Filmtagebuch: deBohli
Moderator: SFI
- deBohli
- Palmenkicker
- Beiträge: 10928
- Registriert: 15.10.2005, 10:32
- Wohnort: Zofingen, Schweiz
- Kontaktdaten:
Re: Filmtagebuch: deBohli
"The Host" hat bei mir auch 8 Punkte erhalten, da ist für mich die Qualität ebenfalls sehr hoch. "Godzilla vs. Kong" ist Hochglanzmüll.
- deBohli
- Palmenkicker
- Beiträge: 10928
- Registriert: 15.10.2005, 10:32
- Wohnort: Zofingen, Schweiz
- Kontaktdaten:
Re: Filmtagebuch: deBohli
Renfield
DVD / Regie: Chris McKay
Wäre der gesamte Film mit so viel Liebe gemacht, wie die erste Rückblende in das Zeitalter der klassischen Universal-Horrorfilme und der trashige Abspann, dann hätte aus «Renfield» ein echter Spass werden können. Leider aber weiss Chris McKay nicht, was sein Film sein soll.
Action, Horror, Drama, Liebeskomödie oder Hochglanzmüll? Alles ist drin, Nicolas Cage wird als Dracula verschenkt, Hoult ist als Renfield langweilig und Awkwafinas Momente wollen nicht zünden. Dass Schnitt, Kameraführung, Logik und Struktur ebenfalls versagen, macht es nicht besser. Immerhin beeindruckt Shohreh Aghdashloos Stimme, wie immer.
Grizzly Man
DVD / Regie: Werner Herzog
(Docucember 23-07) Timothy Treadwell suchte die Nähe zu wilden Bären, um diese zu beschützen. In Wirklichkeit aber war es ein verzweifelter Versuch, dem eigenen Leben einen Sinn zu geben. Werner Herzog erzählt mit «Grizzly Man» davon.
Die Dokumentation ist Herzog-typisch nicht eine blosse Abhandlung von Fakten, sondern ein Blick in die Seele Treadwells und eine poetische Näherung an dessen Leben und Taten. Das berührt, das reisst mit, das lässt melancholisch zurück.
Coyote Lake
DVD / Regie: Sara Seligman
In der ersten Viertelstunde hatte ich Hoffnung und die Prämisse des Thrillers «Coyote Lake» fühlte sich frisch und interessant an. Dann jedoch wird der Film von Sara Seligman zu einem schlecht konstruierten und unglaubwürdigen Mix aus Verbrechen und junger Liebe.
Camila Mendes in der Hauptrolle macht ihre Sache gut, die Aufnahmen sind dem Budget entsprechend annehmbar und gewisse Ideen, wie das gnadenlose Mutter-Tochter-Gespann hätten echt Potential. Es wollte aber nicht sein.
- deBohli
- Palmenkicker
- Beiträge: 10928
- Registriert: 15.10.2005, 10:32
- Wohnort: Zofingen, Schweiz
- Kontaktdaten:
Re: Filmtagebuch: deBohli
Last Christmas
DVD / Regie: Paul Feig
«Last Christmas» ist in meinen Ohren der schlimmste Song, den George Micheal jemals geschrieben hat. Glücklicherweise bietet der Film mit «Freedom! ‘90», «Faith» und «Praying For Time» genügend musikalische Glücksmomente.
Paul Feig nimmt bei seiner Romantikkomödie das Titelstück sehr wörtlich, lässt Emilia Clarke, Emma Thompson und Lydia Leonard Migrantinnen aus Jugoslawien spielen (!) und zelebriert üblen Kitsch. Leider schafft es Clarke als Weihnachtselfe nur auf den zweiten Platz in meinem Herzen, direkt hinter Rooney Mara aus «Carol» (Todd Haynes, 2015). Ihr Kostüm in der Schlussszene ist aber grossartig.
Henri-Georges Clouzot’s Inferno
BD / Regie: Serge Bromberg, Ruxandra Medrea
(Docucember 23-08) Was ein weiteres Meisterstück hätte werden können, wurde zu einem Desaster und kostete Henri-Georges Clouzot fast das Leben: Mit ihrer Dokumentation untersuchen Serge Bromberg und Ruxandra Medrea, was es mit «Inferno» auf sich hatte und warum alles zum Scheitern verurteilt war.
Die rekonstruierten Szenen des Films erhalten dabei sehr viel Gewicht, was den Infogehalt der Doku schmälert und den Hauptgrund für das Fiasko zu wenig betont: Die megalomanische, unterdrückende Weise von Clouzot, die in der damaligen Zeit von allen akzeptiert wurde.
Die Stille vor Bach
BD / Regie: Pere Portabella
(Docucember 23-09) Pere Portabella nähert sich der Musik von Johann Sebastian Bach mit seinem hybriden Kunstfilm «Die Stille vor Bach» aus dokumentarischer, nachgespielter Art. Lose zusammengefügte Szenen unterstreichen die Bedeutung der Musik in realen Umgebungen, historische Fakten werden eingestreut.
Das ist fragmentarisch schön, vielfach abstrakt und zelebriert den Komponisten auf menschliche Weise. Der Film lässt die Zuschauer:innen zusätzlich die Frage ergründen, wie viel Musik in den Umgebungsgeräuschen unseres Alltags zu hören ist.
Pusher II
DVD / Regie: Nicolas Winding Refn
Ach Tonny, du bist einfach zu naiv und doof um als Gangster durchstarten zu können. Das war nach dem ersten «Pusher» klar, das wird mit «Pusher II» unterstrichen. Erneut kehrt Nicolas Winding Refn ins dreckige Milieu von Kopenhagen zurück und liefert einen Low-Budget-Spass voller schlimmer Figuren, Drogen und Verbrechen ab. Das strotzt vor Energie und reisst durch die lebendige Kameraführung mit.
- deBohli
- Palmenkicker
- Beiträge: 10928
- Registriert: 15.10.2005, 10:32
- Wohnort: Zofingen, Schweiz
- Kontaktdaten:
Re: Filmtagebuch: deBohli
Mr. X
BD / Regie: Tessa Louise-Salomé
(Docucember 23-10) Ohne viele Filme von Leos Carax zu kennen, war die Dokumentation «Mr. X» einen interessanten Einblick in dessen Karriere und Mysterium. Von Tessa Louise-Salomé gut zusammengestellt, werden Karrierestationen abgearbeitet und mit beteiligten Personen gesprochen.
Der Reiz, das Oeuvre von Carax komplett zu sichten, wird geweckt, wirklich tiefreichende Aussagen gibt es aber keine. Dafür wird abstrakte Form von Filmen wie «Holy Motors» greifbarer.
The Flash
DVD / Regie: Andy Muschietti
Was in Comicform für Spass sorgen könnte, wir unter der Regie von Andy Muschietti zu einer Schlacht der geldgierigen Verwendung von IP-Produkten. «The Flash» ist nie ein Film, sondern ein miserabler Versuch, aus Nostalgie und Fantum möglichst viel Gewinn herauszupressen.
Das fühlt sich schlimm an, sieht noch schlechter aus und verkommt zu einer Misere aus dem Computer. Sogar der Score wirkt neben den Zitaten aus anderen Filmen bloss schlecht zusammengeklaut. Positiv sind Sasha Calle als Supergirl und Michael Keaton, der am Set stellenweise Spass zu haben schien.
Showgirls
BD / Regie: Paul Verhoeven
Lange geächtet, ist «Showgirls» heute ein Film, der sich auf überbordende Weise mit den misogynen Strukturen und Verhaltensweisen im Showgeschäft auseinandersetzt. Paul Verhoeven setzt dabei auf Sex und Krawall, trifft aber diverse Punkte sehr gut.
Laut, schrill und stellenweise auch dumm, unterhält «Showgirls» immer und legt ein flottes Tempo vor. Subtil ist nichts an dieser Erzählung, aber zugleich ein Beweis, dass der Regisseur in den Neunzigerjahren einige patriarchale Scheusslichkeiten offen zeigte.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Der mieseste Aspekt am Film ist für dich der beste? Mann, der Flash muss dich ja mal hart rechts überholt habenPositiv sind Sasha Calle als Supergirl
In diesem Sinne:
freeman
- deBohli
- Palmenkicker
- Beiträge: 10928
- Registriert: 15.10.2005, 10:32
- Wohnort: Zofingen, Schweiz
- Kontaktdaten:
Re: Filmtagebuch: deBohli
Sie war die einzige Figur, von der ich gerne mehr gesehen hätte - aber nicht als schlecht gerenderte Superheldin im digitalen Himmel.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Gab es sie denn anders zu sehen? Ich meine kaum. Da hättest du auch Bösewicht Nummer 102 nehmen können anstelle der talentbefreiten Supergirl-Zone
In diesem Sinne:
freeman
In diesem Sinne:
freeman
- deBohli
- Palmenkicker
- Beiträge: 10928
- Registriert: 15.10.2005, 10:32
- Wohnort: Zofingen, Schweiz
- Kontaktdaten:
Re: Filmtagebuch: deBohli
Bei einer brennenden Mülltonne von "Film" ist der am wenigsten tödlich stinkende Teil halt der beste - bei einem anderen Ergebnis wäre sie mir eventuell nicht zwingend als positiven Aspekt aufgefallen.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Na das lässt doch hoffen!
In diesem Sinne:
freeman
In diesem Sinne:
freeman
- deBohli
- Palmenkicker
- Beiträge: 10928
- Registriert: 15.10.2005, 10:32
- Wohnort: Zofingen, Schweiz
- Kontaktdaten:
Re: Filmtagebuch: deBohli
The Card Counter
DVD / Regie: Paul Schrader
Paul Schrader macht, was er kann: Er erzählt vom Alltag eines einsamen Mannes, der durch schlimme Vorfälle und schlechte Entscheidungen von der Gesellschaft ausgegrenzt wurde. Oscar Isaac kommt in der Hauptrolle slick daher, die Szenerie der Casinos ist aufregend.
Das ist nicht anders als in sonstigen Werken Schraders («Taxi Driver», «Master Gardener»), packt aber durch die Inszenierung und den Cast (toll: Tiffany Haddish, Tye Sheridan und Willem Dafoe).
Le chagrin et la pitié - Chronique d'une ville française sous l'occupation
DVD / Regie: Marcel Ophüls
(Docucember 23-11) Die Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg war eine komplexe und politisch vielschichtige Wandlung, über die ich bisher kaum nachgedacht habe. Die über vier Stunden lange Dokumentation «Le chagrin et la pitié» von Marcel Ophüls bietet einen sehr informativen Überblick über die schrecklichen Jahre.
Interviews mit Zeitzeugen, Archivaufnahmen und kritische Fragen decken politische Lügen auf, zeigen das Kräftemessen und die Scheinheiligkeit zu dieser Zeit, welche bis heute Bestand hat. Ein Film, den man bereits in der Schule sehen sollte.
You Don’t Nomi
BD / Regie: Jeffrey McHale
(Docucember 23-12) Aus dem dampfenden Haufen Scheisse über das Meisterwerk zum Meisterwerk des Drecks: Über «Showgirls» von Paul Verhoeven wurden seit 1995 viele extreme Meinungen publiziert, die Wahrheit ist mannigfaltig.
Jeffrey McHale zeigt das mit seiner Dokumenation «You Don’t Nomi» informativ und unterhaltsam auf, indem diverse Kritiker:innen zu Wort kommen und die gesellschaftlichen Aspekte beleuchtet werden.
Perfect Days
Kino / Regie: Wim Wenders
Das Sonnenlicht streift durch die Äste, der Wind bewegt die Blätter, das Leben wirkt ruhig. Warum nach mehr streben, wieso sich selbst hetzen? «Perfect Days» zelebriert die kleinen und bedächtigen Momente, das ausgeglichene Dasein.
Von Wim Wenders in Tokyo gedreht, ist die Schönheit zentral, die Szenenabfolge wird zur Meditation, die Musik nährt die Seele. Reduktion im Kino auf beste Weise. Takashi würde sagen: 8 von 10.
No Hard Feelings
DVD / Regie: Gene Stupnitsky
Stellt dir vor, die Hauptcharaktere bei «No Hard Feelings» würden das Geschlecht tauschen – sofort würden wir in einem Film von John Hughes landen. Schlimme Vorstellung? Sehr wohl, aber auch bei der Komödie von Gene Stupnitsky bereitet die Prämisse einiges an Unbehagen.
Da der Film aber erstaunlich leer wirkt, Jennifer Lawrence gut spielt und keine erzwungene Liebe passieren muss, kann gelacht werden. Meine Aufmerksamkeit konnte der Film trotzdem nur knapp halten.
Daguerréotypes
Stream, Mubi / Regie: Agnès Varda
(Docucember 23-13) Eine Dokumentation, in der die Magie des Alltags mit der Simplizität des Lebens zusammenkommt und eine vergangene Zeit von Paris zum Leben erweckt. «Daguerréotypes» berührt, ist humorvoll, bedächtig und wie immer bei Agnès Varda ein kleines Wunder.
Der geniale Schnitt, die liebenswürdige Präsentation und die Vermischung der hart arbeitenden Bevölkerung mit den Wundern des Magiers sind erquickend.
- deBohli
- Palmenkicker
- Beiträge: 10928
- Registriert: 15.10.2005, 10:32
- Wohnort: Zofingen, Schweiz
- Kontaktdaten:
Re: Filmtagebuch: deBohli
Flux Gourmet
BD / Regie: Peter Strickland
Verrückt und experimentell, zugleich aber voller Hommagen an die Kinogeschichte und den Kunstbetrieb: «Flux Gourmet» ist ein berauschender Film mit fantastischer Ausstattung, grossartigem Kostümdesign und ausgefallenen Ideen.
Erneut beweist sich Peter Strickland als eigensinnigen Regisseur mit unvergleichlicher Vision. Das Ergebnis, welches das Kunstbusiness demontiert, Machtpositionen hinterfragt und satirische Kommentare erlaubt, fesselt.
Aloners
Stream, Mubi / Regie: Hong Sung-eun
Vermutet hätte ich bei «Aloners» ein Drama, das sich mit dem Leben einer Angestellten in einem Callcenter beschäftigt, wie etwa bei «About Kim Sohee» (July Jung, 2022). Hong Sung-eun zeigt mit ihrem Debüt aber mehr als das und widmet sich der Isolation und Vereinsamung der jungen Menschen in der südkoreanischen Gesellschaft.
Feinfühlig, ruhig und mit einigen übernatürlichen Elementen angereichert, wird eine berührende Geschichte erzählt, die zum Nachdenken über die Werte des Lebens anregt.
The Emperor’s Naked Army Marches On
BD / Regie: Kazuo Hara
(Docucember 23-14) Mit Brutalität auf der Suche nach Gerechtigkeit und Absolution: «The Emperor’s Naked Army Marches On» dokumentiert den Feldzug eines einzelnen Mannes, der sich gegen die Verschweigungspolitik Japans auflehnt und die Wahrheiten zum Zweiten Weltkrieg publik machen will.
Kazuo Hara hat mit seiner Kamera draufgehalten und zeigt die Wut- und Gewaltausbrüche ohne Distanz. Ein beeindruckendes Resultat, ein wuchtiger Film und ein Einblick in die Trauer und Sorgen der Nachkriegszeit.
Der lange Sommer der Theorie
Stream, Mubi / Regie: Irene von Alberti
Zwischen Drama und Dokumentation experimentiert Irene von Alberti bei ihrem Film «Der lange Sommer der Theorie» mit feministischen, sozialkritischen Themen der Gegenwart. Vom selbstreferenziellen Essay zur Bestandsaufnahme Berlins, lauten WG-Diskussionen und Interviews mit Fachpersonen ist alles dabei.
Antworten oder klare Aussagen liefert der Film keine, was nicht das Ziel war, aber eine Vertiefung erschwert. Als Anstoss zum Austausch kann die Produktion funktionieren, wirklich zündend fand ich es aber nicht.
- deBohli
- Palmenkicker
- Beiträge: 10928
- Registriert: 15.10.2005, 10:32
- Wohnort: Zofingen, Schweiz
- Kontaktdaten:
Re: Filmtagebuch: deBohli
Drei Filme zu Weihnachten:
The Apartment
BD / Regie: Billy Wilder
Komik und Tragödie sind bei Billy Wilders Film «The Apartment» nie getrennte Zustände. Hilflosigkeit und Hilfsbereitschaft vermengen sich, eingefangen in sehr guter Kameraarbeit und klugen Details in Struktur und Bildaufbau.
Ein Film, der nicht nur zu Weihnachten funktioniert und ein Cast, der mit Jack Lemmon, Shirley MacLaine und Fred MacMurray begeistert.
Fanny och Alexander
BD / Regie: Ingmar Bergman
Ist es nicht unglaublich, welch emotionale Bandbreite Ingmar Bergman in seinem Abschied ans Kino unterbringt? «Fanny och Alexander» beginnt mit herzerwärmenden Familienmomenten, mit Lachern und Liebe – um dann in dunkelste Gebiete abzudriften und die Schrecken der Menschheit offenzulegen.
Die Familiensage ist episch, pointiert und opulent gefilmt. Reale Schrecken treffen auf Elemente der Magie, der destruktive Glauben trifft auf die Macht des wachen Geistes. Als mir kurz die Vermutung aufkam, dass das Ende nur Imagination ist, schauderte ich. So stark wuchsen mir die Figuren ans Herz.
Eyes Wide Shut
BD / Regie: Stanley Kubrick
Filme mit jahrelanger Verspätung zu schauen, kann positive Effekte haben. Wie etwa die freudige Überraschung, bei «Eyes Wide Shut» Leelee Sobieski und Vinessa Shaw in kleineren Rollen erleben zu dürfen. Oder den Mythos eines Films an der Wirklichkeit zu testen.
Das letzte Werk von Stanley Kubrick besteht diesen Test sehr gut und ist ein Albtraum aus ewiger Nacht, gefährlichem Verlangen und der Schwäche des Fleisches. Die Musik ist wunderbar, die Tannenbäume leuchten intensiv und der Cast sehr gut zusammengestellt.
Weiter ging es nach den Festlichkeiten:
Ferrari
Kino / Regie: Michael Mann
Das Adrenalin wird in die Höhe getrieben, wenn die Autos über die Rennstrecken oder Strassen rasen. In diesen Momenten funktioniert «Ferrari» dank den Bildern von Erik Messerschmidt hervorragend. Schade, holpert es bei den sonstigen Szenen im Getriebe.
Michael Mann zeigt sich als technischen Könner, die biografischen Momente der Ferrari-Sippschaft wollten mich aber nicht berühren. Shailene Woodley zu sehen machte Freude, man fragt sich aber, wieso die Rollen mit Adam Driver und Penélope Cruz besetzt wurden und alle mit italienischem Akzent sprechen. Das macht die Mängel bei Drehbuch und Struktur noch sichtbarer.
Priscilla
Kino / Regie: Sofia Coppola
Was stellenweise wie eine Clip-Show von Priscilla Presleys Leben wirkt, kann dank zwei Aspekten sehr überzeugen: Sofia Coppola liefert eine berauschende Inszenierung mit wundervollen Bildern ab, Cailee Spaeny spielt in der Hauptrolle unglaublich gut. Von ihr werden wir in Zukunft hoffentlich noch viel sehen und hören.
Ansonsten ist «Priscilla» ein Biopic, das mit Legenden und falscher Heldenverehrung aufräumt und die Welt so zeigt, wie ist oft ist: Misogyn. Bitte mehr solche Filme und weniger weichgezeichnete Huldigungen toxischer Männer.
O Lucky Malcolm!
BD / Regie: Jan Harlan
(Docucember 23-15) Malcolm McDowell wirkt in seinen Rollen oft gefährlich rau und echt. Die Dokumentation «O Lucky Malcolm!» zeichnet sein Leben als Schauspieler nach und Jan Harlan lässt ihn viel zu Wort kommen.
Das grosse Glück ist dabei, dass McDowell ein sehr unterhaltsamer Erzähler ist und viele Anekdoten aus dem Leben frisch abliefert. So stört es nicht, dass die Dokumentation wenig Tiefe bietet und sich mit Erkenntnissen zurückhält.
The Apartment
BD / Regie: Billy Wilder
Komik und Tragödie sind bei Billy Wilders Film «The Apartment» nie getrennte Zustände. Hilflosigkeit und Hilfsbereitschaft vermengen sich, eingefangen in sehr guter Kameraarbeit und klugen Details in Struktur und Bildaufbau.
Ein Film, der nicht nur zu Weihnachten funktioniert und ein Cast, der mit Jack Lemmon, Shirley MacLaine und Fred MacMurray begeistert.
Fanny och Alexander
BD / Regie: Ingmar Bergman
Ist es nicht unglaublich, welch emotionale Bandbreite Ingmar Bergman in seinem Abschied ans Kino unterbringt? «Fanny och Alexander» beginnt mit herzerwärmenden Familienmomenten, mit Lachern und Liebe – um dann in dunkelste Gebiete abzudriften und die Schrecken der Menschheit offenzulegen.
Die Familiensage ist episch, pointiert und opulent gefilmt. Reale Schrecken treffen auf Elemente der Magie, der destruktive Glauben trifft auf die Macht des wachen Geistes. Als mir kurz die Vermutung aufkam, dass das Ende nur Imagination ist, schauderte ich. So stark wuchsen mir die Figuren ans Herz.
Eyes Wide Shut
BD / Regie: Stanley Kubrick
Filme mit jahrelanger Verspätung zu schauen, kann positive Effekte haben. Wie etwa die freudige Überraschung, bei «Eyes Wide Shut» Leelee Sobieski und Vinessa Shaw in kleineren Rollen erleben zu dürfen. Oder den Mythos eines Films an der Wirklichkeit zu testen.
Das letzte Werk von Stanley Kubrick besteht diesen Test sehr gut und ist ein Albtraum aus ewiger Nacht, gefährlichem Verlangen und der Schwäche des Fleisches. Die Musik ist wunderbar, die Tannenbäume leuchten intensiv und der Cast sehr gut zusammengestellt.
Weiter ging es nach den Festlichkeiten:
Ferrari
Kino / Regie: Michael Mann
Das Adrenalin wird in die Höhe getrieben, wenn die Autos über die Rennstrecken oder Strassen rasen. In diesen Momenten funktioniert «Ferrari» dank den Bildern von Erik Messerschmidt hervorragend. Schade, holpert es bei den sonstigen Szenen im Getriebe.
Michael Mann zeigt sich als technischen Könner, die biografischen Momente der Ferrari-Sippschaft wollten mich aber nicht berühren. Shailene Woodley zu sehen machte Freude, man fragt sich aber, wieso die Rollen mit Adam Driver und Penélope Cruz besetzt wurden und alle mit italienischem Akzent sprechen. Das macht die Mängel bei Drehbuch und Struktur noch sichtbarer.
Priscilla
Kino / Regie: Sofia Coppola
Was stellenweise wie eine Clip-Show von Priscilla Presleys Leben wirkt, kann dank zwei Aspekten sehr überzeugen: Sofia Coppola liefert eine berauschende Inszenierung mit wundervollen Bildern ab, Cailee Spaeny spielt in der Hauptrolle unglaublich gut. Von ihr werden wir in Zukunft hoffentlich noch viel sehen und hören.
Ansonsten ist «Priscilla» ein Biopic, das mit Legenden und falscher Heldenverehrung aufräumt und die Welt so zeigt, wie ist oft ist: Misogyn. Bitte mehr solche Filme und weniger weichgezeichnete Huldigungen toxischer Männer.
O Lucky Malcolm!
BD / Regie: Jan Harlan
(Docucember 23-15) Malcolm McDowell wirkt in seinen Rollen oft gefährlich rau und echt. Die Dokumentation «O Lucky Malcolm!» zeichnet sein Leben als Schauspieler nach und Jan Harlan lässt ihn viel zu Wort kommen.
Das grosse Glück ist dabei, dass McDowell ein sehr unterhaltsamer Erzähler ist und viele Anekdoten aus dem Leben frisch abliefert. So stört es nicht, dass die Dokumentation wenig Tiefe bietet und sich mit Erkenntnissen zurückhält.
- deBohli
- Palmenkicker
- Beiträge: 10928
- Registriert: 15.10.2005, 10:32
- Wohnort: Zofingen, Schweiz
- Kontaktdaten:
Re: Filmtagebuch: deBohli
20.000 especies de abejas
DVD / Regie: Estibaliz Urresola Solaguren
Im falschen Körper geboren, von der Gesellschaft verunsichert: «20.000 especies de abejas» ist ein emotional treffender Spielfilm, der sich mit einem Mädchen auseinandersetzt, das als Junge geboren wurde.
Estibaliz Urresola Solaguren gönnt ihren Figuren viel Raum, bettet die Geschichte in eine realistische Umgebung und schafft es, die gesellschaftlichen Konflikte in einzelnen Szenen genial zu verdichten (Suche im Wald).
Les Plages d'Agnès
DVD / Regie: Agnès Varda
(Docucember 23-16) Agnès Varda blickt auf ihr Leben zurück, auf ihre Filme und Orte, an denen sie gewohnt hat. Das geschieht auf berührende, lebensfrohe und kluge Art, die Dokumentation «Les Plages d'Agnès» verzaubert durch die eigensinnige Sicht auf die Welt und die sehr gelungene Struktur.
Spiegel werden zu Portalen, Erinnerungen nachgestellt und das eigene Regie-Handwerk von Varda hinterfragt. Ein Film, der hoffnungsvoll stimmt und kreativ stimuliert.
Sweetie
Stream, Mubi / Regie: Jane Campion
Das Langfilm-Debüt von Jane Campion ist ein Fest der Ausstattung: Die Requisiten, Farben, Wohnungseinrichtungen und Fahrzeuge sind genial ausgewählt, in Kombination mit den Charakteren wirkt «Sweetie» vielfach märchenhaft.
Die Geschichte um eine dysfunktionale Familie ist aber ernst, tragisch und bietet neue Sichtweisen, die zur Reflektion einladen. Ein in vielen Aspekten spannender Film.
Mon crime
DVD / Regie: François Ozon
François Ozon dreht das Rad der Zeit zurück und präsentiert mit «Mon crime» eine filmische Komödie, die altbacken und nostalgisch wirkt. Nadia Tereszkiewicz, Rebecca Marder und Isabelle Huppert spielen sich mit intensiver Emotionalität durch die von Männern dominierte Gesellschaft.
Das ist ein Krimi, eine Satire und eine Hommage an alte Filme zugleich; aber irgendwie auch angestaubt und wenig mitreissend. Interessanterweise hat mich Tereszkiewicz an Lili Reinhart erinnert.
Skinamarink
Stream, RakutenTV / Regie: Kyle Edward Ball
Während die Sichtung von «Skinamarink» möglichst ohne Ablenkung im Dunkeln passieren sollte, ist es wichtig, danach über den Film zu diskutieren. Erst dann zeigen sich die wahren Tiefen von Kyle Edward Balls Arbeit.
Aus unverständlichen Momenten wird eine schreckliche Geschichte über häusliche Gewalt und Gefangenschaft, wenige Dialoge und Gesten zum intensiven Horror. Schade bloss, wirken die technischen Aspekte des Filmes nicht immer durchdacht.
Wieso wurde alles in der 70s-Optik inszeniert, während die Geschichte in den Neunzigerjahren spielt? Welche Sicht soll die Kameraarbeit verdeutlichen? Warum mussten Jump-Scares eingebaut werden? Trotzdem: Eine einzigartige Erfahrung im Bereich Horror.
Au poste!
Stream, Mubi / Regie: Quentin Dupieux
Quentin Dupieux liebt Meta-Spielerein in seinen Filmen und noch mehr liebt er die Willkür. Beim klein gehaltenen «Au poste!» kommen diese beiden Schlagworte auf unterhaltsame Weise zusammen, wobei besonders das Ende überzeugt.
Spiel, Ausstattung und einzelne Einfälle sind wie immer grotesk gelungen, die Geschichte eine reizvolle Demontage der Polizeikrimis. Grossen Eindruck hinterlässt diese Produktion verglichen mit seinen anderen Filmen aber nicht.
Un divan à New York
Stream, Mubi / Regie: Chantal Akerman
Um einen Gegenpol zu schaffen, habe ich nach der Sichtung von «Jeanne Dielman, 23, quai du Commerce, 1080 Bruxelles» Chantal Akermans Ausflug in die Gebiete der romantischen Komödie begutachtet. «Un divan à New York» ist eine von Juliette Binoche und William Hurt sehr gut gespielte Geschichte über Zufälle, Schrulligkeit und die Liebe.
Das bricht mit diversen Genrekonventionen und liefert einige witzig komponierte Momente in Paris und New York ab, wirkt aber nie revolutionär.
- deBohli
- Palmenkicker
- Beiträge: 10928
- Registriert: 15.10.2005, 10:32
- Wohnort: Zofingen, Schweiz
- Kontaktdaten:
Re: Filmtagebuch: deBohli
Black Medusa
Stream, Mubi / Regie: Ismael Chebbi, Youssef Chebbi
Trauma, Misshandlung, Rache: Der oft verfilmte Dreisatz wird bei Ismael und Youssef Chebbi zu einem ästhetisch ansprechenden Film in Schwarzweiss, der sich mit Informationen und Erklärungen zurückhält.
«Black Medusa» lebt vom Spiel von Nour Hajri und Rym Hayouni, der künstlerisch ansprechenden Bildsprache und den eingebrachten Metaphern.
Los Angeles Plays Itself
Stream, Mubi / Regie: Thom Andersen
(Docucember 23-17) Thom Andersen kombiniert in seinem Essayfilm «Los Angeles Plays Itself» Gedanken über seine Heimatstadt Los Angeles, deren Hollywood-Versessenheit und die Darstellung der City im Film. Zusammengesetzt aus Filmclips, Fotos und eigenen Aufnahmen, entsteht ein Informationsfluss zu Wahrnehmung, Architektur, Politik und gesellschaftliche Ungerechtigkeiten.
Das ist erhellend, vielschichtig und genial zusammengeschnitten – eine Dokumentation der anderen Art, die weit über die Euphorie eines Filmfans hinausreicht.
Actual People
Stream, Mubi / Regie: Kit Zauhar
Der Name ist Programm: Am Film «Actual People» fühlt sich alles real an. Die Figuren, deren Dialoge, die Räumlichkeiten und die Probleme – so ist es, heutzutage erwachsen zu werden. Zwischen WG-Partys, spontanem Sex und versauten Prüfungen liegt irgendwo der eigene Lebensweg.
Kit Zauhar zeigt als Regisseurin und Hauptdarstellerin ein gutes Gespür für Dramaturgie und Darstellung, ihr Film wirkt energetisch, belebend und direkt aus dem Leben gegriffen.
Stanley Kubrick: A Life in Pictures
BD / Regie: Jan Harlan
(Docucember 23-18) Die Karriere des grossen Regisseurs als filmische Dokumentation; mehr bietet «Stanley Kubrick: A Life in Pictures» nicht. Jan Harlan lässt Tom Cruise aus dem Off erzählen, kombiniert Archivaufnahmen, Filmausschnitte und Fotografien zu einer Chronologie und zeigt die Wandelbarkeit Kubricks.
Das ist selten aufregend und bietet wenig neue Fakten, für Fans lohnt sich die Sichtung dennoch. Ich hätte mir aber eine kritischere Auseinandersetzung mit Kubricks Art und dessen Dreharbeiten gewünscht.
The Reconstruction
Stream, Mubi / Regie: Avi Mograbi
(Docucember 23-19) Mit dokumentarischer Genauigkeit und kritischem Blick untersucht Avi Mograbi in seinem kurzgehaltenen Film «The Reconstruction» die Polizeiarbeit und Verurteilung der Täter eines schlimmen Mordfalles.
Zentral ist die Frage nach der Beweisführung und wieso eventuell unschuldige Personen nicht ausgeübte Verbrechen gestehen. Die Wahrheit bleibt am Ende aus, die korrupten Vorgehensweisen der Behörden halten dicht.
- deBohli
- Palmenkicker
- Beiträge: 10928
- Registriert: 15.10.2005, 10:32
- Wohnort: Zofingen, Schweiz
- Kontaktdaten:
Re: Filmtagebuch: deBohli
Die letzten Sichtungen von 2023, danach gibt es die Statistik:
Le Théorème de Marguerite
Kino / Regie: Anna Novion
Ach ja, die Mathematik. Viel Faszination, wenig Verständnis; bei mir zumindest. Trotzdem schaue ich Menschen gerne zu, die über solchen Problemen grübeln und lese von den Wundern der Theorie. Anna Novion liefert davon nicht viel in ihrem Spielfilm «Le Théorème de Marguerite», sondern konzentriert sich auf die Person.
Ella Rumpf gelingt es, trotz den arg vielen Klischees, welche die Charaktere mittragen müssen, Marguerite Leben einzuhauchen und ihren Alltag spannend darzustellen. Was ein typisches Drama um Liebe und Veränderung ist, kann einen sehr guten Score und schöne Bilder vorweisen.
Le règne animal
Kino / Regie: Thomas Cailley
Ein Fuchs, ein roter Panda oder von mir aus eine Ente – in diese Tiere würde ich mich gerne verwandeln. Doch wählen kann man seine zukünftige Form nicht, was im Film «Le règne animal» für Entfremdung und Schrecken sorgt.
Thomas Cailley zeigt eine Welt, in der Coming Of Age und Fremdenhass neue Formen annehmen und deren Geschichte wie aus einer Graphic Novel wirkt. Dank dem guten Spiel von Romain Duris, Paul Kircher, Billie Blain und Adèle Exarchopoulos (deren Rolle viel zu klein ist!), den optisch gelungenen Einfällen (Unfall, Maisfeld) und dem klugen Drehbuch ist der Film eine positive Überraschung.
Le Théorème de Marguerite
Kino / Regie: Anna Novion
Ach ja, die Mathematik. Viel Faszination, wenig Verständnis; bei mir zumindest. Trotzdem schaue ich Menschen gerne zu, die über solchen Problemen grübeln und lese von den Wundern der Theorie. Anna Novion liefert davon nicht viel in ihrem Spielfilm «Le Théorème de Marguerite», sondern konzentriert sich auf die Person.
Ella Rumpf gelingt es, trotz den arg vielen Klischees, welche die Charaktere mittragen müssen, Marguerite Leben einzuhauchen und ihren Alltag spannend darzustellen. Was ein typisches Drama um Liebe und Veränderung ist, kann einen sehr guten Score und schöne Bilder vorweisen.
Le règne animal
Kino / Regie: Thomas Cailley
Ein Fuchs, ein roter Panda oder von mir aus eine Ente – in diese Tiere würde ich mich gerne verwandeln. Doch wählen kann man seine zukünftige Form nicht, was im Film «Le règne animal» für Entfremdung und Schrecken sorgt.
Thomas Cailley zeigt eine Welt, in der Coming Of Age und Fremdenhass neue Formen annehmen und deren Geschichte wie aus einer Graphic Novel wirkt. Dank dem guten Spiel von Romain Duris, Paul Kircher, Billie Blain und Adèle Exarchopoulos (deren Rolle viel zu klein ist!), den optisch gelungenen Einfällen (Unfall, Maisfeld) und dem klugen Drehbuch ist der Film eine positive Überraschung.
- deBohli
- Palmenkicker
- Beiträge: 10928
- Registriert: 15.10.2005, 10:32
- Wohnort: Zofingen, Schweiz
- Kontaktdaten:
Re: Filmtagebuch: deBohli
Statistik 2023
Wie alle Jahre, bietet euch mein Account bei Letterboxd eine spielerische Darstellung des Filmjahres. Hier einige interessante Zahlen, besonders die Kinobesuche haben dank diversen Festivals und Sonderevents stark zugelegt. Allein am Zurich Film Festival (ZFF) sah ich beispielsweise 26 Filme. Ich hoffe, das bleibt 2024 so.
Filme total: 585 (2022: 493, 2021: 468)
Kino inkl. Festivals: 174 (2022: 122, 2021: 71)
Bibliothekausleihen: 46
Stream: 105 (2022: 82, 2021: 120)
Miniserien: 1 (2022: 2, 2021: 4)
«The Beatles: Get Back» auf BD
Serienstaffeln: 0.5 (2022: 1.5, 2021: 0)
«Babylon 5: Season 2» abgeschlossen, danach lag die Serie wieder brach. Tja.
Regie: Agnès Varda (8 Filme), Paolo & Vitorio Taviani + Jean Rollin + Margarethe von Trotta + Jean-Luc Godard + Jörg Buttgereit + François Truffaut + Sam Peckinpah + Jean-Denis Bonan (4 Filme)
Schauspiel: Tilda Swinton + Jean-Pierre Léaud (6 Filme), Sigourney Weaver (5 Filme), Willem Dafoe + Emilia Clarke + Nicolas Cage + Catherine Deville + Hanna Schygulla + Udo Kier und weitere (4 Filme)
Gesamte Dauer: 982 Stunden
Top Ten Kino 2023
1. The Zone Of Interest, Jonathan Glazer
2. Samsara, Lois Patiño
3. Anatomie d’une chute, Justine Triet
4. TÁR, Todd Field
5. La Chimera, Alice Rohrwacher
6. Taylor Swift: The Eras Tour Concert Film, Sam Wrench
7. Fingernails, Christos Nikou
8. Bâtiment 5, Ladj Ly
9. Poor Things, Yorgos Lanthimos
10. All the Beauty and the Bloodshed, Laura Poitras
Die komplette Liste mit 30+1 Filmen bei Letterboxd.
Wie alle Jahre, bietet euch mein Account bei Letterboxd eine spielerische Darstellung des Filmjahres. Hier einige interessante Zahlen, besonders die Kinobesuche haben dank diversen Festivals und Sonderevents stark zugelegt. Allein am Zurich Film Festival (ZFF) sah ich beispielsweise 26 Filme. Ich hoffe, das bleibt 2024 so.
Filme total: 585 (2022: 493, 2021: 468)
Kino inkl. Festivals: 174 (2022: 122, 2021: 71)
Bibliothekausleihen: 46
Stream: 105 (2022: 82, 2021: 120)
Miniserien: 1 (2022: 2, 2021: 4)
«The Beatles: Get Back» auf BD
Serienstaffeln: 0.5 (2022: 1.5, 2021: 0)
«Babylon 5: Season 2» abgeschlossen, danach lag die Serie wieder brach. Tja.
Regie: Agnès Varda (8 Filme), Paolo & Vitorio Taviani + Jean Rollin + Margarethe von Trotta + Jean-Luc Godard + Jörg Buttgereit + François Truffaut + Sam Peckinpah + Jean-Denis Bonan (4 Filme)
Schauspiel: Tilda Swinton + Jean-Pierre Léaud (6 Filme), Sigourney Weaver (5 Filme), Willem Dafoe + Emilia Clarke + Nicolas Cage + Catherine Deville + Hanna Schygulla + Udo Kier und weitere (4 Filme)
Gesamte Dauer: 982 Stunden
Top Ten Kino 2023
1. The Zone Of Interest, Jonathan Glazer
2. Samsara, Lois Patiño
3. Anatomie d’une chute, Justine Triet
4. TÁR, Todd Field
5. La Chimera, Alice Rohrwacher
6. Taylor Swift: The Eras Tour Concert Film, Sam Wrench
7. Fingernails, Christos Nikou
8. Bâtiment 5, Ladj Ly
9. Poor Things, Yorgos Lanthimos
10. All the Beauty and the Bloodshed, Laura Poitras
Die komplette Liste mit 30+1 Filmen bei Letterboxd.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Wow, imposante Anzahl an Filmen. Das geht ja schon fast Richtung zwei pro Tag. Aber du schaust halt auch keine zeitfressenden Serien, da kriegt man schon viel zusammen. Ich finde diese Statistiken immer unheimlich spannend, auch gerade die Gesamtzahl der Stunden, die Mühe mache ich mir natürlich nicht, das herauszufinden. Cool, dass Letterboxd das anbietet (frage mich, auf welchen Angaben diese Zahlen basieren (24 vs 25 fps, Director's Cut etc.)
Zumindest meistgesehene Regisseure und Darsteller werden mir ja auch in ein paar Tagen zugeschickt. Zumindest in Sachen Regisseur wird es aber wohl bei mir Hitchcock, da standen viele Rewatches dank der neuen UHDs an.
Aus deiner Top-Liste habe ich übrigens nur vier Filme gesehen. Nicht alles aus der Liste würde mich auch interessieren, aber vielleicht sind ja ein paar Perlen dabei, die ich nachholen kann im neuen Jahr.
Zumindest meistgesehene Regisseure und Darsteller werden mir ja auch in ein paar Tagen zugeschickt. Zumindest in Sachen Regisseur wird es aber wohl bei mir Hitchcock, da standen viele Rewatches dank der neuen UHDs an.
Aus deiner Top-Liste habe ich übrigens nur vier Filme gesehen. Nicht alles aus der Liste würde mich auch interessieren, aber vielleicht sind ja ein paar Perlen dabei, die ich nachholen kann im neuen Jahr.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Wahrlich beeindruckend. Klar, wenn ich meine 77 Serienstaffeln auf Filmzeit umrechne, dann hätte ich auch andere Zahlen. Fraglich nur, ob ich so viele Filme fände. Spannender finde ich aber die Anzahl an Kino/Festival-Besuchen. Du schaffst das in einem Jahr, was ich in einem ganzen Leben nicht schaffe.
- deBohli
- Palmenkicker
- Beiträge: 10928
- Registriert: 15.10.2005, 10:32
- Wohnort: Zofingen, Schweiz
- Kontaktdaten:
Re: Filmtagebuch: deBohli
Das Kino ist immer noch meine liebste Weise, Filme zu schauen. Total im Erlebnis drin, in der Dunkelheit mit gutem Sound und emotionaler Wucht. Da ich fast immer Programmkinos und keine Multiplex-Tempel besuche, gibt es eigentlich nie Störungen durch das Publikum und die Filmauswahl ist von Vorneherein weg vom Mainstream.
Betreffend der Laufzeit / Stundenzahl rechnet Letterboxd mit der bei Filmen angegebenen Lauflänge (woher diese Info kommt, weiss ich nicht). Unterschiedliche Schnittweisen werden oft nicht separat geführt und die Datenbank verwendet den "normalen" Cut. Die Framezahl spielt keine Rolle.
Betreffend der Laufzeit / Stundenzahl rechnet Letterboxd mit der bei Filmen angegebenen Lauflänge (woher diese Info kommt, weiss ich nicht). Unterschiedliche Schnittweisen werden oft nicht separat geführt und die Datenbank verwendet den "normalen" Cut. Die Framezahl spielt keine Rolle.
- deBohli
- Palmenkicker
- Beiträge: 10928
- Registriert: 15.10.2005, 10:32
- Wohnort: Zofingen, Schweiz
- Kontaktdaten:
Re: Filmtagebuch: deBohli
2024, here we go:
Yannik
Kino / Regie: Quentin Dupieux
Was für ein Theater! Quentin Dupieux lässt in seinem neuen und kurzen Spielfilm «Yannick» ein Kulturabend zum absurden Albtraum werden. Angeführt von Raphael Quenard werden eine Vorführung gekapert, gesellschaftskritische Themen angeschnitten und die Willkür zelebriert.
Das ist weniger surreal als sonst, wirkt am Ende erstaunlich ernst und lässt stellenweise die Lacher vermissen. Trotzdem, unberechenbar ist das Werk, wenn auch die Rolle von Blanche Gardin blass bleibt.
School in The Crosshairs
BD / Regie: Nobuhiko Obayashi
(Japanuary 24-01) Psychisch-telekinetische Kräfte, ein Wesen aus dem All und Faschismus an der Schule: Was als Teenager-Komödie mit allen Stilelementen der Achtzigerjahre beginnt, wird unter der Regie von Nobuhiko Obayashi zu einem überbordenden Vergnügen.
«School in The Crosshairs» ist ein Film voller Lacher, wunderbaren optischen Effekten, Herausforderungen und Science-Fiction-Elementen. It’s a wild thing, aber mit viel Herz.
Haze
BD / Regie: Shinya Tsukamoto
(Japanuary 24-02) Früher hatte ich die Horrorvorstellung, dass sich meine Bettdecke plötzlich in Stein verwandeln und ich mich nicht mehr bewegen könnte. Der Hauptfigur im kurzen Horrortrip «Haze» geht es ähnlich, eingesperrt in einem engen Raum voller Gefahren.
Shinya Tsukamoto liefert in 50 Minuten brutale Momente ab, die mich erschaudern und Erinnerungen an Filme wie «Cube» wachwerden liessen. Hart und dreckig.
Yannik
Kino / Regie: Quentin Dupieux
Was für ein Theater! Quentin Dupieux lässt in seinem neuen und kurzen Spielfilm «Yannick» ein Kulturabend zum absurden Albtraum werden. Angeführt von Raphael Quenard werden eine Vorführung gekapert, gesellschaftskritische Themen angeschnitten und die Willkür zelebriert.
Das ist weniger surreal als sonst, wirkt am Ende erstaunlich ernst und lässt stellenweise die Lacher vermissen. Trotzdem, unberechenbar ist das Werk, wenn auch die Rolle von Blanche Gardin blass bleibt.
School in The Crosshairs
BD / Regie: Nobuhiko Obayashi
(Japanuary 24-01) Psychisch-telekinetische Kräfte, ein Wesen aus dem All und Faschismus an der Schule: Was als Teenager-Komödie mit allen Stilelementen der Achtzigerjahre beginnt, wird unter der Regie von Nobuhiko Obayashi zu einem überbordenden Vergnügen.
«School in The Crosshairs» ist ein Film voller Lacher, wunderbaren optischen Effekten, Herausforderungen und Science-Fiction-Elementen. It’s a wild thing, aber mit viel Herz.
Haze
BD / Regie: Shinya Tsukamoto
(Japanuary 24-02) Früher hatte ich die Horrorvorstellung, dass sich meine Bettdecke plötzlich in Stein verwandeln und ich mich nicht mehr bewegen könnte. Der Hauptfigur im kurzen Horrortrip «Haze» geht es ähnlich, eingesperrt in einem engen Raum voller Gefahren.
Shinya Tsukamoto liefert in 50 Minuten brutale Momente ab, die mich erschaudern und Erinnerungen an Filme wie «Cube» wachwerden liessen. Hart und dreckig.
Re: Filmtagebuch: deBohli
Das ist ja mal ein cooler Traum. Wäre für eine Verfilmung von David Lynch. Oder eine Junji-Ito-Manga-Adaption. Er hat ja schon mal eine ähnliche Kurzgeschichte geschrieben (da bohrten sich Menschen durch Bergwände und hinterließen Silhouetten, die genau der menschlichen Form entsprachen... Platzangst pur).
Haze fand ich auch super.
Haze fand ich auch super.
- deBohli
- Palmenkicker
- Beiträge: 10928
- Registriert: 15.10.2005, 10:32
- Wohnort: Zofingen, Schweiz
- Kontaktdaten:
Re: Filmtagebuch: deBohli
So cool fand ich die Vorstellung nie, eher beängstigend.
Das stimmt, die Geschichte von Ito ist heftig - aber seine Manga bringen mich eh immer zum Schaudern. Was der mit wenigen Seiten und Bildern erreicht ist beeindruckend.
Das stimmt, die Geschichte von Ito ist heftig - aber seine Manga bringen mich eh immer zum Schaudern. Was der mit wenigen Seiten und Bildern erreicht ist beeindruckend.
- deBohli
- Palmenkicker
- Beiträge: 10928
- Registriert: 15.10.2005, 10:32
- Wohnort: Zofingen, Schweiz
- Kontaktdaten:
Re: Filmtagebuch: deBohli
Jeune homme
Stream, AppleTV / Regie: Christoph Schaub
Versuchte Sozialkritik in der Komödie: Mit dem Spielfilm «Jeune Homme» nahm sich Christoph Schaub dem «Unding» eines männlichen Au-pair an. Das ist grundsätzlich eine gute Idee und setzt der sexistisch-patriarchalen Schweiz einen Spiegel vor, stockt in der Ausführung aber ziemlich.
Die Geschichte hantiert mit vielen Klischees und Matthias Schoch bleibt in der Hauptrolle sehr blass. Er dient bloss als Projektionsfläche seiner Mitmenschen, ohne ein Subjekt zu werden. Da löste das Kisha-Poster in seinem Zimmer bei mir eine emotional stärkere Reaktion aus. Noch bitterer: Die Schweiz ist bis heute bei Gleichberechtigung und Geschlechtsfragen nicht weitergekommen.
A Simple Favor
DVD / Regie: Paul Feig
Ja, ich habe mir «A Simple Favour» nur wegen Anna Kendrick angeschaut und das hat sich gelohnt. Sie spielt wunderbar, trägt Outfits mit Katzenmotiven und verzaubert mit ihrem Charme. Dagegen hat es sogar Blake Lively schwer.
Sonst allerdings ist mir der Film von Paul Feig zu glatt, simpel und stereotypisch. Die Witze wollen nicht richtig zünden, die Bilder wirken poliert und das Verbrechen erscheint unlogisch. Mit diesem Regisseur werde ich mich nicht mehr anfreunden.
- deBohli
- Palmenkicker
- Beiträge: 10928
- Registriert: 15.10.2005, 10:32
- Wohnort: Zofingen, Schweiz
- Kontaktdaten:
Re: Filmtagebuch: deBohli
Der vermessene Mensch
DVD / Regie: Lars Kraume
Dieser Film soll bitte als Stein des Anstosses dienen, damit sich die bewegten Bilder oft und ernsthaft mit der kolonialen Vergangenheit Europas (spezifischer Deutschlands und der Schweiz) auseinandersetzen. Das ist nicht nur wichtig, sondern notwendig.
«Der vermessene Mensch» macht den Anfang nicht schlecht, wenn auch die Figuren platt wirken und sich der Film etwas zu formelhaft mit falschem Fokus durch die Geschichte bewegt. Dafür arbeitete Lars Kraume bei der Inszenierung an Originalschauplätzen in Namibia sorgfältig.
Mein Nachbar Totoro
Kino / Regie: Hayao Miyazaki
(Japanuary 24-03) Huch, der Abspann kam aber unerwartet früh und Hayao Miyazaki hat sich bei «Mein Nachbar Totoro» überhaupt nicht um Konventionen in der Struktur geschert. Das macht nichts; die Momente, die man mit den Figuren erleben darf, sind zauberhaft.
Animation, Sounddesign und Ideen vermischen die eigenen Erinnerungen der Kindheit mit der Magie des Erzählens, ein Strudel aus Emotionen und Verwunderung entsteht. Und dann diese süssen Sequenzen, wie das Entdecken des Hauses, das Warten auf den Bus und der Tanz im Garten - perfekt.
The Adventure of Denchu-Kozo
BD / Regie: Shinya Tsukamoto
(Japanuary 24-04) Vampir-Yakuza, eine dystopische Zukunft, Adam und Eva, Metallmutationen am Körper und ein rasant lauter Soundtrack: «The Adventure of Denchu-Kozo» ist eine kreative Punk-Explosion auf analogen Film gebannt, mit atemloser Erzählweise und verrückt vielen Ideen.
Shinya Tsukamoto dreht in den 50 Minuten richtig auf und liefert einen absurden Spass ab, der sich gegen alle Konventionen stellt.
Family
DVD / Regie: Takashi Miike
(Japanuary 24-05) Schrecklicher Soundtrack, DTV-Bildqualität, diverse Misshandlungen von Frauen und eine verworrene Geschichte mit vielen Charakteren: Takashi Miike hat mit seiner Manga-Adaption «Family» nicht viel richtig gemacht.
Wäre nicht die Energie, welche die Kamera transportiert und der spürbar kreative Geist hinter den Kulissen, wäre diese gewaltvolle Yakuza-Geschichte ein totaler Reinfall. Ob der zweite Teil Verbesserungen mit sich bringt, wage ich zu bezweifeln.
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 5 Gäste