Barbaren - Staffel 1
Neulich las ich ein Interview mit Moritz Bleibtreu, in dem er vom Verlust der deutschen Identität sprach, wodurch der deutsche Film Heldenfiguren missen lässt, mit denen sich der Zuschauer identifizieren könnte. Gleichzeitig kritisierte er die Filmförderung, die Fördergelder an verbindliche Diversity-Checklisten knüpft. Während sich unsere Nachbarländer seit Dekaden durch ihre Historie inszenieren, verwurzelte die deutsche Historie in der filmischen Aufbereitung des zweiten Weltkrieges, verärgerte mit lausigen Nibelungen Verfilmungen oder beschränkte sich auf ZDF-Dokumentationen. Ein großer Dank an Netflix, die uns endlich einen Helden geben, der die Pathosfahne schwenkt. Die deutsche Serie ist nicht nur visuell ein Augenschmaus, sie kredenzt auch ein wuchtiges, orchestrales Leitthema, bietet eine neue deutsche Härte und tolle Schauspieler nebst einer starken Frau. Herausragend Laurence Rupp als Arminius, der den Zwiespalt seiner beiden Identitäten gekonnt transportiert. Das wahre Highlight ist freilich das antike Latein der Römer, ein Zungenschnalzen den Dialogen zu lauschen. Abstriche muss man wohl beim gewöhnungsbedürftigen Dorfleben der Germanen hinnehmen. Es wirkt ungewöhnlich, gar befremdlich, die deutschen Schauspieler in ihren Originalstimmen, in ihrem Originaldialekt samt der modernen Sprache zu begleiten. Ja es wirkt mitunter, als ob sich ein paar Nerds zum Rollenspiel im Wald trafen. Dennoch eine für deutsche Verhältnisse bestechende Serie, die dem leeren, deutschen Heldenherzen auf ganzer Linie Spaß bereitet.
