Epidemic
DVD / Regie: Lars von Trier
Die Gegenwart Europas der Achtzigerjahre: Gedreht ohne viel Geld und ohne Crew, ist «Epidemic» ein experimenteller Film, der gewisse Dogme 95-Wirkungen vornewegnimmt. Lars von Trier agiert in dieser Geschichte um Drehbuchautoren und Pandemien auch vor der Kamera, die formalen Aspekte bleiben bis zum Schluss aber aufregender als der Inhalt.
Assassin
BD / Regie: Peter Crane
Die kurzlebige Produktionsfirma The Pemini Organisation brachte mit «Assassin» einen Agententhriller hervor, der mit den Konventionen des Genres bricht. Peter Crane zeigt die Geschichte um einen Auftragskiller als ruhige, stellenweise bürokratische Angelegenheit. Das ist nicht ohne Faszination und gefällt besonders beim Schnitt.
La Nuit du 12
DVD / Regie: Dominik Moll
Am Anfang von «La Nuit du 12» steht zwar, dass es sich um die Erzählung eines wahren, ungelösten Mordfalls handelt, trotzdem hofft man bis zur letzten Szene, die Polizei vermag diesen doch aufzuklären. Ein Krimi ohne brachiale Momente, ohne klischierte Szenenfolgen.
Der Film von Dominik Moll ist immer dann am besten, wenn er sich Themen wie Misogynie und patriarchaler Unterdrückung widmet – und schockt mit der Willkür der Tat.
Tout le monde aime Jeanne
Kino / Regie: Céline Devaux
Es sind die kleinen Details, wie etwa der bewegte Mauszeiger beim Facetime-Anruf, oder der Song über Tomatensaft im Flugzeug, welche «Tout le monde aime Jeanne» nebst Hauptdarstellerin Blanche Gardin liebenswürdig machen.
Die düstere gehaltene Komödie von Céline Devaux weiss inhaltlich nach dem gelungenen Anfang leider wenig zu erzählen; dank den Animationen, der Musik und dem starken Schnitt lohnt sich die Sichtung trotzdem.
Asteroid City
Kino / Regie: Wes Anderson
Seit einigen Filmen langweilt mich die Art der Inszenierung von Wes Anderson nur noch, mit «Asteroid City» konnte er mich wieder stärker begeistern als mit den letzten Werken. Zwar sind die strikten Kamera- und Ausstattungsschemen weiterhin ermüdend, mit dem Verbund aus Hommage und Kritik am alten Hollywood gibt es einiges zu erleben.
Anderson funktioniert für mich nicht als politisch kritischer Regisseur, seine Art, Missstände der damaligen Zeit darzustellen, finde ich in diesem Film schwierig. Die Szenen in der titelgebenden Siedlung und die vielen Seitenhiebe auf den «American Way of Life» sind allerdings vergnüglich, der Cast wie immer überbordend und die vielen Details knuffig.
Bullet Train
DVD / Regie: David Leitch
«Bullet Train» ist für mich eines der besten Beispiele, das aufzeigt, was mit dem aktuellen Blockbusterkino alles falsch läuft. Nebst dem, dass alle Charaktere eindimensional erscheinen und man als Zuschauer:in keine emotionale Bindung aufbauen kann, ist die Geschichte bloss Aufhänger für eine Kette von Szenen.
Das Pacing des Filmes versagt komplett, der Schnitt ist ungenau, viele Anschlussfehler sind zu finden und gelangweiltes Spiel (besonders von Brad Pitt) findet vor schlecht gerenderten Effekten statt. Was überdreht und selbstreferenziell wirken soll, ist nur langweilig. Immerhin ist Joey King cool, wie immer.
Koyaanisqatsi
DVD / Regie: Godfrey Reggio
80 Minuten unkommentierte Aufnahmen der menschlichen Zivilisation, die deprimierend und bedrückend wirken. Godfrey Reggio meditierte mit seinem essayartigen Film «Koyaanisqatsi» über den Zustand der Welt und die Rolle der Menschheit.
Dank der Musik von Philip Glass und den genialen Aufnahmen ist das ein betörendes Erlebnis, inhaltlich wirkt das Ganze heutzutage aber etwas flach.
Europa
DVD / Regie: Lars von Trier
Anhand der Vergangenheit das Konstrukt Europa begreifen: Lars von Trier schliesst seine Trilogie mit einer Film-Noir-Hommage ab, die, wie die vorangegangenen Filme, besonders im formalen zu überzeugen weiss. Die genial angewandten Rückprojektionen, die Kameraführung und die farbigen Momente machen «Europa» aufregend. Die Geschichte greift zwar viele moralische Themen der Nachkriegszeit auf, geht aber nicht allzu tief.
Le scomunicate di San Valentino
Stream, Mubi / Regie: Sergio Grieco
So voller Sünde sind die Nonnen gar nicht, denn wie immer gehen die grössten Probleme von der patriarchalen Struktur aus. Die Obrigkeit will den eigenen Willen durchsetzen, die erotische Lust von Frauen muss unterdrückt werden. Her mit den Peitschen!
«Le scomunicate di San Valentino» von Sergio Grieco ist kein grossartiger Film, sondern durchschnittliche Unterhaltung mit nackter Haut vor billigen Kulissen. Amüsant anders hingegen der Soundtrack aus dem Synthesizer.
The Land Of Sasha
Stream, Filmingo / Regie: Julia Trofimova
Oft wurde das Heranwachsen auf überzeichnete Weise auf die Leinwand gebracht, Julia Trofimova geht mit ihrem Debüt einen anderen Weg. «The Land Of Sasha» ist Coming Of Age ohne klischierte Figurenzeichnung und schematischem Drehbuch. Alle Charaktere haben Tiefe und sympathische Seiten, die Entscheidungen wirken echt.
Gefühle, Liebe und die unsichere Zukunft - mit gutem Spiel und schönen Bildern wird das Leben auf nachvollziehbare Art nachgezeichnet.
Tom à la ferme
Stream, Mubi / Regie: Xavier Dolan
Aus einem Theaterstück wird ein aufgeladener Psycho-Thriller – Xavier Dolan bleibt unberechenbar. Nicht nur spielt er die Hauptrolle in «Tom à la ferme» selbst, er lässt Homophobie, Lust und Unterdrückung im Film zu einem explosiven Cocktail aufkochen.
Packend mit einer sicheren Hand für Tempo und Bild inszeniert, ist der Film zwar nicht so gut wie etwa «Laurence Anyways», aber ein weiterer Beweis für Dolans Talent.
