, sodass sich der Film schlichtweg kühl anfühlt. Nach dem Abspann wird dann auch klar, dass dies nicht mehr als eine Art Prolog für geplante Folgefilme darstellt (als ob der Titel einen nicht schon genug warnen würde), sodass es bei einem eher unbefriedigenden Seherlebnis bleibt. Für den schnellen Fantasy-Hunger zwischendurch zu empfehlen, bleibt ein überwältigendes Erlebnis aber grundsätzlich aus.
:liquid5:

Daddy's Home: Ein Vater zu viel
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Will Ferrell scheint langsam über seinen Zenit getreten zu sein. Diese konservative Komödie lässt keine anderen Rückschlüsse zu. Zwar stechen ein oder zwei aus dem Zusammenhang gerissene Einzelszenen heraus und dürften für den ein oder anderen Lacher sorgen, doch bleibt ein insgesamt zweifelhaftes Seherlebnis. Vom erwarteten Anarcho-Humor der Marke Ferrell bleibt nicht viel übrig, sodass man hier konsequent Malen nach Zahlen hin zum Happy End betreibt. Die erste Zusammenarbeit mit Wahlberg lebte noch von den Blockbuster-Attitüden, welche zusammen mit Ferrels Humor für ein seltsam entrücktes Gefühl sorgten, doch im Familienfilm-Sujet geht diese Rechnung kaum auf.
:liquid4:
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Beitrag von LivingDead » 08.10.2016, 15:38

Annabelle
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'Gut geklaut ist halb gewonnen' werden sich die Macher dieses Spin-Offs zu "The Conjuring" gedacht haben, deren zentrales Element eine Puppe darstellt, welche sanfte Gemüter alleine durch ihr Äußeres sicherlich zu gruseln vermag. Und so bewegt man sich inszenatorisch sehr nah an den von James Wan etablierten optischen Spielereien. Einige Schockeffekte werden gar eins zu eins aus "Insidious" übernommen, sodass sich "Annabelle" nie wirklich eigenständig, eher wie aus der Retorte, anfühlt.
Das alles wäre ja nur halb so schlimm, wenn man der Chose zumindest inhaltlich ein paar neue Akzente hätte abgewinnen können. Doch bleiben hier die Überraschungen gänzlich aus, sodass man sich konsequent von Schockeffekt zu Schockeffekt hangelt, ohne inhaltliche Schlenker zu wagen. Diese inhaltliche Leere zusammen mit der inszenatorischen Einfallslosigkeit ergeben einen solide gemachten, aber völlig unbedeutenden Gruseler, den man nicht wirklich gesehen haben sollte.
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Spotlight
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Wenn sich während des Schauens eines Filmes Assoziationen zu den ganz großen Klassikern auftun, dann kann das vieles bedeuten. In diesem Falle ist der Vergleich zu "Die Unbestechlichen" nicht von der Hand zu weisen. Der aufzudeckende Fall hat eine ähnlich verstörende Wirkung, wie die damalige Offenlegung von Nixons Spionageplänen. Insofern scheint Tom McCarthy hier den richtigen Ton zu treffen. "Spotlight" gibt nämlich beeindruckende Einblicke in den Investigativjournalismus, wie er heutzutage gefühlt kaum noch praktiziert wird. In Zeiten des Internets, in denen jede noch so unbedeutende wie bedeutende (?!) Information nur ein paar Mausklicks entfernt ist, wirkt die in "Spotlight" dargestellte Recherchearbeit - obwohl die Begebenheiten gerade einmal 16 Jahre her sind - seltsam anachronistisch. McCarthy bleibt in der Darstellung der Ereignisse größtenteils distanziert und legt Wert auf einen dokumentarische Stil, um in entscheidenden Momenten die gesamte Emotionalität des Stoffes herauszulassen. Die durch die Bank weg namhaften Schauspieler danken es ihm mit tollen Leistungen.
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Colonia Dignidad
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Die völlig oberflächlich bleibende Darstellung der auf wahren Begebenheiten beruhenden Geschichte zeugt von einer Konzentration auf nichtige Details. Zwar lässt sich die ausgiebige Recherchearbeit Gallenbergers in einer detaillierten Ausarbeitung der Szenerien erkennen, doch bleibt das große Ganze stets kaum greifbar. Weder wird verständlich dargestellt, wie es Sektenführer Paul Schäfer schaffen konnte, Verbindungen zur chilenischen Führung und deutschen Botschaft herzustellen, noch wird seine Anziehungskraft auf die Mitglieder - von der immer wieder die Rede ist - glaubwürdig erklärt. Nyqvists klischeehafte Auslegung der Rolle kommt der Charakterisierung jedenfalls kaum zugute.
Das Leben im Dorf wird von Gallenberger auch nur mosaikhaft dargestellt. Immer wieder streut er verstörende Szenen ein, welche das Grauen innerhalb dieser Gesellschaft darstellen soll, doch bleibt es bei einer mosaikhaften Bebilderung der Ereignisse, die emotional kaum Sogkraft entwickeln. An dieser Stelle sei auch das Hauptdarstellerduo (Emma Watson und Daniel Brühl) genannt, dessen Beziehung zwar solide dargestellt wird, doch verpasst es die Regie auch hier, dem Ganzen einen glaubhaften Unterbau zu verpassen, sodass die Aufopferung Lenas ebenso unklar bleibt wie die plötzliche Entwicklung Daniels vom einfachen Aktivisten hin zu einem schauspielerisch hochbegabten Doppelagenten.
Insgesamt ein also äußerst zweifelhafter Film, der trotz seiner soliden Inszenierung und guten Schauspielern ein Reinfall auf breiter Ebene darstellt.
:liquid3:

The First Avenger: Civil War
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Offenbar nahm man sich die Kritik an dem letzten Avengers-Film zu Herzen und erdete die Superhelden-Abenteuer mit Neuzugang "Ant-Man" und dem nunmehr dritten Abenteuer um Captain America (Chris Evans) wieder etwas. Wo sich "Ant-Man" noch als pfiffige Heist-Variation präsentierte, geht man mit "Civil War" wieder einen etwas anderen Weg und schließt sich vielmehr dem Agentengenre Marke Bourne an. Damit wird insgesamt zwar nicht die Qualität des überragenden "The Return of the First Avenger" erreicht, doch stellt man einmal mehr klar, dass die Ausflüge des Cap zu den eindeutig besten Filmen im MCU gehören. Dies mag auch an den Regisseuren (Joe und Anthony Russo) liegen, die vor allem in den zahlreichen Actionsequenzen mit dezentem Einsatz von Wackelkamera für viel Physis sorgen. Zudem konzentriert man sich erfreulicherweise auf den Konflikt zwischen Iron Man und Captain America, sodass trotz zahlreicher Superhelden (die durchaus einen dritten Avengers-Film vermuten lassen) der Fokus immer auf die wichtigen Aspekte gelegt wird. Die Neuzugänge Spider-Man und Black Panther sind gelungen und bereichern das Universum, ohne dass hierbei die eigentliche Story ausgebremst wird. Hierbei lassen sich beide Seiten argumentativ nachvollziehen, sodass der entstehende Bürgerkrieg durchaus glaubwürdig bleibt.
Insgesamt ein sehr gelungener Film, der - vor allem wenn man den ähnlich gearteten "Batman v Superman" als Vergleich heran zieht - zeigt, wer im Comicuniversum die Hosen anhat.
:liquid8:
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