Bei einem Heist-Movie handelt es sich um ein Untergenre des Thrillers, welches die Planung und Ausführung eines Raubüberfalls in den Fokus der Erzählung stellt. Doch wie nennt man Filme, die das Konzept anderer Filme mit ähnlicher Sorgfalt und Konsequenz ausplündern? Seit 1991 könnte die Bezeichnung dafür das "Zeist-Movie" sein. Denn Connor MacLeod, jener titelgebende "Highlander", der 1986 in den Kinos Popkulturgeschichte schrieb, offenbarte in der fünf Jahre später erschienenen Fortsetzung, dass er zwar Highlander sei, aber nicht aus den Highlands stamme. Tatsächlich kommen er und die anderen kopflosen Unsterblichen vom Planeten Zeist, von dem sie einst aufgrund ihrer Rebellion gegen den Tyrann Katana verbannt wurden. Russell Mulcahy, der schon den ersten Teil inszenierte, übernahm erneut die Regie und holte seine Stars Christopher Lambert und Sean Connery zurück an Bord. Das Ergebnis ist eine wahnsinnig witzige und liebevolle Parodie auf den legendären Kultfilm der 80er Jahre.
Zwar muss am Anfang doch einmal relativiert werden: Die Außerirdischen-Thematik wollte Mulcahy eigentlich nicht im Film haben. Ihm stand der Sinn ursprünglich nach einer durchaus ernsten Fortführung der "Highlander"-Thematik. Gott sei Dank jedoch schlossen die Produzenten ihn nach den Dreharbeiten von der Postproduktion aus und nutzten das wahre parodistische Potenzial, dass in der "Rückkehr" des Highlanders verborgen lag. War das Original noch ein erschreckend tiefgründiger und hinter all dem musikalischen Queen-Bombast und virtuos inszenierten Kampfgetummel im Kern tief trauriger Film, entpuppt sich das Sequel schnell als launige Demontage und Umkehrung seines großen Vorgängers. Zu Beginn des Erstlings noch saß Connor im Publikum eines Wrestlingkampfes und dachte zurück an die Schlachten, der als junger Schotte im Mittelalter geschlagen hatte. Nun eröffnet das Geschehen stattdessen mit ihm als gealterten Mann, der sich bei einer Opernvorführung an seine Alienrevoluzzer-Vergangenheit erinnert. Der tumbe, stets leicht bedröppelt aussehende Christopher Lambert als uralter Pseudo-Intellektueller? Schon hier schießen dem Zuschauer die Tränen in die Augen. Derartig liebevoll gestalten sich auch die restlichen 90 Minuten, in denen Mulcahy immer wieder Situationen des Vorgängers (wie die Trainingsmontage zwischen Lambert und Connery oder allgemein die dynamischen Schwertkämpfe) aufgreift und filmisch völlig zerstört: sei es durch dilettantisch gesetzte Schnitte, unsinnige Kamerapositionen oder den im Kern schlicht albernen Chorographien.
Gleichzeitig versteht sich "Highlander: Die Rückkehr" auch als Satire auf die Willkürlichkeit des Highlander-Mythos, der im ersten Teil schlicht und ergreifend ohne Konturen blieb. Viele Fans liebten das mythische Element des Kultfilms und konnten selbst in ihrer Fantasie Geschichten über die Unsterblichen entspinnen. Doch eigentlich entschädigt das kaum dafür, dass dieser Teil des Narrativs im 86er Film letztlich bloß undurchdacht und konstruiert ausfiel. Auch dies findet im Sequel seine entsprechende Schelte: Da die Rückblenden des Originals bei genauerer Betrachtung nur pseudo-mythisch angelegt waren, setzt Mulcahy dieses Mal einen drauf und entfesselt in den ersten dreißig Minuten ein wahnwitziges, weil vollkommen unverständliches Zeitwirrwarr, in dem sich kein Zuschauer zurecht finden wird. Worum es geht, kann hier kaum verstanden werden. Einmal wird von einem zerstörten Ozonloch als große Gefahr für die Menschheit gesprochen, ein anderes Mal hat die Erde bereits einen Schutzschild und mittendrin die konfusen Geschehnisse auf Zeist. Was alle Szenen verbindet, ist ihre verworrene Actioninszenierung. Überall kämpfen und sterben sie, ob auf der Erde, auf Zeist, im Ozonloch oder im Kinosaal gegen die Lachreflexe. Der Mensch kann nun mal nicht anders, ob mit Pistolen, Schwertern, Laserkanonen oder Atomgeschützen, er muss sich bekriegen, er muss kämpfen, um seine Existenz zu rechtfertigen.
In diesen Momenten offenbart "Highlander: Die Rückkehr", keineswegs nur als Parodie zu funktionieren. Er ist auch eine thematische und philosophische Steigerung seiner Vorlage, die in ihrer für den Zuschauer augenscheinlich "schlechten" Umsetzung in Wahrheit die Dekadenz widerspiegelt, auf die der von substanzlosen Musikvideos geprägte Stil des Popkultur-Meilensteins bei einer näheren Ausgestaltung unausweichlich zusteuern würde. Wo 1986 noch die übertrieben emotional aufgeladene Musik von Freddie Mercury und Queen das Geschehen künstlich überhöhte, ist nun "The Police" Schlagzeuger Stewart Copeland für einen Score verantwortlich, der von Kaufhausmusik nicht zu unterscheiden ist, als Äquivalent zur Banalität, die "Highlander: Die Rückkehr" dem gemeinen US-Blockbusterkino unterstellt. Somit ist Mulcahys sicher nicht unbedingt freiwillig entstandenes Sci-Fi-Abenteuer ein filmisches Experiment, eine Anatomie der Fortsetzungskultur Hollywoods und ein cleverer Versuch, die Gigantomanie der hiesigen Konsumkultur als barockes Stückwerk zu spiegeln. Dazu passt dann auch, dass Antagonist Katana (dessen Name nur ein Platzhalter ist, angesichts der Tatsache, dass er ohne Katana in Erscheinung tritt) nur dem Abziehbild eines Abziehbilds eines Klischeeschurken entspricht und Sean Connery, der im Vorgänger noch triumphierend nonchalant den spanischen Edelmann mit schottischem Akzent gab, auf den sich der Blick konzentrieren sollte, hier ganz verloren durch das Szenengefüge stolpert. Ganz abgesehen davon, dass seine Figur nach seinem Verbleib am Ende des Originals eigentlich gar nicht in Erscheinung treten dürfte. Dieser im höchsten Maße künstlerische Ansatz von Regie und Studio muss und kann dabei sicher nicht jedem gefallen, die Intellektualität kann man dieser prächtigen Satire/Parodie jedoch nicht absprechen, die das Schlechtsein so herrlich propagiert wie noch kein anderer Film zuvor.
Fazit: So oder so ähnlich könnte eine Nachbetrachtung zum "Highlander"-Sequel sicherlich lauten. Doch leider scheitern all diese Ansätze an einem banalen wie erschreckenden Fakt: Das Studio meinte diesen Film, besser: diesen Versuch eines Films, dieses abscheulich schlechte Öko-Märchen voll von dümmlichen Dialogen, affigen Actionszenen und bescheuerten Charakteren wie Handlungen, wirklich ernst. Und das ganz ohne doppelten Boden, versteckten Witz oder sonstige Bewandnis. Die Verantwortlichen können nur hoffen, dass unter den Zuschauern niemals ein tatsächlicher Zeist-Bewohner sitzen wird. Ansonsten werden ihre Köpfe rollen.
