Darfste ja auch ;-)
Public Enemies
John Dillinger lebt ein Robin Hood gleiches Leben eines Gesetzlosen, der die Banken ausräumt und das Geld der kleinen Leute unangetastet lässt. Dadfür fährt er zwar auch mehrfach ein, kann aber immer wieder aus den Gefängnissen fliehen. Seine zunehmende Medienpräsenz und seine immer frecher werdende Art, Banken auszurauben und die Polizei zu düpieren, bringt die amerikanischen Behörden in Zugzwang. Diese erklären Dillinger zum Staatsfeind Nummer Eins und setzen ihren Agenten Melvin Purvis auf ihn an. Dieser geht bei seinem Job zunächst vor allem methodisch und wissenschaftlich, dann zunehmend alles andere als zimperlich vor ...
Dabei springen Gangster wie Babyface Nelson oder Pretty Boy Floyd über die Klinge, von denen man in unseren Breiten so gut wie gar nichts weiß. Und damit sind wir beim ersten Problem des neuen Michael Mann Filmes: Er ist durch und durch amerikanisch und setzt Wissen voraus, das gerade jenseits des großen Teiches hundertprozentig nicht da ist. Und selbst seine Hauptfigur John Dillinger stellt Mann dem Publikum nicht vor. Alle Figuren definieren sich hier nur über ihre Handlungen, was über weite Strecken gar nicht funktioniert, da sie ab und an teils vollkommen unnachvollziehbar agieren oder austicken. Vor allem der Charakter des Babyface Nelson sei hier hervorgehoben ...
Des Weiteren schafft es Mann diesmal nicht, einen wirklich durchgängigen Spannungsbogen zu installieren, was vor allem an den schwach gezeichneten Figuren liegt, die einem vollkommen fremd bleiben und einen nicht in den Film hineinfinden lassen. Erstaunlicherweise erweist sich ein Großteil des Castes trotz dieses Umstandes als sehr spielfreudig, wobei vor allem Johnny Depp absolut positiv herausragt. Sein Widerpart Christian Bale dagegen agiert, als habe er die John Connor Routine aus dem letzten Terminatorflop nicht abschütteln können und schlafwandelt mit eingeforener Gesichtsmaske durch den Film.
Aufgrunddessen will auch das Duell Dillinger vs. Purvis niemals zünden, weshalb die unter den Bildern flirrende Spannung, die Manns Meisterwerk Heat einst erzeugen konnte, in Public Enemies niemals aufkommen will. Dabei sind ansonsten die Nähen zu Heat eklatant. Zwei Figuren. Einer ein Verbrecher, einer ein Cop – doch in ihren Methoden unterscheiden sie sich überhaupt nicht und sind einander näher, als sie es wahr haben wollen. Die Nähe zu Heat unterstreicht zudem die ebenfalls einmalige direkte Begegnung der beiden Kontrahenten. Die daraus resultierende Szene ist dann allerdings eine der schwächsten im ganzen Film. Denn hier begegnen sich keine zwei Figuren auf Augenhöhe. Nein, hier begegnen sich ein clownesker Bankräuber und ein roboterhaft agierender Staatsbeamter. Das Ergebnis ist eher grotesk denn spannend. Kurzum: Mann versagt diesmal komplett auf der storytechnischen und charakterlichen Ebene. Oder, um es prägnanter auszudrücken: Sein Film ist verdammt kalt.
Dennoch ist der Film nicht misslungen. Das liegt zum einen an dem tollen Cast, der bis in die Nebenrollen grandios hochwertig besetzt ist und an Manns unmittelbarer, absolut genialer Optik. Mit einer nervösen Handkamera kriecht er förmlich in seine Figuren hinein und schleudert den Zuschauer mitten hinein ins Geschehen. Der wird von der daraus resultierenden Wucht förmlich erdrückt und staunt darüber, wie realistisch Mann die 30er Jahre auferstehen lässt. Man hat förmlich das Gefühl, die Epoche zu riechen, zu schmecken und zu spüren und Mann verzichtet darauf, seine Bilder irgendwie mit Glamour zu versehen. Kein Weichzeichner, kein Farbfilter, nichts verstellt seine Sicht auf diese Zeit. Stattdessen gibt es genial tiefenscharfe, hochrealistische, in den Nachtszenen rauschende Digitalkamerabilder, bei denen Mann erneut beweist, dass er bisher der einzige Regisseur ist, der diese Technik für sich gewinnbringend einsetzen kann.
Der zweite große Pluspunkt ist die für Mann typische, wuchtig brachial inszenierte Action, die sich vor allem in ungeheuer präzisen und brachial lauten Shoot Outs entlädt, wobei hier kein Stein auf dem anderen bleibt, Holzhütten zerlegt und Wälder gerodet werden. Auch das gebotene Quäntchen Härte findet man in dem erstaunlicherweise ab 12 freigegebem Gangsterfilm.
Im Großen und Ganzen ist Public Enemies aber einer der schwächsten Mannfilme. Es fehlt an greifbaren Charakteren, die nachvollziehbar handeln. Auch die eigentliche Zeit, in der der Streifen spielt, wird abgesehen von der genialen Ausstattung nicht einmal ansatzweise beschrieben - die damalige Wirtschaftskrise spielt beispielsweise keinerlei Rolle. Das vermutlich angestrebte, aber niemals packende Duell Dillinger / Purvis verkommt irgendwann zur bloßen Behauptung und Christian Bale entpuppt sich – auch dank des undankbaren Drehbuchs – als unwürdiger Gegner für den grandios aufspielenden Johnny Depp. Dafür punktet der Film mit großartigen Shoot Outs, einer atemberaubenden Optik, starken Nebendarstellern und einem hervorragenden Soundtrack. Leider wird man aber nie das Gefühl los, dass Mann diesmal einfach nie zum Kern der Sache vordringt und seine Hommage an das Gangsterkino vor allem eines macht: Potential verschleudern ...
Der JA-Sager
Tja, das war dann also das Remake vom Dummschwätzer. Das war erstaunlich solide (auch wenn man den Jim eigentlich net mehr in solchen Rollen sehen will) und durchweg unterhaltsam, wenn auch nicht wirklich durchgängig mit Brüllern versehen. Ganz im Gegenteil. Echte Brachialgags blieben vollständig aus, stattdessen gab es den einen oder anderen recht ernsten Moment und die Storyidee, einfach mal mehr Ja zu sagen, hatte auch irgendwas und sorgt beim Zuschauer für nachdenkliche Momente. Was in einer solch sympathischen Komödie aber ein "Ich nehm meine Zähne raus und blas dir einen" Fellatiogag mit einer Rentnerin zu suchen hat, muss mir mal irgendwann irgendwer erklären. Die Szene ist ein riesiger Fremdköper im Film und passt zu keiner Sekunde zum angeschlagenen Grundton ... seltsam ...
In diesem Sinne:
freeman