Die Auslöschung
Es ist doch immer wieder eine Freude zu sehen, dass es durchaus noch Filmemacher gibt, die sich alt bekannte sensible Stoffe vornehmen und diese auf eine neue interessante Art verpacken können. So ist es auch bei diesem österreichischen Fernsehfilm von Nikolaus Leytner der Fall, dem es in der Tat gelingt, das Thema "Demenz" mal nicht Betroffenheits-heischend, sondern in Form einer differenzierten, feinsinnigen Liebesgeschichte erzählt zu bekommen... ganz groß. Das Drehbuch leistet hier wirklich hervorragende Arbeit und weiß genau, wohin es will und wie es diesen Weg dorthin abwechslungsreich gestalten kann. Sowas sieht man (vor allem im TV-Bereich) sehr selten und daher war man als Zuschauer des öfteren ob des hohen Niveaus angenehm überrascht. Leider jedoch haben sowohl Regina Fritsch als auch Martina Gedeck den ansonsten oft großartigen Brandauer locker und ohne große Mühen an die Wand gespielt, darüber hinaus finde ich, dass der Soundtrack und manchmal auch die Regie leider aus einigen Szenen mehr machen wollten, als wirklich drin steckte. Dadurch scheitert der Film zu oft an seinen eigenen Maßstäben, was ihn für mich nicht berührend genug gemacht hat, um in Erinnerung zu bleiben. Ein wenig irritierend war für mich auch die Tatsache, was für eine seltsam positive Stimmung sich am Ende breit machte, sicher, war das teilweise schon gewollt, aber dann doch etwas viel, zumindest für meinen unbedeutenden Geschmack.
Fazit: "Die Auslöschung" präsentiert sich als ein intelligentes und spannendes TV-Drama, dass so ziemlich alles in den Schatten stellt, was Good Old Germany in den letzten Jahren in dem Bereich abgeliefert hat und versperrt sich dann auf den letzten Metern nur deshalb den Weg, weil wohl alle den Wunsch verspürten, noch eine Schippe mehr drauf zu legen. Weniger ist eben manchmal mehr und selbst der beste Regisseur vergisst das halt das ein oder andere Mal. Prädikat: sehenswert.
Der Kaufhaus Cop
Eines muss man dem Cast vor und hinter der Kamera vom Kaufhaus Cop sicherlich zu gute halten: Regisseur Steve Carr und Hauptdarsteller Kevin James waren durchaus bemüht, ein lustiges Crossover aus King-of-Queens und einer Stirb-langsam-Parodie (sprich: Übermacht gegen Einzelgänger als harmlose Disney-Version) zu basteln und haben sich dabei ein paar schöne Anspielungen einfallen lassen. Vor allem in der ersten Hälfte (vor der Übernahme des Kaufhauses) wird hier wirklich gelungen und witzig die Geschichte eines Losers erzählt, der versucht, innerhalb seiner "Welt" die Kontrolle zu behalten. Die angefangene Liebesgeschichte, Blarts Ausrutscher in der Kneipe, die skurrilen Nebenfiguren, all das ist nett gemacht und unterhaltsam, schön auch, dass nicht alles zwingend auf ein Finale hinarbeitet, einiges scheint nur im Film zu sein, um das heterogene und durchaus auch vielseitige Gesellschaftsbild näher zu bestimmen und mit Konturen zu versehen. Doch ein sympathischer Film ist leider noch lange kein guter! Handwerklich hapert es (vor allem zum Ende hin) das ein oder andere Mal ganz gewaltig, die Figur der Tochter nervt und das Drehbuch hat auch nie eine Ahnung, was es eigentlich mit ihr anfangen will, schubst sie aber dennoch immer wieder irgendwie in die Filmhandlung hinein. Am schlimmsten ist jedoch, dass "Der Kaufhaus Cop" als Komödie überhaupt gar nicht funktionieren will, zu viele Gags verlaufen im Nirgendwo. Die Hauptrolle des Paul Blart ist darüber hinaus für meinen Geschmack zu eindimensional gezeichnet, sein "Losertum" ist eines ohne Abgründe oder Haken, weswegen er auch keine wirkliche Entwicklung durchmacht. Es beginnt und endet im Körperlichen. Das böse Scheitern am Polizeiübungsparkur wird aufgehoben in der Jagd auf die Skateboardgangster.
Fazit: Die Ausgangslage war viel versprechend: Ein richtiger Spoof auf das Testosteron-durchsetzte Action-Genre mit dem Aufhänger einmal "Stirb langsam" – die Mutter aller Modernen Actionfilme – durch den Kakao zu ziehen. Was Kevin James, der übrigens auch am moralisierenden Skript mit schrieb, am Ende abliefert, ist eine lauwarme Komödie, die, aufgrund der Gewinn bringenden Familienorientierung, extrem zahn- und humorlos daherkommt und es nie schafft mehr zu sein, als die Summe ihrer Teile. Am Ende bleiben nur brave Witze über dicke Menschen. Bruce Willis wand sich einst durch Luftschächte, Kevin James bleibt darin stecken. Enttäuschend.
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Zombieland
Quizfrage: Was braucht die Filmwelt nach unzähligen miesen Vertretern eines eigentlich toten Genres nun wirklich nicht mehr? Richtig, Zombiefilme! Bildet "Zombieland" von Regiemann Ruben Fleischer da eventuell eine Ausnahme? Die Antwort lässt sich mit einem "vielleicht" beantworten. Doch ich will vorne anfangen: Der Beginn dieser Parodie im Stile von Edgar Wrights "Shaun of the Dead" lässt einen auf ein echtes Highlight hoffen. Auf sehr stilvolle und wohlüberlegte Art und Weise werden uns die Überlebensregeln des Protagonisten vorgestellt und dabei immer wieder kreativ selbst ins Bild mit eingebunden (ein Running-Gag, der sich durch den gesamten Filmverlauf zieht). Doch schon sehr früh ist dann absehbar, dass dies eben genau das sein wird, an dem "Zombieland" letzten Endes scheitert – An seinen Regeln. Denn Regel Nr. 1 lautet offenbar: "Egal, wie sinnlos die von dir gezeigten Situationen auch sind, denke immer daran, glaubwürdig zu sein!" Soll genauer gesagt bedeuten, dass bei aller Lockerheit der Vernichtung von Zombies zwangsläufig alle Sinne mit von der Partie sind, und dass dementsprechend die Lautstärke der Abschlachtung als Masse anziehen muss. Nur leider kann man als wachsamer Zuschauer die Tatsache nicht ignorieren, dass, auch wenn wir es hier mit einer Action-Parodie zu tun haben, nur ein paar, natürlich super schnell Infizierte unterwegs sind, die dann Jagd auf die Überlebenden machen, von denen es aber seltsamer Weise auch nur eine winzig kleine Masse gibt. Die, die wir jedoch zu Gesicht kriegen, sind allesamt interessant und toll besetzt, Harrelson, Stone und die (unterforderte) Breslin wissen mit ihrem Charisma umzugehen, einzig Eisenberg geht im direkten Vergleich etwas zu sehr unter. Dafür wird uns so ziemlich in der Mitte des Filmes ein genialer Cameo von "Bill-Fucking-Murray" geboten, was für eine sau coole Anspielung auf einen kleinen Lasagne-liebenden Kater und allseits bekannte Geisterjäger sorgt! (Wer den Film kennt weiß, wovon ich spreche.) Zum Ende hin haut man dann nochmal richtig auf die Kacke, wenn in einem bombastischen Actionfinale auf einem Vergnügungspark ohne Ende gesplattert und dies alles mit einem gigantischen Score gepaart wird. Das macht jedoch nicht vergessen, wie langwierig die vorherigen Gruppendynamischen-Konstellationen teilweise gewesen sind, zudem bleiben einem vor allem die tiefgründigeren Momente negativ im Auge, da diese vor dem absurden Background unfreiwillig komisch wirken.
Fazit: Independent-Zombiefilm für die MTV-Generation: Vorhersehbar und klischeebedienend auf der einen Seite, dafür auf der anderen technisch absolut einwandfrei. Ein spaßiges Wechselbad aus nett inszenierter Action, die jedoch leider jegliche Spannung vermissen lässt und nur durch plumpe Schockeffekte kurzzeitig zu erschrecken weiß, wenig bedrohlicher Endzeitstimmung, ein angenehmer Cast – ein wahrer Feel-Good-Streifen, mehr Roadmovie-Komödie denn Zombiefilm. Klar, den Lauf der Geschichte erahnt man schon nach den ersten 10 Minuten, hat der erfahrene Filmfan alles irgendwo schon mal gesehen. Nichtsdestotrotz ein kleiner sympathischer Zombie-Snack für zwischendurch, der – ähnlich wie ein Twinkie – kurzzeitig sättigt, leicht schmeckt und nicht belastet.
Die neunschwänzige Katze
In diesem Giallo führt Dario Argento gekonnt die Linie seines packenden Erstlings (
"Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe") fort und so dürfte es wohl weder verwundern noch unbemerkt bleiben, dass auch die Story nur eine simple Variation des Vorgängers ist. So haben wir dieses Mal als Protagonisten einen Blinden, der Zeuge von Geschehnissen rund um einen Mord wird und versucht zusammen mit einem Journalisten auf eigene Faust den Fall zu lösen, was auch wieder einmal so klingt, als hätte man es schon tausendfach gesehen, ganz so einfach ist es aber natürlich nicht. Die Hauptrollen wurden superb mit Oscarpreisträger und Knollennase Karl Malden und James Franciscus besetzt und beide kann man als einen absoluten Gewinn bezeichnen. Auch dieses mal macht es wieder sehr viel Spaß anzusehen, wie geschickt es Argento gelingt, mit den Erwartungen seines Publikums zu spielen und diese mehrfach bewusst völlig ins Leere laufen lässt. Ein wenig an den großen Plot-Twist der Handschuhe erinnert zum Beispiel die Tatsache, dass der erste Mord nicht zu dem Zeitpunkt stattfindet, wo man ihn eigentlich erwartet. Dario zitiert aber nicht nur sich selber, sondern nimmt (beispielsweise mit der vergifteten Milch - "Verdacht") auch Anleihen beim Meister Alfred Hitchcock höchst persönlich. Leider muss man sagen, dass es ihm zwar gelingt, den Film mit einem echten Knall, einem Paukenschlag, enden zu lassen, dafür jedoch die Auflösung eher schwach geraten ist und auch die Hintergründe fast gänzlich unbeleuchtet bleiben.
Fazit: Erneut ein faszinierender Giallo, der dazu fähig ist, aufgrund seiner zahlreichen Stärken dem Zuschauer langfristig im Gedächtnis zu bleiben, in Summe allerdings einen Ticken schwächer als das vorherige Werk Argentos daher kommt.
