Ouija - Spiel nicht mit dem Teufel
"Ouija" ist eigentlich ein Musterbeispiel für das Blumhouse-Geschäftsmodell: Vergleichsweise günstig, aber nicht billig abgedreht, über einen Mainstreamverleih vermarktet (meistens Universal) und von der Kosten-Nutzen-Rechnung so angelegt, dass man zur Not auch vernichtende Kritiken überstehen kann. Die gab es bei "Ouija" ebenso sehr wie ein Plus in der Bilanz, sodass man später noch ein Prequel nachschob. Letzten Endes sind aber sowohl die Kritikerschelte als auch der (relative) Erfolg gut erklärbar. Fangen wir mit dem Positiven bzw. den Erfolgsfaktoren an: "Ouija" ist handwerklich sauber runtergedreht und macht technisch wenig verkehrt, denn die dosiert eingesetzten Effekte sehen mehr als brauchbar aus. Ansonsten ist das Teil ein Vertreter der Generation Jumpscare, der sein Publikum einfach mit der Tonspur niederknüppelt, damit Schrecken entsteht, egal ob jetzt ein Geist angreift oder gerade nur ein (zuvor nicht im Bild befindlicher) Kumpel das Licht anmacht. Das können andere (wie beispielsweise James Wan) wesentlich geschickter und filigraner, aber ganz ohne Wirkung ist das nicht.
Auf der Negativseite ist "Ouija" ein Film, der immer anmutet wie nur halb fertig gedacht. So gibt es bei den Hauptfiguren eigentlich gute Ansätze, wenn die eine Schwester nach dem Verlust der Mutter (wie genau, das führt Film nicht aus) immer mehr in die Mutterrolle gerutscht ist, die andere dagegen zur Rebellin geworden ist (was man daran erkennt, dass sie eine Lederjacke mit Nieten trägt. Sehr subtil). Doch das bleibt in Ansätzen stecken, während der Rest der Freundesclique noch weniger Profil hat, sodass man angesichts der Menge an Informationen über die einzelnen Personen schon die Reihenfolge des Ablebens vorstellen kann. Noch dazu braucht der Film trotz einer Laufzeit von 90 Minuten, um in die Puschen zu kommen; ehe die Seance kommt, welche die Geister entfesselt, sind zwischen einem Drittel und der Hälfte des Films vergangen. Dann geht alles Knall auf Fall, schnell ist die vermeintliche Lösung da, aber weil dann noch rund 20 Minuten auf der Uhr, wodurch der Twist gegen Ende schon etwas vorhersehbar ist. Die Kills sind eher harmloser Standard, die Besetzung kein Ausfall, aber alles andere als memorabel. Und dass Lin Shaye in einem (Blumhouse-)Geisterfilm besetzt wird (besetzt werden muss?), ist alles andere als originell. Die Hintergrundgeschichte ist 08/15 und irgendwie egal, aber immerhin versucht der Film nicht sein Publikum zu verarschen, indem gegen Ende nochmal alle Regeln auf den Kopf gestellt werden, für einen letzten Plottwist - auch wenn der obligatorische Ha-das-Böse-ist-noch-nicht-besiegt-in-der-Fortsetzung-geht-es-weiter-Moment nicht fehlen darf. So kann man dem Budenzauber für 90 Minuten ohne ganz große Ärgernisse folgen, ist aber auch null mitgerissen und läuft Gefahr den Film innerhalb weniger Tage komplett aus dem Gedächtnis zu löschen.
Knappe
Den hab ich jetzt zum ersten Mal gesehen, das Prequel damals tatsächlich bei DVD-Release. Vielleicht muss ich den Flanagan-Film noch mal schauen, mit dem Wissen um den Erstling. Ich hab den als besser, aber auch nicht aufregend in Erinnerung.
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]