
Originaltitel: Bor lei jun
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 1999
Regie: Vincent Kok
Darsteller: Jackie Chan, Shu Qi, Tony Leung Chiu Wai, Emil Chau, Hsien-Chi Jen, Ken Lo, Sung Young Chen, Elaine Jin, Bradley James Allan, Tats Lau, Vincent Kok, Sandra Ng Kwan Yue, Sam Lee, Law Kar-Ying, Stephen Chow u.a.
Ja Himmelsakrament, jetzt wird’s aber zappenduster! Jackie wuselt sich durch eine... Moment, ich muss nochmal aufs Papier gucken... romantische Komödie? Himmelherrgott, das muss den Leuten 1999 wie ein böser Vorbote der Millenniumskatastrophe vorgekommen sein.
Aber wir wissen ja, eine solche Katastrophe hat es nie gegeben. Wahrscheinlich deswegen, weil diese angebliche romantische Komödie ohne die Besiegelung der Liebe verlief, sprich ohne einen einzigen Kuss. Ach doch ja, anfangs auf dem Boot küsst Jackie eine Frau ganz übermütig auf die Stirn, aber sonst... Fehlanzeige. Zum Glück, wird mancher sagen, dem sein Leben lieb ist. Jackie bleibt sich selbst treu, und damit darf die Menschheit auch nach dem Jahrtausendwechsel ihren gewohnten Lauf nehmen.
Dabei ist die Shu Qi doch einmal mehr ne ganz süße Schnuckelmaus, und so romantisch. Und sie heißt auch noch “Bu”... kihi, das ist so drollig, dass die sich fast wieder zum Baby zurückentwickelt. So süß, dass Zucker bitter schmeckt. Den Film mag man noch so scheiße finden, man sitzt trotzdem bei jeder ihrer Szenen lächelnd da, ballt die Hände zu Fäusten, drückt sie sich unter die Wangen und kichert. Das ist selbstverfreilich Kalkül, immerhin beichtet sie Jackie im Film, dass sie es doof findet, erwachsen zu werden, weil man dann nicht mehr verrückt sein kann und weniger Leute einen mögen. *Kicher*
Das Intro ist eine märchenhafte Erzählung aus ihrem Munde, man kann die Sehnsucht nach Liebe wie salzige Tränen auf seiner Zunge schmecken. Mit Delphinen spricht sie auch, und als sie dann die ominöse Message in ner Bottle erreicht, wissen wir, wie’s weitergeht: Ab zum Absender.
Aber Achtung, versteckte Kamera! Was der Zuschauer nicht weiß - auf der anderen Seite der Flasche sitzt kein Märchenprinz, sondern der ehrwürdige Tony Leung, der einen Schwulen spielt. Das macht er nicht einmal so schlecht, da habe ich schon schlimmere Klischees erlebt. Schade nur, dass er abgesehen von der falschen Fährte zu Beginn nur wenig Sinn für die Story... nein, nennen wir es so, wie es ist: für das Märchen hat.
Wo ein Märchen ist, da ist ja übrigens auch immer die passende Musik. Ohne Unterlass dudelt hübsche, positive Märchenmusik an den Schaustellern vorbei, wie im Kasperletheater von Klein-Lukas, der gerade seinen Ritter gegen den bösen Drachen zum Kampf stellt, um die holde Magd zu retthen und ihr Herz zu gewünnen.
Sagen wir’s, wie es ist: Das Märchen ist scheiße. Das hat im wesentlichen einen Grund: es ist inkonsequent. Das wiederum hat auch einen Grund: Jackie Chan. Wer sich das Szenario ausgedacht hat, der hat echt das Herz am rechten Fleck und meinen vollsten Respekt. Als Shu Qi ganz zu Anfang von Richie Ren einen Heiratsantrag bekommt und sie auch noch “Ja!” sagt, da hatte ich Hoffnungen, dass Chan vielleicht einfach nur so ‘ne Art Amor-Rolle einnehmen würde, ähnlich wie Jay Lacopo bei Luke Wilsons und Denise Richards’ Turtelei in “Hilfe, wir haben ein Date”. Das hätte gut gepasst, Jackie als Kampfsportexperte hätte bildlich und wörtlich alle Gefahren vom Turtelpaar abwehren können. Aber nein, Stock und Stein, verliebt sich die kleine Bu doch tatsächlich in Jackies Millionärsfigur C.N. Damit haben wir gleich zwei Probleme. Erstens ist Richie Rens Charakter, der abgewiesene Romeo, plötzlich total überflüssig und wuselt für den Rest des Films beim schwulen Albert herum, um sich zu besaufen und seinen Schmerz zu ertränken. Zweitens ist Jackie für vieles geeignet, aber nicht für den Casanova, da kann er durch seine schelmische Art noch so viel theoretischen Sexappeal haben, im Film klappt das nicht - er ist halt zu nett.
Nett wie er ist, gibt sein C.N. zumindest mal wieder ne sympathische Außenseiterfigur ab, die zwar selbstverständlich zum “Jackieversum” nichts Neues mehr beitragen kann, den Zuschauern aber gibt, was sie wollen - den schlitzohrigen Jackie.
Gott sei’s gedankt, dass es nicht bei der misslungenen Liebesschnulze bleibt, sondern auch ein wenig ausgeteilt wird. Auch wenn die Fights so schlecht für die romantische Geschichte sind wie Bollywoodgesang und -Tanz für eine Filmhandlung, man ist dankbar für sie, auch deswegen, weil sie recht ansprechend geworden sind. Fern der Action schaffen es Emil Chau und seine Handlager zunächst einmal, das Verhalten von Gangstern in Filmen sehr witzig zu persiflieren. Die ständigen Nachfragen der Untermänner beim Boss, wie sie sich denn nun verhalten sollen, kommen doch recht spaßig rüber und verleiten zum Schmunzeln. Dazu trägt ganz massiv auch Jackies Stamm-Stuntman Bradley James Allan bei, der diesmal zu seinem ultimativen Gegner auserkoren ist. Vollkommen konträr zum klischeehaften, typischen, schmierigen, ultimativen Endgegner (ein Klischee, das Jean-Claude van Damme mit seinem Debüt in “Karate Tiger” zum Erbeben gebracht hat) spielt Allan einen ausführlich in Fair Play ausgebildeten Kämpfer, dem es einzig und allein an einem guten, fairen Kampf liegt und der tatsächlich kein einziges Mal unfair wird, der gar stets Respekt und Achtung für Jackies zunächst nicht so doll aussehende Leistungen übrig hat. Ja, das haut hin, auch wenn man sich vorstellen kann, dass noch mehr solcher Beiträge wohl ermüdend wären - wir Action-Fans brauchen sie halt, die schmierigen, fiesen Typen, die nicht wissen, wie man “Fairplay” buchstabiert.
Nun sorgt Allan zusammen mit Jackie auch für den Actionanteil. Der ist durchweg gut choreografiert, allerdings, was die Abwechslung betrifft, recht einfallslos. Es gibt zwei simple Kämpfe, einen mittel- und einen sehr langen, die beide zwar im Detail, sprich über die einzelnen Moves überzeugen und fesseln, in Sachen Präsentation aber total abstinken - da bringt’s auch nicht das letzte Drittel des zweiten Kampfes, das Jackie mit einem einzigen Dauergrinsen verbringt.
“Under Control” will die etwas andere Romanze sein, ist aber nur Öl in Wasser - Romantik hier, Action da, ohne dass sich beide Anteile vermischen würden. Shu Qi ist süß, Jackie ist kein Romantiker, die parodistischen Anteile stimmen, Musik und Love Story sind durchwachsen bis schlecht (inwiefern sich das durch die vollständige Fassung, die mir leider nicht vorlag, ändern würde, weiß ich nicht; nach Lektüre des Schnittberichtes zweifle ich aber entschieden daran, dass sich da großartig etwas bessert), die Fights machen Spaß, der Romantikkitsch nicht. Jackie, bleib bei deiner Actioncomedy... da darfst du ganz der Schelm sein, den sich Schwiegermütter für ihre Töchter wünschen.

Auf DVD ist in Deutschland leider nur der internationale Cut zu bekommen, der massiv beschnitten ist. U.a. ist der Cameo von Stephen Chow wegrationalisiert worden.